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Gedanken zur „Rede des Jahres“

Peter Strohschneider, Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, ist für seine Rede „Über Wissenschaft in Zeiten des Populismus“ (im Wortlaut, PDF) mit dem Preis für die „Rede des Jahres“ ausgezeichnet worden.

Die Rede ist hervorragend strukturiert und argumentiert. Inhaltlich stimme ich in vielen Punkten zu und ich bin froh, dass gerade aus der Wissenschaft so wohlüberlegte Worte zum „Wahrheitsanspruch“ der Wissenschaft kommen.

Aber ich habe doch meine Schwierigkeiten mit der Auszeichnung. Denn eines ist die Rede sicher nicht: leicht verständlich. So eloquent sie formuliert ist, so prägnant sie argumentiert, für viele Menschen, gerade die „Wissenschaftsfeinde“, die in der Rede gemeint sind, dürfte es schwer sein, ihr zu folgen.

Ein Beispiel:

„Wer meinen mochte, Wissenschaftsfeindlichkeit und populistischer Anti-Intellektualismus liefen eben als Rauschen öffentlicher Kommunikation nebenher mit und Leugnung des menschengemachten Klimawandels oder Furcht vor dem Impfen werde kaum über konventikelhafte Zirkel hinausgreifen, der sieht sich längst eines Schlechteren belehrt “

„Anti-Intellektualismus“, „konventikelhafte Zirkel“, die Rede ist gespickt von solchen Wörtern und Endlossätzen.

Den Schluss leitet Strohschneider mit diesem Satz ein:

„Gerecht werden können die Wissenschaften dem Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung nach meiner festen Überzeugung gerade in Zeiten des populistischen Anti-Intellektualismus und autokratischer Wissenschaftsfeindschaft nur mit sorgfältiger Selbstbegrenzung und Selbstdistanz – wenn Sie mögen: mit Ehrlichkeit und Bescheidenheit.“

Ich glaube, dass neben Ehrlichkeit und Bescheidenheit insbesondere Verständlichkeit in dieser Liste fehlt. Solange Wissenschaftler sich nicht bemühen, dass man sie verstehen kann, dass man verstehen kann, was ihre Forschung zu bedeuten hat – und dabei eben ehrlich und bescheiden bleiben – solange wird sich an dem von Strohschneider bemängelten Zustand nichts ändern. Zugegeben: Das ist manchmal richtig schwer, möglicherweise sogar in manchen Fällen unmöglich, aber sich zu bemühen, ist nie unmöglich.

Den Zuhörern im Saal fiel es vermutlich nicht schwer, den Worten von Strohschneider zu folgen, aber Wissenschaftler sollten nicht nur zu und für Wissenschaftler sprechen.

Dass andere in Bildern dasselbe sehen wie wir, ist nicht selbstverständlich.

Während der Dreharbeiten zu seinem Film „Die fliegenden Ärzte von Ostafrika“ stolperte Werner Herzog über eine interessante Entdeckung zur Wahrnehmung von Bildern (Hervorhebung von mir):

One of the doctors in the film talks of showing a poster of a fly to the villagers, who had never seen photographs or images of any sort. “We don’t have that problem,” they said. “Our flies aren’t that big.” It was a response that fascinated me, so we took the posters – one of a man, one of a human eye that filled an entire piece of paper, another of a hut – and conducted an experiment. I asked if they could identify the human eye, and most of the villagers couldn’t; the images were just abstract compositions to them. One man thought the window of the hut was an eye, and another pointed to the eye and said, “This is the rising sun.” It was clear that certain elements of visual perception are in some way culturally conditioned, that these people were processing images differently to how Westerners might.

Offenbar spielt die „kulturelle Prägung“ eine große Rolle dabei, wie wir Bildern wahrnehmen, dekodieren und verstehen. Wir sollten jedoch nicht davon ausgehen, dass diese Unterschiede in der „kulturellen Prägung“ nur in der afrikanischen Steppe relevant sind.

Durch die Kultur im eigenen Unternehmen oder in den eigenen vier Wänden, durch die Prägung der Medien, die wir konsumieren, durch die Gespräche, die wir führen, die Erfahrungen, die wir machen, sehen wir in Bildern stets das, was sich aus diesen Erfahrungen ergibt. Wir können nicht davon ausgehen, dass Bilder auf andere Menschen dieselbe Wirkung haben wie auf uns. Mehr noch, offensichtlich dürfen wir nicht einmal davon ausgehen, dass andere Menschen in den Bildern dasselbe erkennen wie wir.

Erklären und verstehen

Most professors think about teaching as something the teacher does rather than about what the students are supposed to learn. – Ken Bain

Auf der einen Seite die Lehrer/Professoren, die über ihren Stoff als etwas „Gegebenes“ denken, etwas das sie erklären, und das die Studenten verstehen müssen. Diese Lehrer glauben, ihr Job sei getan, wenn sie es erklärt haben, nicht wenn die Studenten es verstanden haben. „Verstehen“ als Aufgabe des Empfängers statt des Absenders.

Auf der anderen Seite die Lehrer/Professoren, die sich als „Mentoren“ verstehen; deren Job noch lange nicht zu Ende ist, wenn die Studenten den Stoff verstanden haben; die den Studenten nicht nur Verständnis, sondern Neugier, Skepsis, Begeisterung vermitteln wollen und dabei über die Ränder des Faches hinausgehen.

Im Matheunterricht hatten ein Mitschüler und ich verschiedene Lösungen für eine Statistikaufgabe gefunden. Wir verstanden nicht, warum, denn beide Lösungen schienen plausibel, obwohl die Ergebnisse nicht vereinbar waren. Unser Lehrer fand auch keinen Fehler. Das kann passieren. Was nicht passieren sollte: Unser Lehrer hatte keinen Ehrgeiz, die richtige Lösung zu finden. Das Buch habe recht – das sei ja auch plausibel – und folglich ich unrecht. Damit gaben wir uns nicht zufrieden. Mein Mitschüler und ich diskutierten außerhalb des Unterrichts stundenlang, entschlossen uns anschließend, die Aufgabe empirisch mit einem Computerprogramm zu simulieren und wussten dadurch, dass tatsächlich die Lösung im Buch korrekt war. Der Unterschied war jetzt jedoch: mit Hilfe des Computerprogramms konnten wir nun erklären, warum meine falsch war. Wir hatten etwas verstanden.

Es genügt auch für Vortragende nicht, sich zu rechtfertigen, dass man „das“ doch auf Folie 23, Unterpunkt 4 erklärt habe. Erklären ist nicht verstehen. „Verstehen“ ist Aufgabe des Absenders.

Warum schalten Zuhörer bei Vorträgen ab?

Aus dem gleichen Grund, aus dem Leser ein Buch weglegen.

Geht es nach dem Schriftsteller Orson Scott Card (u.a. Ender’s Game), hat der Autor in diesem Fall versäumt, drei wichtige Fragen zu beantworten, die sich jeder Leser unbewusst stellt (s. „Characters & Viewpoint“, S. 14). Übertragen auf Präsentationen lauten diese drei Fragen:

Frage 1: Na und?

Was hat das mit mir zu tun? Das ist doch kalter Kaffee. Das passt doch gar nicht zu meiner Situation. Warum erzählt der mir das?

Frage 2: Ach wirklich?

Das funktioniert nie im Leben. Das haben wir schon bei einem anderen Projekt erfolglos getestet. Die Annahmen sind völlig daneben. Bei uns ist alles ganz anders. Die Schlussfolgerung ist falsch. Wo hat der denn diese Daten her? Gibt’s dafür Quellen? Das ist total unrealistisch. Das habe ich aber anders erlebt.

Frage 3: Häh?

Wovon redet der eigentlich? Wie meint der das denn jetzt? Wie hängt das mit der letzten Folie zusammen? Hat er nicht gerade noch etwas ganz anderes gesagt? Jetzt hat er mich total abgehängt. Das ist mir viel zu kompliziert.

Wenn Sie ein Buch lesen, werden Sie es weglegen, falls Sie keine befriedigende Antwort auf diese drei Fragen bekommen. Wenn Sie einen Vortrag hören, werden Sie abschalten. Mindestens gedanklich, z.B. den nächsten Urlaub planen. Oder mit dem Smartphone Mails beantworten, Facebook checken, Berichte lesen …

Vortragende haben viele Strategien entwickelt, um damit umzugehen: Sie schreiben z.B. jeden Satz als Stichpunkt auf die Folien, damit das Publikum wenigstens flüchtig nachlesen kann, was es mündlich nicht interessiert hat. Sie führen z.B. eine Agenda, die permanent sichtbar ist und das aktuelle Kapitel kennzeichnet, damit das Publikum den roten Faden wiederfindet, den es zuvor fallen gelassen hatte.

Aber das behandelt die Symptome, nicht die Ursachen. Wenn ein Zuhörer in den ersten Minuten das Gefühl bekommt „Das ist nichts für mich.“ oder „Das glaube ich nicht.“ oder „Ich verstehe nur Bahnhof.“ wird er abschalten. Wenn ich ihn aber – so früh wie möglich – vom Gegenteil überzeuge, dann wird er wahrscheinlich bleiben, weil der Vortrag dann für ihn relevant, zutreffend und verständlich ist.

Die beleidigte Leberwurst

Bevor Sie auf einer wissenschaftlichen Konferenz einen Beitrag veröffentlichen können, durchläuft Ihr Beitrag normalerweise einen sog. Reviewprozess. Mindestens drei unabhängige Wissenschaftler begutachten den Beitrag nach Kriterien wie „Neuheit“, „Relevanz“, „Korrektheit“ etc. Bei guten Konferenzen fallen ca. 90% und mehr der Beiträge in diesem Reviewprozess durch.

Die Ablehnungsemail enthält (bei guten Konferenzen) detaillierte Kommentare der Gutachter, die begründen, warum der Beitrag abgelehnt wurde. Genau jetzt passiert etwas bemerkenswertes. Der typische Wissenschaftler reagiert mit Groll: „Das steht doch auf Seite 3.“ oder „Das hat er völlig falsch verstanden.“

Natürlich ist es völlig irrelevant, ob ich der Meinung bin, meine Erklärung auf Seite 3 sei ausreichend. Ganz offensichtlich habe ich es nicht gut genug erklärt, wenn der Gutachter es falsch verstanden hat. Und nein, es spielt keine Rolle, ob er es nur flüchtig gelesen hat. Die Verschwörungstheoretiker gibt es auch: „Ist ja klar, dass der Beitrag von Professor Scantilor angenommen wurde, der kennt ja einen im Gutachterausschuss.“ Tatsache ist aber (fast immer), dass Scantilors Beitrag wirklich besser war.

Die beleidigte Leberwurst hilft niemandem weiter. Viele gute wissenschaftliche Beiträge sind gerade deswegen so gut, weil sie vorher mehrfach abgelehnt wurden und mit Hilfe der Gutachterkommentare verbessert werden konnten.

Klar, manch ein Kritiker entpuppt sich am Ende doch als Miesepeter. Aber auf Dauer profitieren Sie, wenn Sie Kritik ernst nehmen, gerade wenn Sie aus dem Publikum kommt. Vergessen Sie nicht, dass Sie immer vom Fluch des Wissens bedroht sind. Sie wissen, was die Definition auf Seite 3 bedeutet, Ihr Publikum muss es aus Ihren Worten (und Bildern) verstehen. Auch bedroht Sie der Wunsch, Recht zu haben, während objektiv betrachtet Ihre Argumentation vielleicht doch nicht ganz schlüssig ist.

Nur weil Sie selbst Ihren Text – oder Ihre Präsentation – gut erklärt und einleuchtend argumentiert finden, ist er es nicht zwangsläufig für andere. Nehmen Sie es denen, die darauf hinweisen, nicht übel.

Wie Apple seine Produkte erklärt

Apples Keynotes dienen dazu, der Presse und den Bloggern im Publikum zu erklären, was sie über die neuen Produkte schreiben sollen. Natürlich nicht in Form eines Befehls, sondern indem Apple erklärt, wie die neuen Produkte funktionieren und warum sie genau so und nicht anders funktionieren.

So lenkt Apple mit jeder Keynote die öffentliche Diskussion über seine Produkte. Warum es damit erfolgreicher ist als andere Unternehmen, liegt u.a. an folgenden Gründen.

Apple hat einen Fokus

Über jedes Produkt gäbe es tausend Dinge zu sagen, dennoch konzentriert sich die Keynote auf wenige herausragende Eigenschaften. Beim iPhone 6S, das bis auf das Äußere komplett überarbeitet wurde, konzentrierte sich die Präsentation auf drei Dinge: den neuen druckempfindlichen Bildschirm (3DTouch genannt), stark verbesserte Kameras auf Vorder- und Rückseite sowie Live Fotos, die wie ein Mini-Video funktionieren. Diese drei Funktionen bilden den Fokus. Vieles weitere wird zwar erwähnt, aber nicht in den Vordergrund gerückt.

Der Fokus liegt auf Problemlösung

Jede Produkteigenschaft, die ausführlich vorgestellt wird, löst ein Problem, das die Menschen haben. Viele iPhone-Nutzer lieben z.B. ihre Kamera. Fotos zu machen gehört zu den wichtigsten Anliegen für iPhone-Nutzer. Deswegen haben diese Nutzer ein Interesse an besseren Bildern. Bessere Kameras in iPhones lösen ein Problem, das diese Menschen haben.

Nicht immer wissen die Menschen vorher, dass sie ein Problem haben. Dann erklärt Apple es. Der druckempfindliche Bildschirm löst das Problem, dass Menschen Aufgaben, die sie oft erledigen müssen, schneller erledigen möchten. Deswegen zeigt Apple ausführlich an vielen Beispielen, wie alltägliche Aufgaben durch die 3DTouch-Technologie schneller erledigt werden können. Wenn die Probleme echte Probleme sind, dann genügen diese Beispiele, um das Kopfkino in Gang zu setzen: „Stimmt, das hätte ich mir gewünscht, als ich … Und das kann ich gut gebrauchen, wenn ich …“ Der Sinn ergibt sich unmittelbar aus den alltagsnahen Beispielen.

Übrigens beschreibt Apple die Probleme, die es löst, umso ausführlicher, je weniger die Menschen sich des Problems bewusst sind. Als Steve Jobs das Ur-iPhone präsentierte, investierte er sehr viel Zeit darauf zu erläutern, warum Hardware-Keyboards ungeeignet sind. Die wenigsten Menschen konnten sich damals überhaupt ein Smartphone ohne feste Tastatur vorstellen.

Die Lösung wird technisch erklärt

schillerDeepTrenchIsolation
Apple gibt oft Hintergrundinformationen zur technischen Umsetzung seiner Lösungen. Marketingchef Phil Schiller erläuterte gestern zum Beispiel, wie die Nachteile eines 12-Megapixel-Sensors (u.a. der sog. „cross talk“ zwischen den Pixeln) für die neuen iPhones dank einer Technologie namens „deep trench isolation“ kompensiert werden können. Apple redet darüber nicht deswegen, weil es besonders stolz auf diese technische Lösung ist, sondern weil es möchte, dass die Käufer stolz auf ihr neues iPhone sind.

Und aus einem zweiten Grund. Apple möchte, dass diejenigen, die über die neuen iPhones sprechen, erklären können, warum die Geräte besser sind als andere Smartphones. Sie bilden das Publikum „gewissermaßen“ aus, damit sie die technischen Lösungen würdigen können. Deshalb sagt Schiller scherzhaft – und sicher nur scheinbar spontan:

„If you take one thing away today, you tell people you learned about deep trench isolation.“

Aber die Sprache ist einfach

Gleich im Anschluss schiebt Schiller allerdings nach:

„The reality is, we don’t need to know any of this. All we need to know is that we can take even better pictures with an iPhone 6S & 6S Plus.“

Apple erklärt die Dinge so einfach wie möglich. Es verwendet einfache Sprache und es gibt den Dingen einfache Namen, die möglichst bereits ausdrücken, was sie bedeuten: Live Fotos sind Fotos, die sich bewegen. Apple Pencil ist ein elektronischer Stift. iPad Pro ist das iPad für professionelle Nutzer.

Je einfacher die Sprache und je konkreter die Bilder in den Köpfen des Publikums werden, desto einfacher kann das Publikum selbst über die Produkte reden. Und das ist das Ziel der Keynote.

Die Menschen im Publikum sollen darüber reden und Apple möchte bestimmen, was und wie. Deshalb macht Apple es ihnen so einfach wie möglich. Es erklärt seine Produkte. Nicht mehr und nicht weniger.

[Fotos: Tim Cook und Phil Schiller bei der Apple-Keynote am 9.9.2015]

Ihre Gedanken und meine Gedanken

“If you understood everything I said, you’d be me.”
– Miles Davis

Ich kann nicht in Ihren Kopf schauen. Ich weiß nicht, woran Sie denken, wenn Sie »blau« sagen. Welche Bilder in Ihrem Kopf entstehen, wenn Sie »Butter« sagen. Oder welche Gefühle Sie haben, wenn Sie vom »2. Quartal 2015« sprechen.

Aber Sie können mir helfen, dass bei Ihrem Vortrag auch in mir die richtigen Bilder und Gefühle entstehen, z.B. durch Analogien, Beispiele, Geschichten, Vergleiche, Definitionen. Das macht es mir leichter.

Allerdings ist das nur die erste Hürde. Wenn Ihre Gedanken dann in meinem Kopf sind, sieht es dort nämlich trotzdem anders aus als in Ihrem. Ich bewerte Gefühle, Bilder und Eigenschaften anders als Sie. Habe andere Erinnerungen und andere Erwartungen. In diesem neuen Kontext treffen Ihre Gedanken auf meine und in diesem Kontext verstehe ich Ihre Gedanken möglicherweise anders als Sie.

Wenn Sie andere von Ihren Ideen überzeugen möchten, dann dürfen Sie nicht voraussetzen, dass Sie verstanden werden. Verstanden zu werden erfordert Sorgfalt, Einsicht und Rücksicht. Je mehr, umso größer sind Ihre Chancen.

[Foto: Rvb (Miles Davis in Den Haag, 1986), Lizenz: CC-BY-SA]

Für immer

Guil Zekri betreibt in Köln das Tattoo-Studio Reinkarnation. Sein Business-Mantra lautet:

The most important [rule] is that the customer gets a good tattoo and goes happy home because he will remember this studio for the rest of his life.

Was wäre, wenn das für Ihre Präsentation auch gelten würde? Wenn sich Ihr Publikum für den Rest des Lebens an Ihre Präsentation erinnern würde?

Was wäre, wenn die Präsentation weh tun würde? Wer würde dann trotzdem zu Ihnen kommen? Wer würde Ihre Idee haben wollen? Wer würde sie zeigen wollen? Und wem?

Was würden Sie dann ändern?

Warum tun Sie’s nicht?

Wenn Sie einen Bericht schreiben

Wenn Sie einen Bericht schreiben sollen, dann haben Sie nicht die Aufgabe, einen Text zu schreiben, sondern Ihren Chef schlauer zu machen.

Der Bericht war nicht dann gut, wenn er alle Phasen der Studie korrekt und vollständig beschreibt, sondern wenn Ihr Chef verstanden hat, dass das Produkt nur dann Erfolg haben wird, wenn die Materialsteifigkeit um weitere 20% gesteigert werden kann und er entsprechende Maßnahmen einleitet.

Es geht immer um den Menschen, nie um das Papier. Nicht geschrieben werden, sondern verstanden werden, ist das Ziel eines Berichts.

Auch wenn Sie eine Präsentation halten, haben Sie nicht den Job, eine Rede zu schreiben oder Folien zu erstellen, sondern in den Köpfen der Menschen etwas zu verändern.

Sie sind im Menschen-Bewegen-Business, nicht im Texte-Schreiben- oder Reden-halten-Business.

Spannend wird’s erst, wenn ich’s verstehe

Werden Sie anschaulich – und die Spannung steigt. Wie starten Sie das Kopfkino bei Ihrem Publikum?

Die Lage ist ernst. Vor sechzehn Stunden wurde ein Kristall aus einer Testumgebung entwendet. Er befindet sich in diesem Moment in direkter Nähe zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Durch ein akustisches Signal wird er explodieren. „Wieviel Sprengkraft?“ will Agent Morgan wissen. „Ein Kristall auf ein Fußballfeld,“ sagt Agent Grant. Wie gesagt, die Lage ist ernst.

Das ist eine Szene aus einem amerikanischen Actionfilm. Spannend, oder? Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wie es weitergeht. Würden Sie das auch wollen, wenn Agent Grant gesagt hatte: „Der Sprengkörper hat eine Sprengkraft von 2000 mbar.“? Für mich könnte er dann genauso gut sagen: Er hat eine Sprengkraft von 2000 bunten Gummimäusen. Denn die Zahl sagt mir überhaupt nichts. Und was wir uns nicht vorstellen können, fesselt uns nicht. Das ist einer der Gründe, warum wir Actionfilme im Allgemeinen auch spannender als die letzte Präsentation zu den Quartalszahlen.

Erwecken Sie Zahlen und Fakten zum Leben

Klar, nicht immer werden Sie in Ihren Präsentationen über spektakuläre Themen wie Bombenanschläge auf den amerikanischen Präsidenten reden. Das müssen Sie aber gar nicht, um Ihre Zuhörer zu fesseln. Denn auch bei alltäglichen Themen können Sie dafür sorgen, dass bei Ihren Zuhörern ein Kopfkino startet: Indem Sie nüchterne Zahlen und unpersönliche Fakten im wahrsten Sinne des Wortes vor dem inneren Auge Ihres Zuhörers „anschaulich“ machen.

Wenn Sie sagen: In unserem Projekt haben wir so und so viele tausend Bücher für einen wohltätigen Zweck verkauft, wird sich kaum ein Zuhörer am Ende des Vortrags an die genaue Zahl erinnern. Sagen Sie aber: Wir haben soviele Bücher verkauft, dass sie aufeinandergestapelt doppelt so hoch sind wie der Kölner Dom, wird das in vielen Köpfen hängenbleiben.

Wenn Sie sagen: In China lernen immer mehr Menschen Englisch, aktuell sind es so und so viele, reißt das niemanden vom Hocker. Sagen Sie aber: Es gibt mehr Chinesen in China, die Englisch sprechen, als Einwohner in den Vereinigten Staaten, kann sich jeder Zuhörer die Dimensionen der genannten Zahl vorstellen.

Und welches Kopfkino wollen Sie bei Ihren Zuschauern starten?

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Dr. Michael Gerharz

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