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Erfahrung oder Lebensweisheit?

Mit Bildern können Sie die Wirkung Ihrer Präsentation unterstützten, weil Sie Ihren Zuhörern eine Erinnerungshilfe geben, die sie mit Ihren Aussagen verbinden können. Das funktioniert aber nur mit den richtigen Bilder, die zu Ihren Ausführungen passen; Bilder um der Bilder willen sind dagegen wenig hilfreich. Ein kleines Beispiel.

Ältere Frau, die den Begriff

Neulich bin ich über eine Präsentation eines Beratungsunternehmens gestolpert, in der die große Erfahrung des Unternehmens veranschaulicht werden sollte. Man entschloss sich, eine ältere Frau zu zeigen, um gewissermaßen die „Weisheit des Alters“ als Symbol für Erfahrung sprechen zu lassen. Eine eher unglückliche Wahl, denn so recht mag dieses Bild die Kompetenz eines seriösen Unternehmens nicht verkörpern. Eher denkt man hier vielleicht an eine Hilfsorganisation, die über ihre Arbeit berichtet.

Älterer Herr, der einen erfahrenen Unternehmer repräsentiert

Schlagkräftiger für das Beratungsunternehmen wäre eher ein gestandener Unternehmer, dessen Erfahrenheit man aus seinem festen Blick und seinem sicheren Auftreten erahnen kann, und das so Vertrauen in die Kompetenz weckt. Außerdem würde ich das Bild nicht als kleines umrahmtes Element auf die Folie setzen, sondern großflächig auf die gesamte Folie ziehen.

Dieses Bild würde natürlich wiederum nicht weiterhelfen, wenn Sie eine Kindertagesstätte sind und Werbung für Ihre erfahrenen Erzieherinnen machen wollen; oder wenn Sie ein Handwerksbetrieb sind und Werbung mit Ihrem erfahrenen Schreinermeister machen.

Links zu dem Thema
Zahlen oder Bilder
stock.xchng – kostenlose Bilddatenbank, viele (aber nicht nur) gute Bilder
iStockphoto – preisgünstige Bilder, sehr gute Qualität, sehr gut sortiert und verschlagwortet

Geschichten, Emotionen, Einfühlungsvermögen – ein Lehrstück

 

Barack Obama in seinem 30-minütigen Wahlwerbespot

Gestern abend hat Barack Obama im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf einen 30-minütigen Wahlwerbespot ausgestrahlt. Ohnehin hat er mit seinem Wahlkampf Maßstäbe gesetzt was den professionellen Einsatz von Medien und die Inszenierung von Auftritten (=Präsentationen) angeht. Aber mit diesem Spot (in den amerikanischen Medien „Infomercial“ genannt) hat er eine neue Dimension eröffnet.

Na klar, dass Geschichten berühren, dass konkrete Bespiele greifbarer sind als Allgemeinplätze, dass Zitate glaubwürdiger sind als Selbstbekundungen, all das war auch vorher schon bekannt. Aber so konsequent umgesetzt habe ich es selten gesehen. Wie weit entfernt ist das von den typischen Sprüchen („wir dürfen uns jetzt nicht verzetteln“, „wir liefern Ideen statt leerer Versprechen“), die uns in den meisten Wahlkämpfen so langweilen.

Barack Obama in seinem 30-minütigen Wahlwerbespot

Obama ist in dem Spot so gekonnt in Szene gesetzt, dass man den Eindruck hat, er spreche nicht zu einer Kamera, sondern zu einem selbst. Unterstützt wird das durch die zahlreichen Einblendungen, die ihn im Gespräch mit anderen Menschen zeigen. In diesem Video ist Obama nicht jemand, der ganz weit weg in Washington, sondern mitten unter „uns“ ist; und er wirkt als jemand, der die Probleme der Menschen versteht. Die Geschichten von Menschen „nebenan“ gehen durchaus unter die Haut, man kann sich in diese Leute hineinversetzen.

Wie fundiert und glaubwürdig Obamas Aussagen letztlich sind, vermag ich nicht zu beurteilen (und muss es ja auch gar nicht). Aus Präsentationssicht ist es jedoch ein glänzendes Beispiel für die Wirkung einer emotionalen Ansprache, für das Einfühlungsvermögen, das man mit Geschichten auslöst und für die Prägnanz konkreter Aussagen. Inspirierend!

Links zu dem Thema
Offizielle Webseite von Obama – selbst ein gutes Beispiel klarer Kommunikation
Kommentare auf der YouTube-Seite des Videos
Was bleibt – Obamas Video ist eine perfekte Umsetzung der sechs Prinzipien aus dem Buch

 

Unwiderstehliche Verbraucherlösungen mit Geräten und Diensten

 

Raten Sie einmal, welches große internationale Unternehmen sein Geld durch „unwiderstehliche Verbraucherlösungen mit Geräten und Diensten“ verdient? Sie kommen nicht drauf? Dann sollten Sie sich einmal die Vision & Strategy-Präsentation von Nokia ansehen. Da lernen Sie nämlich das und noch einiges mehr über die Finnen.

Folie aus Nokias Vision & Strategy-Präsentation

Überzeugende Ideen sollen einfach und konkret sein. Nichts von beidem kann ich in dieser Präsentation wirklich erkennen. Die Statements sind dermaßen allgemein formuliert, dass man den Namen Nokia durch viele andere Namen ersetzen könnte: Nokia sei ein „verbrauchergeführtes Unternehmen“. Aha! und verbinde „Menschen auf neue und bessere Weise“. Soso. Untermalt wird das ganze mit einer netten Hintergrundmusik und ein paar schicken Bildern.

Die helfen aber auch nicht wirklich. Zwar sehen sie nett aus, haben aber einen extrem vagen Zusammenhang zur Aussage. Zusammen mit der Musik wecken sie sicher ein paar Emotionen, bleiben aber letztlich wirkungslos, weil sie beliebig (bis abgedroschen) wirken und damit als Bilder um der Bilder willen daher kommen.

Was also macht Nokia? Irgendwie die besten mobilen Geräte für überall auf der Welt. Oder so ähnlich. Vielleicht wäre Nokia besser beraten gewesen, sich von dem Folienformat zu lösen und statt Stichpunkten aufzuzählen eine echte Geschichte zu erzählen. Das Versprechen „Menschen dabei zu helfen, sich dem nah zu fühlen, was für sie wichtig ist“ hätte das eigentlich verdient, finde ich.

Links zu dem Thema:
Nokias Vision & Strategy

 

Auf der Autobahn

Autos in dunklen Regendunst auf einer dicht befahrenen Autobahn

Es ist Freitag, der 3. November, kurz vor acht. Seit Stunden sitzen Sie schon im Auto auf dem Weg nach Bayern zum 60. Geburtstag von Opa. Ein Wunder, dass die Kinder das überhaupt so lange mitmachen. Dennoch kommt gerade wieder das obligatorische: „Papa ich muss mal.“ Die erste richtig kalte Winternacht deutet sich an, Frostnähe. Ausgerechnet jetzt setzt auch noch Regen ein – als plötzlich das Lenkrad wegbricht: Reifen geplatzt!

Eine Situation, in der ich wirklich nicht stecken möchte. Dichter Freitagabendverkehr, hungrige und müde Kinder, es regnet und ist kalt. Weder möchte ich jetzt eine Stunde auf den ADAC warten, noch klingt es verlockend, den Kofferraum auszuräumen, um an das Ersatzrad zu kommen.

Eigentlich eine prima Geschichte, wenn man über die Vorzüge und Notwendigkeit moderner Alternativen zu Ersatzreifen, wie z.B. selbsttragende Reifen vorträgt. Wie man die Wirkung dieser Geschichte aber gegen die Wand fährt, zeigt diese Folie, die mal wieder das Verständnis der Zuhörer durch Hervoheben der Schlüsselbegriffe „unterstützen“ möchte. Eine erheblich größere Wirkung hätte der Vortragende erzielt, wenn er seine Geschichte einfach erzählt hätte, vielleicht unterstützt durch ein Bild wie das obige.

Verwandte Artikel:
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Filmpräsentation

ch bin mal wieder über einen dieser PowerPoint-Ratgeber gestolpert. Da steht z.B.: Jede Folie braucht eine Überschrift, damit die Zuhörer besser folgen können. Hm. Ich frage mich allerdings, wie es möglich ist, dass man der Handlung einer Geschichte z.B. in einem Film folgen kann, ohne dass ständig eine Überschrift eingeblendet wird? Etwa so:

Beispiel: Hochzeitspaar küsst sich in Abendsonne (mit Überschrift)Beispiel: Junge blickt nachdenklich in die Ferne (mit Überschrift)

Ferner lerne ich in dem Ratgeber, dass ich Schlüsselbegriffe hervorheben soll, aber bitte nicht mehr als 5 Schlüsselwörter pro Folie. Außerdem sei Schriftgröße 20-24pt optimal; so erhalte man durchschnittlich 5-7 Zeilen pro Folie. Gut, mache ich:

Beispiel: Hochzeitspaar küsst sich in Abendsonne (mit Textfolie)Beispiel: Junge blickt nachdenklich in die Ferne (mit Textfolie)

<

p style=”text-align: left;”>Und schon bin ich wieder gefangen in Textfolien. Jede Spannung und jeder emotionale Zugang wird durch diese Folien gleich im Keim erstickt. Man spürt die Langeweile regelrecht. Können Sie sich vorstellen, einen Film, der auf diese Weise Ihr Verständnis „unterstützt,“ 90 Minuten lang anzuschauen?

Einem guten Film können Sie folgen, weil er einen roten Faden hat. Sie können sich an die Schlüsselszenen erinnern, weil Sie gespannt waren, zu erfahren, was passiert. Diese Spannung erzeugen Sie nicht, indem Sie Ihre Folien nach diesen Ratgeber-Empfehlungen gestalten, sondern indem Sie einen roten Faden legen. Na klar, wer zuvor völliges Chaos produziert, dem mögen diese Empfehlungen helfen, ein bisschen Ordnung in seine Präsentation zu bekommen. Wer aber sein Thema beherrscht, der sollte sich besseres vornehmen.

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Kennedy und die Folien

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Sie eigentlich Folien für Ihre Vorträge erstellen? Ich bekomme darauf z.B. folgendes zu hören: „das ist bei uns so üblich“, „das macht jeder so“, „der Chef will es so“. Offenbar ist PowerPoint heute so verbreitet, dass Folien gar nicht mehr hinterfragt werden.

Der Auslöser meiner Frage ist eine Präsentation, auf die Timo Off von Geistesblitz mich aufmerksam gemacht hat. Die Präsentation dient Lehrern als Auftakt einer Unterrichtsreihe über die Antrittsrede von John F. Kennedy und ist auf der Webseite lehrer-online verfügbar. Es ist schon fast ironisch, dass diese uninspirierte Präsentation ausgerechnet Kennedys großartige Rede behandelt, der damals ja ganz ohne Folien auskam.

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Wozu dienen die Folien dieses Lehrervortrags? Sie enthalten im Wesentlichen Faktenwissen, das den Schülern als sog. Vorentlastung mit auf den Weg gegeben werden soll, bevor sie Kennedys Rede anaylsieren. Aber unterstützen die Folien das in irgendeiner Weise?

Natürlich enthalten sie die relevanten Fakten; aber ein Mehrwert gegenüber einem Handout, das gemeinsam besprochen wird, oder gegenüber einem Tafelbild, das die Informationen in angemessenem Tempo entwickelt und das die Schüler in ihre Hefte übertragen, ist zumindest zweifelhaft. Solche Textfolien sind sogar häufig eher kontraproduktiv.

Die entscheidende Frage lautet denn auch: Ist es überhaupt nötig, den Inhalt dieser Folien in ein PowerPoint-Korsett zu pressen? Ich bin mir da nicht so sicher. Aber wenn man es denn unbedingt möchte, dann können Folien auf einer ganz anderen Ebene das Verständnis der Schüler stärken.

Mit reinen Fakten ist es kaum möglich, die emotionale Bedeutung von Kennedys Rede im Speziellen und den amerikanischen Antrittsreden im Allgemeinen zu veranschaulichen. Aber gerade das ist die Stärke von Folien: eine wirkungsvolle Bildersprache. Um zu zeigen, was möglich wäre, habe ich 4 Folien aus dem Vortrag radikal überarbeitet, dabei den Text fast völlig eliminiert und passende Bilder eingefügt. Wenn der Lehrer hierzu eine fesselnde Geschichte über die Bedrohungen und Unsicherheiten der damaligen Generation erzählt, dann kann er die Schüler darin unterstützen, ein Gefühl für die Tragweite von Kennedys Rede in ihrem historischen Kontext zu bekommen.

Genau dazu sind Folien nämlich da: das Verständnis der Zuhörer zu unterstützen und die Kernaussagen einprägsamer zu machen. Diese Antwort höre ich übrigens erstaunlich selten auf die Frage „Warum Folien?“

Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede
Beispielfolie aus der Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys AntrittsredeVerbesserungsvorschlag zur Lehrer-Online-Unterrichtsreihe zu Kennedys Antrittsrede

Links zu dem Thema:
Wie albern Kennedys Rede mit Folien wäre: 1, 2, 3, 4
Zahlen oder Bilder?

Zahlen oder Bilder?

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, dann liegt Ihnen sicher viel daran, dass ihre Botschaft auch ankommt. Ihr Ziel haben Sie erreicht, wenn Ihre Zuhörer die Botschaft als Handlungsaufforderung verstehen, z.B. um für Ihre Hilfsorganisation zu spenden. Das wird Ihnen aber nur gelingen, wenn die Botschaft nicht nur für Sie sondern auch für Ihre Zuhörer zu einer Herzensangelegenheit wird. Viele Redner zitieren daher in solchen Situationen Statistiken, die das Ausmaß und die Wichtigkeit des Themas verdeutlichen, z.B. so:

Beispielfolie mit Statistiken zu

Das funktioniert hier aber nicht so recht. Natürlich erkennt man, dass Hunger ein großes Problem ist, aber echt betroffen ist man durch diese Folie nicht. Fakten alleine berühren uns normalerweise nicht besonders. Auch sind die genannten Zahlen reichlich abstrakt. Klar, sie sind furchtbar groß, aber wirklich greifbar sind sie nicht. Die einzige greifbare Zahl ist in der letzten Zeile versteckt: alle 5 Sekunden verhungert ein Kind. Das kann man sich vorstellen; deshalb sollte der Schwerpunkt auch auf diese Aussage gelegt werden. Wenn man einige der redundanten Zahlen weglässt und ein emotionales Bild hinzufügt, funktioniert die Folie schon besser:

Beispiel mit Bild und weniger Zahlen, neuer Titel

Aber irgendwie überzeugt das noch immer nicht so recht. Es ist nicht klar, worauf der Schwerpunkt des Arguments gelegt wird: 1 Milliarde Kinder in Armut, jedes fünfte Kind ohne sauberes Wasser oder 6 Millionen Kinder, die jährlich verhungern. Natürlich machen alle drei für sich genommen betroffen, aber eine größere Wirkung erzielt man häufig, wenn man sich auf eine Aussage konzentriert. Lässt man alles weg, was auf dieser Folie von der Kernbotschaft ablenkt, und verstärkt die Kernelemente, erhält man eine viel effektivere Folie:

Emotionales Beispiel mit großformatigem Foto eines Kindes und Kernaussage

Diese Folie ist eine wunderbare Plattform, auf der man eine emotionale Argumentation aufbauen kann. Die Statistiken, die wir aus der Folie gestrichen haben, können während des Vortrags genannt werden und erhalten durch die starke Kernaussage eine direkte Bedeutung. Die Handlungsaufforderung wird auch unmittelbar klar: Retten Sie ein Kind, indem Sie spenden! Sehr effektvoll ist es übrigens, wenn Sie während des Vortrags die 5 Sekunden noch anschaulicher machen, indem Sie z.B. für kurze Zeit alle 5 Sekunden mit den Fingern schnippen.

Links zu dem Thema:
Präsentationen von Chris Landry vom Sustainable Food Lab
Buchempfehlung: “Was bleibt” von Chip und Dan Heath, insbesondere Kapitel 5: “Emotional”

Noch eine Cola, bitte

Besonders schlechtes Beispiel aus der Präsentation der Coca-Cola-West-Geschäftszahlen

Der Coca-Cola-Abfüller Coca-Cola-West aus Japan hat sich mit dieser (und natürlich den übrigen Folien) die Zitrone des Monats redlich verdient. Aber was genau ist eigentlich so schlecht an dieser Folie? Ich nutze die Gelegenheit einmal für einen weiteren Vorher-Nachher-Vergleich.

Folien sind dazu da, eine Präsentation optimal zu unterstützen und die wesentlichen Aussagen zu unterstreichen. Diese Folie ist jedoch so voll, dass man gar nicht weiß, wo man beginnen soll.

Es gibt drei wesentliche Elemente: eine Abbildung, die die Drei-Farben-Stratgie von Coca-Cola veranschaulicht, ein Diagramm, das die Veränderung des Ergebnisses zum Vorjahr zeigt, und eine Tabelle, die für jede der Farben Statistiken zeigt. Alle drei Elemente schreien durch ihre schrille Farbgebung nach Aufmerksamkeit. Was ist eigentlich das Wesentliche und was nur erklärende Zusatzinformation? Betrachten wir die drei Elemente im Einzelnen.

Die Abbildung
Abbildung zur Veranschaulichung der Drei-Farben-Strategie

Eigentlich eine gute Idee, jedoch amateurhaft umgesetzt. Zu jeder Farbe der Drei-Farben-Strategie wird das Logo dargestellt und durch die entsprechende Farbe noch visuell unterstützt. Hier beginnt aber schon das Grauen. Die farbigen Boxen sind stümperhaft ausgerichtet. Die Logos überlappen und decken ihre farblichen Boxen nicht richtig ab. Außerdem ist unklar, welchen Zweck die Farbverläufe erfüllen, die zudem noch größtenteils hinter den Logos verschwinden. Unklar ist auch, warum die Schriften hier mit Schatten versehen sind, was die Lesbarkeit verschlechtert (und so nicht noch einmal verwendet wird). Auch die hässlichen weißen Streifen in der silbernen Box zeugen nicht gerade von Sorgfalt beim Design.

Die Tabelle
Die Tabelle enthält Angaben zum Zielmarkt, zum Umsatz und zur Veränderung im Vergleich zum Vorjahr

Die Tabelle gibt für jede der drei Farben drei Werte an, die Zielgruppe, den Umsatz im Jahr 2007 und die prozentuale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem werden in der letzten Zeile die akkumulierten Werte für alle drei Farben genannt. Das größte Problem an der Tabelle ist die Spalte “target”, die hier, unter der Überschrift “Umsatz”, nämlich eigentlich nichts zu suchen hat. Viel besser würde die Information in den Kontext der Abbildung passen, um die Bedeutung der drei Farben zu erläutern. An dieser Stelle lenkt sie nur ab, denn sie alleine taugt auch nicht recht zu Erklärung der Umsätze.

Darüber hinaus ist es ungünstig, dass die Reihenfolge der Farbmarken eine andere ist, als in der Abbildung; das sorgt leicht für Verwirrung. Warum werden eigentlich die Farben hier nicht wiederverwendet? Nicht besonders glücklich ist auch die Wahl der Farbe rot für die erste Zeile. Auch das kann Verwirrung stiften, da rot ja eine der drei Markenfarben ist, hier aber in einem ganz anderen Kontext verwendet wird.

Das Diagramm
Kann man so die Zahl 16% veranschaulichen?

Das Balkendiagramm enthält im Wesentlichen drei Zahlen, wobei sich zwei davon schon aus der Tabelle ergeben. Die prozentuale Veränderung von 16% steht so bereits in der Tabelle (und ist daher redundant) und die absolute Veränderung ließe sich leicht aus der Tabelle ableiten, wenn sie denn wirklich relevant wäre. Im Grunde geht es in dem Diagramm aber nur um zwei Zahlen, nämlich den Vergleich des Wachstums in 2006 und 2007. Braucht man dafür wirklich ein eigenes Diagramm? Für zwei Zahlen? Und was soll eigentlich die Farbgebung symbolisieren? Hängt der rote Farbverlauf mit dem roten Farbverlauf der roten Kernmarke zusammen? Wohl nicht, denn hier handelt es sich um das akkumulierte Ergebnis aller drei Farben, wieder einmal Verwirrungspotential. Da hilft es auch nicht, dass die Verläufe jetzt horizontal anstatt vertikal sind.

Wie geht es besser?

Um es besser zu machen, muss zunächst einmal klar sein, was überhaupt die wesentliche Aussage sein soll. Da ich nicht in den Köpfen der Coca-Cola-West-Manager stecke, kann ich hier natürlich nur vermuten, dass es das Wachstum von 16% ist, insbesondere im Vergleich zum schlechten Ergebnis des Vorjahres. Die anderen Elemente dienen als Erklärung. Man muss also die Aufmerksamkeit auf die Zahl 16% lenken. Ein Diagramm ist hierfür überflüssig. Als Erklärung für die Veränderung kann dann die Aufschlüsselung auf die drei Farben dienen, dazu braucht man aber nicht unbedingt eine extra Tabelle. Da man nicht beliebig viel Information auf einer Folie unterbringen kann, habe ich mich entschieden, die prozentuale Veränderung der Farben und die absolute Veränderung der Gesamtmarke wegzulassen, schließlich gibt es ja noch ein Handout, in dem das ergänzend aufgeführt werden kann. Das Ergebnis könnte vielleicht so aussehen.

Alternativvorschlag für Folie der Coca-Cola-West-Präsentation

Der Betrachter wird visuell klar geführt und erkennt sofort, was die wichtigste Aussage ist und in welcher Folge die Folie zu lesen ist. Wem das zu spartanisch ist, der kann natürlich auch die übrigen Informationen auf seinen Folien unterbringen, aber muss es dann unbedingt auf einer Folie sein?

Alternative 2: Folie 1Alternative 2: Folie 2Alternative 2: Folie 3Alternative 2: Folie 4

Verwandte Artikel:
Eine Cola mit Zitrone, Zitrone des Monats April 2008
Lästern kann jeder

Gedanken sichtbar machen

Cover des TEDBigViz-Buchs

Ende Februar fand die diesjährige TED-Konferenz statt. Diesmal stellten die Veranstalter u.a. die Fragen “Wer sind wir?”, “Was ist Leben?” und “Wie können wir es wagen, optimistisch zu sein?”. Die ersten Vorträge wurden bereits auf der Webseite veröffentlicht. Sehr sehenswert ist beispielsweise der Vortrag von Jill Bolte Taylor, einer amerikanischen Hirnforscherin, die selbst einen Hirnschlag erlitten hat, und ihre Erlebnisse in einem mitreißenden Vortrag schildert (s.u.).

Einen Blick wert ist in jedem Fall auch das eBook TEDBigViz, das in diesem Jahr während der Konferenz als Experiment entstanden ist. Die beiden Designer David Sibbet und Kevin Richards zeichneten live ihre spontanen Assoziationen zu den Vorträgen an einem Multitouch-Screen auf. Das Ergebnis ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch ein schönes Beispiel dafür, wie Ideen grafisch auf das Wesentliche reduziert werden können. Die PDF-Datei kann kostenlos heruntergeladen werden.

Zum Abschluss noch das versprochene Video von Jill Bolte Taylors Vortrag, der übrigens auch ein hervorragendes Beispiel dafür ist, wie fasziniernd es sein kann, reale Utensilien als Anschauungsmaterial zu verwenden (anstatt immer nur Abbildungen in PowerPoint-Folien zu verwenden).

Buchempfehlung: „Was bleibt“ von Chip und Dan Heath

Pasted Graphic

Das Fazit nehme ich vorweg: Kaufen Sie dieses Buch! Den beiden Brüdern Chip und Dan Heath ist mit „Was bleibt“* ein hervorragendes Buch gelungen (und lassen Sie sich nicht von dem etwas unglücklichen deutschen Untertitel abschrecken).

Worum geht es? Der Erfolg einer Präsentation lässt sich im Grunde an einer einfachen Frage fest machen: “Was ist bei den Zuhörern hängen geblieben?” Dass die meisten Präsentationen an diesem Kriterium scheitern, können Sie selbst testen: Wenn Sie sich an die letzten zehn Präsentationen erinnern, die Sie gehört haben, wie viel haben Sie davon mit nach Hause genommen? Woran aber liegt es, dass manche Ideen so gut hängen bleiben, die allermeisten jedoch nicht?

Dieser Frage gehen Chip und Dan Heath in “Was bleibt” nach. Gefunden haben Sie 6 Prinzipien, die Sie in zahlreichen “hängen gebliebenen” Ideen entdeckt haben. Im Englischen ergeben diese Prinzipien ein schönes Akronym: SUCCESs (simple, unexpected, concrete, credible, emotional, stories). Die deutsche Übersetzung gibt das leider nicht her (einfach, unerwartet, konkret, glaubwürdig, emotional, Geschichten).

Sehr fundiert erläutern die Autoren, der eine ist Psychologie-Professor an der Stanford-Universität, der andere Gründer des Lehrvideoverlags Thinkwell, diese Prinzipien. Selten habe ich ein Buch gelesen, das seinen Inhalt so anschaulich und dadurch greifbar macht. Das Buch ist gespickt mit Beispielen (Geschichten), die das Gesagte konkret machen. Es ist einfach geschrieben, eine ganze Reihe von Beispielen ruft Emotionen hervor, die das Gesagte noch anschaulicher machen. Und es ist voll mit unerwarteten Erkenntnissen. Erkennen Sie die 6 Prinzipien? Konsequent sind sie in dem Buch umgesetzt. Als einziger Wermutstropfen bleibt, dass ausgerechnet die “Ideenkliniken”, eine Art Vorher-Nachher-Analysen, nicht immer so recht überzeugen.

Das Buch ist kein Präsentationsbuch im engeren Sinne, es ist auch kein Marketingbuch, wie es der deutsche Untertitel suggeriert. Es ist einfach ein guter Ratgeber für alle, die Ideen haben und damit nicht im stillen Kämmerlein bleiben wollen. Wenn diese Ideen hängen bleiben sollen, sollten Sie “Was bleibt” von Chip und Dan Heath lesen. [Trotz der passablen deutschen Übersetzung möchte ich auch auf das englische Original, „Made to Stick“*, hinweisen, das mir persönlich noch besser gefällt.]

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Dr. Michael Gerharz