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Eine Alternative zur CI-Polizei

In vielen größeren Unternehmen kommt immer dann, wenn eine PowerPoint-Präsentation extern gehalten werden soll, die Corporate-Identity-Polizei. Meist in der Marketingabteilung angesiedelt, achtet sie penibel darauf, dass das PowerPoint-Template eingehalten wird und nichts falsches auf den Folien steht.

Die CI-Polizei ist eine Angstbehörde. Eigentlich dafür zuständig, dass das Unternehmen nach außen ein stimmiges, einheitliches Bild abgibt, übt sie ihre Pflicht normalerweise rein destruktiv aus, sucht nicht nach konstruktiven Verbesserungsvorschlägen, sondern verbietet lediglich alles, was abweicht. Was formal passt, darf bleiben. Ob es etwas taugt oder nicht, wird normalerweise nicht hinterfragt.

Natürlich ist es sinnvoll, dass ein Unternehmen nach außen einen einheitlichen Eindruck von sich abgibt. Aber was wäre, wenn die Abteilung, die dafür zuständig ist, nicht destruktiv, sondern konstruktiv an diese Aufgabe heranginge? Nicht bloß Formalitäten prüfte, sondern Inhalt. Nicht bloß freigäbe, sondern optimierte.

Ist das nicht der Job desjenigen Mitarbeiters, der die Präsentation erstellt? Natürlich. Aber welcher Mitarbeiter ist denn Präsentationsprofi?

Was also wäre, wenn es statt – meinetwegen auch zusätzlich zu – der CI-Polizei eine „Klarheits“-Abteilung gäbe, die man nicht gezwungenermaßen fragen muss, sondern die man gerne und freiwillig einbindet, weil sie eine echte Hilfe ist? Die vom Publikum her denken würde, nicht aus Angst heraus, dass jemand etwas falsches sagt, sondern aus dem Wunsch heraus, Verständnis und Begeisterung der Zuhörer zu wecken? Was, wenn das Ziel dieser Abteilung statt „so wenig falsch wie möglich“ lautete: So interessant wie möglich. So spannend wie möglich. So verständlich wie möglich?

In Unternehmen redet man viel von Content Marketing und Storytelling, meint es aber auf der Mitarbeiterebene nicht ernst damit. Dabei sind z.B. im B2B oft gerade Präsentationen der Mitarbeiter das Gesicht des Unternehmens. Die Mitarbeiter, die diese Präsentationen konzipieren und halten, sollten entsprechend unterstützt werden. In Wahrheit sind sie häufig auf sich alleine gestellt. Schlimmer noch: Sie sollen fragwürdige Regeln befolgen und müssen Ratschläge von Kollegen und Chefs berücksichtigen, selbst wenn die noch weniger von Präsentationen verstehen.

Verlage leisten sich ganz selbstverständlich Lektoren, deren Aufgabe es ist, die Texte der Autoren lesbarer, interessanter und spannender zu machen. Die Webseite des Unternehmens, die Broschüren, Presseberichte, Social Media werden ganz selbstverständlich von professionellen Redaktionen betreut. Bei Präsentationen würde es sich ebenfalls lohnen, damit der Eindruck des Unternehmens nicht nur formal einheitlich, sondern exzellent und wertschätzend gegenüber den Kunden, Partnern, Händlern – kurz: den Zuhörern – ist.

Klar, das wäre dann kein Praktikanten-Job mehr. Da müsste jemand sitzen, der sich schnell in die Themen der Mitarbeiter hineindenken kann. Der die richtigen Fragen stellen kann. Der sich in das Publikum hineinversetzen kann. Der schnell kreative Lösungen entwickelt. Der Präsentation so gut verstanden hat, dass er nicht beim ersten „Ja, aber“ einknickt, dabei aber nicht bloß den Besserwisser spielt. Jemand, dem die bestmögliche Präsentation am Herzen liegt.

Die Anfangsinvestionen wären hoch, der langfristige Gewinn aber auch.

Schlechte PowerPoint-Vorlagen

Warum taugen die meisten PowerPoint-Templates eigentlich nichts, obwohl sie doch von professionellen Designern entworfen werfen? Diese Frage stellte vor kurzem Jan Schultink in seinem IdeaTransplant-Blog. Seine Theorie: Die Designer beginnen an der falschen Stelle, nämlich auf einer leeren Folie, die sie dann mit Dekoration füllen. 

Ich habe mal wahllos auf einer bekannten deutschen Plattform für PowerPoint-Templates irgendein „TOP-Business-Template“ geöffnet:

Eines von unzähligen schlechten PowerPoint-Templates

Wenn ich mir das so ansehe, dann gehen die Probleme sicher noch weit über Schultinks Vermutung hinaus. Denn offenbar fehlt es hier an einem fundamentalen Verständnis für die Anforderungen einer publikumsgerechten Präsentation. Die Vorlagen laden geradezu dazu ein, Textfluten auf die Folien zu schleudern. Platz für Freiflächen, die wichtigen Inhalten erst die richtige Wirkung geben, sucht man vergebens. Statt spannender Stories, in die sich das Publikum hineinversetzen kann, sollen hier Fakten abgehakt werden: der Stoff aus dem langweilige Präsentationen sind.

Schultinks Rat an Unternehmen: Gebt den Designern bestehende Präsentationen, damit sie diese inszenieren können und daraus ein funktionierendes Design ableiten können. Wenn ich mir Vorlagen wie die obigen ansehe, zweifle ich, ob das alleine das Problem schon lösen würde.

Da die meisten Präsentationen eben schon vorher so aussehen wie diese, würde ein hübsches Design wahrscheinlich doch nur zu Variationen des obigen Templates führen. Wichtig wäre vielmehr, dass schon die Vorlagen dazu einladen, publikumsgerechte, leicht zu erfassende Folien zu erstellen.

Dazu gehört mehr, als Text durch ein paar Logos und schicke Farben zu dekorieren. Dazu braucht man ein tiefes Verständnis dafür, wie spannende Präsentationen auf das Publikum wirken. Und hier können auch viele Design-Studios noch eine Menge lernen.

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Dr. Michael Gerharz

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