Unser Gefrierschrank ist kaputt. „Kein Problem“, denke ich und surfe die Webseiten von Bosch und Co. an, um mich dort zu informieren. Ich hätte nicht weiter daneben liegen können, denn die Hersteller wollen offenbar nicht verkaufen.
Klicke ich auf die Webseite, werden mir alle Gefrierschränke angeboten und zwar in einer langen Liste von Modellnummern, aus der beim besten Willen nicht herauszulesen ist, was den einen vom anderen Gefrierschrank unterscheidet: GSV81E30 oder GSV30X30 oder lieber doch GSV26V23? Keine weiteren Informationen, ich muss jeden anklicken.
Ich fühle mich wie diese bedauernswerte Frau, die in einem Supermarkt irgendwie versucht, Ordnung in dem übermäßigen Angebot zu finden, um die Artikel zu entdecken, die sie tatsächlich braucht.
Wenn es zu viel Auswahl gibt, braucht man Orientierungshilfen, um sich zurecht zu finden. Nicht nur auf der Webseite von Bosch, auch wenn ich in Supermärkten einkaufen gehe, kann ich mich oft sehr gut in diese ältere Frau hineinversetzen, die im riesigen Angebot gleichartiger Artikel den Überblick verliert. Im besten Fall findet sie irgendwann, was sie sucht, im schlimmsten Fall ist sie frustiert und kauft woanders.
Wer es nicht dem Zufall überlassen möchte, dass seine Kunden finden, was sie suchen, der sollte etwas dagegen tun und Orientierung bieten. Tun die Supermärkte ja auch und setzen z.B. Hinweisschilder ein, um wichtige Angebote zu kennzeichnen. Doch nicht selten schießen sie damit über das Ziel hinaus:
Natürlich hilft es genau so wenig, alles irgendwie zu kennzeichnen. Im Gegenteil: damit macht man es nur noch schlimmer. Was in einem Warenregal fehlt, in dem ohnehin all die unterschiedlichen Produkte um Aufmerksamkeit buhlen, ist Ruhe, nicht weiteres Geschrei von allen Seiten.
Wer seinen Kunden echte Orientierung bieten möchte, der wird sich wohl dazu durchringen müssen, Prioritäten zu setzen und die wirklich interessanten Angebote von nicht ganz so guten unterscheidbar zu machen.
Hat man das einmal geschafft, dann erkennt man auch viel leichter, wie man die Aufmerksamkeit auf diese Prioritäten lenken kann, z.B. durch räumliche Anordnung, gezielte Dekoration oder auch ausgefallenere Methoden, etwa eine besondere Beleuchung. Das entscheidende Schlagwort ist hier: Kontrast. Mit deutlichem Kontrast müssen sich die wichtigen Dinge von den unwichtigen abheben.
Das gilt natürlich auch für Ihre Ideen. Es ist nicht die Aufgabe Ihrer Zuhörer, in Ihren Ideen Orientierung zu finden. Wenn Sie etwas bewegen möchten, und Ihre Botschaft in die Köpfe bringen möchten, dann müssen Sie Ihrem Publikum auch die Chance geben, sich zu orientieren und das zu erkennen, was hängen bleiben soll. Andernfalls bleibt eben nur zufällig irgendetwas hängen, vielleicht auch gar nichts oder – im schlimmsten Fall – das Falsche. Ihr Publikum „kauft“ dann eben die Ideen woanders.
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