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Diesmal kannst du mir wirklich glauben

Lucy zieht Charlie Brown den Football weg

Und wieder reingelegt. Armer Charlie Brown. Dabei klang es diesmal so glaubwürdig. Dieses Mal würde Lucy den Ball bestimmt nicht wegziehen…

Die Moral von der Geschichte? “So oft du auch hinfällst, steh’ wieder auf und verliere den Glauben in die Menschen nicht.” Oder doch eher anders herum? “So oft du jemanden schon auf’s Kreuz gelegt hast, versuch’s wieder und streng dich beim nächsten Mal noch mehr an, damit er dir auch diesmal glaubt.”

Irgendwie muss ich bei der Werbeflut der Ergo-Versicherung, die im Augenblick Deutschland überrollt, an diese ständig wiederkehrende Szene der Peanuts denken.

Eines der Ergo-Werbeplakate

Die Werbung trifft genau auf den Punkt, was viele Menschen an ihren Versicherungen stört. Die eindeutige Botschaft lautet: “Wir haben verstanden.” Auch die Menschen wirken sympathisch. Keine Frage, die Werbung ist wirklich gut gemacht (sieht man einmal davon ab, dass mindestens einer der Werbespots zumindest, wie soll ich sagen, stark inspiriert von dem Film “High Fidelity” ist). Doch irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass der nächste Termin mit einem Ergo-Versicherungsvertreter sich nicht wesentlich unterscheidet von fast allen anderen Versicherungsterminen.

Je besser Werbung ist, desto gefährlicher ist sie

Nicht, dass ich die selbstgesteckten Ziele der Ergo-Versicherung nicht für erstrebenswert hielte. Wie sagt man so schön: Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Allein der Glaube fehlt. Und das ist das Dilemma gut gemachter Werbung, die auf Verkauf statt auf Information setzt: Je besser sie ist, desto gefährlicher ist sie. Denn jedes Mal, bei dem wir am Ende vielleicht doch enttäuscht sind, fühlen wir uns ein bisschen mehr wie Charlie Brown und empfinden wir den Werbenden ein bisschen mehr als Lucy.

Gut gemachte Präsentationen sind da keine Ausnahme. Es gibt zahlreiche Tricks, mit denen Sie einen “Wow-Effekt” erzeugen, und Methoden, mit denen Sie an die Emotionen und Bedürfnisse ihrer Zuhörer appelieren können. Natürlich können Sie das Bild, dass andere von Ihnen haben, beliebig weit von der Wirklichkeit abtrennen. Doch letztlich stellt sich immer die Frage: Wollen Sie einfangen oder überzeugen?

Letzteres setzt immer Ehrlichkeit voraus. Versprechen sollte ich nur, was ich auch halten kann, denn nur so kann langfristig Vertrauen entstehen. Wäre schön, wenn Ergo hier ehrlich ist, und wenn Versicherungen, die ja in den Ergo-Spots auch allgemein angesprochen werden, sich davon inspirieren lassen.

Übrigens: Dass es wirklich möglich ist, juristische Texte und Anträge verständlich zu schreiben und Klartext zu reden, belegt Alan Siegel in seinem Vortrag auf der diesjährigen TED-Konferenz eindrucksvoll an Beispielen.

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Gastbeitrag: Authentisch präsentieren mit dem Nasenfaktor

Im Einsatz geht es heiß her

Wenn der Alarm geht, muss alles ganz schnell gehen. Acht Minuten haben Sie im Schnitt, um am Einsatzort zu sein. Da bleibt wenig Zeit zum Nachdenken, jeder Handgriff muss sitzen. In Windeseile haben Sie Helm und Ausrüstung angelegt und dann sitzen Sie auch schon im Fahrzeug. Noch unterwegs bekommen Sie erste Informationen zum Schadensausmaß: Eine Fabrikhalle brennt. Vermutlich sind alle Arbeiter schon draußen, doch das ist nicht sicher, jemand muss also rein in die brennende Halle …

Natürlich wissen Sie, dass Sie auf Ihrem anstehenden Vortrag diese angespannte Atmosphäre mit Bildern gut transportieren können. Sie suchen also Einsatzbilder, vielleicht haben Sie sogar selbst ein paar von einer Übung auf Ihrer Festplatte. Also basteln Sie Ihre Folie …

Zu viele zu kleine Bilder, ablenkende Texte

… und wundern sich, warum die Atmosphäre nicht so rübergekommen ist, wie Sie es sich erhofft hatten.

