Der eine fährt sich ständig mit der Hand durch die Haare, ein anderer fuchtelt wild mit den Händen herum, ein dritter spielt ständig mit seinem Kugelschreiber. Der eine sagt ständig „äh“, ein anderer verwendet furchtbar verschachtelte Sätze und ein dritter verhaspelt sich ständig beim Sprechen.
Jeder hat irgendwelche Macken. Das Hinterlistige daran: das geschieht meist unbewusst, wir selbst nehmen unsere Macken in der Regel nicht wahr. Ändern können wir sie aber nur, wenn sie uns bewusst werden. Deshalb sollten Sie sich unbedingt einmal bei einem Vortrag auf Video aufzeichnen. Nein wirklich! Tun Sie das einmal. Sie brauchen gar nicht übermäßig kritisch zu sein, niemand im Publikum sitzt dort und achtet mit Adleraugen auf jede kleinste Ihrer Macken. Aber bei all den Dingen, bei denen Sie selbst die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, haben Sie danach die Möglichkeit, Sie zu ändern – weil Sie Ihnen bewusst geworden sind. Probieren Sie es einmal!
Vergangene Woche war wieder Apple-Showtime. Wie kaum eine zweite Firma versteht es Apple, Produktpräsentationen zu inszenieren und einen regelrechten Hype um neue Produkte zu erzeugen. Maßgeblichen Anteil daran haben die berühmten Keynotes von Apple-Chef Steve Jobs. Wie jedes Jahr im Juni fand auch dieses Jahr wieder in San Francisco Apples Entwickler-Konferenz WWDC statt.
Die diesjährige Keynote ist hervorragend geeignet, um einige der Konzepte aus Nick Morgans Buch „Give Your Speech, Change the World“, noch einmal aufzugreifen. Von Interesse ist für uns dabei vor allem der erste Teil der diesjährigen Keynote, der dieses Jahr nämlich nicht von Steve Jobs, sondern von Scott Forstall, verantwortlich für die iPhone-Software, gehalten wurde. Welch Unterschied stellte dieser Auftritt zu den charismatischen Auftritten Steve Jobs’ dar. Ein direkter Vergleich offenbart einige der grundlegenden Regeln für publikumsorientierte Präsentationen.
Auf der einen Seite der offene, stets freundliche Steve Jobs, dem man seinen Enthusiasmus in jedem Wort und in jeder Geste ansieht. Auf der anderen Seite der zwar bemüht lockere, letztlich aber doch hölzerne und ein wenig verkrampfte Scott Forstall. Was fällt an Forstalls Präsentation auf?
Auf den Punkt gebracht: Forstall ist zu sehr mit sich selbst und mit dem Vortrag beschäftigt. Es gelingt ihm nicht, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Er spricht vor seinem Publikum, aber nicht zu ihm oder gar mit ihm. Am auffälligsten ist das bei den zahlreichen Blicken auf die Projektionsfläche. Eigentlich ein Anfängerfehler, starrt Forstall immer wieder nach hinten und gibt so den Kontakt zum Publikum auf.
Überhaupt klebt Forstall sehr an seinen Folien. Ständig schweift sein Blick zum Moderatormonitor, um sich der Folieninhalte zu versichern. Das irritiert nicht nur, es wirkt auch verkrampft und insbesondere unsicher. Er ist offenbar nicht so gut vorbereitet, dass er sich voll auf sein Publikum konzentrieren kann, sondern ist mit dem Vortragen selbst viel zu beschäftigt.
Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch das viel zu deutliche Schalten der nächsten Folie. Forstall verwendet zwar eine Fernbedienung, benutzt diese aber viel zu offensichtlich. Bei Jobs hingegen sieht man die Klickbewegung in der Regel überhaupt nicht. Die Folien sind einfach da und stehlen dem Vortragenden nicht die Show. Bei Steve Jobs fließen die Folien so natürlich in den Hintergrund, dass er selbst die Bühne voll für sich beansprucht. Wie schafft er das?
Jobs lächelt viel! Vergleichen Sie das mal mit Forstall. Er hat die meiste Zeit eine fast schon düstere Miene. Auf der anderen Seite wieder Steve Jobs, der sich seinem Publikum öffnet, ausschweifende und einladende Gestik verwendet. Er verleiht seinen Worten mit seiner ganzen Körpersprache die richtige Bedeutung und verlässt sich eben nicht nur auf die Kraft seiner Worte oder seiner Folien.
Scott Forstall dagegen verwendet eine eher verschlossene Gestik. Die Hände sind eng beisammen, sie machen oft wegwerfende oder beschwichtigende Bewegungen. Seine Mimik ist die meiste Zeit ernst. Vor allem aber blickt er das Publikum nicht wirklich an; oft starrt er einfach irgendwohin, zu oft auch auf den Boden. So baut man keinen Kontakt zu seinen Zuhörer auf.
Was können wir jetzt daraus lernen? Ich will drei Dinge herausgreifen:
1. Üben Sie! Wirklich: üben Sie! Üben Sie solange, bis alle Übergänge perfekt sitzen. Verlassen Sie sich nicht auf gute Folien. Ein guter Vortrag wird erst durch einen gelungenen Auftritt perfekt. Nehmen Sie sich auf Video auf und fragen Sie andere, wie Sie während des Vortrags wirken.
2. Versuchen Sie nicht zu sehr, jemand anderes zu sein. Forestall ist nicht Jobs, auch wenn man den Einruck nicht los wird, er wäre gerne wie er. Auch Sie sind nicht Steve Jobs. Müssen Sie aber auch nicht. Sie sind Sie! Seien Sie vor allem authentisch und unverkrampft. Und haben Sie Spaß dabei!
3. Sprechen Sie nicht nur vor Ihrem Publikum, sprechen Sie zu ihm, am besten mit ihm. Öffnen Sie sich Ihrem Publikum und lassen Sie es spüren, dass es Ihnen am Herzen liegt. Dazu möchte ich Ihnen nochmal Nick Morgans Buch ans Herz legen:
The essence of audience-centered speaking is to take the focus off yourself, the speaker, and put it on the audience.
Links zu dem Thema: Video der WWDC-Keynote 2008 Das Fortune-Magazin über mögliche Nachfolger von Steve Jobs
Technische Präsentation sind besonders anfällig für quälende PowerPoint-Vorträge. Wer schon einmal eine mehrtägige technische Konferenz besucht hat, kann davon sicher ein Lied singen. Der Kampf gegen das Einnicken ist häufig nicht zu gewinnen, wenn hoffnungslos unübersichtliche Diagramme, leere Worthülsen (“content enablement”) und fehlerhafte Programmdemos auf einen niederprasseln.
Bei der letztjährigen MEDC, Microsofts Konferenz für “mobile and embedded devices”, haben sich vier Microsoft-Mitarbeiter einen Spaß daraus gemacht, die gröbsten Fehler bei technischen Präsentationen in einem Video nachzustellen. Wenn man nicht wüsste, das es Spaß ist, man könnte es glatt für echt halten. So traurig ist das oft auf Konferenzen; und so gut haben die vier das nachgestellt.
“Entschuldigen Sie das etwas wirre Layout, aber ich bin leider kein Profi in PowerPoint.” Diese und ähnliche Rechtfertigungen hört man immer wieder von Vortragenden, die sich nicht so richtig wohl fühlen in ihrer Rolle vor Publikum, oder die das Gefühl haben, ihre Präsentation sei nicht so gut gelungen, wie sie es sich gewünscht hätten.
Überhaupt wird sich viel entschuldigt in Präsentationen:
weil die Technik nicht so funktioniert wie erwartet.
weil man vergessen hat, etwas zu erwähnen.
weil man nervös ist.
…
Sind aber Entschuldigungen an diesen Stellen überhaupt angebracht? Oft genug werden die Zuhörer den Grund einer Entschuldigung gar nicht bemerken, solange sie nicht darauf gestoßen werden. Woher sollten sie denn auch wissen, was alles nicht gesagt wurde. Und wer kennt Sie als Vortragenden schon so gut, dass er Ihre Nervosität bemerken würde?
Warum entschuldigen sich Vortragende trotzdem so häufig? Es ist wohl in aller Regel ein Ausdruck der eigenen Unsicherheit. Man hofft, die Zuhörer durch eine Entschuldigung wohlwollender zu stimmen. Tatsächlich wird das aber in den seltensten Fällen gelingen, denn durch die Entschuldigung werden Fehler und Unsicherheiten erst offenbart.
Verkneifen Sie sich doch lieber die Entschuldigung und halten Sie Ihren Vortrag einfach so gut wie möglich. Bereiten Sie sich ordentlich vor, üben Sie und versuchen Sie, ihre Zuhörer zu überzeugen, indem Sie ihr Bestes geben. Das wird nicht immer perfekt sein, Sie werden gelegentlich Fehler machen, aber bedenken Sie, dass Sie selbst wahrscheinlich Ihr größter Kritiker sind. Das ist auch gut so, denn so sorgen Sie dafür, dass Sie stetig weiter an sich arbeiten. Bedenken Sie aber:
Wenn Sie ihr Bestes geben, sollten Sie sich dafür nicht entschuldigen müssen.
Nicht immer aber ist Unsicherheit der Grund einer Entschuldigung; nicht selten wird nämlich mit solchen Entschuldigungen versucht, eine mangelhafte Vorbereitung zu überspielen.
Gleich zum Einstieg erst mal die Schuld auf andere schieben: “Entschuldigen Sie die winzige Schrift, aber – Sie kennen das ja – mein PowerPoint hat mal wieder verrückt gespielt.” Später dann noch einmal betonen, wie beschäftigt man ist: “Eigentlich wollte ich hierzu noch eine Grafik erstellen, aber wegen einer kurzfristig einberufenen Sitzung bin ich leider nicht mehr dazu gekommen.”
Hätte Sie das als Zuhörer geglaubt? Wahrscheinlich nicht. Hätte es Sie interessiert? Wahrscheinlich auch nicht. Der Vortragende sollte sich lieber dafür entschuldigen, Ihre Zeit verschwendet zu haben, denn er hat in diesem Fall offenbar nicht sein Bestes gegeben.
Übrigens: Weitere Tipps zum Umgang mit Situationen, in denen man den Drang zu einer Entschuldigung spürt, finden Sie auch hier.