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Vortragsangst ist ein Lotse

Vortragsangst in Form von Lampenfieber ist normal, selbst für erfahrene Redner, die top vorbereitet sind. Sie ist Teil des Spiels.

Wer keine Angst hat, der hat auch nichts zu verlieren. Wenn Sie aber immer bloß das sagen, wozu sowieso alle nicken, würden alle viel Zeit sparen, wenn der Vortrag erst gar nicht stattfände.

Das Ziel ist gar nicht, keine Angst zu haben, sondern der Angst etwas entgegenzusetzen. Nämlich den Willen, mit der Präsentation etwas zu erreichen: Mitarbeiter zu inspirieren. Investoren zu überzeugen. Ihr Publikum zu begeistern …

Der Punkt ist: Erst wenn es etwas zu verlieren gibt, gibt es auch etwas zu gewinnen. Erst wenn es die Möglichkeit des Scheiterns gibt, lohnt sich der Aufwand. Es ist per Voraussetzung schwierig.

Was also wollen Sie erreichen? Lohnt es sich?

Wenn es sich lohnt, dann lohnt es auch, gegen das Lampenfieber zu bestehen.

Insofern ist Vortragsangst ein Lotse. Erst wenn Sie Angst spüren, wissen Sie, dass Sie etwas sagen, dass nicht selbstverständlich ist. Erst dann gibt es etwas zu gewinnen, doch stets auch die Möglichkeit, dass es den Zuhörern nicht gefällt.

Lampenfieber ist notwendig, wenn Ihre Präsentation notwendig ist.

Präsentationen sind überbeansprucht, aber unterbewertet

Eine Frage, die viel zu selten gestellt wird: „Brauche ich dafür eine Präsentation?“

Oder wäre ein Memo ausreichend? Ein Gespräch sinnvoller? Viel Arbeit wird in Präsentationen gesteckt, die niemand vermissen würde.

Dagegen wird zu selten daran gearbeitet, dass jemand die Präsentationen, die wirklich notwendig sind, vermissen würde.

Präsentationen sind eine Chance zu inspirieren, zu motivieren, wach zu rütteln. Zu begeistern. Verständnis zu schaffen. Neugier zu wecken. Sie sind viel persönlicher als die meisten Texte, Broschüren, Webseiten oder E-Mails.

Viele unterschätzen, welchen Einfluss sie mit einer großartigen Präsentation haben. Sie behandeln sie wie eine lästige Pflicht, statt sie als Chance zu verstehen, etwas zu bewegen. Sie halten Präsentationen, weil alle es tun und wie alle es tun. Tun Sie das nicht.

Hinterfragen Sie, ob eine Präsentation notwendig ist. Und wenn sie notwendig ist, dann nutzen Sie die Chance, dass Ihnen alle zuhören.

Schubladendenken

Wir denken automatisch in Schubladen. Wenn wir etwas sehen oder hören, dann ordnen wir es automatisch in den Kontext der uns bekannten Dinge ein. Doch sollten wir uns hüten, dieses Schubladendenken als Qualitätskriterium zu sehen.

Als der Jazz-Musiker Duke Ellington seine Erfolge feierte, gehörte seine Musik zur Schublade „U-Musik“, also zur Unterhaltungsmusik, die im Gegensatz zur „Ernsten Musik“, der E-Musik – im Wesentlichen die traditionelle europäische klassische Musik – von den etablierten Größen der E-Musik als minderwertig angesehen wurde. Dieser Einschätzung widersprach Ellington vehement:

„Du solltest aufhören, in Schubladen zu denken. Musik ist entweder gut oder schlecht.“ – Duke Ellington

Für Präsentationen gilt das auch. Es gibt keine Regel, außer diese eine: Haben Sie etwas bewirkt?

Ob Sie dafür 300 Folien brauchen oder 3. Ob Sie Geschichten erzählen oder Fakten präsentieren. Ob Sie die Bühne rauf und runter tigern oder still an Ihrem Platz stehen.

Wenn Sie die Zuhörer ins Mark treffen, dann ist es richtig. Schubladendenken hin oder her.

Aber andererseits: „It don’t mean a thing if it ain’t got that swing“.

Die besten Zuhörer

Wie wird man ein großartiger Musiker? Indem man ein großartiger Zuhörer wird, sagt Ausnahme-Gitarrist Pat Metheny.

Metheny hat bis heute unglaubliche 20 Grammys gewonnen und zählt zu den angesehensten und einflussreichsten Jazz-Gitarristen der Welt. Er hat sich immer wieder neu erfunden und neue Grenzen ausgelotet: von Bebop bis Pop („This is not America“ mit David Bowie), von Free Jazz bis New Age. Ohne handwerkliche Brillanz wäre das nicht möglich gewesen. Doch fragt man Pat Metheny, ist es nicht die Fähigkeit, zu spielen, die einen Musiker besonders macht. Die besten Musiker sind die, die am besten zuhören können. Nur wer zuhört, kann beurteilen, ob das, was er da gerade spielt, gut ist. Nur wer anderes hört, kann Neues aufnehmen.

The best musicians are not the best players, they’re the best listeners. – Pat Metheny

Es lohnt sich, zuhören zu lernen

Wer herausragend präsentiert, ist in einer ganz ähnlichen Situation. Es scheint, als wäre das, was jemand sagt und wie sie es sagt, wie sie sich bewegt und spricht, die entscheidende Fähigkeit. Doch dabei übersieht man leicht, dass Zuhören für gute Vortragende mindestens ebenso wichtig ist.

Vor dem Vortrag: Warum investieren die Kunden Ihre Zeit, um mir zuzuhören? Was verspricht sich das Publikum von meinem Vortrag? Was erwarten meine Mitarbeiter von mir?

Während der Vorbereitung (insbesondere sich selbst): Funktioniert der rote Faden so, wie ich mir das gedacht habe? Passt der Übergang?

Während des Vortrags: Welche Atmosphäre ist im Raum? Wie reagieren die Zuhörer? Soll ich die Stimme ganz dezent modulieren, weil ich spüre, dass hier gerade etwas ganz besonderes passiert?

Während der Diskussion: Was genau meint sie? Gibt es Zwischentöne?

Nach dem Vortrag: Was sagen die Zuhörer über den Vortrag? Was kann ich besser machen? Kann ich von der Video-Aufzeichnung noch etwas lernen?

Unabhängig vom konkreten Vortrag: Wie präsentieren andere? Was gefällt mir? Was nicht?

Nur wer aufmerksam in sich und auf andere lauscht, findet angemessene Antworten auf diese Fragen.

Es lohnt sich, zuhören zu lernen.

Hörtipp: Als ich das Album Imaginary Day, für dessen berühmtes Cover der Designer Stefan Sagmeister eine eigene Zeichensprache entwickelte, zum ersten Mal hörte, saß ich vollkommen gebannt vor dem CD-Player. Für den Song „The Roots Of Coincidence“ aus dem Album erhielt Metheny 1998 den Grammy für die beste Rock-Instrumental-Performance. Es war das erste Mal, dass Pat Metheny mit seiner Band in den Bereich harter Rockmusik vorgestoßen war.

12 Fragen: 9. Warum so steif?

Business ist Business. Aber müssen Sie deswegen Ihre Menschlichkeit am Eingang abgeben? Machen Sie sich nicht zum Sklaven der Folien! Lösen Sie sich vom Laptop und blicken Sie Ihren Zuhörern in die Augen! Reden Sie normal! Lächeln Sie! Und nehmen Sie nicht alles so ernst – schon gar nicht sich selbst! 

Buchempfehlung „13 Near Misses“ von Anke Tröder

13 Near Misses“ ist ein wunderschönes Buch mit einem wunderschönen Titel. Schon als ich ihn vor Jahren von Anke das erste Mal hörte, wollte ich das Buch unbedingt lesen. Endlich, nach 10 Jahren Vorbereitungszeit, ist es fertig. Und ich mag es sehr.

Schon alleine, weil es anders ist. Weil es sich nicht darum schert, wie ein Präsentationsbuch zu sein hat.

Weil es mit wunderschönen, zarten Illustrationen von Steven Herbers daherkommt, die das Thema perfekt treffen.

