Wie erschafft man eine Unternehmensidentität?
1969 wurde Saul Bass, Schöpfer zahlreicher stilprägender Logos und Filmvorspänne, von AT&T beauftragt, eine neue visuelle Identität für den amerikanischen Telefon-Monopolisten zu entwerfen. Das damals radikale Ergebnis erläuterte Bass den AT&T-Managern in diesem faszinierenden Video (27 Minuten):
In einer Zeit, in der Videos nicht auf YouTube-konforme 5 Minuten beschränkt waren, nimmt sich Bass die Zeit:
- ausführlich zu erklären, was eigentlich eine visuelle Identität leisten soll.
- dass die damalige Identität von AT&T nicht mehr zeitgemäß war.
- wie eigentlich ein Logo funktioniert.
- ausführlich seine Lösung für AT&T zu erläutern.
Besonders achten sollten Sie darauf, wie Bass nie irgendetwas einfach nur behauptet. Immer lässt er seine Zuschauer regelrecht spüren, was er meint.
Er nimmt sein Publikum emotional mit in die Zeit der Rezession, in die Zeit des Aufbruchs und in die moderne Zeit.
Er zeigt, was es beudetet, in einer Welt der visuellen Überflutung hervorzustechen.
Er zeigt, wie viele Varianten er durchdacht hat, bevor er zu seinem Ergebnis gekommen ist.
All’ das ist „Show, don’t tell“. Alles, was das Publikum selbst erkennen kann, muss man ihm nicht erklären. Denn, was es selbst erkennt, dazu bekommt es einen emotionaleren Bezug. Und Emotionen sind die Basis, auf der Argumente erst wirken.
Kleine Randnotiz: In diesem kurzen Video erläutert Saul Bass sein Verständnis des Designberufs.
I want everything I do to be beautiful. I don’t give a damn whether the client understands that that’s worth anything or whether the client thinks it’s worth anything or whether it is worth anything. It’s worth it to me. It’s the way I wanna live my life. I want to make beautiful things even if nobody cares.
(via Brand New)
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