Sie biegen sich das nur zurecht

Wer sucht, der findet gute Gründe für eine Entscheidung. Aber die Grundlage für die Entscheidung sind diese Gründe deshalb noch lange nicht.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, im Kino eine große Tüte Popcorn zu essen und einen ganzen Liter Zuckerwasser zu trinken. Und doch tun Sie es. Denn man darf doch auch ab und zu mal sündigen.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, eine Nespresso-Maschine zu kaufen. Und doch tun Sie es. Und finden einen Grund. Der Kaffee schmeckt einfach besser. Und so viel Kaffee trinken Sie ja gar nicht. Und andere gehen dafür zweimal im Monat ins Kino.

Jede Entscheidung kann man auf vernünftige Gründe basieren. Aber das tun Sie nicht. Sie entscheiden und finden dann vernünftige Gründe, die zu Ihrer Entscheidung passen. Nachträglich.

Ich weiß, was ich will! Oder nicht?

Die beiden Wissenschaftler Petter Johansson und Lars Hall haben dazu ein psychologisches Experiment durchgeführt. Sie baten Verbraucher zu beurteilen, welche von zwei Marmeladensorten besser schmeckt. Anschließend sollten die Versuchspersonen noch einmal die Sorte probieren, die Ihnen besser geschmeckt hatte. Was die Probanden nicht ahnten: die Marmeladengläser waren so präpariert, dass sie jeweils zwei Seiten hatten. Drehte man sie um, waren die beiden Sorten vertauscht. Und genau das taten die Versuchsleiter, von den Teilnehmern unbemerkt, nach dem ersten Probieren der beiden Sorten. Als die Teilnehmer also beim zweiten Mal ihren Favoriten erneut kosten sollten, probierten sie in Wahrheit die Marmeladensorte, die ihnen schlechter geschmeckt hatte.

Das erstaunliche Ergebnis: Die meisten Versuchspersonen bemerkten die Vertauschung nicht. Im Gegenteil: Sie fanden Gründe, warum ihnen die Sorte, die ihnen ja gar nicht besser geschmeckt hatte, besser schmeckt:

Das Experiment ist ein starker Hinweis darauf, dass wir die Fakten, mit der wir unsere Entscheidung begründen können, finden, wenn wir sie suchen. Deshalb konnten die Probanden auch für die „falsche“ Marmelade gute Gründe finden. Zum Beispiel, dass ihnen die samtige Konsistenz gefiel oder die intensive Farbe oder der fruchtige Duft. Da sie nicht wussten, dass sie hinters Licht geführt wurden, haben sie automatisch dasselbe Muster angewandt, wie sie es auch bei der „richtigen“ Marmelade getan hätten. Inzwischen ist dieses Ergebnis vielfach bestätigt, z.b. für die Frage, welche von zwei Personen auf Fotos attraktiver wirkt, welchen Laptop Verbraucher bevorzugen und selbst bei moralischen Fragestellungen.

Was bedeutet das für Ihre Präsentation?

Sie konzentrieren sich zu sehr auf die Vernunft, wenn Sie versuchen, Ihr Publikum alleine mit vernünftigen Argumenten zu überzeugen. Fakten, vernünftige Gründe, sind wichtig und notwendig in einer Präsentation. Aber nicht, als Entscheidungsgrundlage, sondern als Begründung für eine Entscheidung, die möglicherweise gar nicht rational gefällt wurde, z.B. aus einem Bauchgefühl heraus. J. P. Morgan, Gründer der gleichnamigen Bank, hat das einmal so gesagt: 

A man always has two reasons for doing anything: a good reason and the real reason.
J. P. Morgan

Finden Sie heraus, was Ihr Publikum dazu bringt, bestimmte Entscheidungen zu fällen. Finden Sie das, was J. P. Morgan den wahren Grund nannte. Berühren Sie Ihr Publikum genau an diesem Punkt – und liefern Sie Ihnen dann die Fakten und vernünftigen Gründe, die es braucht, um dieses Gefühl zu begründen.

Es gibt keinen vernünftigen Grund, eine PowerPoint-Präsentation mit 20 Seiten Fakten zu halten. Und doch tun Sie es. Hören Sie damit auf.

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Veränderungen

Eine Präsentation, die die Menschen nicht berührt, verändert nichts. Präsentationen, die nichts verändern, sind Zeitverschwendung.

