Das Faszinierende an großer Kunst ist, dass sie meist dann am größten ist, wenn sie mühelos aussieht. Wie eine Balletttänzerin, die über die Bühne schwebt. Oder ein Konzertpianist, der die schwierigsten Passagen einfach aus dem Kopf spielt. Oder ein Satz in einem Roman, der so simpel wie genial ist.
Die Wahrheit ist, dass nichts davon mühelos ist. Selbst die größten Talente müssen hart daran arbeiten, großartige Werke zu schaffen. Der französische Schriftsteller Gustave Flaubert beispielsweise ist bekannt für den Perfektionismus, zu dem er sich selbst verdonnerte. Manchmal hat er Wochen für eine einzige Seite gebraucht und seine Texte immer und immer wieder verändert und verbessert, verworfen und neu geschrieben.
Im Alltag geht es natürlich nicht immer darum, ein Kunstwerk zu schaffen. Trotzdem gibt es einiges, das man sich von den ganz Großen für seine eigene Arbeitsweise abschauen kann – zum Beispiel bei der Vorbereitung der nächsten Präsentation.
1. Von anderen zu lernen, macht uns besser
Sich von anderen etwas abzusehen ist kein Eingeständnis, dass man es alleine nicht schafft. Im Gegenteil, es ist ein extrem kreativer Lernprozess. Indem man beobachtet, wie andere etwas machen, erweitert man seinen Horizont für neue Ideen und Ansätze, die man dann auf die eigene Situation übertragen kann. So hat es auch Picasso gemacht. Wer das Picasso-Museum in Barcelona besucht, sieht zu Anfang der Ausstellung erst einmal Skizzen über Skizzen mit den verschiedensten Stilrichtungen aus seinen jungen Jahren. Picasso hat also nicht von Anfang an “Picassos” gemalt. Durch das Imitieren von anderen Künstlern lernte er von den Besten und entwickelte seinen eigenen Stil.
2. Es muss nicht auf Anhieb perfekt sein
Oder anders gesagt: Ausprobieren gibt uns die Freiheit, das beste Ergebnis zu erzielen. Mit einer “So habe ich das doch schon immer gemacht”-Einstellung bekommt man bestenfalls ein 0815-Ergebnis. Wer hingegen ausprobiert und auch mal damit scheitert, kommt dadurch auf ganz neue Lösungen. Selbst ein Meister seiner Zeit wie Paul Peter Rubens malte nicht einfach drauflos. Er benutzte Skizzen, um erst einmal im Kleinen auszuprobieren, wie etwas im Großen wirken oder funktionieren könnte. Das zeigt zum Beispiel das Ölbild “Heinrich IV. in der Schlacht bei Ivry” im Rubenshaus in Antwerpen. Es wurde nie fertiggestellt, deshalb sieht man, dass Rubens erst einmal vormalte, was er später mit Öl ausführte und wie er mit den Motiven experimentierte. So hat ein Soldat noch drei Arme und zwei Waffen, weil Rubens noch nicht entschieden hatte, was am besten wirkte.
3. Man muss nicht alles selbst machen
Manchmal erzielt man das beste Ergebnis, wenn man delegiert oder sich Hilfe von anderen holt, anstatt alles selbst zu machen. Entweder, weil man es zeitlich nicht schafft oder weil es jemand anderes einfach besser kann. Aufgrund der hohen Nachfrage nach seinen Werken überließ Rubens die Ausführung seiner Skizzen oft seinen Lehrlingen. Er übernahm dann am Schluss nur noch den Feinschliff. Diese Arbeitsweise hatte er sich von Renaissancekünstlern wie Raffael oder Michelangelo abgeschaut. Für wichtige Aufträge arbeitete Rubens außerdem mit Kollegen zusammen, die auf einem bestimmten Gebiet einfach besser waren als er. Bei dem gerade genannten Gemälde zum Beispiel arbeitete er mit einem Spezialisten für Schlachtengemälde zusammen, der für ihn das Schlachtgetümmel im Hintergrund des Bildes malte.
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