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Vorspulen geht nicht

Wie oft lesen Sie in einem Fachbuch aufmerksam das Inhaltsverzeichnis? Ich vermute einmal, dass das höchst selten der Fall ist. Haben Sie sich vielleicht auch schon einmal dabei ertappt, die Einleitung zu überspringen oder die Grundlagen nur grob zu überfliegen, um gleich zu den interessanten Teilen zu kommen?

Bei einer Präsentation können Sie das leider nicht. In einer Präsentation müssen Sie einfach durch, wenn der Vortragende Ihnen in aller Ausführlichkeit sein Inhaltsverzeichnis präsentiert (die Gliederungsfolie), und dann bei Adam und Eva anfängt, um auch wirklich alle (vermeintlich) wichtigen Voraussetzungen gennant zu haben.

Zuhörer sind gelangweilt vom Vortrag

Die natürliche Reaktion der Zuhörer bei solchen Vorträgen, da Vorspulen nicht möglich ist: Abschalten und darauf hoffen, rechtzeitig aufzuwachen, wenn die wirklich wichtigen Dinge kommen. Aus Sicht des Vortragenden ist das allerdings der größte anzunehmende Unfall, denn ein Zuhörer, der einmal abgeschaltet hat, ist nur schwer zu begeistern. Also: verschwenden Sie Ihre wertvolle Zeit nicht damit, Ihre Zuhörer schlafen zu schicken, nur weil jeder es so macht, sondern nehmen Sie Ihre Zuhörer von Anfang an mit auf die Reise, indem Sie Ihnen einen überzeugenden Grund liefern, Ihnen eine Stunde Aufmerksamkeit zu schenken – ein Inhaltsverzeichnis tut das sicher nicht.

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Wie ein toter Schmetterling einen dicken Hasen zu Rambo macht

Guy Kawasakis 10-20-30-Regel

Pasted Graphic

Guy Kawasaki, bekannt als Bestseller-Autor von Business-Büchern (aktuell: Reality Check), ist hauptberuflich Investor für Startup-Unternehmen. Als solcher hört er Unmengen sogenannter Pitches, das sind PowerPoint-Präsentationen mit dem Ziel, einen Auftrag oder eben eine Finanzspritze zu bekommen. Aber Guy hat ein Problem: 99% dieser PowerPoint-Präsentationen sind miserabel (Originalton: „99% of PowerPoint presentations suck“).

Um seinem Leiden ein Ende zu bereiten, hat sich Guy eine einfache Empfehlung zur Erstellung von Pitches ausgedacht, die 10-20-30-Regel:

  1. nicht mehr als 10 Folien
  2. nicht länger als 20 Minuten
  3. mindestens 30pt-Schriftgröße

In seinem Buch The Art of the Start gibt er zusätzlich Empfehlungen für den konkreten Inhalt jeder dieser 10 Folien, (auch zu sehen im Video unten).

Regelmäßige Blog-Leser wissen, dass ich nicht viel von Dogmen halte (übrigens ganz im Vertrauen: was sich auf den ersten Blick radikal anhört, ist es in Wahrheit gar nicht. Eine Folie, die Sie mit einer 30pt-Schrift vollschreiben, enthält auch noch ganz schön viel Text.). Was man von dieser Regel letztlich lernen kann, ist in meinen Augen auch gar nicht so sehr eine strenge Präsentationsstruktur, sondern eine Botschaft, die durchaus Allgemeingültigkeit hat: „Überlege dir vorher, was du sagen möchtest, und bringe es – verdammt noch mal – auf den Punkt“.

Genau das macht Guy im folgenden Video an mehreren Beispielen deutlich: Wer mehr als eine Folie braucht, um sein Geschäftsmodell zu beschreiben, hat höchstwahrscheinlich gar keines. Wer zwanzig vollgeschriebene Folien mit 10pt-Schrift braucht, um sein Produkt zu beschreiben, wird nicht nur bei den Investoren, sondern höchstwahrscheinlich auch bei seinen Kunden einen schweren Stand haben zu erklären, warum sie dieses Produkt benötigen.