Eine Präsentation, die nichts in den Köpfen der Menschen verändert, ist Zeitverschwendung.

Eine Präsentation, die die Menschen nicht berührt, verändert nichts in ihren Köpfen.

Eine Präsentation, die nichts mit dem Leben der Menschen zu tun hat, berührt sie nicht.

Eine Präsentation, die abstrakt bleibt, hat nichts mit dem Leben zu tun. Das Leben ist konkret und nicht abstrakt.

Eine Präsentation, die nicht erklärt, was die Zahlen mit dem Leben zu tun haben, bleibt abstrakt. Das Leben besteht nicht aus Zahlen, sondern aus Menschen, die Gefühle, Ziele, Wünsche und Befürchtungen haben.

Eine Präsentation, die zu den Zahlen nichts hinzufügt, lohnt sich nicht zu halten. Sie ist bloße Information. Erst wenn Sie erklären, was die Informationen mit dem Leben der Menschen, die Ihnen zuhören, zu tun haben, wird aus den Zahlen mehr. Fakten auflisten kann jeder. Doch erkennen, was die Zahlen bedeuten, erklären, was sie mit dem Leben der Menschen zu tun haben, das erfordert mehr. Das können nur Sie. Tun Sie es.

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Der Moskito-Effekt

Wer lässt sich schon gerne von einem Moskito stechen? Schon der Gedanke an unangenehme Situation gibt uns ein unbequemes Gefühl.

Ein Moskito-Stich gehört nicht gerade zu den schönen Ereignissen dieser Welt. Schon das Summen der Tiere macht uns nervös.

Legen wir noch eins drauf. Wie Sie wissen, übertragen Moskitos Malaria. Jetzt stellen Sie sich vor, Sie säßen in einem Vortrag über Malaria-Bekämpfung. Plötzlich öffnet der Vortragende ein Glas und lässt eine Horde Moskitos frei. Wie würden Sie sich fühlen?

Bill Gates lässt die Moskitos los

Genau das hat Bill Gates, dessen Hilfsorganisation sich u.a. um Malaria-Bekämpfung kümmert, vor ein paar Jahren in diesem Vortrag getan (ab ca. 5min):

Die Tat verfehlt Ihre Wirkung nicht. Auch nicht, als Gates verspricht, die Moskitos seien natürlich nicht mit Malaria infiziert. Als Zuschauer können Sie in diesem Moment nicht anders, als sich vorzustellen, was wäre, wenn die Tiere doch infiziert wären.

Was ist Ihr rosa Elefant?

Es ist derselbe Effekt, den ich durch folgende Frage erzeuge: „Denken Sie jetzt bitte an alles, nur nicht an rosa Elefanten.“ Man kann eben nicht „nicht“ denken. Das Publikum denkt automatisch an die verneinte Situation.

Und deshalb können Sie mit dieser Methode Ihr Publikum auch unangenehme Situationen spüren lassen, ohne Sie tatsächlich in diese Situation zu bringen. So wie Gates sein Publikum für Malaria sensibilisiert hat, ohne Sie Malaria-infizierten Moskitos auszusetzen:

„Es gibt keinen Grund, warum nur arme Menschen diese Erfahrung haben sollten.“ – Bill Gates

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Mensch ärgere dich nicht

Das Spiel heißt nicht umsonst »Mensch ärgere dich nicht«. Es ärgert mich auch heute noch, wenn meine Figur direkt vor dem Ziel rausgeworfen wird – obwohl ich natürlich sehr genau weiß, dass es ja nur ein Spiel ist, zudem eines, bei dem sehr viel von Glück abhängt.

In Strategiespielen ist das anders. Die Mitspieler haben erheblich mehr Möglichkeiten, das Spielgeschehen – und damit ihre Siegchancen – zu beeinflussen. Dementsprechend stecken sie erheblich mehr Leidenschaft in Spiele wie »Die Siedler von Catan« und Konsorten.

Normalerweise spielt man solche Spiele mit Freunden. Doch davon ist im Spiel manchmal nicht viel zu spüren. Menschen verändern sich im Spiel. Und: obwohl sie sich nicht ärgern sollen, tun sie es manchmal doch. Ganz explosiv sogar. So dolle, dass den Mitspielern der Atem stockt. Jay Cheel hat daraus einen wunderbaren Film gemacht:

Es ist eine harmlose Szene. Eigentlich »viel zu banal für eine ernsthafte Doku«, wie Cheel selber sagt. Und doch macht gerade das den Reiz aus. Der Trick: es gibt einen Helden (Gerry) und wir tauchen ein in seine »heile Welt«, das Spiel mit seinen Freunden, so wie es immer ist. Dazu gehören auch die kleineren Reibereien, die es eigentlich in jedem Spiel gibt. Doch die Wucht von Gerrys Ausfall erleben wir erst im Kontrast dazu.

Das Video ist ein wunderbares Beispiel, wie alltägliche Situationen spannend erzählt werden können, wenn der Erzähler uns nur einen Grund gibt, mitzufühlen. Zugegeben: die tolle Kameraführung und die hervorragende Musik unterstützen die Wirkung des Films, wären aber wertlos ohne die Geschichte.

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Ist mit Ihren Gefühlen alles in Ordnung?

Eine sehr clevere Werbung von IKEA aus dem Jahr 2002:

Menschen sind in der Lage, Dinge zu personalisieren. Auf diese Weise können sie sich in Dinge hineinversetzen, die man vielleicht spontan als abwegig bezeichnen würde. Oder hätten Sie gedacht, dass Sie Mitgefühl mit einer alten Lampe haben könnten?

Sie sollten sich wirklich davor hüten zu behaupten, Ihr Thema könne man nicht emotional präsentieren.

Als ich einmal die Welt rettete

Als ich einmal die Welt rettete, saß ich auf dem Sofa und trug die Sonnenbrille meiner Mutter als Visier.

Thorsten schrie: “Pass auf! Von hinten kommt ein Tie-Fighter.” Schnell riss ich das Lenkrad, einen Teller, herum und konnte gerade noch der Laser-Salve entkommen.

Wir waren auf dem Weg, den Todesstern zu zerstören, um so die Welt zu retten.

Zwei Kinder spielen „Superhelden“

Alle spannenden Geschichten haben Helden

Alle spannenden Geschichten haben Helden, mit denen sich das Publikum identifiziert. Und auch wenn Erwachsene sich nicht mehr als Luke Skywalker verkleiden, mitfühlen tun auch sie mit den Helden ihrer Geschichten.

Das gilt natürlich nicht nur für Hollywood-Filme, sondern genau so für die Geschichten aus dem Alltag. Wenn Ihr bester Freund von seinem Ski-Unfall erzählt, fühlen Sie ebenso mit wie bei Ihrem Partner, der mit seiner Präsentation dem viel größeren Konkurrenten ein aufregendes Projekt weggeschnappt hat. Wie er das geschafft hat?

Er gab seinen Kunden einen Helden, mit dem sie sich identifizieren konnten. Statt einfach die Fakten aneinander zu reihen, hat er seine Idee zu einer Geschichte gemacht, in die sich jeder hinein versetzen konnte.

Wann retten Sie einmal die Welt?

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Wasser

Wasser kommt für uns selbstverständlich aus der Leitung, für viele allerdings nicht. Schlimmer noch: Eine Milliarde Menschen haben nicht einmal Zugang zu sauberem Wasser.

Hier sind drei eindrucksvolle Videos zum Thema Wasser. Die ersten beiden Videos zeigen auf sehr unterschiedliche Weise die Folgen von verunreinigtem Wasser. Gerade weil es uns nicht unmittelbar betrifft, andererseits aber auch so schwer vorstellbar ist – man sieht die Verunreinigung ja nicht – ist es so wichtig, das Bewusstsein dafür zu schärfen. Das dritte beschäftigt sich mit einem erstaunlichen Phänomen unserer Gesellschaft: der Wasserflasche.

Wasserfarbe

Die Hilfsorganisation Solidarite International hat zum Weltwassertag am 22. März eine Kampagne gegen verunrienigtes Wasser gestartet und dazu dieses Video produziert:

Wasser verändert alles

Die noch junge Organisation charity:water möchte mit diesem Video dazu motivieren, 20$ zu spenden, um damit einem Menschen Zugang zu reinem Wasser zu ermöglichen. (Das besondere daran: Der Betrieb wird durch einige große private Sponsoren aufrecht erhalten, so dass die übrigen Spenden zu 100% in Projekte gesteckt werden.)

Statistiken ergeben sich fließend aus der GeschichteSehenswert ist, wie virtuos hier mit einfachsten Mitteln das gesprochene Wort visuell unterstützt wird. Achten Sie darauf, wie Wasser – ganz dem Text entsprechend – die Basis für alles ist. Wie aus Wasser Leben, Bildung und vieles mehr wird. Achten Sie darauf, wie die klare Farbwahl das Verständnis unterstützt: braun für verunreinigtes Wasser, Blau für die Menschen, grün für Hoffnung. Und achten Sie auch darauf, wie hier nicht Fakten einfach heruntergebetet werden, sondern wie sie ineinanderfließen, z.B. als aus dem beschwerlichen Marsch zum Wasser eine Statistik über den Zeitbedarf afrikanischer Frauen entsteht. Das ist insgesamt wirklich gut gemacht.

Die Geschichte der Wasserflasche

Annie Leonards faszinierende Präsentationsmethode hatte ich schon vor einiger Zeit hiervorgestellt. Damals erklärte sie die Verarbeitungskette unseres Konsumsystems und wollte mit einigen verstörenden Fakten wachrütteln. Seitdem sucht sie für viele Spezialfälle nach Lösungen aus dem Konsum-Dialemma. Vor kurzem veröffentlichte sie dieses Video über die Geschichte der Wasserflasche. Genau so verstörend wie damals – auch weil es für viele von uns so selbstverständlich ist.

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Zitrone des Monats: Nokias Kapitulation

Rich Green bei seiner Keynote auf dem Nokia Developer Day

Rich Green, Chefentwickler bei Nokia, hat sich vor zwei Wochen beim Nokia Developer Day eine saftige Zitrone des Monats verdient, weil er leidenschaftslos die Chancen eines Systems predigte, an das er selbst nicht glaubt. Dazu ein wenig Vorgeschichte:

Nokia war unangefochtener Marktführer auf dem Handymarkt, technologisch führend und gleichzeitig hip (ich hatte selbst mal eins), trotzdem bodenständig, manche sagen fast schon finnisch kühl. Da lässt man sich nicht so schnell beeindrucken von einem arroganten amerikanischen Computerhersteller, der mit einem Riesen-Brim-Bam-Borium einen Medienwirbel um so ein vermeintlich revolutionäres Telefon macht und glaubt, damit irgend jemanden im gestandenen Handy-Business beeindrucken zu können.

Eine Folie aus Rich Greens Keynote

Das war 2007. Heute, vier Jahre später, sieht die Welt anders aus. Apple ist der Star am Smartphone-Himmel. Nokia verkauft zwar immer noch viel mehr Handys als Apple, aber wer heute an schicke Smartphones denkt, der denkt an das iPhone, vielleicht noch an Googles Android.

Vor zwei Wochen kam Nokias großer Befreiungsschlag. Nokia setzt in Zukunft voll auf das Handy-Betriebssystem von Microsoft. Microsoft gehörte übrigens auch zu den gestandenen Firmen, die damals, 2007, den Smartphone-Markt mitbestimmten und das iPhone müde belächelten. Microsofts damaliges Handysystem ist heute in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Das Nachfolgesystem, Windows Phone 7, das selbst noch in den Kinderschuhen steckt, soll jetzt Nokia retten.

Das kommt einer totalen Kapitulation gleich. Der vermeintliche Technologieführer gibt seine Plattform auf und begibt sich in den Schoß von Microsoft. Entsprechend aufgebracht waren die Reaktionen der Mitarbeiter und Entwickler, die bisher voll auf Nokias eigene Plattformen Qt, Symbian und MeeGo gesetzt hatten.

Rich Green bei seiner Keynote

Kurz nachdem sein Chef diese totale Kapitulation vor dem iPhone bekanntgegeben hatte, hielt Nokias CTO Rich Green eine wirre Keynote, auf der er vor sich hin palaverte ohne Ziel, mit mehr oder weniger sinnvoll aneinander gereihten Durchhalteparolen, die die noch verbliebenen Nokia-Entwickler bei Laune halten sollten. Tenor: Bitte, bitte hört nich auf, für die alten Plattformen zu entwickeln, bis Nokia genügend Windows-Handys liefern kann. Das hinderte Green aber nicht daran zu erzählen, wie er, auch nachdem er vor 9 Monaten bei Nokia anfing, erst sein iPhone und jetzt das neue Microsoft-Handy den Nokia-Handys bevorzugt. Kann man deutlicher zum Ausdruck bringen, dass man an seine eigenen Worte nicht glaubt?

Vielleicht ist das auch der Grund, warum man so gar keinen Enthusiasmus bei ihm entdecken kann. Er glaubt anscheinend selbst nicht an die großen Chancen der alten Plattformen, von denen er den Entwicklern immer wieder sagt: Ergreift sie. Und so gerät seine Keynote zu einem Abhaken von Bullets auf seinen Folien.

Im Ernst? Die Takeawaye-Message lautet: „Our MeeGo device represents the continuation of the innovation expressed by our Linux based smartphones“

Die sind übrigens schlimm. So voll gestopft mit Technik und Zahlen, dass auf jeder Folie noch einmal eigens die „Takeaway-Message“ genannt werden muss. Die ist dann bisweilen so einprägsam wie dieser Satz: „Our MeeGo device represents the continuation of the innovation expressed by our Linux based smartphones.“ Aha. Bei Apple lesen sich Takeaway-Messages so: „The world’s thinnest notebook.“ oder: „A thousand songs in your pocket.“ Konkret statt abstrakt.

Wer aber seine Zuhörer ernsthaft begeistern möchte mit schieren Zahlen – immer wieder spricht Rich Green von hunderten Millionen Symbian-Handys – und seinen Entwicklern „some great tools“ verspricht, anstatt auch nur einen handfesten Vorteil konkret zu benennen, der diese Tools so großartig macht, der hat nicht verstanden, wie emotionale Ansprache und Begeisterung funktioniert.

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Man muss es gesehen haben, um es zu glauben

Was für ein überwältigendes Gefühl. Nach so vielen durchgearbeiteten Nächten, etlichen Rückschlägen und gegen die Überzeugung all’ Ihrer Kollegen haben Sie die Lösung gefunden. Jetzt endlich würden alle klar sehen, denn der Beweis liegt auf der Hand: der alte Produktionsprozess ist Schuld am hohen Ausschuss. Ihre – zugegeben radikalen – Ideen würden das beweisbar ändern.

Also bereiten Sie sich akribisch auf die Präsentation vor. Denn Sie wissen genau, dass eine solch radikale Veränderung nicht gerade auf Begeisterung stoßen wird. Und genau deswegen verzichten Sie auf PowerPoint und fertigen stattdessen ein Modell der Produktionsstraße an. So würde jeder mit eigenen Augen sehen können, dass gleich an zwei Stellen entscheidende Schwachstellen existieren.

„Wie Sie zweifellos wissen, sind wir seit einiger Zeit mit unserer Produktion in große Schwierigkeiten gekommen. Wir benutzen dafür ein sehr altes System, das uns zwar in der Vergangenheit gute Dienste geleistet hat, aber bei genauer Betrachtung leider nicht ganz so zu funktionieren scheint, wie wir das immer gedacht haben. Gewiss, unser Gründer selbst hat es erfunden und seit 30 Jahren setzen wir es beinahe unverändert ein, aber neue Materialien und höhere Durchsätze bringen das System über seine Grenzen. Wenn Sie möchten, dann zeige ich Ihnen das Problem an diesem Modell.“

„Vielen Dank. Ich fürchte, das alles ist nicht ganz so einfach. Bevor wir das Modell betrachten, möchten wir doch noch eine Diskussion anregen. Können solche Probleme überhaupt theoretisch auftreten?“

„Nun, ich dachte mir, Sie schauen es sich einfach an und überzeugen sich selbst.“

„Gewiss, gewiss. Aber es ist Ihnen natürlich bekannt, dass nach der Ansicht unseres Gründers eine Überlastung des Systems nicht möglich ist.“

„Ja.“

„Und viele Jahre hat es uns hervorragende Dienste geleistet. Es ist ein System von solcher Perfektion und Schönheit, dass wir wohl zögern sollten, diese Harmonie zu stören.“

„Warum schauen Sie sich nicht einfach das Modell an.“

„Nun, man könnte versucht sein zu antworten, dass Ihr Modell, etwas zeigend, was nicht sein kann, ein nicht sehr verlässliches Modell sein müsste, nicht?“

„Was meinen Sie damit?“

„Es wäre doch viel förderlicher, wenn Sie uns die Gründe nennen würden, die Sie zu der Annahme bewegen, dass unser bewährtes System an seine Grenzen gestoßen sein könnte.“

„Die Gründe? Wenn ein Blick auf das Modell und meine Proben das Phänomen eindeutig zeigen?”

„Wenn man sicher wäre, dass Sie sich nicht noch mehr erregten, könnte man sagen, dass, was in Ihrem Modell ist und was in unserem System ist, zweierlei sein kann.“

[Frei nach „Leben des Galilei“, Bertolt Brecht, wo Galilei in Szene 4 vergeblich versucht, die Gelehrten in Florenz dazu zu bewegen, durch sein Fernrohr zu blicken, um die neue Wahrheit des kopernikanischen Weltbilds mit eigenen Augen zu erkennen.]

Eine groteske Überspitzung, gewiss, aber dafür umso deutlicher. Das Problem: Rationalisten, die mit Logik zu begründen versuchen, was ihr Gefühl ihnen sagt, dabei aber von falschen Annahmen ausgehen und die Fakten ignorieren. Nicht Fakten, sondern Emotionen wären hier gefragt, um diese „Rationalisten“ zu überzeugen, dass ihre Annahmen falsch sind. An einem Weltbild rüttelt man nicht mit Fakten, erst recht nicht, wenn die Veränderungen vor allen Dingen erst einmal unbequem sind.

Das ist die Kunst einer überzeugenden Präsentation. Die richtige Ansprache für die Zielgruppe finden, nicht die naheliegendste. Und dazu muss man vor allen Dingen tief bohren, um herauszufinden, wie die Zielgruppe eigentlich tickt und wo der Schuh drückt.

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Wie Sie besser präsentieren – Gastbeitrag in der Karrierebibel 

Das beste Produkt

Wenn Sie Schwierigkeiten haben, eine Story für ihre Präsentation zu finden, könnte das daran liegen, dass Ihre Kernaussage noch zu allgemein ist, vielleicht so etwas wie “Unser Produkt ist das beste seiner Klasse.” Das Problem: Aussagen wie “Der beste E-Book-Reader der Welt” oder “Das beste Auto der Welt” sind unkonkret, so dass es schwierig ist, sie in einer prägnanten Geschichte auf den Punkt zu bringen. “Das beste” in welcher Beziehung? Im Vergleich wozu?

Einprägsame Werbung setzt daher häufig auf ausgewählte Produkteigenschaften. Zum Beispiel diese Werbung von Amazon für den Kindle:

Kein Wort über die enorm lange Akkulaufzeit des Kindle von über einer Woche oder über die drahtlosen Buchdownloads aus der großen E-Book-Bibliothek, auf die Amazon zurückgreifen kann. Amazon verzichtet auf viele Produktaussagen zugunsten der einen Kernaussage: Der Kindle funktioniert auch in gleißendem Sonnenlicht, im Gegensatz zum viel teureren iPad.

  • Wie zeigt man das? Natürlich in gleißendem Sonnenlicht. Wo gibt es das? Zum Beispiel im Urlaub am Strand oder eben am Pool – Bingo, schon ergibt sich eine Szene, in der das Kindle gezeigt werden kann. Man kann ganz konkret in diese Richtung Ideen entwickeln. Wie würde man zeigen, dass das Kindle der beste E-Book-Reader überhaupt ist? Hm…

Je konkreter Ihre Kernaussage ist, desto eher finden Sie Geschichten oder Ideen für Visualisierungen. Und das kann man sich dann auch merken. Sprechen Sie nicht vom “besten MP3-Player”, sondern vom kleinsten (“1000 Songs in your pocket”). Seien Sie nicht “der beste Bewerber”, sondern “Spezialist für zeitkritische Projekte”, was Sie an entsprechenden Beispielen belegen.

In der Werbung gibt es zahlreiche Beispiele für dieses Vorgehen. Ein paar interessante, denen ganz konkrete Produkteigenschaften zugrunden liegen:

Der berühmte “Ich hatte eine Panne”-Spot von Mercedes:

Leica D-Lux 4 mit Anti-Shake. Shake? Woran denkt man da?

Hermes Paketshops – näher als man denkt.

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Dr. Michael Gerharz