Als Jacek Utko seiner Großmutter erzählte, dass er Designer für Tageszeitungen sei, antwortete die: „Wie bitte? Da gibt es nichts zu designen. Das sind bloß langweilige Buchstaben!“ Und irgendwie fand Utko, hatte seine Großmutter recht. Bis zu dem Tag, an dem er eine Vorstellung des Cirque du Soleil besuchte. Fasziniert von der Perfektion, mit der diese Artisten ihre Aufführungen zu atemberaubenden Höchstleistungen entwickelt hatten, nahm er sich vor, dasselbe für seinen Job zu versuchen – und hatte Erfolg.
Innerhalb kürzester Zeit krempelte er mehrere Zeitungen seines Verlags völlig um und erhielt die höchsten Auszeichnungen, die es für Zeitungsdesign zu vergeben gibt (world’s best designed newspaper). Und was er über diesen Prozess in seinem Vortrag auf der diesjährigen TED-Konferenz erzählt hat, ist eine tolle Anregung für jeden Job:
Einige wichtige Aussagen dieses 6-minütigen Vortrags möchte ich kurz zusammenfassen und zeigen, wie seine Worte Ihnen dabei helfen, bessere Präsentationen zu gestalten:
„Das Geheimnis bestand darin, dass wir die Zeitung als ein Gesamtwerk angesehen haben, als eine Komposition, ganz wie in der Musik; und Musik hat Rhythmus, hat Aufs und Abs. Und bei uns ist der Designer verantwortlich für diese Wirkung.“
Was Utko für seine Zeitungen wirkungsvoll umgesetzt hat, gilt genauso für Präsentationen: nicht einzelne Fakten oder einzelne Folien machen eine Präsentation aufregend, sondern ein Spannungsbogen, der Aufs und Abs hat, der die Einzelheiten zu einem sinnvollen Ganzen verbindet. Das gilt für Musik genauso wie für gute Filme, Romane, Zeitungen, und eben auch für Präsentationen.
Es ging nicht darum, bloß das Aussehen zu verbessern. Es ging darum, das ganze Produkt auf ein höheres Niveau zu heben. […] Zuerst fragten wir: „Warum tun wir das? Was ist das Ziel?“ Danach haben wir den Inhalt entsprechend angepasst. Und erst danach […] haben wir mit dem Design begonnen.
Eine Regel, die häufig vergessen (oder ignoriert?) wird. Sinnvoll gestalten kann ich etwas erst dann, wenn ich weiß, was ich da überhaupt gestalten möchte, insbesondere was ich wem damit sagen möchte und was ich letztlich damit erreichen möchte. Foliendesign steht am Ende, nicht am Anfang der Vortragsvorbereitung. Wer sich zu früh Gedanken über Schriftgrößen, Farben etc. macht, der verschwendet wertvolle Zeit und fällt möglicherweise verfrüht Entscheidungen, die seinem eigentlichen Ziel später im Wege stehen.
Vielleicht lebst du in einem kleinen, armen Land, so wie ich. Vielleicht arbeitest du für ein kleines Unternehmen in einer langweiligen Branche. Vielleicht hast du kein Budget und keine Leute. Aber dennoch kannst du deine Arbeit auf das höchste Niveau bringen. Jeder kann das! Das einzige, was du brauchst, sind Inspiration, Visionen und Zielstrebigkeit. Und denk’ daran: es reicht nicht, nur gut zu sein.
Utkos wichtigste Lektion hat nichts mit Design zu tun: Was immer du tust, du hast die Möglichkeit, dein bestes zu geben! Und wenn du es tust, kannst du viel mehr erreichen als du selbst für möglich gehalten hättest. Wer immer nur versucht, seinen Job vorschriftsmäßig zu erledigen und die Erwartungen anderer zu erfüllen, der liefert nicht notwendigerweise schlechte Arbeit ab. Aber wer versucht, Erwartungen zu übertreffen, und zwar nicht nur die der anderen, sondern insbesondere die eigenen, der hat die Möglichkeit, Außergewöhnliches zu erreichen – so wie Utko.
Design kann vieles verändern: nicht nur dein Produkt oder deinen Arbeitsfluss. Letztlich kann es dein Unternehmen komplett verändern, es auf den Kopf stellen. Es kann sogar dich selbst verändern!