Links zu dem Thema:
Blog-Artikel über die 10-20-30-Regel in Guy Kawasakis Blog
Präsentation von Guy über sein Buch The Art of the Start
Download-Bereich von Guys Homepage (u.a. mit Folien einiger seiner Vorträge)
Was bleibt: Wesentliches
Der Treppenhaus-Vortrag

Zwei kleine Überraschungen

 

Goldfisch in einer Glühbirne

Überraschungen in einer Präsentation steigern nicht nur momentan die Aufmerksamkeit der Zuhörer, sie führen auch dazu, dass sich die Zuhörer Ihre Botschaft besser merken können. Aber wie überrascht man seine Zuhörer? Indem man Ihre Erwartungshaltung zerstört. Und die einfachste Möglichkeit dazu besteht darin, die allzu typische PowerPoint-Struktur zu verlassen. Zwei einfache Ideen:

Idee 1: Wenn Sie über ein Projekt berichten, in dem Sie Unerwartetes herausgefunden haben, dann beginnen Sie doch mit diesen unerwarteten Ergebnissen und arbeiten sich Schritt für Schritt zurück zu den Ursachen; anstatt wie üblich bei der Vorgeschichte zu beginnen, ihr Vorgehen zu erläutern und erst zu den Ergebnissen zu kommen, wenn Ihre Zuhörer schon längst abgeschaltet haben.

Idee 2: Wenn Sie etwas wirklich wichtiges loswerden möchten, dann könnten Sie Ihren Vortrag mit der Vorstellung Ihres Themas beginnen, aber nach der Titelfolie Ihren Laptop schließen und sagen: „Lassen Sie uns nun über die wirklich wichtigen Dinge sprechen“.

Verwandte Artikel:
Wie ein toter Schmetterling einen dicken Hasen zu Rambo macht
Das Geheimnis einer kleinen Box

[siehe auch: Something bigger than expected

 

Wesentliches

Was Antoine de Saint-Exupéry mit diesem Zitat über Ingenieursleistungen gesagt hat, gilt genauso für alle anderen Künste und Handwerke – und damit eben auch für Präsentationen: Ihre Präsentation ist so lange nicht optimal vorbereitet, wie Sie zu einem Teil der Präsentation die Fragen „Was will ich damit eigentlich sagen?“ und „Ist das für das Verständnis meiner Zuhörer wirklich wichtig?“ nicht beantworten können.

Das gilt natürlich auch für jede einzelne Folie: „Benötigen meine Zuhörer wirklich alle Informationen, die ich auf die Folie geschrieben habe?“ und für jedes Bild oder Diagramm: „Hilft dieses Bild meinen Zuhörern, meine Aussage zu verstehen?“

Verwandte Artikel:
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Filmpräsentation

ch bin mal wieder über einen dieser PowerPoint-Ratgeber gestolpert. Da steht z.B.: Jede Folie braucht eine Überschrift, damit die Zuhörer besser folgen können. Hm. Ich frage mich allerdings, wie es möglich ist, dass man der Handlung einer Geschichte z.B. in einem Film folgen kann, ohne dass ständig eine Überschrift eingeblendet wird? Etwa so:

Beispiel: Hochzeitspaar küsst sich in Abendsonne (mit Überschrift)Beispiel: Junge blickt nachdenklich in die Ferne (mit Überschrift)

Ferner lerne ich in dem Ratgeber, dass ich Schlüsselbegriffe hervorheben soll, aber bitte nicht mehr als 5 Schlüsselwörter pro Folie. Außerdem sei Schriftgröße 20-24pt optimal; so erhalte man durchschnittlich 5-7 Zeilen pro Folie. Gut, mache ich:

Beispiel: Hochzeitspaar küsst sich in Abendsonne (mit Textfolie)Beispiel: Junge blickt nachdenklich in die Ferne (mit Textfolie)

<

p style=”text-align: left;”>Und schon bin ich wieder gefangen in Textfolien. Jede Spannung und jeder emotionale Zugang wird durch diese Folien gleich im Keim erstickt. Man spürt die Langeweile regelrecht. Können Sie sich vorstellen, einen Film, der auf diese Weise Ihr Verständnis „unterstützt,“ 90 Minuten lang anzuschauen?

Einem guten Film können Sie folgen, weil er einen roten Faden hat. Sie können sich an die Schlüsselszenen erinnern, weil Sie gespannt waren, zu erfahren, was passiert. Diese Spannung erzeugen Sie nicht, indem Sie Ihre Folien nach diesen Ratgeber-Empfehlungen gestalten, sondern indem Sie einen roten Faden legen. Na klar, wer zuvor völliges Chaos produziert, dem mögen diese Empfehlungen helfen, ein bisschen Ordnung in seine Präsentation zu bekommen. Wer aber sein Thema beherrscht, der sollte sich besseres vornehmen.

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Zitrone des Monats August 2008

Zitrone des Monats August 2008: Vodafone

Stellvertretend für Tausende von Präsentationen, in denen Unternehmen Ihre Zuhörer mit belanglosen Details über sich selbst langweilen, geht die Zitrone des Monats im August an Vodafone. Besonders irritierend an dieser Präsentation finde ich Folie 3 (siehe Ausschnitt unten), die die Meilensteine der Firmengeschichte aufzählt.

Vodafone Unternehmensgeschichte mit Siegerpokal

Nicht nur, dass diese Unmenge an Details über das Unternehmen völlig überflüssig ist; Vodafone selbst ist offenbar so stolz darauf, dass sie gleich einmal einen Siegerpokal daneben gesetzt haben. Auf der vorigen Folie 2 wurde bereits mit der Markenvielfalt von Vodafone geprahlt (s.u.). Ob bewusst oder unbewusst zeugt diese Art der Unternehmensdarstellung von einer völlig falschen Perspektive. Hier nimmt sich jemand selbst zu wichtig.

Unternehmensporträt Vodafone: weltweite Markenpräsenz

Der Punkt ist aber: bei einem guten Vortrag geht es gar nicht um den Vortragenden, sondern um die Zuhörer. Und wenn die Unternehmensgeschichte für die Zuhörer nicht relevant ist, dann gehört sie auch nicht in die Präsentation; egal ob das jeder so macht oder ob gar ihr Chef das so macht; auch egal ob es diese Folien fertig im standardmäßigen Unternehmensporträt gibt (Wieso machen eigentlich heute so viele Unternehmen Ihr Porträt in PowerPoint und nicht als ordentliche Broschüre?).

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, dann verwenden Sie die wertvolle Zeit von Ihnen und Ihren Zuhörern lieber darauf, Ihre Ideen überzeugend zu präsentieren und verschwenden Sie sie nicht durch langweilige Unternehmensporträts.

Links zu dem Thema:
Zitrone des Monats Juli 2008
Zitrone des Monats Juni 2008
Zitrone des Monats Mai 2008

Zurück an der Uni

Hauptgebäude der Universität Bonn [Foto: Dr. Thomas Mauersberg]

In den vergangenen beiden Wochen hatte ich wieder das Vergnügen, an meine alte Wirkungsstätte zurückzukehren für zwei Vorlesungen über mein Promotionsthema Ad-hoc-Netze, eine faszinierende, neue Art spontaner Kommunikation. Wie immer hatte ich dabei großen Spaß.

Vorlesungen sind eine recht spezielle Art von Vorträgen. Sie sind deutlich länger als die meisten Präsentationen und sie haben vor allem das Ziel, eine große Menge an Wissen zu vermitteln. Das scheint auf den ersten Blick der Empfehlung zu widersprechen, die Inhalte eines Vortrags auf das Wesentliche zu reduzieren und Details, die nicht für das Verständnis relevant sind, wegzulassen.

Verkehrsschild: Understanding - Next Exit

Für mich ist das jedoch nur ein scheinbarer Widerspruch. Denn Wissen eignet man sich leichter an, wenn Verständnis vorausgeht. Und da sind wir dann doch wieder bei der Reduktion auf das Wesentliche. Denn Verständnis erreicht man nicht dadurch, dass man alle Fakten zu einem Thema einfach aufzählt, sondern dass man die grundlegenden Eigenschaften eines Problems oder den springenden Punkt eines Lösungsansatzes intuitiv begreifbar macht. Oft genug habe ich während meines eigenen Studiums leider das Gegenteil erlebt: Vorlesungen, die reines Faktenwissen vermitteln, oft anhand von Textfolien, während die Studenten Zusammenhänge selber suchen müssen. Das ist verkehrte Welt.

Vorlesungsskript zur ersten Vorlesung

Für meine Vorlesungen erstelle ich daher konsequent Handouts (sprich: Vorlesungsskripte). Handouts befreien von der Last, alles, wirklich alles auf die Folien schreiben zu müssen. Sie erlauben mir, mich stattdessen auf Visualisierungen zu konzentrieren, die das Verständnis optimal unterstützen, Zusammenhänge aufzeigen und Ähnlichkeiten zu Bekanntem aufdecken. So kann ich den Studenten ein solides Grundverständnis der Materie vermitteln, mit dem sie sich selbständig weitere Details aneignen und weiterführende Literatur gut verstehen können.

Wen es interessiert, der kann natürlich gerne einen Blick in mein Handout zum Thema Ad-hoc-Netze werfen.

Übrigens: Am 23. Juli halte ich einen öffentlichen Vortrag Wenn Dell Pizza verkaufen würde in der Andreas-Hermes-Akademie in Bonn. Interessenten sind herzlich eingeladen (Eintritt frei).

Links zu dem Thema:
Vorlesungsskript Mobile Ad hoc Networks
Handouts gegen Death-by-PowerPoint
Was bleibt: Einfaches

[Foto des Uni-Gebäudes: Dr. Thomas Mauersberg] 

Wie ein toter Schmetterling einen dicken Hasen zu Rambo macht

Big Buck Bunny - Hase bewundert Schmetterling

Es ist ein herrlicher Sonnentag. Ein etwas zu dick geratener Hase genießt den idyllischen Morgen und erfreut sich an dem Flügelschlag eines wunderschönen Schmetterlings. Der Schmetterling tanzt und wiegt sich in den warmen Sonnenstrahlen mit entzückender Leichtigkeit, bis … er von einem herunterfallenden Apfel erschlagen wird.

Big Buck Bunny - Hase als Rambo

So beginnt der Animationsfilm Big Buck Bunny, der als öffentliches Gemeinschaftsprojekt im Internet entstanden ist. Was folgt ist ein zehnminütiges Animationsfeuerwerk, auf dessen Höhepunkt der dicke Hase als Rambo drei fiese Querulanten das Fürchten lehrt. Der Film lebt wie viele Animationsfilme von überraschenden Wendungen und unvorhergesehenen Ereignissen.

Was die Macher von Animationsfilmen instinktiv im Auftrag der Komik tun, ist auch für Präsentationen eine wirkungsvolle Strategie. Überraschungen unterstützen die Einprägsamkeit einer Botschaft, denn unser Gehirn ist darauf programmiert, auf neue Ereignisse besonders zu reagieren.

Bekannte Situationen dringen häufig gar nicht in unser Bewusstsein: können Sie sich z.B. noch daran erinnern, was Ihnen heute morgen auf dem Weg zur Arbeit alles begegnet ist? Vielleicht ein bisschen. Und was war gestern? Oder gar letzte Woche?

Big Buck Bunny - Hase auf der Flucht

Wären Sie allerdings von einem dicken menschengroßen Hasen im Galopp überholt worden, könnten Sie sich mit Sicherheit daran erinnern – und zwar nicht nur heute, sondern auch noch in vielen Wochen. Interessant dabei ist, dass Sie sich nicht nur an den galoppierenden Hasen erinnern würden, sondern höchstwahrscheinlich auch noch an die begleitenden Umstände, z.B. wie das Wetter war.

Gehirn

Daniela Fenker und Hartmut Schütze von der Universität Magdeburg erläutern in der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Gehirn-und-Geist, woran das liegt. Vereinfacht gesagt veranlasst der Hippocampus, das ist gewissermaßen der „Neuheitsdetektor“ des Gehirns, die vermehrte Ausschüttung von Dopamin. Das wiederum erleichtert das langfristige Abspeichern von Informationen im Gedächtnis, weil es die Verbindung zwischen den beteiligten Synapsen verstärkt. Durch Überraschungen wird das Gedächtnis also sprichwörtlich gedopt.

Für alle Lehrenden haben die beiden Autoren denn auch einen Rat parat: Besprechen Sie den neuen Stoff zuerst und wiederholen Sie erst danach den alten.

Wie viele Folien pro Minute?

Zwei bis drei Folien pro Minute sei ideal. Das zumindest habe ich erst vergangene Woche wieder in einem Gespräch gehört. Mehr überfordere die Zuhörer, weniger sei zu statisch und damit zu wenig abwechslungsreich. Hört sich plausibel an, oder? Ist es aber nicht!

Die Wahrheit ist nämlich: Es gibt keine ideale Folienanzahl. Sie brauchen so viele Folien, wie Sie eben brauchen, um Ihre Botschaft mit Ihrem ganz persönlichen Vortragsstil so zu präsentieren, dass Ihre Zuhörer die Botschaft optimal verstehen. Das ist Ihnen zu banal? Ist aber so. Ein paar Beispiele gefällig? Gerne.

Kennen Sie Dick? Dick heißt mit vollem Namen Dick Hardt und hat vor drei Jahren eine Präsentation über Identity 2.0 gehalten, in der er pro Minute bis zu 50(!) Folien verwendet. Geht das denn überhaupt? Und wie das geht. Sehen Sie selbst. Der Punkt ist: Das funktioniert für seinen Zweck wunderbar, ist aber für andere Anlässe völlig ungeeignet, etwa wenn Sie komplizierte Statistiken präsentieren müssen.

Guy Kawasaki, Startup-Guru aus den USA, predigt in seinem Buch „The Art of the Start“ die 10-20-30-Regel: 10 Folien in 20 Minuten (bei Schriftgröße 30pt); das macht also 2 Mintuen pro Folie:

Und im Übrigen kommen die besten Reden häufig ganz ohne Folien aus. Geradezu absurd scheint angesichts dessen die Regel, man müsse eine ganz bestimmte Anzahl von Folien einhalten, um seine Zuhörer zu fesseln.

Es gibt keine allgemeingültige ideale Folienzahl! Ihr Inhalt, Ihre Zuhörer und Ihre Persönlichkeit bestimmen alles andere.

Nachtrag: Einfaches aus Sicht der EU

Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig

Im letzten Artikel habe ich diese Abbildung verwendet, um zu verdeutlichen, wie in vielen Präsentationen die Kernbotschaft zwischen viel zu vielen Details versteckt wird. Wahrscheinlich haben Sie gedacht: ok, Prinzip verstanden, aber das Beispiel ist ein bisschen extrem, so was macht doch keiner. Irrtum.

So was macht doch einer, z.B. Dr. Jorgo Chatzimarkakis, Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung, und Energie des EU-Parlaments, auf dem RFID-Forum der CeBIT 2006.

RFIDs sind kleine elektronische Etiketten, die per Funk ausgelesen werden können und so beispielsweise eine automatische Lagerverwaltung oder Kassen ohne Kassierer ermöglichen könnten. Chatzi, wie er sich selber nennt, hielt dazu einen Vortrag über mögliche EU-Regulierungen. Ein Auszug seiner Folien:

Beispielfolie 1 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 2 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 3 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 4 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 5 von Dr. ChatzimarkakisBeispielfolie 6 von Dr. Chatzimarkakis

Wer sich die Mühe macht, die Stichpunkte auf allen 14 Folien zu zählen, kommt auf die unglaubliche Zahl von 79! Alle stehen gleichwertig nebeneinander. Es gibt praktisch keine Hervorhebungen, keine visuellen Hilfestellungen, keine Ordnung außer der Untergliederung des Vortrags auf die verschiedenen Folien.

Auch an den Folien erkennt man nicht, ob sie wichtige Informationen transportieren oder lediglich Zusatzinformationen liefern. Alle Folien verwenden den gleichen nutzlosen Hintergrund, der das Layout sehr unruhig und den Text schwer leserlich macht.

Natürlich kann man einwenden, dass es ja auf den Vortrag ankommt und die Folien nur unterstützenden Charakter haben. Aber: diese Folien unterstützen nicht, sie schaden höchstens. Oder wie viele Vortragende haben sie schon gesehen, die mit solchem Folienmaterial einen guten Vortrag halten? Garr Reynolds von Presentation Zen formuliert das in seinem Buch treffend:

Niemand kann mit Folie auf Folie voller Stichpunkte einen guten Vortrag halten.

Ach ja: um Dr. Chatzimarkakis ein wenig in Schutz zu nehmen. Die Folien zu den übrigen Vorträge auf dem RFID-Forum sehen zwar mitunter ein wenig schicker aus, sind aber nicht wirklich aufgeräumter, und zwar fast ausnahmslos.

Weitere Links zu dem Thema:
Homepage von Dr. Jorgo Chatzimarkakis (mit Chatzi-News)
RFID-Forum der CeBIT 2006
Was bleibt: Einfaches
Buchempfehlung: “Was bleibt” von Chip und Dan Heath
Schlechte Präsentationen schaden dem Image

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Picture of Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz