Im ersten Semester hat mir mein Linguistikprofessor erklärt, wie präzise die deutsche Sprache funktioniert. Er stellte dar, dass es im Deutschen keine zwei Begriffe gibt, die komplett austauschbar sind – bis auf spezielle Fachbegriffe zum Beispiel in der Medizin. So bezeichnen beispielsweise „Pferd“, „Ross“ und „Gaul“ zwar dasselbe Tier, jedoch transportieren sie unterschiedliche Konnotationen und haben demnach unterschiedliche Bedeutungen, die unterschiedlich verwendet werden.
Sprachen variieren in ihrer Präzision. So gibt es im Deutschen einen Unterschied zwischen kennen und wissen (englisch to know), im Englischen hingegen gibt es einen Unterschied zwischen monkey und ape (deutsch Affe). Insgesamt ist Deutsch aber eine Sprache mit einer extrem hohen Präzision, auch dank ihrer Fähigkeit Komposita zu bilden. Schade, dass man in Präsentationen trotzdem oft genug über vage Oberbegriffe stolpert. Dauerbrenner ist zum Beispiel das Wort „Ding“. Neulich begegnete mir: „Mit XY können Sie Dinge erledigen, ohne Kompromisse einzugehen.“ Das ist schön, aber wenn ich nicht weiß, um welche Dinge es geht, fühle ich mich nicht angesprochen.
Werden Sie konkret – Seien Sie präzise!
Wolf Schneider bringt in seinem Buch Deutsch für junge Profis das Problem fehlender sprachlicher Präzision auf den Punkt:
Am törichsten aber verhält sich der Schreiber, wenn er alles Lesevergnügen provokant zerstört, indem er eine Erwartung erst abstrakt weckt und sie dann nicht konkret befriedigt.
Wenn ich weiß, welche Dinge ich meine, wenn ich „Dinge“ sage, sollte ich sie auch benennen. Wenn ich es nicht weiß, woher soll es dann mein Zuhörer oder Kunde wissen?
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