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Gedanken zur Diskussionskultur

Meinungsfreiheit bedeutet, dass man seine eigene Meinung haben darf.

Meinungsfreiheit bedeutet nicht, dass man immer seine Meinung äußern muss.

Eine Meinung zu haben, bedeutet noch nicht recht zu haben.

Recht zu haben bedeutet nicht immer, dass die anderen unrecht haben.

Dass die anderen unrecht haben, bedeutet noch nicht, dass man recht hat.

Recht zu haben macht noch nicht moralisch überlegen.

Nur weil jemand unrecht hat, ist er noch nicht böse.

Man darf seine Meinung ändern.

Es hilft, erst zuzuhören, bevor man sich eine Meinung bildet.

Es hilft, Fragen zu stellen.

Eine Frage ist nicht unbedingt eine Meinungsäußerung.

Nicht jede Äußerung ist eine Meinungsäußerung.

Kein Mensch formuliert perfekt.

Das, was jemand sagt, ist nicht unbedingt das, was sie meint.

Es hilft, erst nachzudenken, bevor man anderen eine Meinung unterstellt.

Sarkasmus hilft selten.

Arroganz auch nicht.

Beschimpfungen und Hass erst recht nicht.

Es lohnt sich, für eine offene Diskussionskultur einzutreten, in der jeder tatsächlich sagen darf, was er denkt – ohne Angst haben zu müssen, dafür beschimpft, beleidigt oder ausgelacht zu werden.

Es lohnt sich, offen für andere Meinungen zu bleiben.

Es lohnt sich, respektvoll miteinander umzugehen.

Die Kultur des Zuhörens

Die meisten Menschen sind während eines Gesprächs damit beschäftigt, sich Gedanken darüber zu machen, was sie als nächstes sagen möchten.

Statt zuzuhören. Erst einmal zuzuhören.

In solchen Gesprächen fühlt man sich wie in einer Band, bei der alle Musiker Solisten sind und jeder bloß auf sein Solo wartet. Es ist ein Nebeneinander mehr oder weniger unabhängiger Erzählstränge, lose zusammengehalten durch ein Gesprächsthema, das aber von einer auf die andere Sekunde wechseln kann, weil irgendjemand sich an irgendeine Situation erinnert fühlt.

Diese Menschen wollen vor allem reden. Über sich, über ihre Erlebnisse, Erfahrungen, Einschätzungen. Sie wollen ihre Geschichte erzählen. Wissen zeigen. Meinungen äußern.

Statt Erkenntnisse zu erzielen, Fragen zu stellen, eine gemeinsame Geschichte zu erzählen. Gewissermaßen als Band gemeinsam Musik zu machen.

Dazu müsste man, statt sich auf seinen nächsten Text zu konzentrieren, zuhören. Auf den anderen hören. Was sagt der da eigentlich? Wie meint sie das? Das will ich genauer wissen! Wohin führt uns das? Diesen Weg kenne ich noch nicht, dort entlang möchte ich einmal gehen …

Ein Gespräch wächst durch Neugier. Es wird ertränkt in Redeschwall.

Gute Gespräche erfordern die Bereitschaft, sich auf neue Gedanken einzulassen. Nicht nur die Stichworte zu hören, die mir Sprungbrett für die nächste eigene Geschichte sind. Nicht nur Bestätigung zu hören für das, was ich gesagt habe, sondern gerade die Zweifel und Fragezeichen anzunehmen. Die Ideen und neuen Verknüpfungen wahrzunehmen. Die Chance zu nutzen, etwas zu lernen. Vielleicht sogar zu wachsen, motiviert zu werden, zu neuen Ufern aufzubrechen. Oder einfach nur am Leben des anderen teilzuhaben. Und anderen zu ermöglichen, dasselbe zu erreichen. Weil wir einander verstärken statt uns zu übertönen, gemeinsam beschleunigen statt uns gegenseitig zu überholen.

All das beginnt beim Zuhören. Und der Möglichkeit zum Zuhören.

Damit Gespräche gelingen, braucht es Pausen, die es meinem Gesprächspartner ermöglichen nachzudenken, zu assoziieren, zu vergleichen. Ich selbst muss Stille aushalten, um selbst reflektieren zu können. Und um nicht jeden Gedanken meiner Gesprächspartner zu ersticken in meinem eigenen Redefluss. Gedanken brauchen Zeit, um zu reifen, um weiterzuführen.

Zuhören bedeutet deswegen nicht bloß Hören, sondern Verstehen. Nachdenken. Ausreden lassen. Erklären lassen.

Wer redet, kann all das nicht.

Die Kunst des Gesprächs ist zuerst eine Kunst des Zuhörens.

Unterhaltet euch

In dieser Kölner Kneipe soll man sich lieber unterhalten statt zu surfen. Daran sollte man sich auch in anderen Situationen erinnern.

„Nein! Wi-fi haben wir nicht. Unterhaltet euch“

So steht es am Eingang einer Kölner Kneipe. Ich wünschte, vor Meetingräumen stünde ein ähnliches Schild:

„Nein! Einen Beamer haben wir nicht. Unterhaltet euch“

Denn es ist doch so: Dieselben Menschen, die darüber lästern, dass die Jugendlichen nur noch auf ihre Handys starren und sich gar nicht mehr unterhalten können, starren im Meeting eine halbe Stunde auf eine Projektionsfläche und unterhalten sich gar nicht. Dabei sind Meetings dazu da, Meinungen auszutauschen, zu diskutieren, sich zu unterhalten. Meetings braucht man überhaupt nur dann, wenn es darum geht, sich in die Augen zu blicken, denn sonst könnte man es ja auch digital besprechen.

Und, wenn ich es mir so recht überlege, sollte man das Schild von der Kneipe direkt dazu stellen. Denn E-Mails schreiben und surfen während sich andere mit Ihnen unterhalten, ist auch nicht besser, als What’s-App-schreibende Jugendliche. Es ist nicht nur unhöflich, sondern ineffizient.

Aber, was rede ich. Früher war eh alles besser.

[Foto: Daniel Backhaus, mit Genehmigung]

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Die Vertriebspräsentation

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Privat nicht anders als geschäftlich: Vor der Glotze ist es langweilig und man lernt sich nicht richtig kennen.

„Frau Schmitz, die Herren von der Brommel GmbH sind da.“
„Danke, schicken Sie sie herein und holen Sie Herrn Meyer dazu.“

„Hallo, Herr Schröder. Schön, dass Sie den Weg zu uns gefunden haben.“
„Guten Tag, Frau Schmitz. Schön, Sie kennenzulernen. Darf ich vorstellen: Das ist Herr Blauwein, einer unserer Projektmanager.“
„Guten Tag, Herr Blauwein. Ah, da kommt ja auch Herr Meyer, mein Partner in der Geschäftsführung. Dann können wir ja beginnen“

Schröder: „Sehr gut. Wir haben für den Anfang ein paar Folien über uns mitgebracht, damit sie uns besser kennenlernen. Dauert nicht lange. Wollen Sie sie sehen?“
Schmitz: „Äh, mh, ja … natürlich.“
Schröder: „Gut, dann werf’ ich mal mein Laptop an.“

Schau’ mir in die Augen …

Da sitzen sich also vier erwachsene Menschen gegenüber. Und statt sich in die Augen zu blicken, haben sie nichts besseres zu tun, als eine halbe Stunde auf eine Leinwand zu starren, während einer einen Monolog hält. Natürlich dauert es immer lange – erst recht, wenn es angeblich nicht lange dauert.

Wer sich kennen lernen möchte, der starrt doch nicht auf eine Wand. So lernt man sich nicht kennen. Man erfährt höchstens, wie der andere sich selber sieht.

… und lass uns reden.

Frau Schmitz hätte sagen sollen: „Lieber nicht, lassen Sie uns unterhalten.“ Dabei kann sie Herrn Schröder und Herrn Blauwein in die Augen sehen. Sie können über Dinge reden, die wirklich wichtig sind, statt das Foto vom Firmensitz zu bewundern. Sie können schnell zum Punkt kommen, statt eine vorgefertigte Liste von Bullet Points vorzulesen. Sie können einen Stift in die Hand nehmen, um erste Ideen zu skizzieren. Und sie können viel schneller erkennen, ob sie die gleiche Sprache sprechen.

Noch besser hätte Herr Schröder gar nicht erst seine PowerPoint ausgepackt, sondern von sich aus das Gespräch angeboten. Wichtige Diagramme kann er ja als Ausdruck mitbringen. Der bleibt dann auch beim Kunden, vielleicht sogar mit ein paar Notizen, die sie während des Gesprächs gemeinsam hineingeschrieben haben.

Beamer-Präsentationen helfen bei großen Gruppen. Aber sie sind nichts für kleine Gruppen. Schauen Sie sich lieber ins Gesicht und unterhalten Sie sich. Ach ja: seine Botschaft auf den Punkt bringen und einen stimmigen roten Faden weben, das muss man natürlich trotzdem ;-)

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Typische Gesprächssituation

Von klein auf haben wir gelernt, wie ein Gespräch funktioniert: Einer spricht nach dem anderen. Kurze Pausen zeigen an, dass der Sprecher wechseln darf. Wenn mir etwas unklar ist, frage ich nach. Und jeder Gesprächsteilnehmer kann die Richtung des Gesprächs beeinflussen.

All das geht in einer Präsentation nicht oder nur eingeschränkt. Es gibt (im Wesentlichen) nur einen Sprecher und viele Zuhörer. Wenn ich als Zuhörer etwas nicht verstanden habe, frage ich normalerweise nicht nach, sondern versuche, es mir selbst zu erklären. Währenddessen verpasse ich aber schon die nächsten Argumente und verliere möglicherweise ganz den Faden. Ich kann auch nicht beeinflussen, worüber der Redner spricht und wie lange.

Nur der Redner ist dafür verantwortlich, dass die Präsentation trotzdem funktioniert. Deswegen ist es so wichtig, dass er in der Vorbereitung genau überlegt, was er sagen will, wie das eigentlich zu seinem Publikum passt und welchen roten Faden er spinnen muss, damit seine Zuhörer ihn nicht verlieren.

Andererseits: wenn er das gut macht, werde ich mich als Zuhörer fast so fühlen, als ob ich in einem persönlichen Gespräch mit ihm säße.

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Dr. Michael Gerharz

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