Neulich auf einer Party. Als sie erfuhr, dass ich Unternehmen berate, überzeugend zu präsentieren, klagte sie mir ihr Leid: „Ich habe mich für einen wichtigen Vortrag im nächsten Jahr gemeldet. Aber ich habe überhaupt gar keine Ahnung von PowerPoint.“
„Wie schön,“ sagte ich. „Das ist eine sehr gute Voraussetzung für einen tollen Vortrag.“ Sie dachte offensichtlich, ich meine das ironisch. Tat ich nicht.
Ich erklärte ihr, dass das vergleichbar sei mit jemandem, der ein Buch schreiben möchte, aber keine Ahnung von Word hat. Würde das Buch auch nur ein Quentchen spannender durch Word? Natürlich nicht.
Hilft Word dabei, Kapitel kenntlich zu machen, weil ich manches fett schreiben kann? Klar. Ist es nützlich, Seitenzahlen und ein automatisches Inhaltsverzeichnis zu haben? Natürlich. Kann ich ein spannendes Buch ohne Word schreiben? Sehr gut sogar.
Bei PowerPoint ist es ebenso. Es mag viele Situationen geben, in denen es nützlich ist. Notwendig ist es nie. Im Gegenteil.
PowerPoint hemmt sogar viele Menschen, die es nicht gewöhnt sind, Folien zu gestalten und als Unterstützung für Ihren Vortrag zu nutzen. Wenn sich diese Menschen an den PowerPoint-Vorträgen orientieren, die sie kennen (meist die von der üblen Sorte), schreiben auch sie viel Text auf die Folien – die vermeintlich „wichtigen“ Punkte.
Und dann? Steht es einmal drauf, wird es zum Fahrplan der Präsentation. Dann stehen sie vor Publikum und müssen sich an diesen Fahrplan halten. Punkt für Punkt. Das versteift.
Dabei sind diese Menschen eigentlich ganz lockere Typen. Sobald eine Nachfrage kommt, auf die sie frei antworten müssen, wird der Vortrag lebhaft. Sie erzählen Anekdoten, erklären mit Händen und Füßen, lächeln … Und nach der Zwischenfrage? Geht es unbeholfen weiter mit dem Bullet-Point-Fahrplan.
Es gibt viele Situationen, in denen eine Folie hilfreich ist. Bilder, für die ich viele Worte bräuchte, um sie zu beschreiben. Emotionen, die ich manchmal mit einem Bild schneller auslösen kann als mit einer Geschichte. Oder komplexe Zusammenhänge, die durch eine Animation viel leichter zu erfassen sind als mit Worten.
Aber deswegen muss ich mich nicht durch PowerPoint hemmen lassen, wo es nicht nötig ist. Und schade wäre es, wenn man sich in der Vorbereitung hemmen lässt, einen interessanten roten Faden zu spinnen, nur weil man glaubt, dass man den Vortrag als typische PowerPoint-Präsentation gestalten muss. Muss man nicht.
Wer keine Ahnung von PowerPoint hat, sollte das zu seinem Vorteil nutzen. Der Blick ist dann nicht eingeschränkt auf das, was in PowerPoint „üblich“ oder „machbar“ ist, sondern er darf frei wandern.