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Wie ein toter Schmetterling einen dicken Hasen zu Rambo macht

Big Buck Bunny - Hase bewundert Schmetterling

Es ist ein herrlicher Sonnentag. Ein etwas zu dick geratener Hase genießt den idyllischen Morgen und erfreut sich an dem Flügelschlag eines wunderschönen Schmetterlings. Der Schmetterling tanzt und wiegt sich in den warmen Sonnenstrahlen mit entzückender Leichtigkeit, bis … er von einem herunterfallenden Apfel erschlagen wird.

Big Buck Bunny - Hase als Rambo

So beginnt der Animationsfilm Big Buck Bunny, der als öffentliches Gemeinschaftsprojekt im Internet entstanden ist. Was folgt ist ein zehnminütiges Animationsfeuerwerk, auf dessen Höhepunkt der dicke Hase als Rambo drei fiese Querulanten das Fürchten lehrt. Der Film lebt wie viele Animationsfilme von überraschenden Wendungen und unvorhergesehenen Ereignissen.

Was die Macher von Animationsfilmen instinktiv im Auftrag der Komik tun, ist auch für Präsentationen eine wirkungsvolle Strategie. Überraschungen unterstützen die Einprägsamkeit einer Botschaft, denn unser Gehirn ist darauf programmiert, auf neue Ereignisse besonders zu reagieren.

Bekannte Situationen dringen häufig gar nicht in unser Bewusstsein: können Sie sich z.B. noch daran erinnern, was Ihnen heute morgen auf dem Weg zur Arbeit alles begegnet ist? Vielleicht ein bisschen. Und was war gestern? Oder gar letzte Woche?

Big Buck Bunny - Hase auf der Flucht

Wären Sie allerdings von einem dicken menschengroßen Hasen im Galopp überholt worden, könnten Sie sich mit Sicherheit daran erinnern – und zwar nicht nur heute, sondern auch noch in vielen Wochen. Interessant dabei ist, dass Sie sich nicht nur an den galoppierenden Hasen erinnern würden, sondern höchstwahrscheinlich auch noch an die begleitenden Umstände, z.B. wie das Wetter war.

Gehirn

Daniela Fenker und Hartmut Schütze von der Universität Magdeburg erläutern in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Gehirn-und-Geist, woran das liegt. Vereinfacht gesagt veranlasst der Hippocampus, das ist gewissermaßen der „Neuheitsdetektor“ des Gehirns, die vermehrte Ausschüttung von Dopamin. Das wiederum erleichtert das langfristige Abspeichern von Informationen im Gedächtnis, weil es die Verbindung zwischen den beteiligten Synapsen verstärkt. Durch Überraschungen wird das Gedächtnis also sprichwörtlich gedopt.

Für alle Lehrenden haben die beiden Autoren denn auch einen Rat parat: Besprechen Sie den neuen Stoff zuerst und wiederholen Sie erst danach den alten.

Buchempfehlung: „Was bleibt“ von Chip und Dan Heath

Pasted Graphic

Das Fazit nehme ich vorweg: Kaufen Sie dieses Buch! Den beiden Brüdern Chip und Dan Heath ist mit „Was bleibt“* ein hervorragendes Buch gelungen (und lassen Sie sich nicht von dem etwas unglücklichen deutschen Untertitel abschrecken).

Worum geht es? Der Erfolg einer Präsentation lässt sich im Grunde an einer einfachen Frage fest machen: “Was ist bei den Zuhörern hängen geblieben?” Dass die meisten Präsentationen an diesem Kriterium scheitern, können Sie selbst testen: Wenn Sie sich an die letzten zehn Präsentationen erinnern, die Sie gehört haben, wie viel haben Sie davon mit nach Hause genommen? Woran aber liegt es, dass manche Ideen so gut hängen bleiben, die allermeisten jedoch nicht?

Dieser Frage gehen Chip und Dan Heath in “Was bleibt” nach. Gefunden haben Sie 6 Prinzipien, die Sie in zahlreichen “hängen gebliebenen” Ideen entdeckt haben. Im Englischen ergeben diese Prinzipien ein schönes Akronym: SUCCESs (simple, unexpected, concrete, credible, emotional, stories). Die deutsche Übersetzung gibt das leider nicht her (einfach, unerwartet, konkret, glaubwürdig, emotional, Geschichten).

Sehr fundiert erläutern die Autoren, der eine ist Psychologie-Professor an der Stanford-Universität, der andere Gründer des Lehrvideoverlags Thinkwell, diese Prinzipien. Selten habe ich ein Buch gelesen, das seinen Inhalt so anschaulich und dadurch greifbar macht. Das Buch ist gespickt mit Beispielen (Geschichten), die das Gesagte konkret machen. Es ist einfach geschrieben, eine ganze Reihe von Beispielen ruft Emotionen hervor, die das Gesagte noch anschaulicher machen. Und es ist voll mit unerwarteten Erkenntnissen. Erkennen Sie die 6 Prinzipien? Konsequent sind sie in dem Buch umgesetzt. Als einziger Wermutstropfen bleibt, dass ausgerechnet die “Ideenkliniken”, eine Art Vorher-Nachher-Analysen, nicht immer so recht überzeugen.

Das Buch ist kein Präsentationsbuch im engeren Sinne, es ist auch kein Marketingbuch, wie es der deutsche Untertitel suggeriert. Es ist einfach ein guter Ratgeber für alle, die Ideen haben und damit nicht im stillen Kämmerlein bleiben wollen. Wenn diese Ideen hängen bleiben sollen, sollten Sie “Was bleibt” von Chip und Dan Heath lesen. [Trotz der passablen deutschen Übersetzung möchte ich auch auf das englische Original, „Made to Stick“*, hinweisen, das mir persönlich noch besser gefällt.]

Das Geheimnis einer kleinen Box

J. J. Abrams präsentiert bei TED

J. J. Abrams ist Produzent, Drehbuchautor, Regisseur, Komponist, Visual-Effects-Designer und einiges mehr. Er ist u.a. der Schöpfer der TV-Serien Lost und Alias, hat bei Mission Impossible 3 Regie geführt, und produziert den neuen Star-Trek-Film. Er gewann für seine TV-Projekte mehrere Emmies (die Oscars fürs Fernsehen) und viele weitere Preise. Und er hat vor etwa 30 Jahren eine Box gekauft, die sein Leben prägte, Tannen’s Magic Mystery Box. Dabei hat er sie bis heute nicht geöffnet.

Wenn Sie sich nun fragen, was das mit Präsentieren zu tun hat, dann sollten Sie sich vor allem erst einmal die Zeit nehmen, J. J. Abrams’ Vortrag auf der letztjährigen TED-Konferenz anzusehen (s.u.). Dort erzählt er nicht nur die Geschichte dieser 15$-Mystery-Box, sondern er erklärt uns auch, warum sein ganzes Leben aus Mystery-Boxen besteht und wie ihm das hilft, ein besserer Filmemacher zu sein.

Abrams-Zitat:

Rätsel und Geheimnisse sorgen dafür, dass wir in der Wissenschaft nach Antworten streben, sie lassen uns bei Quizsendungen mitfiebern und wir gehen voller Spannung in die Mystery-Box “Kino”, um von der ersten Sekunde an gespannt einen Film zu sehen (Abrams: “The moment the lights go down is often the best part”): Wer ist der Täter? Können die Geiseln fliehen? Was passiert als nächstes? Warum hat er das getan? usw.

Ja, und weiter? Eine Geschäftspräsentation oder die Präsentation wissenschaftlicher Ergebnisse sind ja schließlich kein Actionfilm. Das nicht, aber die Verbindung liefert uns das exzellente Buch „Made To Stick“ der Brüder Chip und Dan Heath. Im Kapitel “Unexpected” erzählen sie die Geschichte von Professor Robert Cialdini, der auf der Suche nach einer besseren Methode, seine Forschungsergebnisse zu präsentieren, Hunderte von wissenschaftlichen Artikeln untersucht hat. Seine Entdeckung war, dass sämtliche guten Artikel mit einem Rätsel begannen. Er schloss daraus:

“Mysteries are powerful… The Aha! experience is much more satisfying when it is preceded by the Huh? experience”

Genau das ist es, was J. J. Abrams uns sagen will. Helfen Sie Ihrem Publikum, Spaß an Ihrem Produkt zu haben, sei es nun ein Film oder ein Vortrag. Helfen Sie sich selbst, kreativ zu werden, indem Sie die Mystery-Boxen in der Welt sehen. Und zögern Sie nicht, diese Kreativität in eine Mystery-Box für andere umzusetzen, dazu Abrams: “You don’t need the greatest technology to do things that can work in a movie”… oder einer Präsentation, oder einem wissenschaftlichen Artikel… Sie müssen kein weltberühmter Regisseur sein, um eine Mystery-Box zu bauen. Sie haben alles, was Sie benötigen: Ihre Neugier und Ihre Kreativität.

Ach ja, was der Inhalt von Tannen’s Magic Mystery Box ist? Sehen Sie selbst:

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Picture of Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz