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Indiana PowerPoint

Dies ist ein Ausschnitt aus einem Indiana-Jones-Film:

Szene aus einem Indiana-Jones-Film

Der Archäologe muss in seinen Filmen allerlei actionreiche Abenteuer überwinden, um die bösen Mächte daran zu hindern, mithilfe mystischer archäologischer Funde die Weltherrschaft an sich zu reißen. Action und Spannung ist dabei meist von der ersten bis zur letzten Minute garantiert.

Wie sähe wohl ein Indiana-Jones-Film als PowerPoint-Präsentation aus?

Na klar: Erst einmal Firmen-Logo, Autor und Datum auf die Folien schreiben, damit das auch niemand während des Vortrags vergisst:

Indiana-Jones-Szene mit Statuszeile

Natürlich muss die Folie an das Corporate-Design angepasst werden. Schließlich hat es viel Geld gekostet und die zahlreichen Deko-Elemente sorgen für hohen Wiedererkennungswert, damit der Vortrag auch in Erinnerung bleibt.

Indiana-Jones-Szene mit Corporate Design

Damit die Kernpunkte der Szene sich beim Publikum einprägen, müssen sie auf der Folie stehen. Selbstverständlich werden die wichtigsten Schlagworte hervorgehoben, damit das Publikum diese auch auf Anhieb erkennt. So wird alles viel verständlicher, die Folie kann unverändert als Handout verwendet werden und man vergisst beim Vortrag nichts Wichtiges:

Indiana-Jones-Szene mit viel Text

Ach ja, besser noch die Fotos durch Cliparts ersetzen, damit’s ein bisschen lustiger aussieht:

Indiana-Jones-Szene mit Cliparts

Und Sie sagen mir jetzt nicht, dass der Vortrag so langweilig hätte sein müssen. Und doch ist es leider immer noch die Regel: Viel zu viel Text, unkonkret, keine klare Aussage, und Spannung? Fehlanzeige! Am Thema liegt’s hier sicher nicht.

Denken Sie daran, wenn Sie sich das nächste Mal verteidigen, Ihr Thema sei nun mal nicht spannend.

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Gitte HĂ€rter: Gut gelacht ist halb gewonnen

gitte_haerter

Wer sich selbst Schreibnudel nennt, kann wohl kaum bierernst sein. Und tatsĂ€chlich wĂ€re das wohl eine echte Beleidigung fĂŒr Gitte HĂ€rter. Die Buchautorin hat nicht zuletzt wegen ihrer lockeren Art so viele Fans.

Seit vielen Jahren schreibt, spricht und coacht sie ĂŒber die Themen SelbstĂ€ndigkeit, Persönlichkeit und Karriere, z.B. in ihren beiden letzten BĂŒchern Nerv nicht! und Mit Persönlichkeit punkten – zeigen Sie Profil.

Und weil sie das stets auf so charmante Art mit einem Augenzwinkern tut, habe ich sie gebeten, uns einen Blick in ihre Trickkiste zu gewĂ€hren. Herausgekommen ist ein Erfahrungsbericht aus ihren VortrĂ€gen, der prallvoll gefĂŒllt ist mit praktischen RatschlĂ€gen fĂŒr unterhaltsame VortrĂ€ge.
Gut gelacht ist halb gewonnen Die meisten Menschen sind locker drauf und lachen gerne. Bis sie einen Vortrag halten sollen. Dann treten sie – meist schon in der Vorbereitung, spĂ€testens auf dem Weg zur „BĂŒhne“ – durch einen unsichtbaren Korrektheitsvorhang.

Das Publikum findet sich in seinem schlimmsten Alptraum wieder, denn jetzt sitzt es einem Perfektionszombie gegenĂŒber. Und wir alle wissen, was Zombies ausmacht: Sie sind leblos. Und sie fressen Gehirne.

Wenn Sie schon einmal lĂ€ngere Zombie-VortrĂ€ge ĂŒber sich ergehen lassen mussten, wissen Sie, wie es sich anfĂŒhlt, wenn das Hirn von Langeweile zerfressen wird.

Vielleicht haben Sie auch schon selbst den einen oder anderen Vortrag dieser Art gehalten. Das kommt vor! Immerhin möchten Sie Ihr Bestes geben und ĂŒberall liest man, dass VortrĂ€ge rhetorisch oh so perfekt sein sollten.

Alles Quatsch! Seien Sie nicht perfekt, seien Sie erfrischend!

„Aber kratzt das nicht an meiner Kompetenz?“
Nö. Ganz im Gegenteil!

Waren Sie schonmal auf einem Konzert, bei dem die Musiker so richtig Spielfreude hatten? Das ist ein Unterschied zwischen Tag und Nacht, ob jemand ein gutes Konzert spielt oder richtig Spaß hat.

Genau darum geht es auch bei VortrĂ€gen: Haben Sie Spaß daran, ĂŒber Ihr Thema zu sprechen. Haben Sie Spaß daran, mit Ihrem Publikum zu interagieren. Und lassen Sie vor allen Dingen Ihre Zuhörer krĂ€ftig lachen. So wird Ihr Vortrag ein schönes Erlebnis, das sich in den Köpfen verhakt, Ihre Zuhörer bekommen einen richtig guten Zugang zu Ihrem Thema und Sie werden sehen: auch NervositĂ€t ist durch das gute Band zum Publikum wie weggeblasen.

7 Tipps fĂŒr einen humorvollen und lebendigen Vortrag

Hau wech, den Beamer.
Durchgehender Einsatz von Technik schneidet Sie von Ihrem Publikum ab: Das Zuhören fÀllt schwer, weil man gleichzeitig stÀndig irgendwas entziffern soll. Und zuschauen geht schon gleich gar nicht, weil alles abgedunkelt wird und man an die Wand starrt, statt auf Sie. Setzen Sie Technik nur punktuell ein, und auch das nur, wenn es unbedingt nötig ist. Positiver Nebeneffekt: Sie machen sich unabhÀngig von möglichen Technikpannen und können so auch viel relaxter in einen Vortrag gehen.

Schau mir in die Augen, Kleines!
Vergessen Sie Tipps wie â€žĂŒber die Köpfe der Leute hinwegsehen“: Sehen Sie Ihrem Publikum in die Augen – und halten Sie Blickkontakt. Sprechen Sie mit der Gruppe wie mit EINEM GEGENÜBER ist. Es ist nicht Alle-gegen-einen, Sie sitzen nicht auf einem PrĂ€sentierteller, sondern Sie fĂŒhren ein GesprĂ€ch … auch wenn Sie 500 Leuten gegenĂŒberstehen. Das klingt vielleicht noch etwas abstrakt fĂŒr Sie, aber ich versichere Ihnen, dass diese Vorstellung enorm hilft.

Improvisieren Sie!
Vielleicht ist das jetzt eine gute Nachricht fĂŒr viele von Ihnen: Meine ersten VortrĂ€ge waren nicht besonders gut, weil ich ĂŒbervorbereitet war. Ich dachte, man mĂŒsse alles genau vorbereiten. Ich dachte, man mĂŒsse alles auf nummerierte Moderationskarten schreiben. Ich dachte, man mĂŒsse perfekte Überleitungen machen. Aber weil ich selbst ein Improvisierer und kein Einstudierer bin, ging alle diese Vorbereitung bei mir nach hinten los. Wenn Sie also auch jemand sind, der spontan ist und sich durch all diese Vorbereitungen eher gefangen und verunsichert fĂŒhlt, dann lassen Sie es bleiben! Gehen Sie mit einigen Stichwörtern in den Vortrag und machen Sie Ihr Ding.

Wenn Sie sich wohl damit fĂŒhlen, alles gut strukturiert und geplant vorzubereiten, ist das ebenfalls wunderbar, aber lassen Sie auch dann bitte Raum fĂŒr’s Improvisieren. VortrĂ€ge, die total durchgeplant sind, wo jeder Effekt und jede Pause geplant ist und solche, die schon mehrmals gehalten wurden, wirken oft sehr starr oder abgestanden.

Gehen Sie auf TuchfĂŒhlung.
… und zwar in jeder Hinsicht: Gehen Sie nah an die Leute ran, verschanzen Sie sich bloß nicht hinter Rednerpulten oder dicken Schreibtischen, sondern rĂ€umen Sie jede Barriere weg. Verschaffen Sie sich Bewegungsspielraum. MĂŒssen Sie mit Mikrofon sprechen, dann bitten Sie um ein Headset oder ein tragbares Mikro. Ein festes Mikro verkrampft und langweilt schnell … erst recht, wenn das Publikum mehrere VortrĂ€ge ĂŒber sich ergehen lassen muss.

Reden Sie nicht an Ihr Publikum hin, sondern sprechen Sie mit ihm … und zwar im Plauderton. Ihrer Phantasie sind keine Grenzen gesetzt:

Fragen Sie per Handzeichen ab: „Wie viele von Ihnen …?“, „Jetzt aber mal ehrlich: Wer hat schonmal …?“ oder Sie machen vorher ein Statement, erzĂ€hlen eine Anekdote und lassen sich daraufhin praktisch durch Handzeichen bestĂ€tigen, was Sie eben gesagt haben. Das gibt nicht nur immer lustige Unruhe unter den Leuten, besonders wenn Sie es mit einem SpĂ€ĂŸchen verknĂŒpfen, sondern Sie lassen Ihr Publikum mitmachen anstatt nur passiv konsumieren.

Bitten Sie um einen Freiwilligen: Das muss gar nicht mal etwas sein, bei dem der Freiwillige etwas tun oder gar auf die BĂŒhne muss, sondern es sollte einfach jemand sein, der Ihnen behiflich ist, indem er beispielsweise ein kurzes GesprĂ€ch simuliert. Ich hatte mal einen Vortrag, bei dem es unter anderem darum ging, dass denn meisten Leuten Small Talk so schwer fĂ€llt. Daraufhin habe ich gefragt: „Wer von Ihnen macht mal eben etwas Small Talk mit mir? Ist gar nicht schlimm! Sie brauchen auch nicht groß denken, nur spontan auf das reagieren, was ich sage.“ – Freiwillige finden sich ĂŒbrigens leichter, wenn Sie von vornherein sagen, worum es geht und nichts machen, das die Leute auf den PrĂŒfstein stellt. Wichtigste Regel: FĂŒhren Sie nie-nie-nie einen Zuhörer vor. Da hört der Spaß gleich auf! Denn SpĂ€ĂŸe auf Kosten anderer nimmt Ihr gesamtes Publikum zu Recht sofort ĂŒbel.

Picken Sie einen Einzelnen raus fĂŒr eine „einseitige Show-Einlage“: Fragen Sie erst gar nicht, sondern bestimmen Sie Leute als „Statisten“, die gar nichts tun mĂŒssen. Ich picke mir in VortrĂ€ge immer irgendwelche Leute aus der ersten Reihe raus, gehe ein paar Schritte auf sie zu und sage: „Der Herr Meier zum Beispiel … (der Person zugewandt:) … Sie sind jetzt mal mein Herr Meier (anlĂ€chel) … also der Herr Meier …“ – und dann konstruiere ich mein Beispiel um den Herrn Meier herum.

Sie können dann auch noch eine „Frau Huber“ dazu nehmen und wenn Sie es geschickt machen, spĂ€ter im Vortrag die beiden Beispiele auch noch verknĂŒpfen. „Wenn der Herr Meier also mit Frau Huber in einem BĂŒro arbeiten wĂŒrde, na dann gute Nacht!“

Ihr Publikum wird es lieben, wenn Sie im Lauf des Vortrags auf solche Beispiele zurĂŒckkommen. Denn Sie haben einen gemeinsamen Insiderscherz.

Wenn es zu Ihnen und zum Thema passt, können Sie es auch noch weitertreiben. In manchen VortrĂ€gen sage ich schonmal: „Angenommen, ich und … (wie ist Ihr Vorname?) … ah: Ralf … also angenommen Ralf (anlĂ€chel) und ich sind verheiratet … und jetzt lĂ€sst der Rahalf plötzlich ĂŒberall seine Socken liegen! (empört schau … an Ralf gewandt:) So hab ich mir die Ehe nicht vorgestellt! … (zum Publikum gewandt) … also in diesem Fall … [und dann ĂŒberleiten zum eigentlichen Punkt].“

Wichtig ist, dass solche Beispiele immer sinnvoll zu Ihrem Thema passen und nicht nur Show sind.

ErzÀhlen Sie (echte) Anekdoten.
„Letzte Woche zum Beispiel stehe ich in der Schlange bei der Post …“, „Sie werden es mir nicht glauben, aber auf der Fahrt hierher …“ – zu fast jedem Thema gibt es Anekdoten: Wirkliche Geschichten aus dem Leben, die Ihnen selbst oder einem Freund passiert sind.

Jedes Publikum hört gerne solche echten Geschichten. Vergessen Sie abgenudelte Standardbeispiele und bringen Sie vor allen Dingen niemals irgendwelche Fakes Ă  la „Susi Schlau geht einkaufen und …“.

Vor allen Dingen ist Ihr Publikum begeistert, wenn Sie davon erzĂ€hlen, dass Sie sich selbst ungeschickt angestellt haben: etwas verpatzt, aus der Fassung geraten, aus Sturheit wider besseren Wissens etwas durchgesetzt, obwohl Sie es schon hatten kommen sehen? Raus mit solchen Anekdoten! Das macht Sie als Mensch greifbar und als Fachmann noch viel sympathischer. Das fĂŒhrt uns schon zum nĂ€chsten wichtigen Punkt:

Seien Sie selbstironisch.
Selbstironie kommt immer gut an. Menschen, die ĂŒber sich lachen können, sind Ă€ußerst souverĂ€n. Vor allen Dingen aber haben Sie hier die gesamte Klaviatur des Humors zur VerfĂŒgung: denn Sie selbst sind die Zielscheibe!

Sie können also ehrliche Anekdoten erzĂ€hlen, ĂŒber sich selbst die Augen rollen … und Sie können vor allen Dingen wĂ€hrend des Vortrags zeigen, wie cool Sie mit HĂ€ngern, Versprechern oder Fehlern umgehen.

Lachen Sie mit Ihrem Publikum gemeinsam ĂŒber sich. Sie bringen damit nebenbei eine der wichtigsten Botschaften rĂŒber: Die Dinge locker sehen können. Mit Missgeschicken gelassen umzugehen.

Entertainen Sie!
Keine Sorge: Sie brauchen kein Stand-up-Comedian werden! Aber: Achten Sie trotzdem mal drauf, wie gute Standup-Komiker sich verhalten: Da wird mal eine Augenbraue schiefgestellt, das Gesicht verzogen, mit Gesten gearbeitet – und immer wieder werden dabei Pausen gemacht.

Ihr Vortrag gewinnt, wenn Sie – natĂŒrlich so, dass es zu Ihnen passt – gut dosiert solche Akzente setzen.

Ich bin beispielsweise eher ein Zappelphilipp, raufe mir schonmal die Haare, falle auf die Knie, schĂŒttle einem Zuhörer die Hand oder haue mir auf die Stirn. Je nachdem wie groß Ihr Publikum ist beziehungsweise wie weit weg Ihre Zuschauer sitzen, mĂŒssen Sie – wie im Theater – solche körpersprachlichen Gesten dann auch grĂ¶ĂŸer und etwas ĂŒbertriebener machen als normal. Darum ist es wichtig, das wohldosiert zu tun. Sie wollen entertainen und kein Kasperl sein. Wobei ein kompetenter Kasperl auch nichts Schlechtes ist. ;-)

Dan Pink ĂŒber Motivation

Jeder weiß: Anreize erhöhen die Leistungsbereitschaft und fĂŒhren zu besseren Ergebnissen. Mitarbeiter, auf die eine Belohnung wartet, arbeiten zielstrebiger und erreichen schneller bessere Ergebnisse. Das Dumme ist nur: das gilt nur, solange die Aufgabe eine stupide Arbeit ist, die keinerlei KreativitĂ€t erfordert. Wie dieses Anreizsystem bei Aufgaben, die auch nur einen Funken KreativitĂ€t erfordert, gar nach hinten losgeht, erlĂ€uterte der amerikanische Bestellerautor Dan Pink auf diesjĂ€hrigen TEDGlobal-Konferenz und skizzierte einen möglichen Ausweg aus diesem Dilemma. Ein schöner Vortrag, von dem man nicht nur zum Thema Motivation einiges lernen kann.

Dan Pink legt allergrĂ¶ĂŸten Wert darauf, seine These anschaulich zu machen. Er bereitet sie sehr sorgfĂ€ltig vor, indem er ausfĂŒhrlich das Kerzenproblem beschreibt. Dabei handelt es sich um ein altes wissenschaftliches Experiment zum Nachweis seiner These. Fast die HĂ€lfte seiner Vortragszeit verwendet er auf diese Geschichte. Dabei achtet er sehr genau darauf, Überraschungsmomente zu setzen und mit der Erwartungshaltung des Publikums zu spielen. Überraschungen steigern die Aufmerksamkeit und erhöhen die EinprĂ€gsamkeit.

Dan Pink verwendet sehr sparsame Folien

Erst als das Publikum die These völlig verinnerlicht hat, schickt Pink weitere wissenschaftliche Studien als Nachweis hinterher und erlÀutert anhand dreier konkreter Beispiele, wie Autonomie und Eigenverantwortung die Leistung von Mitarbeitern deutlich erhöhen können.

Eingerahmt wird das alles von seinem GestĂ€ndnis einer erfolglosen Ausbildung zum Anwalt, die Dan Pink an vielen Stellen geschickt einbringt, um mit einem Augenzwinkern seine GlaubwĂŒrdigkeit zu untermauern. Überhaupt beweist er immer wieder Sinn fĂŒr Humor, was er insbesondere durch auffĂ€llige Mimik und Gestik unterstreicht.

Dan Pink hat eine sehr ausgeprÀgte Mimik

Buch-Cover: A Whole New Mind von Dan Pink

Wer sich eingehender fĂŒr Pinks Ideen interessiert, dem empfehle ich seine BĂŒcher. In seinem neuesten Buch Drive beschreibt er seine Thesen aus dem TED-Vortrag ausfĂŒhrlich und gibt weitere Lösungsideen. Den Karriereratgeber Johnny Bunko habe ich bereits hier vorgestellt. Und sein wahrscheinlich bekanntestes Werk A Whole New Mind gibt es mittleweile auch auf Deutsch: Unsere kreative Zukunft. Dieses Buch enthĂ€lt nicht nur viele wertvolle Karrieretipps. Viele Erkenntnisse des Buches sind auch beim Erstellen von PrĂ€sentation hilfreich. Garr Reynolds hat sich in diesem Artikel sehr ausfĂŒhrlich damit auseinandergesetzt.

Publikum einbeziehen: 3 tolle Beispiele und 6 Tipps

Dieser Artikel ist randvoll mit Inspirationen aus drei PrĂ€sentationen von drei herausragenden Persönlichkeiten, die auf ganz unterschiedliche Weise ihr Publikum einbeziehen. Garr Reynolds von Presentation Zen spricht in einer Keynote ĂŒber den Reiz des Einfachen. Marketing-Guru Seth Godin erklĂ€rt auf der TED-Konferenz, wie jeder seine eigene gesellschaftliche Bewegung starten kann und Cisco-Chef John Chambers erlĂ€utert am MIT die Herausforderungen und Chancen, die in der Erneuerung globaler Unternehmen liegen.

Drei VortrÀge, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch ist allen drei etwas gemein: der direkte Draht zum Publikum. Alle drei Redner strahlen ein unglaubliches Charisma aus, sie ziehen das Publikum vom ersten Moment an in ihren Bann und lassen es in ihre Ideenwelt eintauchen. Na klar, an allen drei VortrÀgen kann man noch einiges verbessern, hier die Folien, dort die Story, aber wie es den dreien gelingt, die höchste Kunst der PrÀsentation zu erreichen, indem sie nicht einfach zu sondern mit ihrem Publikum reden, das rechtfertigt den wahrscheinlich lÀngsten Artikel, den ich bisher in diesem Blog veröffentlicht habe.

Ich gebe Ihnen zunÀchst Gelegenheit, die VortrÀge anzusehen und möchte danach sechs Tipps herausgreifen, die mir besonders lehrreich erscheinen.

Garr Reynolds ĂŒber den Reiz des Einfachen

Garr Reynolds sprach Anfang Mai auf der Citrix-Synergy-Konferenz ĂŒber den Reiz des Einfachen. Er erklĂ€rt, wie die Konzentration auf das Wesentliche nicht nur PrĂ€sentationen verstĂ€ndlicher macht, sondern auch in andere Bereichen, z.B. bei Softwareunternehmen wie Citrix, zu wertvolleren Ergebnissen fĂŒhrt. In seiner souverĂ€nen, lockeren Art und mit viel Humor begeistert er das Publikum mit zahlreichen Gedanken und ĂŒberraschenden Perspektiven auf „das Einfache“. Übrigens finde ich, dass die Konzentration auf dieses Thema seinem Vortrag im Vergleich zu seinem Google-Vortrag enorm gut getan hat.

Seth Godin ĂŒber Tribes

Seth Godin sprach im Februar auf der TED-Konferenz darĂŒber, wie jeder – z.B. auch Sie – mit den Möglichkeiten des Internet (letztlich aber auch auf anderen Wegen) seine eigene Bewegung grĂŒnden kann. Godin nennt das Tribes. Es ist auch das Thema und der Titel seines letzten Buches, das ich Ihnen unbedingt empfehlen kann, wenn Sie das Thema interessiert. Tribes sind die logische FortfĂŒhrung von Godins frĂŒheren Ideen des Permission Marketing. Die Zeiten großer Werbebudgets, mit denen man die Aufmerksamkeit von (potentiellen) Kunden einfach kaufen kann, sind offenbar vorbei. Wer andererseits eine Idee hat, ĂŒber die es sich zu sprechen lohnr, der hat heute die Möglichkeit, das mit minimalen Kosten zu tun – und erreicht dennoch alle, die genau an dieser Idee interessiert sind, nĂ€mlich seinen Tribe. Beeindruckende Beispiele fĂŒr Bewegungen, die andere in der Vergangenheit bereits ins Leben gerufen haben, beschreibt Godin in diesem Vortrag. Ebenso sehenswert sind ĂŒbrigens Godins VortrĂ€ge bei Google, auf der GEL2006-Konferenz sowie ein ausfĂŒhrlicherer Vortrag ĂŒber Tribes auf einem Mixergy-Event.

John Chambers ĂŒber Erneuerung

John Chambers ist seit fast 15 Jahren Chef des Internet-Riesen Cisco. Wenn Sie sich seine PrĂ€sentation am MIT ansehen, werden Sie verstehen, warum man ihm nachsagt, einer der charismatischsten Unternehmenschefs der Technologiebranche zu sein. Mit geballter Kompetenz und dem Selbstbewusstsein, eines der erfolgreichsten Unternehmen ĂŒberhaupt aufgebaut zu haben, spricht er in diesem Vortrag darĂŒber, wie er Cisco in den letzten Jahren zu einem völlig neuen Unternehmen gemacht hat. Chambers erlĂ€utert, wie er verkrustete FĂŒhrungshierarchien aufgebrochen hat und wie er mit den Mitteln des Internets und des Web 2.0 Cisco zu einem flexiblen Unternehmen gemacht hat, das mit flachen Hierarchien erheblich schneller auf MarktĂ€nderungen reagieren kann als noch vor einigen Jahren. Dieses Modell sieht er als Vorbild fĂŒr andere Unternehmen und positioniert Cisco damit als idealen Beleg fĂŒr den Nutzen der Kommunikationsprodukte, die er verkauft. Die PrĂ€sentation ist sicher nicht unbedingt leichte Kost, aber sehr empfehlenswert.

Ich möchte nun sechs Punkte herausgreifen, die mir an diesen drei VortrÀgen besonders lehrreich erscheinen, und die Ihnen zeigen, wie Sie bei Ihrer nÀchsten PrÀsentation das Publikum besser einbeziehen können.

1. Sich wohlfĂŒhlen

Allen drei Rednern macht es offensichtlich Spaß, ĂŒber ihr Thema zu sprechen. Sie fĂŒhlen sich wohl in ihrer Umgebung und zeigen das auch. Besonders Garr Reynolds und John Chambers lachen und lĂ€cheln viel, schĂ€kern gar mit ihrem Publikum. Sie zeigen damit einerseits die Begeisterung fĂŒr ihr eigenes Thema – und wirken alleine dadurch schon ansteckend. Andererseits geben sie ihrem Publikum das GefĂŒhl einer freundschaftlichen AtmosphĂ€re, in der sich auch die Zuhörer wohlfĂŒhlen dĂŒrfen. Chambers bringt das mit diesem Satz auf den Punkt: „If I’m in a great mood today, it’s because I love this environment.“ Und man nimmt es ihm ab.

2. Humor

Wenn Sie jemand zum Lachen bringt, dann ist er Ihnen gleich viel sympathischer. Humor ist ein wichtiger Faktor, um Barrieren zu lösen, WiderstĂ€nde aufzuheben und – ganz allgemein – um eine positive Stimmung herzustellen. Alle drei Redner nutzen Humor, um das Publikum einzubeziehen. Garr Reynolds und Seth Godin lockern z.B. am Beginn Ihrer VortrĂ€ge die Stimmung erst einmal durch einige Bilder und Geschichten zum Schmunzeln auf. Dabei erzĂ€hlen sie nicht einfach irgendwelche Jokes oder platten Witze, sondern arbeiten mit Augenzwinkern und Ironie.

Insbesondere Seth Godin hat einen unerschöpflichen Vorrat an amĂŒsanten, immer passenden Fotos aus dem „echten Leben“, die er passgenau in seine PrĂ€sentation einbringt. So pointiert er seine Aussagen auf oft tiefgrĂŒndige Weise und bringt das Publikum immer wieder zum Lachen. Das wirkt ĂŒbrigens auch deswegen (auch bei Reynolds) so sympathisch, weil er nicht jeden Joke explizit macht, sondern seine Folien fĂŒr sich sprechen lĂ€sst und das Publikum die Ironie selbst erkennen lĂ€sst. Wichtig dabei: Pausen! Das Publikum braucht Zeit, um den Humor zu verstehen. Eine hervorragende Quelle fĂŒr Bilder wie die folgenden aus Godins Vortrag ist ĂŒbrigens die Foto-Webseite flickr.com.

Seth Godin hat einen unerschöpflichen Vorrat an Bildern aus dem „echten Leben“, die er gekonnt einsetzt, um seine Aussagen zu pointieren.
Auch Garr Reynolds lĂ€sst sein Publikum immer wieder schmunzeln. In Kombination mit seiner lockeren Art, wirkt er sehr sympathisch und nimmt seinen AusfĂŒhrungen die „Schwere“.

3. Auf das Publikum zugehen

Dass man keinen Draht zum Publikum bekommt, wenn man stĂ€ndig auf seine Folien starrt oder nur schĂŒchtern auf den Boden blickt, dĂŒrfte jedem klar sein. In jedem PrĂ€sentationsratgeber wird daher empfohlen, das Publikum anzublicken. Wenn Sie aber genau beobachten, dann werden Sie feststellen, dass viele, viele Redner zwar in Richtung des Publikums blicken, es aber nicht wirklich anschauen. Sie blicken mehr oder weniger ĂŒber das Publikum hinweg oder starren gar ins Leere.

Einen echten Draht zum Publikum bauen Sie auf, wenn Sie konkreten Personen im Publikum echt in die Augen blicken, am besten verteilt ĂŒber den ganzen Raum. John Chambers perfektioniert das und geht noch weit darĂŒber hinaus, indem er immer wieder durch die Reihen wandert und dabei nicht nur gezielt Zuhörer anblickt, sondern einzelne Personen in seinen Vortrag integriert und direkt anspricht (das erfordert natĂŒrlich ein bisschen FingerspitzengefĂŒhl, um niemanden in Verlegenheit zu bringen). Stellvertretend kann er so das ganze Publikum einbeziehen und er gibt seinem Vortrag auf diese Weise fast schon den Charakter einer Unterhaltung.

John Chambers verwandelt seinen Vortrag in eine Unterhaltung, indem er die Zuhörer anblickt und mit einzelnen spricht.

4. Das Publikum einbinden

Ein Publikum, das aktiv in einen Vortrag eingebunden wird, ist erheblich offener und aufnahmefĂ€higer fĂŒr die Inhalte eines Vortrags als ein Publikum, das sich nur passiv berieseln lĂ€sst. Garr Reynolds und John Chambers binden ihr Publikum sehr oft ein, fragen nach der Stimmung und der Meinung und – wichtig – geben den Zuhörern das GefĂŒhl, ihre Antworten ernst zu nehmen. Die Bereitschaft des Publikums, auch wirklich auf Fragen zu reagieren, erhöhen ĂŒbrigens beide mit dem selben Trick: sie heben selbst auch die Hand.

Garr Reynolds geht noch einen Schritt weiter und lĂ€sst sein Publikum mehrfach selber aktiv werden, was jeweils fĂŒr erhebliche Heiterkeit sorgt. Ein toller Überraschungseffekt gelingt Reynolds, als er seinem Publikum beibringt, wie man sich auf Japanisch vorstellt. So wird auf einmal aus dem anonymen Publikum eine vertraute Einheit von bekannten Gesichtern und die AtmosphĂ€re ist auf einen Schlag noch einmal viel lockerer.

Garr Reynolds bringt seinem Publikum bei, wie sie sich auf japanisch vorstellen.

5. Offenheit

Nick Morgan schreibt in seinem neuen Buch Trust Me, wie wichtig eine offene Körperhaltung fĂŒr einen guten Draht zum Publikum ist. Wer sich – körperlich – verschließt, der muss sich erheblich mehr anstrengen, um das Publikum fĂŒr sich zu gewinnen.

Seth Godin ist das Gegenteil von verschlossen. In seinem ganzen Auftreten, Haltung wie Sprache, geht er auf sein Publikum zu. Er verwendet einladende Gesten, geht auf das Publikum zu, bietet Ihnen seinen Inhalt regelrecht an. UnterstĂŒtzt wird das perfekt von seinen Worten, in denen es immer wieder um „You“ geht. Er redet nicht von abstrakten Konzepten, sondern ĂŒbersetzt seine Aussagen in die Welt seines Publikums und zeigt ihnen, wie sie seine Ideen konkret umsetzen können. Er ist offen dafĂŒr, jeden seiner Zuhörer als etwas besonderes anzunehmen, und vermittelt ihnen genau dieses GefĂŒhl.

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6. Dynamik

Alle drei Redner nutzen die volle Breite ihrer BĂŒhne (Seth Godin Ă€rgert sich allerdings ĂŒber das Klavier auf seiner BĂŒhne und die dadurch verursachte EinschrĂ€nkung seiner Bewegungsfreiheit). Diese Bewegung erzeugt Dynamik und Spannung und wirkt viel engagierter, als ein schĂŒchterner Redner, der sich hinter seinem Laptop „versteckt“.

Besonders John Chambers ist ein Meister dieser Dynamik. Nicht nur in seiner Sprache variiert er Tempo und LautstĂ€rke gekonnt, um seinen Aussagen die richtige WIrkung zu geben. Er setzt diese Effekte in seiner gesamten Bewegung um. Er hĂ€lt inne, wenn er eindringlich wird, hĂ€lt an und blickt in die Ferne, wenn er VisionĂ€res erzĂ€hlt, und er schreitet die BĂŒhne in rasantem, festem Schritt ab, wenn er ein wichtiges Ausrufezeichen setzen möchte. Die Dynamik hinter seinen Aussagen spiegelt das perfekt wieder – und das Publikum spĂŒrt die Leidenschaft, die Chambers mit seinem Thema verbindet.

John Chambers erhöht das Tempo fĂŒr eine wichtige Aussage. Umgekehrt hĂ€lt er inne, wenn er eindringlich wird. Chambers‘ körperliche Dynamik passt sich perfekt an seine Aussagen an.

Links zu diesem Artikel
Schwerpunkt „SouverĂ€n Auftreten“
PrÀsentationscoach Nick Morgan analysiert Seth Godins Vortrag
slide:ology-Autor Nancy Duarte ĂŒber Garr Reynolds Synergy-Keynote
Six Pixels of Separation ĂŒber John Chambers
Buchempfehlung: Nick Morgan – Give Your Speech, Change The World
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Dr. Michael Gerharz