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Nach der Tagesschau habe ich mir auch noch einmal die beiden anderen großen Nachrichtensendungen, ZDF heute und RTL aktuell, angesehen. Die visuelle Aufbereitung der Nachrichten ist ganz ähnlich wie bei der Tagesschau: viele Bilder, wenig (geschriebener) Text.

Genau auf die Texte möchte ich hier aber noch einmal die Aufmerksamkeit lenken. Bei beiden Sendungen erkennt man nämlich sehr schön, was damit gemeint sein könnte, nur die wirklich wichtigen Punkte auf die „Folie“ zu schreiben. In den Sendungen vom 20. November 2008 enthält der Aufmacherbeitrag von ZDF heute genau vier Stichpunkte, bei RTL aktuell sind es genau fünf (abgesehen von Orts- und Namensangaben). Alle weiteren Informationen werden mündlich gegeben – und eben nicht nach der langweiligen 1-7-7-Regel auf die Folien geschrieben.

Bei der RTL-Sendung kann man übrigens auch sehr gut sehen, wie man ein Corporate-Design umsetzen kann, ohne dass das Bild in ein viel zu enges Korsett aus Logo, Überschrift, Datum, Name des Vortragenden etc. gepresst wird. Durch konsistente Farb- und Schriftwahl und konsequente Verwendung des gleichen Designs für gleiche Elemente erkennt man auf den ersten Blick, dass es sich um einen Beitrag aus RTL aktuell handelt.

Pasted Graphic 1

Der Stil des ZDF ist ein bisschen effekthaschericher und vielleicht schon etwas zu verspielt, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.

Pasted Graphic

Links zu dem Thema
ZDF-Mediathek mit Videoarchiv der heute-Sendung
Videoarchiv von RTL aktuell
… und jetzt zu den Nachrichten

… und jetzt zu den Nachrichten.

Eine der häufigsten Ausreden: „Mein Thema ist so trocken, das sind im Wesentlichen Fakten, Bilder gibt es da kaum, außerdem wirken zu viele Bilder unseriös. Ich muss also textlastige Bullet-Points verwenden.“

Aber wie machen das eigentlich die Nachrichten? Deren Aufgabe ist es doch auch, Informationen (die Ereignisse des Tages) seriös und zugleich verständlich und kompakt zu präsentieren. Der Vergleich von Nachrichtensendungen mit Präsenationen liegt durchaus nahe, gibt es doch in beiden Fällen einen Sprecher, der vor einer Projektionsfläche vorträgt. Nehmen wir als Beispiel die 20-Uhr-Ausgabe von gestern abend.

Pasted Graphic 2

Die Tagesschau verwendet für jedes Thema eine Folie, die aus einem Bild und einer Überschrift besteht. Letztere ist eine äußerst knappe Zusammenfassung des besprochenen Themas und reicht gerade aus, um die Ausführungen der Sprecherin in den richtigen Kontext zu setzen. Das ist übrigens nicht weit weg von Seth Godins Forderung nach maximal sechs Wörtern pro Folie.

Pasted Graphic 3

Ergänzende Informationen werden durch Filmeinspielungen geliefert, die das Thema visuell aufgreifen, hier z.B. durch einen Kuhstall sowie Bilder vom Gipfel der EU-Agrarminister und Einspielungen von Interviews. Abgesehen von der Überschrift und Namens- und Ortsangaben findet sich während der gesamten Sendung fast kein Text auf den Folien.

Pasted Graphic 4

Lediglich eine einzige Bullet-Point-Folie schleicht sich ein, die jedoch wirklich nur ganz ausgewählte Fakten enthält. Wie immer in den Nachrichten werden die Aufzählungspunkte passend zum gesprochenen Text nacheinander eingeblendet, so dass die Aufmerksamkeit auf jeweils einen Punkt gelenkt wird. Das ist ein sinnvoller Einsatz von Bullet-Points: sparsam dosiert und als Zusammenfassung weniger wichtiger Eckpunkte.

Offenbar taugt die Tagesschau nicht so recht als Ausrede, um informationslastige Vorträge als reines Ablesen von Aufzählungspunkten zu gestalten. Im Gegenteil sollte man sich vielleicht noch einmal genauer ansehen wie hier, aber auch in anderen TV-Sendungen, Informationen verpackt und präsentiert werden. Dümmer wird man dadurch ja auch nicht.

Links zu dem Thema
Videoarchiv der Tagesschau
Filmpräsentation
Spannende Geschichte

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Dr. Michael Gerharz