Weil es trotz aller Akribie im Detail um das Nicht-Perfekte geht. Um das Menschliche. Um Menschen.

Und Menschen sind eben nicht perfekt. Gerade deswegen können sie bezaubern.

Anhand von 13 stellvertretenden „Near Misses“ gibt Anke genau die richtigen Anstupser, nicht mehr – aber auch nicht weniger – die jeder von uns auf seine Weise braucht, um ein wenig mehr zu bezaubern: Musst du wirklich all das sagen? Willst du dich wirklich hinter den Folien verstecken? Willst du dich wirklich vom Streben nach Perfektion einschränken lassen? Ist dir das Urteil eines anderen wirklich wichtiger als dein eigenes?

Es ist ein Buch über das Präsentieren, das noch gefehlt hat. Und das nicht länger fehlen durfte, weil es sich mit denen beschäftigt, die bei einer Präsentation ganz vorne stehen – auf eine menschliche Weise statt wie so oft auf eine rein Geschäftliche. Dabei ist es selbst halb Kunstwerk, halb Lehrbuch.

Die 1. Auflage ist bereits vergriffen. Aber über die Webseite des Buches kann die 2. Auflage schon vorbestellt werden: https://nearmiss.es

Wozu eigentlich Folien?

Es gibt nur einen vernünftigen Grund dafür, dass Menschen in einem Raum zusammenkommen, um einem anderen Menschen bei einer Präsentation zuzuhören: Die Präsenz des Vortragenden fügt etwas hinzu, dass durch den reinen Inhalt und die Darstellung auf den Folien alleine nicht transportiert werden kann.

Der Grund für eine Präsentation vor Menschen ist der Redner.

Wäre das nicht so, könnte man genauso gut ein Dokument verschicken.

Welche Rolle spielen also Folien? Dokumentation des Gesagten? Gedankenstütze für den Redner? Unterstreichung dessen, was er sagt?

Nein. Nichts davon. Als Dokumentation des Gesagten, also als Handout, müssen Folien viel Text enthalten und schaden daher im Vortrag. Folien, die Gedankenstütze für den Redner sind, lenken die Zuhörer bloß vom Redner ab. Dafür gibt es sinnvollere Optionen. Als Unterstreichung dessen, was der Redner sagt, sind Folien unnötig, wenn der rote Faden stimmt und wenn der Redner artikuliert und betont vorträgt.

Wofür also dann Folien? Nicht für den Vortragenden, sondern für die Zuhörer. Eine Folie ist für die Zuhörer dann sinnvoll – und nur dann – wenn sie dem Vortrag etwas hinzufügt, was ich als Redner nicht oder nicht so gut liefern kann. Eine Folie brauche ich im Vortrag z.B. dann, wenn sie etwas konkret sichtbar macht, was durch meine Worte abstrakt bliebe, weil es sich die Zuhörer nicht vorstellen können. Ich brauche sie, wenn sie einen Vergleich zwischen Größen begreifbar macht, der durch die reine Beschreibung vage bliebe. Ich brauche sie, um Emotionen auszulösen, für die ich – wollte ich sie mit einer Geschichte auslösen – erheblich länger bräuchte, um sie auszulösen. Ich brauche sie, wenn sie etwas klarer machen, als ich es mit Worten beschreiben könnte. Ich brauche sie, um etwas nachzuweisen, was man mir sonst nicht glauben würde.

Drei Fragen hat jeder Zuhörer: Betrifft mich das? Glaub’ ich das? Versteh’ ich das? Wenn eine Folie hilft, eine dieser drei Fragen besser zu beantworten, als es durch meinen mündlichen Vortrag möglich wäre, dann sind Folien (oder ein anderes Medium) sinnvoll. Sonst nicht.

Let’s Talk: Die YouTubisierung der Präsentation

Heute zu Gast bei Let’s Talk: Peter Claus Lamprecht, Präsentationsberater und Autor des Buches „PowerPoint und Prezi: Sehr gut präsentieren“.

Wir haben uns darüber unterhalten, wie Facebook, Instagram und YouTube die Präsentationswelt beeinflussen, warum die Zuhörer heute vorformulierte Entscheidungen erwarten und weder Geduld noch Zeit zum Selberdenken und Selber-in-ein-Thema-vertiefen haben, warum deshalb Vertrauen in den Redner immer wichtiger wird, warum Prezi fernsehmäßiger als PowerPoint wirkt, ob PowerPoint oder Prezi überzeugender sind und … ach, am besten hören Sie selbst rein …

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Kommt es auf den ersten Eindruck an?

Das wär doch was. Ich konzentriere mich in meiner Vorbereitung ganz besonders auf die ersten Sekunden: Wie betrete ich die Bühne? Wie begrüße ich das Publikum? Wo stehe ich? Was tue ich mit meinen Armen? Ein wohlplatzierter erster Satz. Und schon hab’ ich das Publikum im Sack, so weit, dass es fast schon egal ist, was ich danach noch erzähle.

Letztes Jahr schien eine Studie zur Wirkung von TED-Vorträgen diese Folklore über den ersten Eindruck endlich zu bestätigen. Vanessa Van Edwards hatte 760 Teilnehmer gebeten, TED-Vorträge u.a. nach dem ersten Eindruck zu bewerten. Ihre Schlussfolgerung war eindeutig:

Our research suggests that we decide if we like the TED talk in the first 7 seconds — and it has very little, if nothing to do with words.

Ist das also endlich die Bestätigung, dass der erste Eindruck – nur 7 Sekunden – entscheidet und es dabei sogar nur auf die Körpersprache ankommt?

Nein. Natürlich nicht. Diese Schlussfolgerung wäre mindestens sehr voreilig. Die Studie zeigt eben nicht, dass diese Interpretation gerechtfertigt wäre.

Was hat Van Edwards gemessen?

Van Edwards hat die Testpersonen in zwei Gruppen unterteilt. Eine Gruppe sah nur 7-Sekunden-Ausschnitte der Vorträge, die andere Gruppe Vorträge in ihrer gesamten Länge. Anschließend sollten die Personen die Vorträge bewerten.

Das Ergebnis war eindeutig: Die Vorträge, die in der Gesamtlänge am besten bewertet wurden, wurden auch schon nach den ersten sieben Sekunden am besten bewertet, selbst dann, wenn der Ton ausgeschaltet war.

Folgt daraus, dass die ersten 7 Sekunden entscheiden?

Folgt daraus, dass die ersten sieben Sekunden entscheiden? Nein. Viel naheliegender ist nämlich, dass die Kausalität genau umgekehrt ist. Gute Vorträge sind normalerweise auch schon in den ersten 7 Sekunden gut und das Publikum ist in der Lage, das schnell zu erkennen. Anders ausgedrückt: Menschen, die tolle Vorträge halten, strahlen das auch schon in den ersten Sekunden durch ihre Körpersprache aus.

Vor zwanzig Jahren gab es ein ganz ähnliches Experiment zur Bewertung von Hochschulprofessoren (PDF). 1993 zeigten die Psychologen Nalini Ambady und Robert Rosenthal Studenten in mehreren Versuchsreihen kurze Videoausschnitte von Vorlesungen. Anschließend sollten die Studenten eine Bewertung der Professoren abgeben. Die Wissenschaftler wollten testen, wie kurz die Videoausschnitte sein dürfen, um immer noch dieselbe Einschätzung der Professoren zu erzeugen wie eine Studentenumfrage nach Abschluss des gesamten Semesters.

Ambady und Rosenthal fanden heraus, dass wenige Sekunden reichen, um gar ein ganzes Semester vorherzusagen. Auch diese Studie wurde damals häufig so interpretiert, dass Studenten in Bewertungen anscheinend nur auf Äußerlichkeiten achteten. Ambady und Rosenthal selbst sahen das in ihrer Schlussfolgerung allerdings so:

Not only do we possess the remarkable ability to form impressions of others … but, perhaps more remarkably, the impressions that we form can be quite accurate.

Wer gut vorbereitet ist, ist es normalerweise auch in den ersten Sekunden

Das klingt schon ganz anders. Ambady und Rosenthal vermuteten, dass der erste Eindruck deswegen so auffallend stark mit dem späteren Gesamteindruck übereinstimmt, weil wir – genauer gesagt: die Studenten damals – tatsächlich ziemlich gut darin sind, aus dem ersten Eindruck akkurate Rückschlüsse auf den Gesamteindruck zu ziehen.

Mit anderen Worten: Ja, der erste Eindruck zählt. Aber nicht in dem Sinn, dass das Publikum danach das Hirn ausschaltet und von diesem ersten Eindruck geblendet wäre. Der erste Eindruck zählt deswegen so stark, weil er eben normalerweise tatsächlich mit dem Gesamteindruck übereinstimmt. Wer gut vorbereitet ist, ist es auch in den ersten Sekunden – übrigens auch in anderen 7-Sekunden-Ausschnitten.

Daraus zu folgern, dass der erste Eindruck alles entscheidet, ist nicht zulässig. Kann man nach einem schlechten ersten Eindruck noch einen tollen Vortrag halten? Auf jeden Fall. Kann man einen schlechten Vortrag mit einem genialen ersten Eindruck retten? Eher nicht. Soll man sich Gedanken über den Einstieg machen? Natürlich. Ist das wichtiger als der Rest? Ziemlich sicher nicht.

Es gibt keine Abkürzung

Nicht, wer einen besonders guten Einstieg hat, punktet beim Publikum, sondern wer beim Publikum punktet, tut das normalerweise schon in den ersten Sekunden. Wer sich gut vorbereitet hat, ein tolles Produkt hat, an das er selbst glaubt, eine runde Story, mit der er sich wohlfühlt, der strahlt das normalerweise während seines gesamten Vortrags aus.

Auf der anderen Seite hat das Publikum anscheinend eine gute Antenne dafür, ob der Vortrag etwas taugt oder eine Pfeife vor ihm steht. Kann man es täuschen? Möglicherweise. Reicht dafür der erste Eindruck nachhaltig aus? Ich glaube nicht.

Es gibt daher noch immer keine Abkürzung. Wer einen tollen Eindruck hinterlassen will, muss wohl einen tollen Vortrag vorbereiten. Natürlich ist es sinnvoll, sich dabei Gedanken über den ersten Eindruck – Einstieg und Auftreten – zu machen. Alles andere wäre ein schlechter Rat. Schon alleine, weil es auch Ihnen selbst ein besseres Gefühl gibt, wenn schon der Anfang Ihres Auftritts souverän funktioniert. Aber genau so ein schlechter Rat wäre es, sich auf einen tollen ersten Eindruck zu verlassen.

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So mutig bin ich ja nicht

„Cooles Kleid! Ich bin ja leider nicht so mutig.“

„…?“

Wieso mutig? Sie kam sich gar nicht mutig vor. Im Gegenteil. Sie dachte dasselbe über ihre Freundin. So coole Klamotten würde sie auch gerne tragen. Irgendwie landete sie aber doch immer wieder bei ihrem Stil.

Sich etwas zu trauen ist relativ. Es bezieht sich auf die Norm, genauer gesagt: Das, was man dafür hält. Die persönliche Norm also. Was für den einen „weit draußen“ erscheint, ist für den anderen völlig normal und umgekehrt. Wer immer Karokleider trägt, greift nicht leicht zum knallroten und umgekehrt. Wer immer Heavy Metal spielt, muss sich erst an Jazz gewöhnen und umgekehrt. Wer seine Wände immer weiß streicht, muss sich die Fototapete trauen und umgekehrt.

Dabei ist nichts davon „weit draußen“, sondern nur anders als gewohnt. Derjenige, der etwas anders macht als man selbst, ist deswegen also nicht automatisch mutiger, sondern vielleicht nur etwas anderes gewohnt.

Das ist beim Präsentieren genauso. Leichter ist erst einmal das, was man gewohnt ist, weil man es so gelernt und immer so gemacht hat – für die meisten also typisch voll getextete PowerPoint-Folien. Weil das der gefühlte Normalzustand ist, muss man sich die anderen, die pointiert visuellen Folien erst trauen.

Wer sich aber daran gewöhnt hat, empfindet sich gar nicht mehr als mutig. Im Gegenteil. Er findet es völlig normal. Und die alte Präsentationsgewohnheit schräg.

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Picture of Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz