Es kann losgehen. Sie haben sich sorgfältig vorbereitet, einen fesselnde Story und tolle Folien. Beamer an! Nur: leider passt der Adapter nicht. Erst Hektik, dann Panik, gefolgt von verzweifelten „Ähs“ und „Öhs“. Vermeiden Sie diesen Last-Minute-Stress, indem Sie sich eine sorgfältige Checkliste machen, auf der Sie alles abhaken, was Sie für Ihren Vortrag brauchen.
Der Bullshit unterscheidet sich von der Lüge dadurch, dass er sich nicht um die Wahrheit schert. Wer lügt, der sagt absichtlich etwas falsches. Wer Bullshit redet, der verfolgt irgendein Ziel und möchte dafür einen bestimmten Anschein erwecken. Ob dieser Anschein der Wahrheit entspricht, ist ihm nicht so wichtig.
Bullshitter kennen Sie z.B. in Form des Verkäufers („Also ich kann Ihnen versichern, dass dieses Handy …“) oder des Bewerber („Meine größte Schwäche ist meine Ungeduld“) oder in der Gestalt des Politikers („Es wird mit uns keine Steuererhöhungen geben.“).
Tagesaktueller Bullshit
Bullshit wird im Augenblick auch über die PRISM-Ausspitzelung erzählt, z.B. von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, der uns am Wochenende beruhigen wollte:
Also dieser edle Zweck, Menschenleben in Deutschland zu retten, rechtfertigt zumindest, dass wir mit unseren amerikanischen Freunden und Partnern zusammenarbeiten, um zu vermeiden, dass Terroristen, dass Kriminelle in der Lage sind, unseren Bürgern zu schaden. Natürlich muss immer die Verhältnismäßigkeit eingehalten werden. Um diese Verhältnismäßigkeit geht es.
…
Ich habe das mit dem Justizminister erörtert. Selbstverständlich. Mit dem Justizminister erörtert. Äh und es war ganz klar: Es geht nicht um ein flächendeckendes Abscannen von, äh, Kommunikation, sondern um eine gezielte, äh, Durchsuchung von einer quantitätsmäßig begrenzten Anzahl, äh, von, äh, Kommunikations-, äh, -strömen. Darum geht es. Und äh, natürlich muss man immer über die Verhältnismäßigkeit reden. Muss immer diese, diese, diese Gewichtung vornehmen.
Ob Friedrich die Wahrheit sagt, können nur ganz wenige wirklich beurteilen. Auf Grundlage von Friedrichs Worten sollten Sie es aber nicht tun. Meint er wirklich „Freund“, wenn er von „unseren amerikanischen Freunden“ spricht? Hat er das wirklich „selbstverständlich mit dem Justizminister erörtert“ oder hat er selbstverständlich einmal der Form halber danach gefragt? Wer ist denn eigentlich „man“? Klar ist, dass er sehr bedächtig nach den Formulierungen sucht – achten Sie einmal darauf, an welchen Stellen die „ähs“ stehen – doch tut er das nicht um der Wahrheit willen, sondern um den „richtigen“ Anschein zu erwecken.
Bullshit-Checkliste
Reden Sie auch manchmal Bullshit? Hier eine kleine Checkliste:
Sagen Sie manchmal Sätze nur, weil Sie glauben, dass Ihr Publikum sie hören möchte, an die Sie aber selbst nicht glauben?
Sagen Sie oft „man“ statt „wir“ oder „ich“?
Sagen Sie oft bestärkende Wörter, z.B. „selbstverständlich“ oder „es ist klar“ oder „sicherlich“?
Erzählen Sie oft, wie Sie gerne wären, statt wie Sie tatsächlich sind? Sagen Sie z.B. „man muss“ oder gar „man müsste“?
Verwenden Sie gerne Floskeln? Sagen Sie z.B. „innovativ“, obwohl Sie es nicht sind?
Argumentieren Sie mit wissenschaftlichen Studien, die Sie gar nicht gelesen haben?
Glauben Sie, dass nur 7% der Wirkung eines Vortrags vom Inhalt abhängt?
Verwenden Sie Zitate, die Sie gar nicht selbst gelesen oder gehört haben und deren Quelle Sie nicht überprüft haben?
Tragen Sie nur die Argumente vor, die Ihren Standpunkt unterstützen, und lassen Sie bewusst Fakten weg, die bei Ihrem Publikum Zweifel aufkommen lassen könnten?
Sprechen Sie oft im Konjunktiv? Vielleicht damit Sie nachher sagen können, Sie hätten ja bewusst im Konjunktiv formuliert?
Versuchen Sie, Ihr Ergebnis beeindruckender zu machen, indem Sie Ihre Diagramme hübsch machen?
Finden Sie, das sei doch alles ok, weil es die anderen auch so machen?
Mindestens einmal „ja“ geantwortet? Denken Sie doch mal drüber nach.