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In Deckung vor Tante Gerda

Überzeugend Präsentieren: In Deckung vor Tante Gerda

Weihnachten könnte so schön sein. Duftende Plätzchen und kuschelige Abende, köstlicher Gänsebraten und … Tante Gerda. Jeder hat eine Tante Gerda in der Familie. Die Kinder nehmen vor ihren schmatzenden Küssen Reißaus, die Erwachsenen gehen ihr aus dem Weg, weil sie wissen: Wenn sie Tante Gerda einmal an der Backe haben, werden sie sie so schnell nicht mehr los. Denn Tante Gerda redet gerne und ausführlich. Zum Beispiel über ihren letzten medizinischen Eingriff oder wie ihr Dackel Waldi vor zehn Jahren mal ein Kaninchen jagte. Danach schimpft sie ausgiebig über die Jugend von heute.

Warum Tante Gerda nervt

Warum finden wir Tante Gerda eigentlich so nervig? Ganz einfach, weil sie keinerlei Notiz davon nimmt, was ihren Gesprächspartner interessiert. Sie spricht nur über sich selbst, erzählt zum hundertsten Mal altbekannte Geschichten und langweilt mit Allgemeinplätzen. Sie möchte sich nicht unterhalten, sie möchte reden. Deshalb merkt sie auch nicht, wenn ihr Gegenüber nach wenigen Minuten nur noch regelmäßig “hmmm…” sagt, weil es gedanklich schon längst abgeschaltet hat.

Und wen soll das interessieren?

Leider begegnet uns Tante Gerda nicht nur auf Familienfeiern. Sie schleicht sich auch in viele Präsentationen. Der Vortragende redet und redet und merkt nicht, dass das, was er sagt, eigentlich niemanden in seinem Publikum interessiert. Anstatt die Zuhörer mit ihren Interessen und Bedürfnissen in den Mittelpunkt seines Vortrags zu rücken, stellt er das Thema nur aus seiner Perspektive vor. Er bombardiert sein Publikum mit Fakten und Einzelheiten, die sich niemand merken kann. Deshalb hört auch ihm nach kurzer Zeit niemand mehr zu.

Da, wo der Schuh drückt

Der Unterschied zwischen Tante Gerda und einem Vortragenden ist: Tante Gerda ist zur Familienfeier gekommen, um Eierpunsch zu trinken und über sich selbst zu reden. Es ist ihr egal, dass ihr niemand richtig zuhört. Als Vortragender hingegen wollen Sie etwas bewegen, ansonsten könnten Sie sich die Präsentation direkt sparen. Und Sie können nur etwas bewegen, wenn Sie Ihren Zuhörer da packen, wo ihm der Schuh drückt und ihm zeigen, wie Ihr Produkt oder Ihre Idee ihm das Leben leichter macht.

Wenn Ihnen Tante Gerda also auch in diesem Jahr wieder ein Ohr abschwatzt, nehmen Sie sich fest vor, Ihr Publikum beim nächsten Vortrag davor zu bewahren.

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kununu ist ja so stolz

So, so, Xing übernimmt kununu, eine Webseite, auf der Angestellte ihren Arbeitgeber bewerten können. Und weil die sich bei kununu so sehr darüber freuen, haben sie ein Video dazu machen lassen:

Offenbar freuen sie sich so sehr darüber, dass sie vergessen zu sagen, warum mich das interessieren sollte. Besser gesagt: Sie wissen es selbst nicht. Denn gleich zu Beginn des Videos lautet die Antwort auf diese Frage (kein Scherz):

What’s this mission about?

I have no idea actually …

Das Problem: Das Video ist ein reines Schulterklopfer-Video. Das Unternehmen darf ja ruhig stolz sein, dass es in 5 Jahren so sehr gewachsen ist, dass Xing ein paar Millionen dafür hinblättert. Nur: warum sollte mich das interessieren?

John Caples, amerikanischer Werbetexter, hat einmal gesagt:

Der häufigste Grund für erfolglose Werbung, sind Menschen, die so begeistert sind von ihrer Leistung, dass sie vergessen zu sagen, warum gerade wir kaufen sollten.

Bei kununu waren sie wohl mächtig begeistert von ihrer Leistung.

Übrigens: Auch die Auflösung ist verkorkst, denn der Pilot verlässt am Ende die Rakete mit den ganzen tollen Reviews und plumst wieder auf die (Xing-)Erde zurück.

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Vor einiger Zeit schrieb ich in diesem Artikel über die fünf Stufen zwischen einem absoluten Anfänger und einem großartigen Vortragenden. Die meisten Menschen können sich hier selbst recht gut selber einordnen. Manchmal jedoch trifft man auf ein Exemplar mit einem grandios verzerrten Bezugssystem.

Vergangene Woche habe ich auf einer Veranstaltung so jemanden kennengelernt. Als er erfuhr, dass ich mich mit Präsentationen beschäftige, schimpfte er über seine letzte Präsentation. Nun, das tue ich auch gelegentlich, wenn ich mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden bin. Mein Gesprächspartner aber war nicht etwa unzufrieden mit seiner Präsentation, sondern mit seinen Zuhörern.

Die hatten nämlich nicht verstanden, was er ihnen erklären wollte – und bewilligten daher auch nicht das von ihm für seine Idee benötigte Kapital. Dabei habe er doch alles gesagt und alles ordentlich begründet. Die hätten also nicht richtig zugehört, einer habe sogar auf seinem Blackberry getippt.

Ich musste sofort an einen Satz aus einem Vortrag von Seth Godin denken, in dem er sich über Produkte ärgert, die kompliziert, unsinnig, nervig oder, wie Godin es nennt, schlicht „kaputt“ (engl. „broken“) sind:

“Es ist mir egal, ob du glaubst, es sei nicht kaputt. Wenn ich glaube, es ist kaputt, dann ist es kaputt.“ – Seth Godin

Genau das gilt auch für Präsentationen. Es ist völlig egal, wie gut ich meine eigene Präsentation selber finde. Wenn meine Zuhörer es nicht verstehen oder mögen, dann ist es meine Schuld, nicht ihre. Denn wenn ich jemanden von meiner Idee überzeugen möchte, dann muss ich auch dafür sorgen, dass das gelingt. Niemand ist mir gegenüber verpflichtet, meine Idee zu verstehen oder gar zu mögen. Es ist mein Job, die Idee so zu erklären, dass sie auch ankommt.

Ich fragte meinen Gesprächspartner, ob er denn das Gefühl habe, dass die Präsentation bereits die beste Präsentation sei, die er sich zu seiner Idee vorstellen könne und riet ihm, wenn er nur den geringsten Zweifel daran habe, dann solle er lieber noch einmal etwas Aufwand hineinstecken, um entweder die Präsentation noch überzeugender zu gestalten oder sogar noch einmal an seiner Idee zu basteln.

Er antwortete mir, nein, nein, das sei bereits das bestmögliche und er wolle es direkt unverändert noch einmal woanders versuchen, um keine Zeit zu verlieren.

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