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Zurück an der Uni

Hauptgebäude der Universität Bonn [Foto: Dr. Thomas Mauersberg]

In den vergangenen beiden Wochen hatte ich wieder das Vergnügen, an meine alte Wirkungsstätte zurückzukehren für zwei Vorlesungen über mein Promotionsthema Ad-hoc-Netze, eine faszinierende, neue Art spontaner Kommunikation. Wie immer hatte ich dabei großen Spaß.

Vorlesungen sind eine recht spezielle Art von Vorträgen. Sie sind deutlich länger als die meisten Präsentationen und sie haben vor allem das Ziel, eine große Menge an Wissen zu vermitteln. Das scheint auf den ersten Blick der Empfehlung zu widersprechen, die Inhalte eines Vortrags auf das Wesentliche zu reduzieren und Details, die nicht für das Verständnis relevant sind, wegzulassen.

Verkehrsschild: Understanding - Next Exit

Für mich ist das jedoch nur ein scheinbarer Widerspruch. Denn Wissen eignet man sich leichter an, wenn Verständnis vorausgeht. Und da sind wir dann doch wieder bei der Reduktion auf das Wesentliche. Denn Verständnis erreicht man nicht dadurch, dass man alle Fakten zu einem Thema einfach aufzählt, sondern dass man die grundlegenden Eigenschaften eines Problems oder den springenden Punkt eines Lösungsansatzes intuitiv begreifbar macht. Oft genug habe ich während meines eigenen Studiums leider das Gegenteil erlebt: Vorlesungen, die reines Faktenwissen vermitteln, oft anhand von Textfolien, während die Studenten Zusammenhänge selber suchen müssen. Das ist verkehrte Welt.

Vorlesungsskript zur ersten Vorlesung

Für meine Vorlesungen erstelle ich daher konsequent Handouts (sprich: Vorlesungsskripte). Handouts befreien von der Last, alles, wirklich alles auf die Folien schreiben zu müssen. Sie erlauben mir, mich stattdessen auf Visualisierungen zu konzentrieren, die das Verständnis optimal unterstützen, Zusammenhänge aufzeigen und Ähnlichkeiten zu Bekanntem aufdecken. So kann ich den Studenten ein solides Grundverständnis der Materie vermitteln, mit dem sie sich selbständig weitere Details aneignen und weiterführende Literatur gut verstehen können.

Wen es interessiert, der kann natürlich gerne einen Blick in mein Handout zum Thema Ad-hoc-Netze werfen.

Übrigens: Am 23. Juli halte ich einen öffentlichen Vortrag Wenn Dell Pizza verkaufen würde in der Andreas-Hermes-Akademie in Bonn. Interessenten sind herzlich eingeladen (Eintritt frei).

Links zu dem Thema:
Vorlesungsskript Mobile Ad hoc Networks
Handouts gegen Death-by-PowerPoint
Was bleibt: Einfaches

[Foto des Uni-Gebäudes: Dr. Thomas Mauersberg] 

Die vier Prinzipien professionellen Designs

In ihrem hervorragenden Buch Design & Typografie behauptet Robin Williams, jeder könne ein besserer Designer werden, wenn er vier Prinzipien berherzigt: Nähe, Ausrichtung, Wiederholung, Kontrast. Wie einfach es tatsächlich ist, durch Anwendung dieser vier Regeln ein völlig langweiliges Design in ein ansprechendes und interessantes Design zu verwandeln, möchte ich Ihnen an einem Beispiel vorführen, das ich schrittweise anhand der Regeln überarbeite.

Als Ausgangspunkt dient die fiktive Titelfolie eines PowerPoint-Vortrags, die so schlecht ist, dass sie in einem typischen Vortrag nicht weiter auffallen würde – unübersichtlich, chaotisch und hässlich:

Beispiel-Titelfolie: Langweilig und ungeordnet

Zwar lässt sich der Titel gut lesen, aber die übrigen Angaben sind über die Folie verstreut, so dass das Auge nicht weiß, wohin es zuerst blicken soll; man erkennt keine Hierarchie und springt zwischen den einzelnen Elementen hin und her. Mit Williams’ vier Prinzipien lässt sich diese Folie so umwandeln, dass sie übersichtlich, professionell und nett anzusehen ist. Gestalterische Meisterwerke brauchen vielleicht noch etwas mehr Übung. Aber als übersichtlich, professionell und einigermaßen ansprechend sind für die meisten Präsentationen angemessene Ziele.

Gestaltungsprinzip 1: Nähe

Das Gestaltungsprinzip der Nähe besagt, dass Elemente, die inhaltlich zusammengehören, auch räumlich nah angeordnet werden sollen. Bei Pro-/Contra-Argumenten käme niemand auf die Idee, die Argumente wild auf der Folie zu verstreuen. Sobald es aber weniger offensichtlich wird, ist das Prinzip der Nähe für viele nicht vertraut. Das Prinzip macht die logische Struktur der Elementen eines Designs sichtbar. Auf dieser Folie gibt es drei Arten von Informationen: Informationen zum Titel, Informationen zum Vortragenden und Informationen zum Ort. Und tatsächlich, wenn wir als einzige Änderung die räumliche Anordnung der Elemente anpassen, sieht das Layout geordneter aus. Nicht schön, aber ein klein wenig übersichtlicher:

Prinzip Nähe: Räumlich anordnen nach inhaltlicher Zusammengehörigkeit

Gestaltungsprinzip 2: Ausrichtung

Das Gestaltungsprinzip der Ausrichtung besagt, dass kein Element auf einer Seite willkürlich angeordnet werden soll. Durch eine einheitliche Ausrichtung der Elemente verstärken Sie deren Zusammengehörigkeit. Gerade wenn es um Überschriften und Titel geht, wird sehr oft eine zentrierte Ausrichtunge gewählt, sie ist aber nicht die Wirkungsvollste. Zwar ist Symmetrie ein naheliegendes Formprinzip, es wirkt aber auch schnell langweilig und förmlich. Wenn Sie eine links- oder rechtsbündige Ausrichtung wählen, wirkt das Design noch aufgeräumter, weil Sie eine unsichtbare Verbindunglinie erzeugen, die die Zusammengehörigkeit, in anderen Worten die Einheit des Designs verstärkt:

Prinzip Ausrichtung: Elemente nicht willkürlich anordnen

Gestaltungsprinzip 3: Wiederholung

Das Gestaltungsprinzip der Wiederholung besagt, dass bestimmte Gestaltungselemente innerhalb eines Designs wiederholt werden sollen. Wiederholung stärkt den Wiedererkennungswert eines Designs. Durch wiederkehrende Elemente wie z.B. gleiche Schriften, Farben, Betonungen etc., findet sich das Auge leichter zurecht, der Aufbau des Designs wird strukturierter. Wenn Sie Abteilung A auf einer Folie grün kennzeichnen, sollten Sie dabei bleiben, solange es keinen starken Grund für eine andere Farbe gibt. Besonders hilfreich ist das Prinzip natürlich bei größeren Dokumenten, einmal gelerntes bleibt über viele Folien hinweg verständlich. Wenn sich über sämtliche Folien eines Vortrags hinweg bestimmte Gestaltungselemente, etwa zur Betonung, wiederholen, kann sich der Betrachter schneller orientieren. Aber auch auf einer einzelnen Folie lässt sich die Wirkung durch Wiederholung erkennen. Wenn wir die wichtigsten Informationen hervorheben, dann tun wir das auf stets gleiche Weise und wählen nicht jedesmal eine neue Schriftgröße und -farbe etc.:

Prinzip Wiederholung: Wiederholungen stärken die Einheit eines Designs

Gestaltungsprinzip 4: Kontrast

Das Gestaltungsprinzip des Kontrasts besagt, dass sich zwei Elemente, die sich nicht gleichen, deutlich unterscheiden sollen. Mit anderen Worten: Sei kein Frosch! Die deutliche Betonung wichtiger Elemente macht ein Design interessanter und weckt somit die Bereitschaft, genauer hinzuschauen. Es hilft auch bei der Strukturierung der Informationen, indem wichtige von unwichtigeren Inhalten besser getrennt werden und so eine klare Hierarchie vorgegeben wird, in der die Informationen zu betrachten sind. Wenn wir die Schriftunterschiede vergrößern und Farbe zur Erhöhung des Kontrastes einführen, wirkt die Folie noch einmal übersichtlicher, professioneller und ansprechender:

Prinzip Kontrast: Kontraste machen ein Design interessanter

Vier einfache Gestaltungsprinzipien für Design, die die Wirkung einer Folie drastisch erhöhen und sie erheblich übersichtlicher machen, ohne dass eine einzige Informationen gestrichen worden wäre. Dazu gehört keine Zauberei, sondern einfach ein bisschen Sorgfalt bei der Anwendung der vier Prinzipien und ein wenig Mut bei deren Umsetzung: Sei kein Frosch. Probieren Sie einfach einmal ein bisschen aus. Sie werden sehen, welch erstaunliche Wirkung Sie mit ganz einfachen Mitteln erzielen, wenn Sie sich nur trauen. Haben Sie keine Angst vor Freiflächen, oft sind es gerade die (bewusst) ungenutzten Flächen, die ein Design interessant machen. Und schließlich: Die Prinzipien schränken die Kreativität nicht ein, sondern geben ihr ein geordnete Fläche. Durch Anwendung derselben vier Prinzipien kommt zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Hier sind nur ganz wenige der unzähligen möglichen Layouts:

Fertiges Beispiel 1: Andere Schrift und kleine SymboleFertiges Besipiel 2: Rechtsbündig
Fertiges Besipiel 3: Kontrast durch zweifarbigen HintergrundFertiges Besipiel 4: Auch Serifenschriften können funktionieren

IKEA färbt Pac-Man grün

Pac-Man-Diagramme bei IKEA

Wer kennt nicht den kleinen, gelben, immer hungrigen Computerspieleball Pac-Man? Völlig überraschend habe ich ihn heute auf der Webseite von IKEA wiederentdeckt. Auf dem Boden liegend und ganz grün im Gesicht. Wie konnte es dazu kommen?

IKEA präsentiert auf diese Weise wichtige Kennzahlen des Unternehmens, jeweils aufgeteilt nach den Regionen Europa, Nordamerika und Asien. Was dabei herausgekommen ist, sieht vielleicht auf den ersten Blick ganz nett aus, offenbart aber auf den zweiten Blick eine ganze Reihe an Problemen.

Legende zu IKEAs Pac-Man-Diagramm

Der gravierendste Mangel betrifft die inkonsistente Bedeutung der Farbtöne. Zwar ist Europa immer dunkelgrün dargestellt; aber der hellste Grünton repräsentiert im mittleren Diagramm Nordamerika, in den beiden übrigen dagegen Asien. Das ist eine Stolperfalle, die die Interpretation der Daten deutlich erschwert, die man jedoch leicht hätte verhindern können. Aber wer nicht genau hinsieht, ist ohnehin verloren, da das Diagramm selbst nicht beschriftet ist. Was eigentlich dargestellt ist, erkennt man erst, wenn man den Text rechts neben dem Diagramm liest und dann die Zuordnung zu den Flächen mühsam selbst vornimmt.

Wie geht es besser? Zuallererst würde ich mich von der 3D-Darstellung verabschieden. Das mag zwar nett aussehen, vermindert aber die Lesbarkeit, insbesondere wenn man auch noch die Diagramme untereinander vergleichen möchte. Natürlich sollte die Zuordnung der Farben konsistent sein. Außerdem würde ich einen etwas stärkeren Kontrast wählen. Abschließend würde ich die Fakten an das Diagramm selbst schreiben, damit die Zuordnung leichter fällt. Jetzt sieht man auf einmal sehr deutlich, dass Asien zwar für den Umsatz ziemlich unbedeutend ist, im Einkauf aber eine große Rolle spielt (leider liegen mir dazu keine absoluten Zahlen vor).

Verbesserungsvorschlag für IKEAs Pac-Man-Diagramme

Der Vergleich von Tortendiagrammen mit Pac-Man ist übrigens vor einiger Zeit schon einmal in Form dieses Diagramms durch das Internet gegangen. Letztlich geht er zurück auf die seit Ewigkeiten schwelende Diskussion zwischen Statistikern und Grafikern, ob Tortendiagramme überhaupt zur Darstellung statistischer Zahlen geeignet sind. Mehr dazu in den Links.

Tortendiagramm, das aussieht wie Pac-Man

Links zu dem Thema:
Wikipedia-Artikel zu Tortendiagrammen, mit kurzer Diskussion der Nachteile
Verteidigung von Tortendiagrammen
Ursprünglicher Pac-Man-Tortendiagramm-Joke

Post vom Amt

Mann ärgert sich über einen Brief und zerreißt ihn

Wer hat sich nicht schon einmal über einen Behördenbrief geärgert, der viel zu kompliziert formuliert und ohne Übersetzer eigentlich nur für den Absender verständlich war? Amtsdeutsch nennt man das und ist nichts anderes als eine Mischung aus Behörden-Fach-Chinesisch und veralteten Formulierungen (“Ablichtung”, “fernmündlich”), die in viel zu komplizierten Sätzen aneinandergereiht werden. Doch es geht auch anders.

Logo der Initiative

Heute wurde das Projekt IDEMA “Internetdienst für eine moderne Amtssprache” für seine Pionierarbeit auf dem Weg zu allgemeinverständlichen Behördenbriefen geehrt. Es wurde offiziell in die Liste der 365 Orte im Land der Ideen 2008 aufgenommen. Das Projekt analysiert im Auftrag von Verwaltungen deren Briefe und erarbeitet verständlichere Formulierungen. Einige Beispiele sind auf der Webseite veröffentlicht.

Eine verständlichere Sprache könnte auch so mancher Vortrag gut gebrauchen. Gerade Experten neigen häufig dazu, ihre Vorträge mit viel zu vielen Fachausdrücken zu schmücken. Oft genug setzen sie auch ein viel zu hohes Vorwissen voraus, anstatt die Zuhörer bei ihrem tatsächlichen Stand abzuholen. Diese Experten sollten sich ein Beispiel an dem Projekt IDEMA nehmen. Einen Vortragenden, der nur für sich selbst redet, braucht nämlich kein Mensch.

Zahlen oder Bilder?

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, dann liegt Ihnen sicher viel daran, dass ihre Botschaft auch ankommt. Ihr Ziel haben Sie erreicht, wenn Ihre Zuhörer die Botschaft als Handlungsaufforderung verstehen, z.B. um für Ihre Hilfsorganisation zu spenden. Das wird Ihnen aber nur gelingen, wenn die Botschaft nicht nur für Sie sondern auch für Ihre Zuhörer zu einer Herzensangelegenheit wird. Viele Redner zitieren daher in solchen Situationen Statistiken, die das Ausmaß und die Wichtigkeit des Themas verdeutlichen, z.B. so:

Beispielfolie mit Statistiken zu

Das funktioniert hier aber nicht so recht. Natürlich erkennt man, dass Hunger ein großes Problem ist, aber echt betroffen ist man durch diese Folie nicht. Fakten alleine berühren uns normalerweise nicht besonders. Auch sind die genannten Zahlen reichlich abstrakt. Klar, sie sind furchtbar groß, aber wirklich greifbar sind sie nicht. Die einzige greifbare Zahl ist in der letzten Zeile versteckt: alle 5 Sekunden verhungert ein Kind. Das kann man sich vorstellen; deshalb sollte der Schwerpunkt auch auf diese Aussage gelegt werden. Wenn man einige der redundanten Zahlen weglässt und ein emotionales Bild hinzufügt, funktioniert die Folie schon besser:

Beispiel mit Bild und weniger Zahlen, neuer Titel

Aber irgendwie überzeugt das noch immer nicht so recht. Es ist nicht klar, worauf der Schwerpunkt des Arguments gelegt wird: 1 Milliarde Kinder in Armut, jedes fünfte Kind ohne sauberes Wasser oder 6 Millionen Kinder, die jährlich verhungern. Natürlich machen alle drei für sich genommen betroffen, aber eine größere Wirkung erzielt man häufig, wenn man sich auf eine Aussage konzentriert. Lässt man alles weg, was auf dieser Folie von der Kernbotschaft ablenkt, und verstärkt die Kernelemente, erhält man eine viel effektivere Folie:

Emotionales Beispiel mit großformatigem Foto eines Kindes und Kernaussage

Diese Folie ist eine wunderbare Plattform, auf der man eine emotionale Argumentation aufbauen kann. Die Statistiken, die wir aus der Folie gestrichen haben, können während des Vortrags genannt werden und erhalten durch die starke Kernaussage eine direkte Bedeutung. Die Handlungsaufforderung wird auch unmittelbar klar: Retten Sie ein Kind, indem Sie spenden! Sehr effektvoll ist es übrigens, wenn Sie während des Vortrags die 5 Sekunden noch anschaulicher machen, indem Sie z.B. für kurze Zeit alle 5 Sekunden mit den Fingern schnippen.

Links zu dem Thema:
Präsentationen von Chris Landry vom Sustainable Food Lab
Buchempfehlung: “Was bleibt” von Chip und Dan Heath, insbesondere Kapitel 5: “Emotional”

Eine Cola mit Zitrone

Zitrone des Monats

Der Jahreswechsel ist die Zeit der Rückschau und der Planung für das nächste Jahr. Das gilt natürlich auch für die Finanzplanung großer Konzerne. Eine wunderbare Gelegenheit, Investoren und Analysten einen positiven Eindruck vom eigenen Unternehmen zu geben und das Vertrauen in die Investition zu stärken, umso mehr wenn die Zahlen selbst bereits glänzen.

Wie man solch eine Gelegenheit aber auch richtig vergeigen kann, zeigt der Coca-Cola-Abfüller Coca-Cola West aus West-Japan mit seiner Präsentation der Ergebnisse für 2007.

Beispielfolie 1

Beispielfolie 2Beispielfolie 3
Die Beispiele sehen nicht nur billig aus, sie sind auch offenbar mit wenig Sorgfalt vorbereitet worden. Das Layout ächzt an allen Ecken und Kanten durch Anfängerfehler (z.B. Überlappungen und Inkonsistenzen), auch Rechtschreibfehler schleichen sich ein (z.B. “Coca-Cole”). Das Foliendesign schreit einen geradezu an mit seinen schrillen Farben. Die unendlich vielen Farbverläufe wirken nicht nur verspielt, sondern wecken einen unseriösen Eindruck. Die Folien sind hoffnungslos überfüllt mit Details, so dass die Kernaussagen völlig im Rauschen untergehen. So geht es übrigens 75 Folien lang zu (fairerweise: bei Folie 50 beginnt das Referenzmaterial). Ein Leser des Blogs Presentation Zen schreibt dazu in den Kommentaren: “Seems that coca is still a major ingredient of their sugared beverages.”

Übrigens läuft auch der Einwand ins Leere, das Ganze müsse so ausführlich sein, weil es ja gleichzeitig als Handout für die Analysten dient. Erstens ist es ungeheuer mühsam, sich durch dieses unübersichtliche Material durchzuarbeiten und die wesentlichen Informationen oder gar die groben Trends herauszufiltern. Damit ist es als Handout genauso untauglich wie als Präsentationsmaterial. Außerdem gibt es für die vergangenen Jahre durchaus sehr ansehnliche “Annual Review“-Dokumente. Echte Dokumente, die alles besser machen als diese merkwürdigen Folien. Sie sind übersichtlich strukturiert, liefern klare Aussagen und sehen auch noch gut aus, z.B. dieses einfache Diagramm:

Beispieldiagramm aus dem Annual Review 2006 der Coca-Cola West

[gefunden bei Presentation Zen]

Links zu diesem Thema:

Zitrone des Monats März 2008
Coca-Cola West
Präsentationsunterlagen der Coca-Cola West
Annual-Review-Dokumente der Coca-Cola West

Was man bei technischen Präsentationen vermeiden sollte

Screenshot des Videos

Technische Präsentation sind besonders anfällig für quälende PowerPoint-Vorträge. Wer schon einmal eine mehrtägige technische Konferenz besucht hat, kann davon sicher ein Lied singen. Der Kampf gegen das Einnicken ist häufig nicht zu gewinnen, wenn hoffnungslos unübersichtliche Diagramme, leere Worthülsen (“content enablement”) und fehlerhafte Programmdemos auf einen niederprasseln.

Bei der letztjährigen MEDC, Microsofts Konferenz für “mobile and embedded devices”, haben sich vier Microsoft-Mitarbeiter einen Spaß daraus gemacht, die gröbsten Fehler bei technischen Präsentationen in einem Video nachzustellen. Wenn man nicht wüsste, das es Spaß ist, man könnte es glatt für echt halten. So traurig ist das oft auf Konferenzen; und so gut haben die vier das nachgestellt.

[gefunden bei Speak Schmeak]

Ein unfairer Vorteil?

Letzte Woche unterhielt ich mich mit einem Unternehmensberater über überzeugende Präsentationen. Unternehmensberater haben daran ein ureigenstes Interesse, sollte man zumindest meinen. Schließlich müssen sie Kunden oft von unbequemen Ideen überzeugen und dabei nicht selten Widerstände und generelles Misstrauen überwinden. Wer überzeugend präsentieren kann, ist hier klar im Vorteil (übrigens unabhängig davon, ob er Sinnvolles oder Bullshit erzählt). Im Buch „The McKinsey Mind“ sagt Neal Crocker, dass das ein unfairer Vorteil sei:

Presentation is the “killer skill” we take into the real world. It is almost an unfair advantage! – Neal Crocker

Mein Gesprächspartner war offenbar ganz anderer Meinung. Unsere Zeit sei ohnehin viel zu schnelllebig, als dass man überhaupt etwas von Vorträgen mitnehmen könne; und schließlich bekomme man ja immer Ausdrucke von allen Folien. Man versuche in seiner Branche möglichst mit Standardpräsentationen zurecht zu kommen, vielleicht ergänzt um ein paar kundenspezifische Folien.

Es ist genau diese Einstellung, die zu den schwer erträglichen PowerPoint-Orgien führt: als Vortragender keine Zeit für eine überzeugende Aufbereitung und als Zuhörer eine Durchhaltementalität, die langweilige Präsentationen als gegeben ansieht. Außerdem, sagt der Unternehmensberater, komme es ja auf den Inhalt an und nicht auf die Verpackung.

Überzeugend Präsentieren bedeutet, gute Ideen ansprechend zu verpacken, und nicht, heiße Luft um Nichts zu produzieren. Es bedeutet, Ideen auf das Wesentliche zu reduzieren und es nicht dem Zuhörer zu überlassen, die relevanten Informationen herauszufiltern. Es bedeutet, das Verständnis durch einprägsame Folien zu unterstützen und nicht durch sinnloses Wiederholen viel zu vieler Details abzulenken. Es bedeutet, Ideen so zu verpacken, dass etwas bei den Zuhörern hängen bleibt. Das – und nur das – ist der Grund, warum wir präsentieren.

Diejenigen, die das besonders gut machen, erreichen ihre Ziele deutlich leichter. Sie werden verstanden. Sie motivieren. Inspirieren. Begeistern. Weil sie nicht nur einen hervorragenden Inhalt haben, sondern weil sie diesen Inhalt auch so präsentieren können, dass sie andere Menschen davon überzeugen. Weil sie die Macht von Worten zu nutzen wissen und einen oft gehörigen Aufwand betreiben, um das bestmöglich umzusetzen.

Ein unfairer Vorteil ist das nicht, denn jeder hat die Chance, den gleichen Aufwand zu treiben. Allerdings ist nicht jeder bereit, diesen Aufwand zu treiben. Tun Sie es und nutzen Sie den Vorteil, den Sie dadurch haben!

Links zu dem Thema:
Identity 2.0-Präsentation von Dick Hardt
Was bleibt: Einfaches
Schlechte Präsentationen schaden dem Image

Das Periodensystem der Visualisierungsmethoden

Diagramme zur Visualisierung von Geschäftszahlen in einem Business Report

Als Vortragender steht man häufig vor der Aufgabe, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären, ohne dabei die Zuhörer mit zu vielen Details zu belasten. Die richtigen Visualisierungsmethoden helfen hierbei, denn durch eine grafische Veranschaulichung lassen sich Zusammenhänge oft schneller und übersichtlicher darstellen als durch lange Ausführungen („Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“). Häufig begegnet man z.B. Liniendiagrammen, um Trends wiederzugeben, Organigrammen zur Darstellung einer Unternehmensstruktur oder Flussdiagrammen zur Visualisierung von Prozessabläufen usw.

Leider ist es es aber nicht immer so einfach, die richtige Visualisierung für ein Problem zu finden. Zu vielfältig ist die Zahl der Diagrammtypen und zu speziell sind manche Aufgaben, als dass man jederzeit die passende Kombination auf Anhieb finden würde. Das schweizerische Projekt Visual-Literacy.org hat deshalb das Periodensystem der Virtualisierungsmethoden entwickelt, das ein wenig Orientierung in diesem Dschungel bieten soll.

Visual-Literacy.org ist ein gemeinschaftliches Projekt der Universitäten in Lugano, St. Gallen und Genf sowie der Fachhochschule Nordwestschweiz. Ziel des Projekts ist es, die “visuelle Bildung” von Studenten zu fördern und ihnen Wissen zu vermitteln, mit dem sie Visualisierungen auswerten, anwenden und entwickeln können. Dazu wurde u.a. folgendes Diagramm entwickelt, das in Anlehnung an das Periodensystem der Elemente aus der Chemie verbreitete Diagrammtypen zusammenfasst und strukturiert:

Periodensystem der Visualisierungsmethoden
Eine Orientierungshilfe in der Vielfalt der Diagrammtypen (Projekt Visual-Literacy.org)

Die Visualisierungsmethoden werden grob in sechs Gruppen unterteilt; innerhalb der Gruppen steigt die Komplexität der Diagramme in vertikaler Richtung. Außerdem kennzeichnen grafische Symbole besondere Eigenschaften der Diagramme. In der Online-Version wird zusätzlich zu jedem Diagrammtyp ein Beispiel angezeigt, wenn man mit der Maus darüber fährt. Allerdings vermisst man weiterführende Informationen, etwa eine genaue Beschreibung der Typen oder Hinweise zum korrekten Gebrauch jedes Diagramms. Ich möchte Sie daher auch gleich davor warnen, das Periodensystem nun abzugrasen und möglichst viele der Diagrammtypen in Ihre nächste Präsentation einzubauen und darf Ihnen drei Warnungen mit auf den Weg geben:

1. Denken Sie an Ihre Zuhörer

Beispiel einer Mindmap

Während eines Vortrags kommt es darauf an, dass die Zuhörer die wesentlichen Informationen schnell erfassen. Anders als beim Lesen eines Artikels haben Zuhörer während einer Präsentation keine Gelegenheit haben, ein Diagramm ausführlich zu analysieren. Daher enthalten komplexe Diagramme wie z.B. Mindmaps (links) oder Treemaps zwar für einen Leser viele wertvolle Informationen, die Zuhörer einer Präsentation sind damit aber in der Regel überfordert.

2. Suchen Sie zielgerichtet

Beispiel einer Datamap

Lassen Sie sich nicht dazu verleiten, die „schönsten“ Diagramme auszuwählen und Ihr Problem so zurecht zu biegen, dass es auf diese Diagramme passt. Überlegen Sie sich stattdessen immer zuerst, welche Frage Sie beantworten möchten und suchen Sie erst dann im Periodensystem nach dem Diagrammtyp, der am besten auf diese Frage passt. So sollten Sie z.B. eine Datamap (links) nur dann verwenden, wenn Sie auch tatsächlich etwas über die geographische Verteilung Ihrer Daten sagen möchten.

3. Vermeiden Sie Chart-Junk

Beispiel eines Heaven’n’Hell-Diagramms

Chart-Junk ist alles das, was in ein Diagramm gepackt wird, ohne etwas zu dessen Informationsgehalt beizutragen. Geprägt wurde der Begriff von Yale-Professor Edward Tufte in seinem Buch “The Visual Display of Quantitative Information”. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist der “Heaven’n’Hell”-Chart aus dem Periodensystem (links). Weder die Anordnung noch das Hintergrundbild tragen wesentlich zum Verständnis bei. Eine einfache Tabelle wäre hier wahrscheinlich hilfreicher gewesen.

Ich möchte Sie aber dennoch ermutigen, einige Zeit mit dem Periodensystem der Visualisierungsmethoden zu verbringen und sich mit den Diagrammen auseinander zu setzen. Vielleicht finden Sie ja gerade für Ihre Fragestellung eine Möglichkeit, wie Sie Ihre Aussage noch überzeugender oder noch verständlicher veranschaulichen können.

Falls Sie dabei Geschmack am Erforschen neuer Diagrammtypen finden, sollten Sie vielleicht auch einmal einen Blick in Robert Harris’ Buch “Information Graphics: A Comprehensive Illustrated Reference” werfen, der eine wirklich erschöpfende Übersicht über unzählige Visualisierungsmethoden mit vielen Beispielen liefert.

Links zu diesem Thema:
Edward Tufte (Autor einflussreicher Bücher zum Thema)
Junk Charts (engl. Blog)
Vorher-Nachher-Vergleiche von Diagrammen (von Stephen Few)
Graph-Design-IQ-Test (von Stephen Few)
Artikel Slide design: signal vs. noise (redux) (aus dem Blog Presentation Zen)

[vgl. auch Periodensystem der Visualisierungsmethoden]

Sprechen Sie flüssig oder, äh, verständlich?

Als Redner versucht man, möglichst flüssig zu sprechen und Füllwörter wie “äh” weitestgehend zu vermeiden. Diese werden oft als störend für den Zuhörer empfunden und deuten auf Unsicherheiten beim Redner hin.

Neuere wissenschaftliche Untersuchungen legen jedoch einen etwas unverkrampfteren Umgang mit dieser sog. “Disfluenz” nahe. Jennifer Arnold von der University of North Carolina hat mit ihren Kollegen den Einfluss des Verlegenheitswortes “äh” auf das Textverständnis der Zuhörer untersucht.

Demnach kann das Wort “äh” sogar das Textverständnis der Zuhörer verbessern. Die Testpersonen konnten sich nämlich nach einem “äh” viel eher auf etwas Neues bzw. Schwieriges konzentrieren. Die kleine Pause vor dem folgenden Wort, die die scheinbare Schwierigkeit signalisiert, die der Redner mit dem folgenden Wort hat, ermöglicht den Zuhörern offenbar ein besseres Textverständnis. Neues bzw. Schwieriges wird also anscheinend leichter verarbeitet, wenn ein “äh” vorausgeht. Martin Corley von der University of Edinburgh hat sogar ergänzend festgestellt, dass sich die Zuhörer Wörter besser merken, wenn sie auf ein “äh” folgen.

Heißt das nun, dass ein souveräner Redner das Wort “äh” absichtlich verwenden sollte, um das Textverständnis der Zuhörer zu verbessern? So weit sollte man vielleicht nicht gehen. Aber man sollte sich auch nicht über jedes “äh” ärgern. Erst wenn man übermäßig oft “äh” sagt, sollte man versuchen, an sich zu arbeiten (etwa indem man verstärkt übt oder bewusst langsam spricht).

Im übrigen sollten Sie vielleicht einmal an sich selbst beobachten, z.B. durch eine Videoaufzeichnung, wann Sie eigentlich “äh” sagen. Vielleicht erhalten Sie so Hinweise darauf, mit welchen Wörtern oder Argumentationen Sie selbst Schwierigkeiten haben. Dann könnten Sie gezielt versuchen, diese Teile ihrer Präsentation noch klarer auszuarbeiten.

[vgl. Äh und Ähm betonen Sprache und schaden ihr nicht

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Dr. Michael Gerharz