SEARCH

Search

Explore

Blog
Podcast
Free Live Event
Self-Assessment
Manifesto
Book

Work with me

Connect

SUBSCRIBE

Search
Close this search box.

Mein Sohn ist ein Musiker

Kreativ sein kann man schon, bevor man Noten lesen kann. Mein Sohn erzählt Geschichten auf seinen Bongos.

Mein Sohn ist ein Musiker. Er ist auch 5 Jahre alt.

Er kann keine Noten lesen. Er weiß nicht, was eine Viertelnote ist, und dass sie doppelt so lange dauert, wie eine Achtelnote. Auch fällt es ihm noch schwer, über längere Zeit einen Rhythmus durchzuhalten. Und trotzdem ist er ein Musiker. Wie kann das sein?

Ich frage: „Wie klingt ein Elefant?“ Er spielt einen Elefantenrhythmus.

Ich frage: „Wie klingt eine Maus?“ Er spielt einen Mäuserhythmus, viel leiser als den des Elefanten.

Dann erzähle ich: „Es war einmal ein Elefant. Der lebte glücklich bei seiner Herde. Eines Tages machte er einen Ausflug. Es war ein langer Ausflug. Auf dem Weg begegnete ihm eine Maus. Der Elefant erschrak sehr …“

Und während ich erzähle, erzählt mein Sohn die Geschichte mit, auf seinen Bongos. Das ist Musik.

Darf man „Fußabdrücke“ falsch schreiben?

Soll ich ihm verbieten, Musik zu machen, bevor er weiß, wie lang eine Viertelnote ist?

Warum sollte ich dann meiner siebenjährigen Tochter verbieten, eine Geschichte zu schreiben, obwohl sie noch nicht weiß, wie man „Fußabdrücke“ richtig schreibt? Das forderte z.B. der Spiegel sinngemäß in seiner letzten Ausgabe „Die Rechtschreip-Katerstrofe“. Fehler beim Schreiben? Verboten! Allerdings wäre es dann auch so gut wie ausgeschlossen, dass meine Tochter auch nur einen Bruchteil der Geschichte geschrieben hätte, in der die Robbe Robbi ihre Familie aus der Gefangenschaft des Jägers befreit und dabei eine neue Freundin findet.

Meine Tochter ist Schriftstellerin. Übrigens auch Musikerin, Malerin, Bildhauerin, Tänzerin und Schauspielerin …

Wer hat die Kreativität verboten?

Deswegen schaue ich die Menschen immer etwas fassungslos an, wenn sie mir sagen: „Ich bin ja nicht so kreativ!“ Ich frage mich dann immer, wer ihnen verboten hat, kreativ zu sein.

Fangen Sie an und seien Sie kreativ. Pfeifen Sie auf die Regeln. Lernen Sie sie beizeiten, wenn Sie sie wirklich brauchen. Aber lassen Sie sich nicht von ihnen bremsen. Schreiben, malen, erschaffen Sie; und erzählen Sie Ihre Story … 

Übrigens: Sie sind auch ein Präsentierer!

Verwandte Artikel

Was Hänschen nicht lernt
Drei Dinge, die wir von Kindern lernen können
Von Schritten und Wegen
Sind Vorlesungen überflüssig?

Spannend wird’s erst, wenn ich’s verstehe

Werden Sie anschaulich – und die Spannung steigt. Wie starten Sie das Kopfkino bei Ihrem Publikum?

Die Lage ist ernst. Vor sechzehn Stunden wurde ein Kristall aus einer Testumgebung entwendet. Er befindet sich in diesem Moment in direkter Nähe zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Durch ein akustisches Signal wird er explodieren. „Wieviel Sprengkraft?“ will Agent Morgan wissen. „Ein Kristall auf ein Fußballfeld,“ sagt Agent Grant. Wie gesagt, die Lage ist ernst.

Das ist eine Szene aus einem amerikanischen Actionfilm. Spannend, oder? Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wie es weitergeht. Würden Sie das auch wollen, wenn Agent Grant gesagt hatte: „Der Sprengkörper hat eine Sprengkraft von 2000 mbar.“? Für mich könnte er dann genauso gut sagen: Er hat eine Sprengkraft von 2000 bunten Gummimäusen. Denn die Zahl sagt mir überhaupt nichts. Und was wir uns nicht vorstellen können, fesselt uns nicht. Das ist einer der Gründe, warum wir Actionfilme im Allgemeinen auch spannender als die letzte Präsentation zu den Quartalszahlen.

Erwecken Sie Zahlen und Fakten zum Leben

Klar, nicht immer werden Sie in Ihren Präsentationen über spektakuläre Themen wie Bombenanschläge auf den amerikanischen Präsidenten reden. Das müssen Sie aber gar nicht, um Ihre Zuhörer zu fesseln. Denn auch bei alltäglichen Themen können Sie dafür sorgen, dass bei Ihren Zuhörern ein Kopfkino startet: Indem Sie nüchterne Zahlen und unpersönliche Fakten im wahrsten Sinne des Wortes vor dem inneren Auge Ihres Zuhörers „anschaulich“ machen.

Wenn Sie sagen: In unserem Projekt haben wir so und so viele tausend Bücher für einen wohltätigen Zweck verkauft, wird sich kaum ein Zuhörer am Ende des Vortrags an die genaue Zahl erinnern. Sagen Sie aber: Wir haben soviele Bücher verkauft, dass sie aufeinandergestapelt doppelt so hoch sind wie der Kölner Dom, wird das in vielen Köpfen hängenbleiben.

Wenn Sie sagen: In China lernen immer mehr Menschen Englisch, aktuell sind es so und so viele, reißt das niemanden vom Hocker. Sagen Sie aber: Es gibt mehr Chinesen in China, die Englisch sprechen, als Einwohner in den Vereinigten Staaten, kann sich jeder Zuhörer die Dimensionen der genannten Zahl vorstellen.

Und welches Kopfkino wollen Sie bei Ihren Zuschauern starten?

Verwandte Artikel

Nenn’ das Kind beim Namen!
Große Zahlen begreifbar machen
Was passiert als nächstes?
Wieso ich Ihre Präsentation nicht spannend finde

Zwing’ mich nicht

Zwing die Leute nicht etwas zu tun, sondern gib’ Ihnen die Möglichkeit es zu tun.

Unter diesem Motto könnte man die drei TED-Talks zusammenfassen, die von der diesjährigen TED-Konferenz letzte Woche in Long Beach bereits online sind.

Sind Schulen ein überflüssiges Relikt aus der Vergangenheit?

Sugata Mitra, Gewinner des TED Prize 2013, spricht über seine Vision einer neuen Ausbildung, die traditionelle Schulen überflüssig machen könnte. Schulen, wie wir sie kennen, seien ein Relikt der Vergangenheit (konkret: aus der Zeit des British Empire) und würden nur auf Gleichmacherei zielen. Statt durch das etablierte Schulsystem unsere Kinder zu zuverlässigen Marionetten einer „bürokratischen Verwaltungsmaschine“ zu erziehen, sollten wir darauf vertrauen, dass Kinder faszinierende Antworten selbst entdecken (wollen), wenn wir Ihnen nur die Möglichkeit geben. Sein Wunsch: Geben Sie Ihren Kindern die Möglichkeit zu freiem, selbst-organisierten Lernen. (Link zum Video)

Zahlen Menschen freiwillig für gute Musik?

Die Musikerin Amanada Palmer, die Ihre Karriere als Straßenkünstlerin begann, weiß heute: Fans zahlen gerne – aus freien Stücken – für ihre Musik, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Mittlerweile stellt sie den größten Teil ihrer Musik unter einer Creative-Commons-Lizenz zum freien Download zur Verfügung. Sie ist überzeugt, dass man Menschen nicht dazu zwingen muss, für Kunst zu bezahlen. Die Voraussetzung dafür: ein direkter und enger Draht zu den Fans. Das jedoch ist mit den neuen Medien so einfach wie nie. Außerdem brauche man den Mut, um die Spende zu bitten, z.B. mit einem Kickstarter-Projekt oder Autogramm-Stunden nach dem Konzert. Mit anderen Worten: Wer fragt, dem wird geholfen. (Link zum Video)

Wie schafft man neue Jobs?

Die ehemalige Gouverneurin von Michigan, Jennifer Granholm, ist überzeugt, dass das gleiche Prinzip auch hilft, um in den USA neue Jobs zu schaffen. In ihrem leidenschaftlichen Appell an die TED-Besucher argumentiert sie, wie ein privater Fonds für „grüne Energie“ den Wettbewerb unter den Staaten um die besten Konzepte fördert. Sie glaubt daran, dass wenn jeder seine individuellen Möglichkeiten nutzt – Kalifornien beispielsweise die Sonnenenergie, Iowa die Windenergie – könne ein Sog entstehen, der nicht nur den Energiesektor, sondern den Job-Markt als Ganzes beflügelt. (Link zum Video)

Wenn Sie ein paar Minuten Zeit übrig haben, schauen Sie sich die Vorträge an; nicht nur wegen der ungewöhnlichen Ideen, sondern auch um zu beobachten, wie die drei Ihre Ideen präsentieren. Alle drei sind – auf ihre je eigene Weise – leidenschaftliche Verfechter ihrer Ideen, der eine besonnen, die andere euphorisch. Allen gemein ist das Geschichten erzählen. Mit Geschichten fesseln sie die Aufmerksamkeit ihres Publikums.

Geben Sie Ihrem Publikum die Möglichkeit, Ihnen zuzuhören

Übrigens gilt natürlich auch für Ihre Präsentationen: Sie können Ihr Publikum nicht dazu zwingen, Ihnen zuzuhören. Aber wenn Sie ihm die Möglichkeit dazu geben, indem Sie Ihre Ideen spannend und faszinierend präsentieren, hört man Ihnen nicht nur zu. Sie können dann in den Köpfen der Zuhörer etwas bewegen.

Weitere TED-Talks

Barry Schwartz über gesunden Menschenverstand
Große Zahlen begreifbar machen
Warum es sinnvoll ist, sich mit Design zu beschäftigen
Dan Pink über Motivation

Das Leben in 5 Sekunden (plus Download)

In our jet-fuelled, caffeine-induced, celebrity-a-minute world, who actually has the time to learn a thing or two?

C’mon, let’s face it, life’s too bloody short.

What you need is instant knowledge.

Und das liefert das wunderbare Buch Life in Five Seconds auf äußerst pfiffige Weise. Die beiden Autoren, Matteo Civaschi und Gianmarco Milesi bringen Allgemeinwissen in kleinen Stories auf den Punkt. Das Besondere: alle Stories bestehen aus extrem einfachen Piktogrammen und halten den Kern so wichtiger Episoden wie van Gogh, dem Computer, Spiderman oder Jesus in zumeist vier Stationen fest. Das ist interessant, durchdacht und nicht immer ganz Ernst gemeint.

Und so ist es dann eben doch kein Buch für Menschen mit zu wenig Zeit. Denn ich habe über’s Wochenende viel Zeit damit verbracht, die Geschichte(n) zu erforschen – und dabei in der Tat das ein oder andere gelernt. Gerade durch sein Prägnanz lädt das Buch zum Verweilen ein. Am besten bilden Sie sich selbst ein Urteil anhand der Leseprobe (aktivieren Sie am besten den Vollbildmodus):

Es liegt auf der Hand, dass diese zugespitzte Art der Piktogramm-Geschichte eine wunderbare Methode ist, mit der Sie auch Ihr Präsentations-Thema auf den Punkt bringen können. Um Ihnen den Schritt zu erleichten, habe ich eine Vorlage erstellt, in der Sie Ihre Ideen zum Leben erwecken können. Herunterladen, ausdrucken, ausfüllen, Präsentation halten, Lob ernten! Viel Spaß dabei.

Verwandte Artikel

Der Küchenzuruf
Das Wen-kümmert-das-Prinzip
Antoine de Saint-Exupery über das Wesentliche
Wesentliches im Supermarkt

Geht doch, Microsoft!

„The most personal smartphone“. Schon die erste Folie setzt den Fensterbrüller in Szene. Viel besser als letzte Woche.

Nur wenige Tage nach der langweiligen Windows-8-Präsentation macht Microsoft bei der Vorstellung des neuen Handy-Betriebssystems Windows Phone 8 fast alles besser: gute Bilder, viele Stories, ein durchgängiger Spannungsbogen und ein echter Fensterbrüller. Präsentiert von einem lebendigen Joe Belfiore im Vergleich zum Zieh-auf-Männchen Steve Sinofsky mit steifer Gestik und monotonen Sätzen vergangene Woche.

Der Fensterbrüller

Ohne guten Fensterbrüller ist alles andere nur Glückssache. Diesmal passt er bei Microsoft: »The most personal smartphone«. Das ist nicht nur ein echtes Unterscheidungsmerkmal, sondern es lässt sich prima mit Leben füllen. Und das tut Microsoft ausgiebig. Von den Filmeinspielungen („I’m Steve and this is my phone.“) über die Schwerpunkt-Themen, Witze über die Konkurrenz bis hin zu den Kindern auf der Bühne (zugegeben, etwas kitschig) dient alles dem Motto: »The most personal smartphone«.

„Well, Apple announced the iPhone 5 with a 5th row of icons.“ Microsoft macht sich über den „Einheitsbrei“ bei der Konkurrenz lustig.

Show don’t tell: Joe Belfiore erzählt Stories statt bloßer Fakten. Hier demonstriert er den Nutzen der sog. „Kid’s Corner“ mit Hilfer seiner Kinder.

Das ist plakativ und einprägsam. Umso eigenartiger übrigens, dass Microsoft diesen Slogan nicht auch für die Werbe-Kampagne zu Windows Phone verwendet. Hier heißt es plump: »Meet the new Windows Phone. Reinvented around you.« (Der Werbespot setzt das dann aber wieder gut um, auch wenn er stark an Apples Crazy-Ones-Werbung erinnert.)

Wer hat eigentlich das Sagen?

Das alles ist schon merkwürdig, dieser Kontrast zwischen den beiden Microsoft-Keynotes. Kaum etwas erinnerte am Montag an die Windows-8-Präsentation. Selbst Steve Ballmers Redeteil unterschied sich deutlich.

Offenbar haben die Teams die Präsentationen unabhängig voneinander geplant. Gibt es denn bei Microsoft niemanden, der bei solch wichtigen Veranstaltungen das Sagen hat? Niemand, der dafür zuständig ist, ein einheitliches (gleichbleibend hochwertiges) Bild von Microsoft zu sichern? Steve Ballmer ist es jedenfalls nicht. Und auch einen wie Apples Marketing-Chef Phil Schiller gibt es offensichtlich bei Microsoft nicht.

Vielleicht geht ja auch das noch bei Microsoft …

Verwandte Artikel

Ein Windows ohne Fensterbrüller

Ein Bild sagt mehr als wie viele Worte?

Bilder sagen manchmal, aber nicht immer, mehr als tausend Worte. Wenn Bilder überraschen und Emotionen wecken, prägen sie sich besonders gut ein.

Warum soll man eigentlich Bilder in einer Präsentation verwenden? Blöde Frage, oder? Schließlich sagen Bilder doch mehr als tausend Worte.

Tun sie, aber nicht immer. Versuchen Sie mal, folgenden Satz in Bildern auszudrücken:

Wenn der Heilbutt bei der Metro mehr als 10€/kg kostet, dann hol’ ihn auf dem Fischmarkt in den Markthallen.*

Keine Frage, auch das kann man visualisieren. Nur: bringt das was? Es gibt offenbar Informationen, die lassen sich sprachlich einfacher beschreiben als durch ein Bild. Das gilt z.B. oft für persönliche Anekdoten aus Ihrem Alltag. Bilder können dabei die Phantasie des Publikums auch beschränken. Insofern sagt zwar ein Bild schon mal mehr als tausend Worte, manchmal aber sagt ein Satz auch mehr als ein Dutzend Bilder.

Bilder lohnen u.a. dann,

  • wenn sie Kompliziertes einfach erklären, z.B. in IKEA-Aufbauanleitungen
  • wenn sie Vergleiche sichtbar machen, z.B. in Diagrammen
  • wenn sie Assoziationen wecken, z.B. mit Bildern von Urlaubsorten
  • wenn sie Emotionen wecken, z.B. von Rettungskräften im Einsatz
  • wenn sie überraschend sind, z.B. der Flitzer, der über das Fussballfeld läuft.

* aus Colin Ware: Visual Thinking for Design

Verwandte Artikel

Finden statt suchen
Ist mit Ihren Gefühlen alles in Ordnung?
Erst die Botschaft, dann der Humor
Die Special-Effects-Präsentation

Die Special-Effects-Präsentation

Der eine Raum unscheinbar. Ein kleiner Mann, Sakko, weißes Hemd, mannshohe Projektionsfläche.

Der andere Raum schon gar kein Raum mehr, vielmehr eine riesige Halle mit drei gewaltigen Kinoleinwänden. Ein Kammerorchester neben der riesigen Bühne, ein Magier, ein Regisseur von Weltrang, ein Zeremonienmeister und viele Manager in Abendgarderobe.

Die eine Präsentation spannend, die andere langatmig, ja langweilig. Was glauben Sie: welche ist welche?

Alltag oder Magie?

„We’re the people with the smile on the box.“ Dieses Paket hat wahrscheinlich jeder schon einmal erhalten.

Samsungs gigantische Bühne für ihre Pressekonferenz auf der IFA in Berlin. Eine große Bühne garantiert noch keine spannede Präsentation.

Die eine Präsentation startet mit einem kurzen Film. Er beginnt mit den Worten: „We’re the people with the smile on the box.“ und zeigt dazu die Bilder eines Amazon-Pakets, das zuhause abgeliefert wird.

Die andere Präsentation startet mit einem Magier, der zu Orchestermusik ein paar Kartenspielertricks vorführt. 9 Minuten später fragt der Zeremonienmeister: »Shall we begin?«

Was glauben Sie: Was spricht das Publikum mehr an?

Alltag oder Kunst?

Haben Sie schon einmal im Freien ein Buch gelesen oder auf ein Display geschaut? Dann können Sie sich ganz einfach vorstellen, was ein besseres Display nützt.

„I believe that we all have a speck of creativity inside and it just needs to be brought out.“ Nimmt das jemand aus dem Mund dieses Herrn ernst?

Auf der einen Bühne erklärt Amazon-Chef Jeff Bezos, dass die neuen Kindles besseren Wlan-Empfang haben, damit HD-Filme schnell genug geladen werden. Er zeigt, wie eine neue Bildschirm-Technologie die Lesbarkeit im Sonnenlicht verbessert. Jeder, der schon einmal auf einen Download gewartet oder im Freien auf ein Display geschaut hat, kann sich in diese Situationen hineinversetzen.

Auf der anderen Bühne zeigt der »Kreativitätsbotschafter für das Galaxy Note«, Wim Wenders, wie ein paar Studenten einen Kunstfilm »Recreate Berlin« gedreht haben, in dem Berlin gar nicht neu erfunden wird. Und ein Samsung-Manager im Anzug erklärt, dass in jedem (auch in ihm?) Kreativität stecke, die nur frei gelassen werden müsse. Große Worte, aber kann sich da jemand hineinversetzen? Es folgen etliche Filme, in denen ein Magier neue Samsung-Geräte (im wahrsten Sinn des Wortes) aus dem Hut zaubert.

Was glauben Sie, womit kann man sich besser identifizieren?

Special-Effects oder gute Story?

Immer wieder bemüht Samsung das Bild der „magischen Produkte“. Das ist nicht nur abgestanden, sondern auch völlig abstrakt. Außerdem: Glaubt das einer?

In Amazons Filmeinspielungen erzählen „normale“ Nutzer, wie sie den Kindle nutzen. Das ist auch nicht neu, aber als Zuschauer denkt man sich leichter in diese Personen hinein.

Samsung setzt auf den Wow-Effekt. Amazon auf den Aha-Effekt. Deshalb braucht Amazon den ganzen Pomp von Samsung nicht, der verpufft, weil der Aha-Effekt aufgesetzt wirkt und manchmal ganz fehlt. Wie bei Actionfilmen: gute Special-Effects mögen nett aussehen, aber ohne gute Story bleibt der Film öde.

Und warum funktioniert Amazons Präsentation? Weil Jeff Bezos sich von der ersten Minute an bemüht, den Zuschauer (bzw. den Kunden) in den Mittelpunkt zu stellen. Er schafft Bilder, in die wir uns hineinversetzen können. Wir alle haben schon einmal ein Amazon-Paket erhalten. Und jeder hat sich schon einmal darüber geärgert, dass er sein Handy-Display im Sonnenlicht nicht lesen konnte.

Amazon macht so den Zuschauer – jeden einzelnen – zum Helden, weil wir uns mit den Situationen identifizieren können. Samsungs Helden sind Künstler und Manager im Anzug, und nicht einmal echte Promis. Wir wollen kein Wim Wenders sein, auch kein Magier (jedenfalls die meisten nicht).

Wenn Ihre Präsentation spannend sein soll, brauchen Sie einen Helden, mit dem sich ihr Publikum identifizieren kann. Sie brauchen keinen teuren Wow-Effekt, sondern einen echten Aha-Effekt.

Verwandte Artikel

Der Wow-Effekt
Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Sein wie Steve Jobs
Das beste Produkt

Schweizer Moorente

Kochkunst ist mehr als ein Handwerk. Nicht nur Geschmack und Geruch eines Menüs, sondern auch Aussehen und die richtige Geschichte bestimmen das Geschmackserlebnis.

Mein Onkel war Koch. Einmal im Jahr kochte er für uns und eine befreundete Familie ein Festmahl. Irmgard, die Freundin meiner Mutter, wollte immer sehr genau wissen, was wir genießen durften. Und mein Onkel war nie verlegen um eine blumige Umschreibung.

An einen Abend erinnere ich mich besonders gut: Es gab zum Hauptgang Geflügel, im Ofen zubereitet in einer besonderen Kräutersauce mit sehr dunkler Farbe und recht dicker Konsistenz. Auch hierfür wollte Irmgard eine genaue Erklärung. Also erklärte mein Onkel, der damals in der Schweiz lebte und arbeitete:

„Wir essen heute Schweizer Moorente. Eine sehr seltene Art der Tauchente, die nur im Winter in der Schweiz lebt. Ich habe sie zubereitet mit den typischen Kräutern der Schweizer Seenlandschaften. Das ist in Schweizer Spitzenrestaurants eine absolute Delikatesse und jeder, der die Luzerner Gegend besucht, sollte unbedingt einmal Schweizer Moorente bestellen. Ihr Fleisch ist besonders zart und ist untermalt von einer besonders würzigen Note, überhaupt nicht vergleichbar mit herkömmlichem Entenfleisch aus dem Supermarkt …“ und so weiter und so fort.

Die Vorstellungskraft isst mit

Das Festmahl war ein wahrer kulinarischer Hochgenuss. Hoch lobten alle die geschmackliche Fülle der Entenzubereitung, die sich gerade mit den typisch Schweizer Kräutern entfaltete. Meine Eltern und unsere Freunde wollten einfach alles über die Schweizer Moorente erfahren.

Erst nach dem Menü klärte mein Onkel uns auf, dass es sich um ganz herkömmliches Hühnchenfleisch handelte, zubereitet mit einer Kräutermischung aus Thymian, Estragon und Petersilie, die besonders intensiv in der Sauce eingekocht wurde. Aber was doch die richtige Geschichte in den Köpfen anrichten kann …

(Übrigens: Die Moorente ist eine höchst seltene Entenart, die in Deutschland auf der Roten Liste der bedrohten Brutvogelarten steht.)

Verwandte Artikel

Download: Die Geschichte mit den Helden
Spielend Geschichten erzählen
Ein Menü aus Ideen
Große Zahlen begreifbar machen

Die doofen und die spannenden Fächer

Wir unterhalten uns auf einer Party über fesselnde Vorträge. Schnell kommt das Gespräch auf Uni-Vorlesungen. Einer erzählt:„Professoren sind da ja auch ganz unterschiedlich. Bei mir gab es die einen, bei denen schläft man einfach nur ein. Und irgendwann fragt man sich, ob man überhaupt noch hingehen soll. Aber es gab auch die anderen. Die haben es geschafft, selbst Fächer, für die ich mich überhaupt nicht interessiert habe, total spannend zu machen.“

Ich frage ihn: „Kann es sein, dass das genau die Professoren waren, die Geschichten erzählt haben, statt einfach nur Faktenwissen zu vermitteln?“

Er denkt kurz nach: „Stimmt genau. So war es. Man hat irgendwie gemerkt: Der weiß wovon er spricht. Der kennt das nicht nur aus Büchern.“

Wie wollen Sie denn auch Jahre später noch in Erinnerung bleiben?

Verwandte Artikel

Sind Vorlesungen überflüssig?
Das Wen-kümmert-das-Prinzip
Download: Die Geschichte mit den Helden
Präsentieren lernen im Kindergarten

Spielend Geschichten erzählen

Um ein guter Geschichtenerzähler zu werden, reicht es nicht, die Theorie zu kennen. Sie müssen üben. Zum Glück ist das einfach, denn Sie können direkt loslegen, im nächsten Gespräch. Erzählen Sie eine Geschichte statt nur Fakten. Das wird manchmal nicht klappen. Aber jedesmal werden Sie besser.

Besonderen Spaß macht das Üben spielerisch, z.B. mit Rory’s Story Cubes, einem bestechend einfachen Spiel. Es besteht aus neun Würfeln mit je 6 Symbolen. Nachdem ein Spieler eine Kombination dieser Symbole gewürfelt hat, muss er eine Geschichte erzählen, in der alle 9 Symbole vorkommen (am besten natürlich nach dem Prinzip der Heldenreise).

Rory’s Story Cubes

Das Spiel macht Spaß, passt in jede Tasche und funktioniert in jeder Altersgruppe: am Wochenende mit den Kindern, in der Kaffeepause mit den Kollegen, im Workshop mit den Teilnehmern und vieles mehr.

Natürlich lässt sich das Spiel im Prinzip auch ohne die Würfel spielen. Greifen Sie sich einfach neun Dinge auf Ihrem Schreibtisch. Oder tippen Sie zufällig neun Wörter aus einem Wörterbuch an. Wählen Sie je ein Wort aus den ersten neun Überschriften der Tageszeitung. Oder nehmen Sie die beworbenen Produkte der ersten neun Anzeigen, die Ihnen unter die Augen kommen.

Hauptsache Sie üben. Dann wird das schon mit dem Geschichtenerzählen.

[Amazon-Link]

Verwandte Artikel

Neuer Download: Die Geschichte mit den Helden
Als ich einmal die Welt rettete
Wie wird man kreativ?
Neue Wege

Spread the Word

Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz