Als Maxime für Ihre Präsentation taugt der Satz nicht, weil er in die Irre führt.
Es ist der Leitsatz des TV und weiter Teile des Internets. Schau hierhin. Nein, nicht wegschalten, gleich kommt etwas spannendes. Bleib doch noch, sonst verpasst du das hier. Ach komm, nur noch ein Clip. Schau hierhin. BLEIB HIER!
Das ist dann vielleicht nicht langweilig, aber trotzdem Zeitverschwendung. Gegen Langeweile helfen Sensationen und Wow-Effekte. Geschwindigkeit, Witze und Show. Prezi, Animationen und Sound-Effekte. Gegen Zeitverschwendung nicht.
Das Publikum nicht zu langweilen, ist als Ziel unambitioniert. Wenn Sie einen guten Vortrag halten, dann folgt daraus, dass er nicht langweilig ist, nicht umgekehrt.
ProSiebenSat1 reicht’s. Sie haben genug von Werbeverweigerern, die mit Programmen à la AdBlocker Werbung auf Webseiten unterbinden. Schon bald darf man auf den Webseiten von Pro7, SAT1 und Co. Videos nicht mehr im Vollbild ansehen, wenn man einen solchen Werbeblocker einsetzt.
Warum? »Werbeverweigerung bedroht […] auf lange Sicht den Content und viele Arbeitsplätze. Das müssen wir den Nutzern bewusst machen.« sagte Thomas Port, Digitalgeschäftsführer der zuständigen Konzerntochtet Seven-One-Media letzte Woche in einem Interview mit dem Fachblatt HORIZONT. Außerdem ergäben die monatlichen Meinungsumfragen, dass die Werbung erträglich sei.
Das Problem? Für die Werbeverweigerer ist sie offenbar nicht erträglich. Da können die Umfragen noch so sehr das Gegenteil zeigen. Es zählt, was die Zuschauer tun, nicht das, was sie sagen.
Es ist das gute Recht von Seven-One-Media, die Verweigerer für ihre »Taten« zu »sanktionieren«. Erträglicher wird die Werbung aber nicht dadurch, dass man Menschen, die sie unerträglich finden, dazu zwingt, sie zu ertragen. Deshalb schützen diese Maßnahmen auf Dauer auch keine Arbeitsplätze. Und das ist gut so, denn Arbeitsplätze, die ihre Grundlage darin haben, andere Menschen zu nerven, sind nicht schützenswert.
Dass es einen anderen Weg gibt, zeigt – übrigens schon seit Jahren – die TED-Organisation. Auch TED finanziert seine Webseite durch Werbeeinnahmen. Allerdings mit einem Unterschied: Die Werbung wird nach einem Video gezeigt. Deshalb muss die Werbung so interessant sein, dass die Zuschauer sie freiwillig schauen. Sonst schalten sie ab. Wenn sie die Werbung langweilig finden, ist sie langweilig. Ende der Diskussion.
Auch Sie haben kein Mitleid verdient, wenn Ihre Präsentation langweilig ist. Niemand wird für Sie das Publikum auf die Stühle im Vortragssaal fesseln. Und auch das ist gut so. Denn es ist das gute Recht des Publikums, bei einem langweiligen Vortrag mit dem Smartphone zu surfen oder den Raum zu verlassen.
Wenn Sie möchten, dass man Ihnen zuhört, dann halten Sie einen spannenden Vortrag.
Nach der Tagesschau habe ich mir auch noch einmal die beiden anderen großen Nachrichtensendungen, ZDF heute und RTL aktuell, angesehen. Die visuelle Aufbereitung der Nachrichten ist ganz ähnlich wie bei der Tagesschau: viele Bilder, wenig (geschriebener) Text.
Genau auf die Texte möchte ich hier aber noch einmal die Aufmerksamkeit lenken. Bei beiden Sendungen erkennt man nämlich sehr schön, was damit gemeint sein könnte, nur die wirklich wichtigen Punkte auf die „Folie“ zu schreiben. In den Sendungen vom 20. November 2008 enthält der Aufmacherbeitrag von ZDF heute genau vier Stichpunkte, bei RTL aktuell sind es genau fünf (abgesehen von Orts- und Namensangaben). Alle weiteren Informationen werden mündlich gegeben – und eben nicht nach der langweiligen 1-7-7-Regel auf die Folien geschrieben.
Bei der RTL-Sendung kann man übrigens auch sehr gut sehen, wie man ein Corporate-Design umsetzen kann, ohne dass das Bild in ein viel zu enges Korsett aus Logo, Überschrift, Datum, Name des Vortragenden etc. gepresst wird. Durch konsistente Farb- und Schriftwahl und konsequente Verwendung des gleichen Designs für gleiche Elemente erkennt man auf den ersten Blick, dass es sich um einen Beitrag aus RTL aktuell handelt.
Der Stil des ZDF ist ein bisschen effekthaschericher und vielleicht schon etwas zu verspielt, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.
Eine der häufigsten Ausreden: „Mein Thema ist so trocken, das sind im Wesentlichen Fakten, Bilder gibt es da kaum, außerdem wirken zu viele Bilder unseriös. Ich muss also textlastige Bullet-Points verwenden.“
Aber wie machen das eigentlich die Nachrichten? Deren Aufgabe ist es doch auch, Informationen (die Ereignisse des Tages) seriös und zugleich verständlich und kompakt zu präsentieren. Der Vergleich von Nachrichtensendungen mit Präsenationen liegt durchaus nahe, gibt es doch in beiden Fällen einen Sprecher, der vor einer Projektionsfläche vorträgt. Nehmen wir als Beispiel die 20-Uhr-Ausgabe von gestern abend.
Die Tagesschau verwendet für jedes Thema eine Folie, die aus einem Bild und einer Überschrift besteht. Letztere ist eine äußerst knappe Zusammenfassung des besprochenen Themas und reicht gerade aus, um die Ausführungen der Sprecherin in den richtigen Kontext zu setzen. Das ist übrigens nicht weit weg von Seth Godins Forderung nach maximal sechs Wörtern pro Folie.
Ergänzende Informationen werden durch Filmeinspielungen geliefert, die das Thema visuell aufgreifen, hier z.B. durch einen Kuhstall sowie Bilder vom Gipfel der EU-Agrarminister und Einspielungen von Interviews. Abgesehen von der Überschrift und Namens- und Ortsangaben findet sich während der gesamten Sendung fast kein Text auf den Folien.
Lediglich eine einzige Bullet-Point-Folie schleicht sich ein, die jedoch wirklich nur ganz ausgewählte Fakten enthält. Wie immer in den Nachrichten werden die Aufzählungspunkte passend zum gesprochenen Text nacheinander eingeblendet, so dass die Aufmerksamkeit auf jeweils einen Punkt gelenkt wird. Das ist ein sinnvoller Einsatz von Bullet-Points: sparsam dosiert und als Zusammenfassung weniger wichtiger Eckpunkte.
Offenbar taugt die Tagesschau nicht so recht als Ausrede, um informationslastige Vorträge als reines Ablesen von Aufzählungspunkten zu gestalten. Im Gegenteil sollte man sich vielleicht noch einmal genauer ansehen wie hier, aber auch in anderen TV-Sendungen, Informationen verpackt und präsentiert werden. Dümmer wird man dadurch ja auch nicht.
ch bin mal wieder über einen dieser PowerPoint-Ratgeber gestolpert. Da steht z.B.: Jede Folie braucht eine Überschrift, damit die Zuhörer besser folgen können. Hm. Ich frage mich allerdings, wie es möglich ist, dass man der Handlung einer Geschichte z.B. in einem Film folgen kann, ohne dass ständig eine Überschrift eingeblendet wird? Etwa so:
Ferner lerne ich in dem Ratgeber, dass ich Schlüsselbegriffe hervorheben soll, aber bitte nicht mehr als 5 Schlüsselwörter pro Folie. Außerdem sei Schriftgröße 20-24pt optimal; so erhalte man durchschnittlich 5-7 Zeilen pro Folie. Gut, mache ich:
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p style=”text-align: left;”>Und schon bin ich wieder gefangen in Textfolien. Jede Spannung und jeder emotionale Zugang wird durch diese Folien gleich im Keim erstickt. Man spürt die Langeweile regelrecht. Können Sie sich vorstellen, einen Film, der auf diese Weise Ihr Verständnis „unterstützt,“ 90 Minuten lang anzuschauen?
Einem guten Film können Sie folgen, weil er einen roten Faden hat. Sie können sich an die Schlüsselszenen erinnern, weil Sie gespannt waren, zu erfahren, was passiert. Diese Spannung erzeugen Sie nicht, indem Sie Ihre Folien nach diesen Ratgeber-Empfehlungen gestalten, sondern indem Sie einen roten Faden legen. Na klar, wer zuvor völliges Chaos produziert, dem mögen diese Empfehlungen helfen, ein bisschen Ordnung in seine Präsentation zu bekommen. Wer aber sein Thema beherrscht, der sollte sich besseres vornehmen.
Dass ich Geschichte in der Schule richtig langweilig fand, lag wohl auch an unserem Lehrer, der uns meist lieber Telekolleg-Sendungen zeigte, als eine ordentliche Stunde vorzubereiten. Dass man geschichtliche Zusammenhänge aber auch so aufbereiten kann, dass es wirklich Spaß macht zuzusehen, zeigt Axel Rudolph mit seiner Diplomarbeit, in der er die Ursachen für den Nahostkonflikt erklärt. Sehr gut gemacht (5 min):
Den besonderen Reiz des Videos machen natürlich die Animationen und Übergänge aus, aber auch aus der Bildersprache kann man einiges für die eigene Präsentation lernen.
Sehr überzeugend ist z.B. die konsequente Anwendung des Design-Prinzips Wiederholung. Eingeführt werden die Symbole für die Israeliten (Davidstern) und die Araber (Mondsichel mit Stern) bei der Rückblende ins Jahr 135 n. Chr. Gleichzeitig werden den beiden Bevölkerungsgruppen die Farben blau (Israeliten) und grün (Araber) zugeordnet. Diese beiden Erkennungszeichen werden durchgängig im gesamten Video verwendet, wenn auf die Bevölkerungsgruppen Bezug genommen wird. Andere Beteiligte werden mit schwarzer Farbe bezeichnet.
Sehr wirkungsvoll ist auch, wie immer wieder vom Einzelnen auf das Große geschlossen wird, z.B. wenn sich Zahlen aus Menschensymbolen zusammensetzen oder das Ausmaß der Selbstmordattentate durch explodierente Punkte veranschaulicht wird, die schließlich im Teufelskreis aus Attentat und Vergeltung aufgehen. Das ist erheblich wirkungsvoller, als einfach die Zahl der Opfer oder die Zahl der Anschläge zu nennen.
Letzlich ist aber vielleicht die größte Stärke des Videos, dass es Geschichte zu einer Geschichte macht. Es ist nicht bloß eine Aneinanderreihung von Fakten, sondern es verknüpft die Fakten durch geschickte Übergänge und durch konsequente Verwendung von Symbolik. Auch das ist letztlich Präsentieren auf einer Pobacke.
Links zu dem Thema: Sehenswerte Sprint-Werbung, die auch von einer animierten Story lebt Animiertes Informationsvideo zu Trusted Computing Blog von Axel Rudolph