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Was stimmt mit dieser Folie nicht?

Die jüngste Vorstellung der neuen iPhone-Version hat es wieder deutlich gemacht: Die mobile Internet-Nutzung ist auf dem Vormarsch. Jahre nach den sündhaft teuren UMTS-Versteigerungen ist also endlich abzusehen, dass die höheren Geschwindigkeiten auch tatsächlich gebraucht werden.

Die Netzbetreiber rühren daher auch schon kräftig die Werbetrommel für die nächste Mobilfunkgeneration, die Next Generation Mobile Networks, so z.B. Vodafone auf der CeBit und beim eco-Verband. Die folgende Folie dient in beiden Vorträgen als Motivation und soll die große Bedeutung der mobilen Breitbandanwendungen für den Mobilfunkmarkt verdeutlichen. Die Folie enthält eine Grafik, die das Wachstum der mobilen Datenraten zeigt und einige Bullet-Points, die arguementieren, wie stark der Bedarf an mobilen Breitbandanwendungen, gerade in Deutschland, in letzter Zeit gestiegen ist. Aber irgendetwas stimmt nicht mit der Folie! Sehen Sie es?

Beispielfolie: Mobile Broadband is the key market driver today

Zur Erinnerung: Es geht um die große Nachfrage nach mobilen Breitbandanwendungen. Und was zeigt die Abbildung? Die Entwicklung der mobilen Datenraten. Sie zeigt also, dass man immer schneller mobil surfen kann, nicht aber, dass tatsächlich immer mehr gesurft wird. Die Abbildung hat also nur äußerst entfernt etwas mit der Botschaft der Folie zu tun. Erst recht erkennt man aus der Abbildung nicht, warum die nochmal zehnfach schnellere NGMN-Technologie eigentlich benötigt wird.

Besser wäre es, eine Abbildung zu verwenden, die z.B. den Anteil des UMTS-Datenumsatzes am Gesamtumsatz oder die steigende Nutzung von E-Mail oder Internet über UMTS zeigt. Noch besser wäre es allerdings, wenn Sie die Fakten für die Zuhörer unmittelbar erfahrbar machen, indem Sie sie in Ihren Alltag einbetten. Eine gute Story wirkt oft überzeugender als reine Fakten. Und die Statistiken können Sie ja trotzdem noch einflechten, um Ihre Geschichte zu untermauern.

Kennedy und die Folien

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie eigentlich Folien für Ihre Vorträge erstellen? Ich bekomme darauf z.B. folgendes zu hören: „das ist bei uns so üblich“, „das macht jeder so“, „der Chef will es so“. Offenbar ist PowerPoint heute so verbreitet, dass Folien gar nicht mehr hinterfragt werden.

Der Auslöser meiner Frage ist eine Präsentation, auf die Timo Off von Geistesblitz mich aufmerksam gemacht hat. Die Präsentation dient Lehrern als Auftakt einer Unterrichtsreihe über die Antrittsrede von John F. Kennedy und ist auf der Webseite lehrer-online verfügbar. Es ist schon fast ironisch, dass diese uninspirierte Präsentation ausgerechnet Kennedys großartige Rede behandelt, der damals ja ganz ohne Folien auskam.

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Wozu dienen die Folien dieses Lehrervortrags? Sie enthalten im Wesentlichen Faktenwissen, das den Schülern als sog. Vorentlastung mit auf den Weg gegeben werden soll, bevor sie Kennedys Rede anaylsieren. Aber unterstützen die Folien das in irgendeiner Weise?

Natürlich enthalten sie die relevanten Fakten; aber ein Mehrwert gegenüber einem Handout, das gemeinsam besprochen wird, oder gegenüber einem Tafelbild, das die Informationen in angemessenem Tempo entwickelt und das die Schüler in ihre Hefte übertragen, ist zumindest zweifelhaft. Solche Textfolien sind sogar häufig eher kontraproduktiv.

Die entscheidende Frage lautet denn auch: Ist es überhaupt nötig, den Inhalt dieser Folien in ein PowerPoint-Korsett zu pressen? Ich bin mir da nicht so sicher. Aber wenn man es denn unbedingt möchte, dann können Folien auf einer ganz anderen Ebene das Verständnis der Schüler stärken.

Mit reinen Fakten ist es kaum möglich, die emotionale Bedeutung von Kennedys Rede im Speziellen und den amerikanischen Antrittsreden im Allgemeinen zu veranschaulichen. Aber gerade das ist die Stärke von Folien: eine wirkungsvolle Bildersprache. Um zu zeigen, was möglich wäre, habe ich 4 Folien aus dem Vortrag radikal überarbeitet, dabei den Text fast völlig eliminiert und passende Bilder eingefügt. Wenn der Lehrer hierzu eine fesselnde Geschichte über die Bedrohungen und Unsicherheiten der damaligen Generation erzählt, dann kann er die Schüler darin unterstützen, ein Gefühl für die Tragweite von Kennedys Rede in ihrem historischen Kontext zu bekommen.

Genau dazu sind Folien nämlich da: das Verständnis der Zuhörer zu unterstützen und die Kernaussagen einprägsamer zu machen. Diese Antwort höre ich übrigens erstaunlich selten auf die Frage „Warum Folien?“

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Links zu dem Thema:
Wie albern Kennedys Rede mit Folien wäre: 1, 2, 3, 4
Zahlen oder Bilder?

Wie ein toter Schmetterling einen dicken Hasen zu Rambo macht

Big Buck Bunny - Hase bewundert Schmetterling

Es ist ein herrlicher Sonnentag. Ein etwas zu dick geratener Hase genießt den idyllischen Morgen und erfreut sich an dem Flügelschlag eines wunderschönen Schmetterlings. Der Schmetterling tanzt und wiegt sich in den warmen Sonnenstrahlen mit entzückender Leichtigkeit, bis … er von einem herunterfallenden Apfel erschlagen wird.

Big Buck Bunny - Hase als Rambo

So beginnt der Animationsfilm Big Buck Bunny, der als öffentliches Gemeinschaftsprojekt im Internet entstanden ist. Was folgt ist ein zehnminütiges Animationsfeuerwerk, auf dessen Höhepunkt der dicke Hase als Rambo drei fiese Querulanten das Fürchten lehrt. Der Film lebt wie viele Animationsfilme von überraschenden Wendungen und unvorhergesehenen Ereignissen.

Was die Macher von Animationsfilmen instinktiv im Auftrag der Komik tun, ist auch für Präsentationen eine wirkungsvolle Strategie. Überraschungen unterstützen die Einprägsamkeit einer Botschaft, denn unser Gehirn ist darauf programmiert, auf neue Ereignisse besonders zu reagieren.

Bekannte Situationen dringen häufig gar nicht in unser Bewusstsein: können Sie sich z.B. noch daran erinnern, was Ihnen heute morgen auf dem Weg zur Arbeit alles begegnet ist? Vielleicht ein bisschen. Und was war gestern? Oder gar letzte Woche?

Big Buck Bunny - Hase auf der Flucht

Wären Sie allerdings von einem dicken menschengroßen Hasen im Galopp überholt worden, könnten Sie sich mit Sicherheit daran erinnern – und zwar nicht nur heute, sondern auch noch in vielen Wochen. Interessant dabei ist, dass Sie sich nicht nur an den galoppierenden Hasen erinnern würden, sondern höchstwahrscheinlich auch noch an die begleitenden Umstände, z.B. wie das Wetter war.

Gehirn

Daniela Fenker und Hartmut Schütze von der Universität Magdeburg erläutern in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Gehirn-und-Geist, woran das liegt. Vereinfacht gesagt veranlasst der Hippocampus, das ist gewissermaßen der „Neuheitsdetektor“ des Gehirns, die vermehrte Ausschüttung von Dopamin. Das wiederum erleichtert das langfristige Abspeichern von Informationen im Gedächtnis, weil es die Verbindung zwischen den beteiligten Synapsen verstärkt. Durch Überraschungen wird das Gedächtnis also sprichwörtlich gedopt.

Für alle Lehrenden haben die beiden Autoren denn auch einen Rat parat: Besprechen Sie den neuen Stoff zuerst und wiederholen Sie erst danach den alten.

Wo kommt eigentlich das ganze Zeug her?

 

Logo von

Ein Video über den modernen Konsumrausch macht seit einiger Zeit einen ziemlichen Wirbel im Internet: The Story of Stuff von Annie Leonard. Unabhängig davon, ob Sie in der Sache zustimmen oder nicht, zeigt das Video, wie man mit extrem einfachen Mitteln in einer Präsentation eine enorm große Wirkung erzielen kann. Am besten sehen Sie sich das Video einmal an, bevor Sie weiterlesen (dauert ca. 20 min).

Das Tempo ist ziemlich hoch. Trotzdem kann man sehr gut folgen und mit ziemlicher Sicherheit können Sie nachher die Kernaussagen auch wiederholen. Wie gelingt das?

Vor allem hat Annie Leonard eine klare Botschaft, nicht nur für die Präsentation als Ganzes (“You cannot run a linear system on a finite planet”), sondern auch für jeden einzelnen Teil der Präsentation (z.B. “toxics in, toxics out”). Die gesamte Geschichte entwickelt sie an diesem einfachen Diagramm:

Verarbeitungskette für Produkte: Förderung, Produktion, Vertrieb, Konsum, Entsorgung

Das Diagram symbolisiert die Verarbeitungskette (“linear system”) Förderung, Produktion, Vertrieb, Konsum und Entsorgung, die ein Produkt durchlebt. Es zeigt das “Big Picture”, das jederzeit als Orientierungshilfe die einzelnen Details einzuordnen hilft. Die Einfachheit der Sprache und der Bilder erlaubt dazu eine enorme Informationsdichte, die in einem typischen PowerPoint-Vortrag mit Bullet-Points jeden Zuhörer überfordern würde.

Mutter hält ihr Baby auf dem Arm

Besonders wirkungsvoll ist auch, wie Leonard ihre Statistiken und Fakten durch konkrete Beispiele veranschaulicht, etwa den Tagesablauf eines typischen Amerikaners, die vergifteten Kissen, auf die man seinen Kopf jede Nacht bettet oder die Mutter, die ihr Kind vergiftet, weil Muttermilch zu den am stärksten mit Chemikalien belasteten Nahrungsmitteln zählt.

Fabrik: Wenn Gift zur Produktion verwendet wird, kommen am Ende auch giftige Produkte heraus

Die Zahlen selbst haben nur die Aufgabe, die Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen zu untermauern. Die eigentliche Botschaft transportiert Leonard aber über diese alltäglichen Beispiele. Und durch die einfachen Zeichnungen bekommt die Präsentation einen fast schon niedlichen Charme, der im Kontrast zu den drastischen Aussagen seine Wirkung nicht verfehlt.

Falls das für Sie alles sehr nach den sechs Prinzipien der Heath-Brüder aus ihrem Buch Was bleibt? klingt, dann liegen Sie damit nicht falsch. “The Story of Stuff” ist eine geradezu schulbuchmäßige Umsetzung dieser Prinzipien. Klar, Annie Leonard formuliert bewusst überspitzt und einige Fakten werden dabei wohl etwas gedehnt. Bilden Sie sich daher inhaltlich Ihre eigene Meinung, aber von der Art der Präsentation kann man in jedem Fall einiges lernen.

Links zu dem Thema
Kritische Analyse des Videos
Artikel bei Presentation Zen 

 

Pop oder Flop?

Bühne während eines Vortrags auf der Next-Web-Konferenz 2008

Quizfrage: Aus welcher Veranstaltung stammt dieses Bild?

1. Eurovision Song Contest
2. ZDF-Hitparade
3. Next-Web, eine europäische Konferenz über die Zukunft des Internets

Richtig, aus der Next-Web-Konferenz.

Glauben Sie nicht? Wie würden Sie denn die Bühne gestalten, wenn Sie eine Konferenz organisieren müssten? Rücken Sie etwa die Vorträge in den Mittelpunkt und verzichten auf alles, was von den Vorträgen ablenken könnte? Was sollen denn da die Leute denken, schließlich organisieren Sie eine High-Tech-Veranstaltung. Da müssen Sie natürlich zeigen, dass Sie hip sind. Und die Medien sind ja schließlich auch da. Also: Inszenieren Sie eine Lightshow, bei der selbst Dieter Thomas Heck vor Neid erblasst, und lassen Sie diese während der Vorträge ständig laufen. So wird dem Publikum garantiert nicht langweilig (hypnotische Zustände allerdings nicht ausgeschlossen).

Logo der Next-Web-Konferenz

Klar, die Next-Web-Konferenz gibt sich insgesamt einen ziemlich poppigen Anstrich und vermarktet sich selbst als Show-Event. Aber während der Vorträge haben die Veranstalter den Bogen doch etwas überspannt. Bei der Verkündung von Länderpunkten mag solch eine Bühnendekoration ja vielleicht noch einen gewissen Reiz haben, während eines Vortrags aber sicher nicht. Wer sich das Ganze einmal anschauen möchte, folge einfach diesem Link.

Links zu diesem Thema:
Next-Web-Konferenz
Videos von Vorträgen der Next-Web-Konferenz
Seth Godin über den neuen Standard für Meetings und Konferenzen

IKEA färbt Pac-Man grün

Pac-Man-Diagramme bei IKEA

Wer kennt nicht den kleinen, gelben, immer hungrigen Computerspieleball Pac-Man? Völlig überraschend habe ich ihn heute auf der Webseite von IKEA wiederentdeckt. Auf dem Boden liegend und ganz grün im Gesicht. Wie konnte es dazu kommen?

IKEA präsentiert auf diese Weise wichtige Kennzahlen des Unternehmens, jeweils aufgeteilt nach den Regionen Europa, Nordamerika und Asien. Was dabei herausgekommen ist, sieht vielleicht auf den ersten Blick ganz nett aus, offenbart aber auf den zweiten Blick eine ganze Reihe an Problemen.

Legende zu IKEAs Pac-Man-Diagramm

Der gravierendste Mangel betrifft die inkonsistente Bedeutung der Farbtöne. Zwar ist Europa immer dunkelgrün dargestellt; aber der hellste Grünton repräsentiert im mittleren Diagramm Nordamerika, in den beiden übrigen dagegen Asien. Das ist eine Stolperfalle, die die Interpretation der Daten deutlich erschwert, die man jedoch leicht hätte verhindern können. Aber wer nicht genau hinsieht, ist ohnehin verloren, da das Diagramm selbst nicht beschriftet ist. Was eigentlich dargestellt ist, erkennt man erst, wenn man den Text rechts neben dem Diagramm liest und dann die Zuordnung zu den Flächen mühsam selbst vornimmt.

Wie geht es besser? Zuallererst würde ich mich von der 3D-Darstellung verabschieden. Das mag zwar nett aussehen, vermindert aber die Lesbarkeit, insbesondere wenn man auch noch die Diagramme untereinander vergleichen möchte. Natürlich sollte die Zuordnung der Farben konsistent sein. Außerdem würde ich einen etwas stärkeren Kontrast wählen. Abschließend würde ich die Fakten an das Diagramm selbst schreiben, damit die Zuordnung leichter fällt. Jetzt sieht man auf einmal sehr deutlich, dass Asien zwar für den Umsatz ziemlich unbedeutend ist, im Einkauf aber eine große Rolle spielt (leider liegen mir dazu keine absoluten Zahlen vor).

Verbesserungsvorschlag für IKEAs Pac-Man-Diagramme

Der Vergleich von Tortendiagrammen mit Pac-Man ist übrigens vor einiger Zeit schon einmal in Form dieses Diagramms durch das Internet gegangen. Letztlich geht er zurück auf die seit Ewigkeiten schwelende Diskussion zwischen Statistikern und Grafikern, ob Tortendiagramme überhaupt zur Darstellung statistischer Zahlen geeignet sind. Mehr dazu in den Links.

Tortendiagramm, das aussieht wie Pac-Man

Links zu dem Thema:
Wikipedia-Artikel zu Tortendiagrammen, mit kurzer Diskussion der Nachteile
Verteidigung von Tortendiagrammen
Ursprünglicher Pac-Man-Tortendiagramm-Joke

Die Chef-Order

Gestresster Mann starrt auf sein Laptop

Es gibt viele gute Gründe zu präsentieren. Einer der häufigsten ist wahrscheinlich die “Chef-Order”. Gut, Sie müssen also. Es gehört ja auch irgendwie zu Ihrem Job.

Aber eigentlich haben Sie überhaupt keine Zeit, denn der Terminkalender ist voll, die nächste Deadline für’s Projekt naht und einen Bericht müssen Sie auch noch schreiben. Was tun?

Zum Glück hat Ihr Chef gesagt, Sie sollten sich nicht so viel Aufwand machen: “Nehmen Sie am besten ’was, was Sie schon haben.” Also gut: ein paar Folien aus der letzten Projektbesprechung zusammengekratzt, davor das Unternehmensprofil eingefügt (gibt’s ja fertig in der Unternehmenspräsentation) und Ihr Kollege hat bestimmt auch noch ein paar Folien aus seinem Projekt. Puh, da sind Sie ja dann doch noch einmal glimpflich davon gekommen.

Sind Sie vielleicht wirklich, und wahrscheinlich ist sogar Ihr Chef zufrieden. Sollte er aber nicht! Warum nicht? Weil Sie schon oft genug auf der anderen Seite saßen und wissen, wie wenig hilfreich, um nicht zu sagen langweilig, solche Vorträge um der Vorträge willen häufig sind.

Warum befreien Sie sich nicht von dem Folienzwang? Bringen Sie einen Prototyp mit, zeigen Sie passende Bilder und vor allem: investieren Sie die Zeit lieber dafür, sich zu überlegen, was Sie sagen wollen (und Ihren Chef zu fragen, was der Zweck des Vortrags ist), anstatt ein paar unzusammenhängende Folien, die nicht einmal auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten sind, mit viel zu viel Aufwand in eine halbwegs sinnvolle Struktur zu bringen. Wenn Sie am Ende doch die ein oder andere Folie wiederverwenden können, prima. Wenn nicht, dann haben Sie aber das gute Gefühl, etwas sinnvolles zu sagen zu haben. Die Chance, die Kunden zu beeindrucken, erhöht das allemal. Nutzen Sie diese Chance und zeigen Sie, was Sie können – auch Ihrem Chef.

Verwandte Artikel:
Ein Menü aus Ideen
Ein unfairer Vorteil?

Wie viele Folien pro Minute?

Zwei bis drei Folien pro Minute sei ideal. Das zumindest habe ich erst vergangene Woche wieder in einem Gespräch gehört. Mehr überfordere die Zuhörer, weniger sei zu statisch und damit zu wenig abwechslungsreich. Hört sich plausibel an, oder? Ist es aber nicht!

Die Wahrheit ist nämlich: Es gibt keine ideale Folienanzahl. Sie brauchen so viele Folien, wie Sie eben brauchen, um Ihre Botschaft mit Ihrem ganz persönlichen Vortragsstil so zu präsentieren, dass Ihre Zuhörer die Botschaft optimal verstehen. Das ist Ihnen zu banal? Ist aber so. Ein paar Beispiele gefällig? Gerne.

Kennen Sie Dick? Dick heißt mit vollem Namen Dick Hardt und hat vor drei Jahren eine Präsentation über Identity 2.0 gehalten, in der er pro Minute bis zu 50(!) Folien verwendet. Geht das denn überhaupt? Und wie das geht. Sehen Sie selbst. Der Punkt ist: Das funktioniert für seinen Zweck wunderbar, ist aber für andere Anlässe völlig ungeeignet, etwa wenn Sie komplizierte Statistiken präsentieren müssen.

Guy Kawasaki, Startup-Guru aus den USA, predigt in seinem Buch „The Art of the Start“ die 10-20-30-Regel: 10 Folien in 20 Minuten (bei Schriftgröße 30pt); das macht also 2 Mintuen pro Folie:

Und im Übrigen kommen die besten Reden häufig ganz ohne Folien aus. Geradezu absurd scheint angesichts dessen die Regel, man müsse eine ganz bestimmte Anzahl von Folien einhalten, um seine Zuhörer zu fesseln.

Es gibt keine allgemeingültige ideale Folienzahl! Ihr Inhalt, Ihre Zuhörer und Ihre Persönlichkeit bestimmen alles andere.

Post vom Amt

Mann ärgert sich über einen Brief und zerreißt ihn

Wer hat sich nicht schon einmal über einen Behördenbrief geärgert, der viel zu kompliziert formuliert und ohne Übersetzer eigentlich nur für den Absender verständlich war? Amtsdeutsch nennt man das und ist nichts anderes als eine Mischung aus Behörden-Fach-Chinesisch und veralteten Formulierungen (“Ablichtung”, “fernmündlich”), die in viel zu komplizierten Sätzen aneinandergereiht werden. Doch es geht auch anders.

Logo der Initiative

Heute wurde das Projekt IDEMA “Internetdienst für eine moderne Amtssprache” für seine Pionierarbeit auf dem Weg zu allgemeinverständlichen Behördenbriefen geehrt. Es wurde offiziell in die Liste der 365 Orte im Land der Ideen 2008 aufgenommen. Das Projekt analysiert im Auftrag von Verwaltungen deren Briefe und erarbeitet verständlichere Formulierungen. Einige Beispiele sind auf der Webseite veröffentlicht.

Eine verständlichere Sprache könnte auch so mancher Vortrag gut gebrauchen. Gerade Experten neigen häufig dazu, ihre Vorträge mit viel zu vielen Fachausdrücken zu schmücken. Oft genug setzen sie auch ein viel zu hohes Vorwissen voraus, anstatt die Zuhörer bei ihrem tatsächlichen Stand abzuholen. Diese Experten sollten sich ein Beispiel an dem Projekt IDEMA nehmen. Einen Vortragenden, der nur für sich selbst redet, braucht nämlich kein Mensch.

Der Treppenhaus-Vortrag

Zwei Geschäftsleute treffen sich im Treppenhaus

Wissen Sie, was ein Treppenhaus-Vortrag ist? Nein? Dabei haben Sie höchstwahrscheinlich selbst schon einmal einen gehalten. Stellen Sie sich vor:

Sie haben bis zuletzt noch an ihren Folien gearbeitet, um Ihren Zuhörern einen möglichst vollständigen Überblick über ihr Vortragsthema zu geben. Immerhin sitzt ihr Chef im Raum, und den wollen Sie nicht enttäuschen.

Rechtzeitig machen Sie sich also auf den Weg zum Vortragsraum. Auf halber Strecke begegnet Ihnen Ihr Chef: “Hallo Herr Meier, wie geht es Ihnen?” “Gut, ich habe einige interessante Ergebnisse, die ich gleich in meinem Vortrag berichten werde.” “Oh, ja richtig, ihr Vortrag. Es tut mir furchtbar leid, aber mir ist ein wichtiger Termin dazwischengekommen. Aber wir haben ja den selben Weg. Erzählen Sie mir doch kurz, was Sie herausgefunden haben!”

Können Sie das? Viel mehr als drei Sätze haben Sie nicht. Sie glauben nicht, wie viele Menschen auf diese Frage keine adäquate Antwort geben können. Die basteln also stundenlang an unzähligen Folien, können aber die Kernaussage nicht auf den Punkt bringen. Verschärft ausgedrückt wissen diese Menschen gar nicht, was sie eigentlich sagen wollen, reden aber beliebig lange darüber. Glauben Sie, dass diese Menschen ihre Ergebnisse in ihrem Vortrag überzeugend präsentieren werden?

Treppenhaus-Vorträge, im Englischen nennt man das übrigens Elevator Pitch, müssen wir übrigens ständig halten. Beim Kennenlernen auf Konferenzen (“Und was machen Sie?”), beim Vorstellungsgespräch (“Was haben Sie in dem Projekt gemacht?”), am Telefon (“Was sind denn genau die Vorzüge ihres Angebots?”) und vielen weiteren Gelegenheiten. Es lohnt sich also, einen Treppenhaus-Vortrag in der Tasche zu haben, den Sie bei Bedarf anwenden können. Und es tut auch ihren Vorträgen gut, wenn Sie auf den Punkt bringen können, was Sie eigentlich sagen wollen.

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In sechs Wörtern zum Punkt kommen

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Dr. Michael Gerharz