Zur Eröffnung der Berlinale beklagte sich Hanns-Georg Rodek über die Respektlosigkeit gegenüber aufwändigen Filmen. Er forderte in der Welt:
Auf die Berlinale zu gehen, ist auch ein Zeichen des Respekts. Wahrscheinlich sind wir uns gar nicht mehr bewusst, wie respektlos wir inzwischen mit Filmen umgehen. Wir sehen Nolans „Interstellar“ auf dem Smartphone oder iPad an und beschweren uns über diese schwarzen Bilder mit den paar hellen Punkten. Wir starten Malicks „Tree of Life“ auf dem Heimbildschirm und fangen nach zehn Minuten an zu telefonieren, weil wir nur Naturaufnahmen sehen. Dies ist extrem despektierlich. Der eine malt mit allem Mitteln der Kunst galaktische Welten, der andere erklärt im Schnellkurs die Entstehung menschlichen Lebens. Beides großartig, beides die Frucht monatelanger Arbeit. Und wir wischen das einfach weg in unserer Bequemlichkeit und Unaufmerksamkeit.
[…]
Es gibt [Filme], die haben das Recht, von uns Respekt zu verlangen. Zwei Stunden unserer Zeit, quality time, im Jargon der Elternberatungsexperten, ungeteilt mit Facebook und Mails des Chefs, und in einer Bildgröße, die wenigstens die Chance eröffnet, mitzubekommen, wie viel Mühe sich Dutzende von Menschen monatelang gegeben haben, uns einen künstlerischen Genuss zu verschaffen.
Es ist völlig irrelevant, wie viel Mühe sich jemand – oder gar Dutzende von Menschen – mit einem Film gemacht haben. Entscheidend ist nur das Ergebnis. Als Publikum muss ich mich nicht für den Aufwand interessieren. Ich darf. Das ist ein großer Unterschied.