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Selfmade Videos

Ein Schweizer Regional-TV-Sender stattet seit Sommer seine Bildreporter mit iPhones statt mit „Profi-Kameras“ aus, weil sie damit schneller auf Ereignisse reagieren können und Videos noch vor Ort in Social Media bereitstellen können.

Tangerine ist ein hochgelobter Film, der fast komplett mit iPhones gedreht wurde, weil das Budget nicht für größere Kameras gereicht hat, denn die hätten von (zu bezahlenden) Kameraleuten bedient werden müssen.

Die Luxusautomarke Bentley hat einen Imagefilm komplett mit iPhones gedreht und auf den im Bentley integrierten iPads geschnitten, um zu zeigen, wie produktiv man in einem Bentley arbeiten kann.

Um Videos zu produzieren, haben die meisten Menschen heute alles dabei, was sie brauchen: ihr Smartphone. Klar, in den Beispielen oben sind Profis am Werk. Auch klar, dass sie Zusatzequipment nutzen, das ein paar Hundert Euro kostet (allerdings auch keine 10.000,– €). Und natürlich macht eine gute Kamera noch kein gutes Video. Aber die Möglichkeiten, Videos zu produzieren sind heute so zugänglich wie nie.

Wenn ich z.B. zeigen möchte, dass mein Adapter für Werkzeuge, die an einen Produktionsroboter gebaut werden können, dreimal so schnelles Wechseln erlaubt wie der Adapter der Konkurrenz, kann heute jeder prinzipiell dazu ein Zeitraffer-Video mit seinem Smartphone erstellen, das keineswegs nach Amateur-Video aussieht.

Für die großen Events genügt das natürlich nicht, aber nicht jede Präsentation ist für ein Millionenpublikum wie bei Apple oder Microsoft gedacht. Gerade für die kleinen Budgets eröffnen sich heute Möglichkeiten zur Multimedia-Unterstützung, die früher erheblich aufwändiger oder gar nicht realisierbar gewesen wären.

Stative, selbst Steadicams kann man mit überschaubarem Budget erwerben, Apps zur Bearbeitung, z.B. Zeitraffer, Stop-Motion, Videoschnitt, alles das gibt es für ein paar Euro oder ist bereits im Smartphone standardmäßig integriert. Nie zuvor konnte man so vergleichsweise günstig so professionelle Ergebnisse erzielen.

Victoria und die moderne Technik

Sebastian Schippers Film „Victoria“ hat auf der Berlinale einige Furore gemacht, weil er mit einer einzigen Aufnahme und ohne jeden Filmschnitt entstanden ist. Das klingt einfach, erfordert aber in Wirklichkeit eine ungeheure Kraftanstrengung, zumal der Film mit 140 Minuten nicht gerade kurz ist.

Aber wozu das Ganze? Ist das nicht bloße Spielerei? Ist es nicht gerade eine Errungenschaft, dass wir im modernen Film schneiden können? Dass wir uns auf die wesentlichen Story-Elemente konzentrieren können, und Momente, die die Story nicht weiter bringen, überspringen können?

Hanns-Georg Rodek schreibt in der Welt über Victoria:

„Gewöhnliches Kino, das ist ein Teppich aus sekundenkurz hochgefahrenen Intensitätsflicken. “Victoria” hingegen ist nahtlose Intensität von der ersten bis zur letzten Minute. Der One-Take-Film, die 140 Minuten dauernde Plansequenz, das klingt wie reiner Cineasten-Ehrgeiz. Doch eigentlich wirft Schipper dem Hollywood-Kino eine ungeheuerliche Herausforderung vor die Füße. Beide arbeiten sie mit derselben digitalen Technik, und doch trennen sich mit “Victoria” die Wege radikal.

Der eine führt in vom Computer erzeugte Universen, wo menschliche Formen reine Manipuliermasse sind. Der andere Weg, und dank “Victoria” wissen wir nun, dass es ihn gibt, nutzt die moderne Technik, um noch näher an den Menschen heran- und in den Menschen hineinzukommen.“

Es geht nämlich niemals um die Technik, sondern immer nur um die Menschen. Ihre Ziele, Motivationen, Gefühle. Die Technik ist immer nur das Mittel zum Zweck – das Mittel, um Emotionen sichtbar zu machen und Situationen erlebbar zu machen, die ich sonst selber nicht erleben und erfahren würde. Mal erfordert das wilde Schnitte, mal aufwändige Computergrafik, mal nur einen Raum mit zwölf Männern und mal, wie bei Victoria, eine ungeschnittene Begleitung von ein paar Menschen in Berlin. Aber immer bestimmt die Situation das Mittel, nicht umgekehrt.

Natürlich auch bei Ihrer Präsentation. Ob die richtige Umsetzung eine High-Tech-Animation, die neue ultra-coole Präsentationssoftware oder eben die ungeschnittene Intensität der persönlichen Ansprache ist, bestimmt die Geschichte. Nur mit einer spannenden Story berühre ich mein Publikum. Dann wiederum kann die richtige Technik die Erfahrung für das Publikum ins Unermessliche steigern, in der Präsentation wie im Film.

John Lasseter, Kreativchef von Pixar, die bekanntlich einen gigantischen technischen Aufwand für ihre Animationsfilme betreiben, erklärt das so:

„No amount of the best animation in the world will ever save a bad story, or a bad story reel. But once you have a really good story reel and it’s working, it will get 10 to 100 times better once it’s animated and in color.“

Und so ist auch Victoria zu verstehen. Dass es ein One-Take-Film ohne Schnitt geworden ist, ergibt sich aus der Intensität der Geschichte, die auf diese Weise verstärkt wird. Erst kam die Geschichte, dann die Idee, sie ohne Schnitt umzusetzen. In diesem Interview erklärt der Regisseur, Sebastian Schipper, warum er Victoria, dessen Handlung sich um einen Banküberfall herum entwickelt, nicht als »normalen« Thriller inszeniert hat:

Sebastian Schipper in dem Interview:

„Der langweiligste Banküberfall, bei dem vielleicht nur ein paar schlecht organisierte Typen 5000€ aus der Bank rausholen – wenn ich dabei sein könnte, unsichtbar, dann wär’s eins der größten Erlebnisse meines Lebens. Das wär so wahnsinnig spannend. Warum verplempert Kino soviel Energie und Zeit und Kosten und Wahnsinn und Potential damit, immer alles aufzublasen.“

Stattdessen wollte er so nah an die Menschen, so nah wie es irgendwie ging – „unsichtbar“ – die Menschen begleiten. Das Ironische daran ist, dass er dafür – natürlich – auch einen immensen Aufwand getrieben hat. Aber eben den Aufwand, der zu seiner Story passt, und nicht die spektakulären computeranimierten Explosionen oder atemberaubende Superschurken-Technik aus typischen Blockbustern.

Aufwand gehört am Ende immer dazu, wenn man seine Geschichte so erzählen möchte, dass sie die Menschen berührt. Auch wenn man ihn nicht sieht. Gerade wenn man ihn nicht sieht. Das Leichte erfordert immer eine vorherige Anstrengung. Entscheidend ist aber, dass es die richtige Anstrengung ist. Dass mein Ziel, dass meine Story den Aufwand bestimmt, nicht umgekehrt.

Und am Ende gehört auch fast immer doch Technik dazu, ohne die auch Victoria nicht möglich gewesen wäre, wie Rodek in der Welt erläutert:

„Das hat es in der Filmgeschichte noch nicht gegeben. Konnte es auch nicht, vor der Erfindung digitaler Kameras. Schipper nutzt den technischen Fortschritt, wie “Star Wars” und “Batman” den technischen Fortschritt nutzen, aber diametral anders. Ihm geht es nicht um die Perfektionierung der Illusion, sondern um die Augmentierung von Realität.“

Ich sehe was, was du nicht siehst

Überzeugend Präsentieren: Ich sehe was, was du nicht siehstNachmittags, halb drei in Deutschland. Es ist hochsommerlich heiß, die Spaghetti Carbonara liegen noch recht schwer im Magen und die Luft scheint still zu stehen. Denkbar schlechte Voraussetzungen, um aufmerksam zu bleiben. Das scheint auch die Vortragende zu bemerken. Gnädig zieht sie alle Jalousien herunter und knippst das Licht aus. Ihre Stimme aus dem Off lullt mich irgendwie ein, während sie ihre Folien durchklickt. Ich meine, aus den Tiefen des Raums leise Schnarchgeräusche zu hören.

Klappe zu, Zuhörer eingeschlafen

Ich kann Ihnen beileibe nicht mehr sagen, was die Kernaussage dieser Präsentation war oder mich gar an die Rednerin erinnern. Wie auch? Ich musste nicht nur gegen akute Schläfrigkeit ankämpfen, ich habe statt Rednerin auch nur eine Schattengestalt sehen können. Und jemanden, den ich nicht sehen kann, finde ich weder spannend noch überzeugend.

In seinem Buch “The naked presenter” warnt Präsentationsexperte Garr Reynolds eindringlich davor, sich im Dunkeln zu verstecken: “For you to make a connection with an audience, they need to be able to see you. Naked means never hiding in the dark. When the audience can actually see your eye movement and read your facial expressions, they will better understand your message. While it may be tempting to turn the lights off to make the slides look better, maintaining light on the presenter must be the priority.”

Ab ins Rampenlicht

Mit moderner Projektionstechnologie sollte natürliches oder künstliches Licht im Vortragsraum normalerweise kein Problem mehr für die Sichtbarkeit der Folien sein. Wenn es aber zum Beispiel aufgrund der speziellen Gegebenheiten im Raum dennoch notwendig ist abzudunkeln, machen Sie einen Kompromiss und dimmen Sie nur teilweise ab oder kümmern Sie sich darum, dass ein Scheinwerfer auf Sie gerichtet wird. Verschwinden Sie aber nie im Dunkeln.

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, müssen Sie der Star Ihrer Präsentation sein. Nicht Ihre Folien oder ein anderes Hilfsmittel. Nur Sie. Denn wenn Ihre Folien Ihnen die Show stehlen, können Sie auch einen talentierten Affen an das Rednerpult stellen. Oder Ihrem Publikum ein kleines Nickerchen gönnen.

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Sitzen ein Student und ein Techniker beim Spiegel …

Regelmäßig nutzen die großen Nachrichtenmagazine den allgemeinen PowerPoint-Frust, um in einem Artikel entweder das Übel anzuprangern oder die Gralsbringer der PowerPoint-Alternativen anzupreisen. Am Wochenende versuchte sich der Spiegel wieder in letzterem. Wie war ich von dem Artikel frustiert. Im Einzelnen:

„Einige Studenten tüfteln lange an der perfekten Powerpoint-Präsentation,“
Das ist gut.

„den Studenten Philipp von Hammerstein, 20, beeindruckt das nicht.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Er findet diesen Vortragsstil sogar ziemlich langweilig. Folie für Folie, Chart für Chart.“
Die meisten Präsentationen sind so – leider – und zwar unabhängig davon, ob sie mit PowerPoint, Prezi, Flip-Chart oder sonst irgendetwas vorgetragen werden.

„[…] Für seine Präsentationen an der Uni suchte er im Netz nach Alternativen und fand Prezi. „Tolle Sache“, lautet sein Fazit nach rund 15 Präsentationen.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Das webbasierte Programm folgt nicht dem klassischen Präsentationsansatz der Diashow, sondern setzt auf eine Art virtuellen Rundgang durch eine Mindmap. […] ’Diese Auffassung von der Präsentation als unbegrenzte Ideensammlung ist das wirklich Neue an Prezi’, sagt Dorothee Wiegand von der Computerzeitschrift „c’t“.“
Wenn es einen Grund gibt, PowerPoint und nicht dem Vortragenden die Schuld für schlechte Vorträge in die Schuhe zu schieben, dann ist es wahrscheinlich die Tatsache, dass PowerPoint von Ingenieuren und Programmierern entwickelt wurde und nicht von Rhetorikern, Dramaturgen und Designern. Und wenn der Spiegel jetzt eine Redakteurin einer Technikzeitschrift zu Rate zieht, dann verheißt das nichts Gutes (Nichts gegen c’t, ich war selbst lange Zeit interessierter Leser. Auch nichts gegen Informatik, das hab ich ja selbst studiert.).

Aber zur Sache: Die unbegrenzte Präsentationsfläche ist sicher eine der attraktivsten Angebote von Prezi. Umgekehrt ist gerade die wenig zielgerichtete „Ideensammlung“ auf Bullet-Point-Folien einer der Gründe, warum PowerPoint-Präsentationen oft so ermüdend sind. Die Nutzer packen alles, was sie zu einem Thema wissen auf die Folien. Warum sollte die „unbegrenzte Ideensammlung“ bei Prezi da anders sein? Gute Vorträge hält nur, wer sich über seine Botschaft klar wird, einen interessanten roten Faden findet und seine Informationen klar und verständlich strukturiert – und zwar unabhängig vom Werkzeug.

„In der Praxis sieht die Arbeit mit Prezi vor allem bunt aus:“
Oh ja.

”[…] Wie bei einer Kamerafahrt schwenkt das Programm von Aspekt zu Aspekt und zoomt je nach Bedeutung der einzelnen Punkte stärker herein.“
Oooh ja – oh nein.

„Ein Nachteil: Es gibt keine direkte Excel-Anbindung. “Tabellen lassen sich nicht so bequem einbinden”, erklärt Wiegand.“
Wie gesagt: Techniker. Also wenn die fehlenden Excel-Tabellen das einzige Problem von Prezi sind, dann frag’ ich mich doch, warum ich so viele nervende Prezis sehe.

„[…] Bei Programmen à la Powerpoint könne man sich an den Folien entlanghangeln, sagt Philipp von Hammerstein.“
Wer war noch mal dieser Philipp von Hammerstein?

„Bei Zooming-Presentations müsse der Vortrag freier und flexibler gestaltet werden. “Der Redner muss sich in seinem Thema sehr gut auskennen.” Wer beim Vortragen schüchtern sei, für den seien solche Programme weniger geeignet.“ “
Wer sich in seinem Thema nicht sehr gut auskennt, sollte sich vor allen Dingen erst einmal mit seinem Thema beschäftigen, bevor er die Zeit anderer bei schlechten Vorträgen stiehlt. Wer sein Thema nicht gut kennt, der macht schlechte Vorträge, unabhängig vom verwendeten Werkzeug.

„Dorothee Wiegand sieht die Grenzen von Zooming Presentations auch in der Zielgruppe: Diese Art der Präsentation sei “hipp, cool und jung”, sagt sie und eigne sich daher eher für für [sic!]kreative Branchen, beispielsweise in der Werbung. Eine Business-Präsentation mit vielen Zahlen würde sie damit eher nicht machen.“
Ach ja, Excel fehlt ja, also kann man mit Prezi keine seriösen Business-Präsentationen machen, sondern nur hippe Präsentationen von Kreativen. Was für ein Quatsch ist das denn? Gerade diese Business-Präsentationen sind es doch, die den PowerPoint-Frust verursachen. Und als ob es nicht auch coole Typen außerhalb der Werbebranche gibt.

Ich schimpfe ja oft genug über Prezi. Aber sicher nicht, weil man damit nicht sinnvoll Zahlen präsentieren könnte. Viele Zahlen sind eh nichts für Folien. Wenn ich für meine Kunden nach sorgfältiger Abwägung eine Prezi erstelle, dann deswegen, weil sich das Thema dafür eignet, nicht weil die Zielgruppe hippe Träumer sind, die eh nicht an seriösen Informationen interessiert sind.

Der Rest des Spiegel-Artikels ist belangloses Geplänkel über Online-Alternativen zu PowerPoint (SlideRocket ist zweifellos ein nettes Werkzeug).

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Dr. Michael Gerharz