Zu viel des Guten

Sie wollten ganz auf Nummer sicher gehen, haben also gleich fünf Bilder ausgewählt, die Ihre Aussage unterstützen sollen. Und um Ihre Aussagen wirklich klar zu machen, haben Sie auch noch Ihre wichtigsten Punkte auf die Folie geschrieben.

Problem 1: Jedes einzelne Bild wird in seiner Wirkung geschwächt. Die Zuhörer müssen fünf Bilder verarbeiten, allesamt so klein, dass man erst einmal genauer hinschauen muss (und dabei nicht zuhören kann). Die viel zu kleinen Bilder werden durch den schrillen gelben Kasten in den Hintergrund gedrängt und keines kann seine Atmosphäre wirklich entfalten.

Problem 2: Die Erzählung rückt in den Hintergrund, weil die Zuhörer durch die vielen Stichpunkte und die vielen Bilder abgelenkt werden, die Sie erst einmal betrachten und verstehen müssen.

Problem 3: Die Folie ist nüchtern rational anstatt emotional, weil sie faktenbasiert ist. Sie spricht von dem “durchschnittlichen Ereignis” und zählt auf anstatt von einem konkreten Erlebnis zu erzählen.

Weniger ist mehr

Warum trauen Sie Ihrer eigenen Begeisterung so wenig über den Weg? Lassen Sie die Bilder richtig wirken, indem Sie Ihnen den nötigen Raum dazu geben und alles überflüssige von der Folie entfernen.

Bilder brauchen Raum zum Wirken

Fesseln Sie dann die Zuhörer durch Ihre Erzählung, genau so, wie Sie sie Ihrem besten Freund erzählen würden. Wenn Sie dann die Zuhörer erreicht haben, können Sie Ihre Fakten in angemessener Kürze immer noch loswerden.

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Schwerpunkt Vorher-Nachher: Mit Bildern Emotionen wecken

Matthias Schwenk ist Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt Social Media. Darüber schreibt er auch in seinem Blog bwlzweinull, wo er sich durchaus kritisch mit den neuen Techniken aus dem Internet auseinandersetzt. Zudem erscheinen immer mehr Texte von ihm im Grimme-Preis-prämierten Online-Magazin Carta, wo sie regelmäßig für Diskussionen in den Kommentaren sorgen.

Pasted Graphic 16

In seinen Vorträgen und Präsentationen ist Matthias Schwenk bemüht, die Möglichkeiten und Potenziale von Social Software so anschaulich wie möglich zu vermitteln. Er hat deshalb in neuerer Zeit den Stil seiner Folien auf eine sehr bildbetonte Darstellung umgestellt. Dabei hat er festgestellt, dass mit den richtigen Bildern und Bildmetaphern eine emotionalere Ansprache des Publikums möglich wird, die das Verständnis und die Aufnahme der wesentlichen Botschaften verbessern. In seinem heutigen Gastbeitrag schildert der Berater und Blogautor, welche Erfahrungen er beim Umstieg auf diese bildhafte Präsentationsweise gemacht hat.

Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte: Präsentationen mit Fotomotiven gestalten

von Matthias Schwenk

Es hat ziemlich lange gedauert, bis ich mich traute, den Stil meiner Präsentationen grundlegend umzustellen. Obwohl ich SlideShare schon seit 2007 kenne und dort (bzw. in Blogs eingebettet) immer wieder sehr gut gemachte Präsentationen bewunderte; für mich selbst schien mir immer der Aufwand zu groß.

Das änderte sich erst 2009, als ich wieder mal am Thema “Wikis” saß und mir überlegte, wie ich deren Nutzen einem Publikum aus wenig internet- und computeraffinen Menschen vermitteln könnte. Da kam mir die Idee der bildlichen Analogie: Ein Wiki kann man im Grunde mit einem klassischen Aktenordner vergleichen. Wenn ich dafür gute Fotos finden könnte, ließe sich daraus eine Präsentation im neuen Stil machen.

Auf Flickr fand ich schnell eine Fülle sehr guter Bildmotive, die mit einer Creative Commons Lizenz zur freien Verwendung (Weitergabe unter gleichen Bedingungen) versehen waren. Die Basis für meine erste, wirklich überzeugende Präsentation war gelegt.

Beispielfolie aus Matthias Schwenks Wiki-Präsentation

Lässt man sich darauf ein, wird das Erstellen einer Präsentation zum kreativen Prozess. Natürlich ist damit mehr Aufwand verbunden, als wenn man nur Text vor den immer gleichen Bildhintergrund einsetzt. Der Aufwand kann sogar ganz erheblich höher sein, je nachdem, was man für Anforderungen an Ästhetik und sprachliche Wirkung stellt. Ungleich höher ist aber auch die Wirkung beim Publikum: Die Teilnehmer sind ganz anders bei der Sache, wenn gute Bildmotive und kurze, prägnante Schlagzeilen einen Vortrag begleiten.

Ein paar Empfehlungen will ich an dieser Stelle geben:

  1. Bei der Auswahl der Bildmotive ist darauf zu achten, dass ein Foto nicht zu viel Kontrast (hell-dunkel) enthält und dass es eine möglichst ruhige Flächenpartie aufweist, vor die man dann den Text stellen kann.
  2. Idealerweise bilden Bildmotiv und Text eine Einheit, in der beide Partien etwas erzählen. Der Text stützt das Bildmotiv und umgekehrt.
  3. Zur Visualiserung einer Botschaft passen sehr gut auch Bildmetaphern. Wo ein erklärender Text unumgänglich und schwer zu visualisieren ist, eignen sich abstrakte Bildmotive, die nur mit einer Farbstimmung eine Botschaft dezent stützen.
  4. Der Unterhaltungswert (und damit die Akzeptanz des eigentlichen Themas) steigt, wenn eine Präsentation bewusst auch ein paar emotionale Bildmotive enthält (Kinder, Natur, …).

Ein wichtiger Punkt zum Schluss: Wie mit vielen Dingen im Leben macht auch hier die Übung den Meister. Was bei der ersten oder zweiten Präsentation dieser Art noch sehr viel Arbeit macht, geht mit der Zeit dann routinierter. Man gewinnt regelrecht einen Blick etwa für gute Bildmotive oder bedient sich dann aus einem Fundus von Motiven, was die Arbeit wesentlich beschleunigt.

Zudem ist der Erfolg der beste Lohn der Mühe: So wurde meine Wiki-Präsentation auf SlideShare inzwischen über 2800 mal abgerufen. Was will man mehr?

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Präsentieren lernen im Kindergarten

Spielen, anziehen, Obst schneiden, Schuhe suchen, Streit schlichten, Geschichten vorlesen, trösten, basteln, aufräumen, kochen, … Das und noch vieles mehr sind die Aufgaben einer Kindergärtnerin, und zwar meist irgendwie alles gleichzeitig. Da ist es eine schöne Erleichterung, wenn Kinder ein bisschen mithelfen, indem sie nach dem Spielen aufräumen, ihre Schuhe selber anziehen können usw. Nur tun sie das leider nicht von alleine, irgendwie müssen sie das lernen. Tun sie ja auch im Kindergarten. Allerdings geht es erheblich schneller, wenn sie das zu Hause auch regelmäßig tun.

Mögliche PowerPoint-Folie, die die Erzieherinnen nicht verwendet haben

Vor dem letzten Elternabend standen nun die Erzieherinnen des Kindergartens meiner Tochter vor dieser Herausforderung: Wie motivieren wir die Eltern, ihren Kinder einige dieser Verhaltensweisen auch zu Hause einzuprägen? Und wie sie diese Herausforderung gelöst haben, könnte in jedem Präsentationslehrbuch als Vorzeigebeispiel für Storytelling stehen. Eines vorweg: sie haben sich nicht für eine PowerPoint-Orgie wie die nebenstehende entschieden.

Stattdessen haben sie sich für eine Geschichte entschieden, eine rührende Geschichte über einen ganz normalen Kindergartentag. Von der ersten Sekunde an hörten alle Eltern gebannt zu. Jeder kannte das: Tränen, weil das Kuscheltier verschwunden ist, Schuhe, die falsch herum angezogen sind, Klebertuben, die über dem Fußboden ausgekippt werden, aber auch große Kinderaugen, die die Bestätigung dafür liefern, warum man das eigentlich tut. Nach der Geschichte brach spontan Beifall aus, sie traf genau ins Schwarze.

Alltag im Kindergarten

Damit hatten die Erzieherinnen eine perfekte Grundlage, denn jetzt waren alle Eltern auch bereit, sich die Ratschläge der Erzieherinnen anzuhören. Plötzlich waren das keine abstrakten Vorschriften mehr, die vielleicht sogar vorwurfsvoll klingen (erst recht, wenn sie auf einer PowerPoint-Folie stünden). Nein, jetzt war es die Bitte, den eben erlebten Tag der Erzieherinnen ein bisschen einfacher zu gestalten, und nur ein wenig mitzuhelfen, die eigenen Kinder ein bisschen selbständiger zu machen.

Und warum funktioniert das so viel besser als Aufzählungen auf einer Folie? Der amerikanische Wissenschaftsjournalist Jeremy Hsu schreibt dazu in einem Artikel des Scientific American:

Geschichten haben eine einmalige Überzeugungs- und Motivationskraft, weil sie unsere Gefühle und unser Einfühlungsvermögen ansprechen.

Und die Brüder Heath erläutern ergänzend in ihrem hervorragenden Buch Was bleibt, dass Geschichten den Kontext liefern, der in abstrakten Vorschriften fehlt. Sie erlauben uns, die Bedeutung einer Aussage in den Kontext unserer eigenen Erfahrungen zu übersetzen. So können wir die Konsequenzen unseres Handelns besser abschätzen, weil wir sie uns im Rahmen der Geschichte besser vorstellen können.

Die Kindergärtnerinnen haben also alles das richtig gemacht, was in vielen PowerPoint-Präsentationen falsch gemacht wird. Anstatt mit lose zusammenhängenden, abstrakten Fakten haben sie die Eltern mit einer Geschichte überzeugt, die auf emotionale Weise ihr Einfühlungsvermögen angesprochen hat.

Zwei kleine Videos auf YouTube helfen Ihnen vielleicht, bei Ihrem nächsten Vortrag, selbst spannende Geschichten zu finden, mit denen Sie Ihre Zuhörer auf ähnliche Weise überzeugen können. Das erste stammt von dem amerikanischen Journalisten Scott Simon, der aus seiner Erfahrung als Radio-Reporter die wichtigsten Elemente einer guten Geschichte zusammenfasst:

Auch das zweite Video stammt von einem Radio-Reporter, Ira Glass, und bildet den Auftakt einer vierteiligen Serie, in der er wichtige Tipps zum Geschichtenerzählen gibt. Eine ausführliche Zusammenfassung der Videos gibt es im Presentation-Zen-Blog.

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Wie man passende Farben findet

Beispiel für schlechte Farbwahl

Farben können einen erheblichen Einfluss auf die Wirkung einer Präsentation haben. Gut gewählte Farben unterstützen optimal Ihre Aussage, weil sie die passende Stimmung erzeugen; sinnvolle Kontraste heben wichtige Punkte so hervor, dass sie unmittelbar erkennbar und einsichtig sind. Umgekehrt führt eine unglückliche Farbwahl wie im rechten Beispiel dazu, dass das Publikum am liebsten schreiend den Saal verlassen würde. Das liegt oft daran, dass Folien zu bunt, zu wenig Kontrast oder schlicht mit völlig unpassenden Farben gestaltet sind.

Aus einem Foto einer Glühbirne Farben extrahieren

Eine hervorragende Quelle für aufeinander abgestimmte Farben, die (natürlicherweise) gut zu Ihrem Thema passen, sind die Fotos, die Sie für Ihren Vortrag herausgesucht haben. Wenn Sie die Bilder sorgfältig ausgewählt haben, so dass sie genau das ausdrücken, was Sie mit Ihrem Vortrag herüberbringen möchten, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Farbgebung des Bildes dies auch bereits tut.

Schwarz-Gelb aus dem obigen Bild ist z.B. eine ungeheue kraftvolle Farbkombination mit einem starken Kontrast. Sie eignet sich hervorragend, um Ihren Ideen „Leuchtkraft“ zu geben, etwa so:

Titelfolie Beispielfolie

Aus dem Bild einer Bühnenlandschaft Farben extrahieren

Natürlich eignen sich solch kraftvolle Farben nicht für jeden Vortrag. Für einen eher melancholisch angehauchten Naturvortrag wie den folgenden sind diese starken Kontraste sicher ungeeignet. Aber selbstverständlich würden Sie für dieses Thema auch keine Glühbirne als Bild auswählen, sondern vielleicht den nebenstehenden Steg. Hieraus ergeben sich dezente Farben in Pastelltönen, die viel besser zu dem Thema passen. Das Bild liefert eine sinnvolle Farbwahl mit weichen Blautönen und einem schön harmonierenden Braunton. Ergänzt mit einer passenden Schrift (Fresco Semi Bold), ergibt sich ein harmonisches Gesamtbild.

Beispielholie Beispielfolie zur Pastellfarbgebung mit Zitat

Farben aus einem Sepia-Bild extrahieren

Wer viel Wert auf eine seriöse Wirkung legt, der wird häufig bei einem sog. monochromatischen Farbschema fündig, also einem Farbschema, das nur aus einem Farbton in unterschiedlichen Abstufungen besteht, so wie in dem Sepia-Bild rechts. Die Farben liefern einen sehr dezenten Charakter, der alles Schrille vermeidet und der symbolisiert, dass der Vortragende ein möglicherweise sensibles Thema mit dem gebührenden Respekt behandelt. Die Farben stellen sich hier nicht in den Vordergrund, sondern treten deutlich hinter dem Inhalt zurück.

Beispielfolie Beispielfolie in Sepia-Tönen mit einer Statistik

Wie die Beispiele zeigen, können sinnvolle Farbschemata ganz unterschiedlich ausgeprägt sein: kontrastreich oder kontrastarm, schillernd oder dezent, bunt oder weniger bunt, umfangreich oder minimalistisch. Was für das eine Thema funktioniert, würde bei einem anderen Thema völlig falsche Assoziationen erzeugen. Mit ein wenig Übung lassen sich aus den richtigen Bildern aber sinnvolle Farbschemata für den eigenen Vortrag erzeugen.

Die Werkzeuge dafür liefern einige Präsenationsprogramme bereits mit, etwa Apple Keynote oder OpenOffice Impress. Für PowerPoint gibt es einige (meist kostenlose) Plugins, die diese Funktionalität nachliefern, z.B. ColorCop oder Pixie (die ich aber beide nicht getestet habe).

Logo der Online-Farbcommunity
Screenshot des Farbkatalogs von kuler

Wer es noch nicht kennt, der sollte unbedingt auch einmal einen Blick auf den Online-Dienst kuler von Adobe werfen. Hier finden Sie eine schier unerschöpfliche Fundgrube von vorgefertigten Farbschemata zu allen möglichen Themen. Das Verzeichnis ist ausführlich verschlagwortet, so dass man bequem nach Schlagwörtern suchen kann, um eine Liste passender Farbschemata zu erhalten.

Farbgestaltung in kuler
Farbgestaltung in kuler anhand eigener Fotos

Richtig interessant wird kuler aber durch die Möglichkeit, Farbschemata zu verändern und eigene anzulegen. Dies ist möglich anhand vorgefertigter „formaler“ Kriterien (wie z.B. monochromatisch, komplementär etc.) oder auf Basis eigener hochgeladener Fotos. Eine Anleitung für erste Schritte finden Sie hier

Vorher-Nachher: Mitarbeitermotivation

Mit dieser Folie wollte ein Machinenbauer seine Mitarbeiter auf mehreren Infoveranstaltungen motivieren, noch stärker als bisher auf die Arbeitsqualität zu achten und im Rahmen einer Qualitätsoffensive Verbesserungsvorschläge zu entwickeln.

Vorher-Folie: Projekt Qualitätsoffensive

So recht motivierend wirkt die Folie jedoch nicht – und dafür gibt es vor allem einen Grund: sie ist viel zu abstrakt. Was bedeuten denn 6,3% Nachlaufkosten? Die eigentliche Motivation der Mitarbeiter geschieht höchstens indirekt, und zwar durch eine Ermahnung: „Damit sind wir aber noch nicht am Ziel“. Auch die Begründung mit dem Anspruch der Qualitätsführerschaft wirkt wie ein Selbstzweck.

Wir haben uns letztlich entschieden, die Ansprache der Mitarbeiter völlig umzukrempeln und gar nicht mit Geschäftszielen zu argumentieren. Anstatt zu ermahnen, sollte die neue Gestaltung motivieren und anspornen, und zwar mit den Leistungen, die bereits erzielt wurden. Das klare Ziel der Folien sollte sein, die Mitarbeiter zum Handeln und Mitdenken anzuregen. Beispielhaft zeige ich das für die Veranstaltung der Azubis.

Nachdem zum Einstieg deutlich gemacht wird, welchen (negativen) Einfluss Qualitätsmängel auf das Unternehmen haben, wird sofort gelobt, dass in den vergangenen zwei Jahren die Qualität drastisch verbessert und die Hälfte der Reklamationskosten eingespart werden konnte. Das gelang nur deshalb, weil die engagierten Mitarbeiter ihre Ideen und Beobachtungen nicht für sich behalten haben, sondern in 20 Projekten echte Verbesserungen entwickelt haben.

Nachher 1: Jede Reklamation kostet GeldNachher 2: 20 Projekte in 2 Jahren

Der Clou bei der Präsentation besteht nun darin, echte Stories mit echten Gesichtern zu erzählen. Auf den folgenden Folien werden nämlich beispielhaft einige der Verbesserungsvorschläge erzählt und Fotos von den Ideengebern gezeigt – in diesem Fall von Azubis:

Nachher 3: Annette Krämer: 15.000€Nachher 4: Jürgen Hochfeld: 120.000€
Nachher 5: Maria Kreutzmann: 23.000€Nachher 6: Und du?

Auf diese Weise können sich die Mitarbeiter viel leichter mit der Qualitätsoffensive identifizieren. Sie kennen die Personen, die die Ideen entwickelt haben und können anschließend mit ihnen reden („Wie hast du das gemacht?“). Gleichzeitig werden die Ideengeber gelobt und damit gute Leistung belohnt. Es wird sichtbar, dass Engagement im Unternehmen nicht einfach verpufft, sondern echte Wirkung und Anerkennung erzielt.

Das Wichtigste jedoch ist, dass das abstrakte Projekt Qualitätsoffensive in viel anschaulichere einzelne Geschichten verpackt wird, die einen unmittelbaren Bezug zum Arbeitsalltag der Mitarbeiter haben. Die beispielhaften Geschichten wirken dabei gleichzeitig als Ideenanstoß und zeigen, wie einfach es sein kann, selbst etwas zu tun. Die letzte Folie mit der Frage „Und Du?“ ist schließlich die explizite Aufforderung, dies auch zu tun. Natürlich darf auch das keine Ermahnung sein, sondern sollte Aufmunterung sein: „Wenn Du eine Idee hast, dann erzähl’ Sie uns! Wir hören zu!“.

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Vorher-Nachher: Emotionen
Vorher-Nachher: Klasse statt Masse
Alle Vorher-Nachher-Vergleiche

Wunsch und Wirklichkeit: Wir freuen uns sehr

Bei Wahlen gibt es Gewinner und Verlierer. Gewinner freuen sich, Verlierer ärgern sich; und wer sich bei der gestrigen Europawahl als Gewinner oder Verlierer gefühlt hat, lässt sich aus diesen Bildern leicht erahnen:

Reaktionen zur Europawahl: Ronald Pofalla, Horst Seehofer, Franz Müntefering, Guido Westerwelle, Jürgen Trittin

Nun ist „nach der Wahl“ immer auch „vor der Wahl“ – und das gilt insbesondere für diese Europawahl, die so kurz vor der Bundestagswahl stattgefunden hat. Entsprechend haben die Parteivorderen versucht, sich schon mit der Interpretation ihrer Ergebnisse in Stellung für den jetzt beginnenden Bundestagswahlkampf zu bringen. Und dabei müssen aus Verlierern auch schon einmal tapfere Optimisten werden, die an die eigene Stärke glauben. Insgesamt klingt das dann so:

  1. “Wir freuen uns über das Ergebnis bei der Europawahl.” – Ronald Pofalla, CDU
  2. “Wir sind wieder da.” – Horst Seehofer, CSU
  3. “Das ist weit hinter dem, was wir erhofft hatten; das ist enttäuschend.” – Franz Müntefering, SPD
  4. “Das ist eine herausragende Grundlage des Zuwachses für weitere herausragende Wahlergebnisse.” – Guido Westerwelle, FDP
  5. “Diese Wahl ist auch eine Ansage für den Herbst. Die Ansage lautet: Diese Wahl ist nicht entschieden.” – Jürgen Trittin, Die Grünen

Vergleichen Sie das einmal mit den Bildern. Einige stimmen perfekt überein, aber bei mindestens einem Statement gibt es eine gravierende Diskrepanz zwischen den Worten und der Körpersprache. Wem nehmen Sie sein Statement ab und wem nicht?

Mehrabians Körpersprache-Regel mag oft fehlinterpretiert worden sein, hier hilft sie jedoch weiter: Wer über Gefühle oder Meinungen spricht, der verrät mit seiner Stimme und Körpersprache erheblich mehr als mit seinen Worten.

Links zu dem Artikel
Wikipedia-Artikel zur Europawahl 2009
Reaktionen der Parteien (ZDF-Mediathek)
Der Draht zum Publikum

Präsentieren wie auf dem Bauernhof

Eine Kuh grast auf der Weide

In der vergangenen Woche habe ich mich hervorragend erholt, Ferien auf dem Bauernhof war für uns der perfekte Familienurlaub. Ganz unabhängig davon habe ich mich aber gleich am ersten Tag ganz besonders darüber gefreut, Zeuge eines heutzutage äußerst seltenen Ereignisses zu werden: eine Unternehmenspräsentation ohne PowerPoint! Ja, das gibt es noch. So richtig anschaulich, mit Anfassen und so.

Ja gut, werden Sie jetzt sagen, ist ja auch logisch, war schließlich ein Bauernhof, wieso sollten die PowerPoint verwenden, wo die doch alles zeigen können.

Ja vielleicht. Aber ich frage trotzdem zurück: Ist ein Foto Ihres Unternehmenssitzes und die Umsatzentwicklung der letzten Jahre wirklich das beste, woran Sie denken können, um Ihr Unternehmen zu präsentieren? Ist Ihr Unternehmen wirklich so eintönig, dass Sie es einzig und allein in ein paar Stichpunkten auf PowerPoint-Folien beschreiben können? Gibt es da nichts zu erzählen? Keine Produkte, die Sie mitbringen können, gar nichts zum Anfassen oder Anschauen?

Ich bin mir da nicht so sicher.

Vorher-Nachher: Emotionen

Vor einiger Zeit bat mich ein Leser um Rat für seine nächste Präsentation, mit der er auf die gravierenden Wasserprobleme von Megastädten aufmerksam machen wollte. Der Vortrag sollte einen eher wissenschaftlich sachlichen Ton haben, gerade deswegen aber durch einen emotionalen Einstieg die Zuhörer für das Thema sensibilisieren. Dabei sollte folgende Folie helfen:

Vorher-Folie: Frau schöpft dreckiges Wasser

Die Folie ist emotional, keine Frage, und die Zahlen klingen dramatisch. Aber es gibt ein gravierendes Problem: sie haben nämlich nichts mit Megastädten zu tun. Wie wir später in der Präsentation erfahren, leben derzeit überhaupt „nur“ knapp 600 Mio. Menschen in Megastädten, also insgesamt deutlich weniger als die auf der Folie genannten Zahlen von 1 Mrd. und 2,6 Mrd Menschen, die sich demnach auf die weltweite Gesamtbevölkerung beziehen.

Gerade in einem wissenschaftlichen Umfeld ist Glaubwürdigkeit extrem wichtig. Die Folie könnte daher sogar kontraproduktiv wirken. Denn wenn der Verdacht aufkeimt, dass durch „Verbiegen“ von Statistiken Emotionen provoziert werden, dann ist die Glaubwürdigkeit schnell verspielt. Es ist also ein wenig Vorsicht geboten: Emotionen ja, (Über-)Dramatisierung nein.

Unappetitliches Abwasser

Einen interessanten Aufhänger bot jedoch ein Bild, das ursprünglich später in der Präsentation verwendet werden sollte und das eine verdreckte Abwasseranlage in Bangkok zeigt, aus der eine unappetitliche Brühe ins Wasser fließt. Solche Anlagen sind ein Grund für die Ausbreitung von Cholera und anderen Infektionskrankheiten, unter denen Bangkok zu leiden hat.

Dieses Bild ist damit ein guter Aufhänger für eine kleine Geschichte, die anhand des konkreten Beispiels „Bangkok“ in die Wasserproblematik der Megastädte einführt. Das Beispiel erfüllt gleich mehrere Zwecke. Neben einem emotionalen Zugang zu dem Thema können nämlich schon einmal die wesentlichen Probleme, die im Verlauf der Präsentation erläutert werden sollen, vorab konkret veranschaulicht werden. So haben die Zuhörer später eher ein Bild vor Augen, wenn sie die abstrakten Zahlen und Fakten hören.

Eine Bildsuche auf flickr liefert noch eine Reihe von Fotos, die für diese Einführung geeignet sind. Die folgenden drei Folien zeigen eine mögliche Umsetzung in PowerPoint, die erst Bangkok als Megastadt vorstellt und anschließend die Wasserprobleme der Stadt anhand der Abwassereinspeisung benennt.

Nachher-Folie 1: Bangkok – Stadt der Engel
Nachher-Folie 2: Megastadt mit 11 Mio. Einwohnern
Nachher-Folie 3: Megastadt ohne Abwasserreinigung

Als Anregung für den Einsatz von Geschichten zum Einstieg in Themen wie diese mögen auch die beiden folgenden TED-Präsentationen dienen. In der ersten Präsentation spricht Willie Smits über die Probleme bei der Wiederaufforstung in Indonesien und erzählt zu Beginn von einer einschneidenden Begegnung mit einem Orang-Utan-Baby.

In der zweiten Präsentation berichtet Majora Carter über ihre Mission, die Ghettos in der New Yorker Bronx (einer anderen Megastadt) zu einem lebenswerteren Ort zu machen und erzählt, wie ihr Hund ihr dafür die Augen geöffnet hat. Die Folien können sicher in beiden Vorträgen noch verbessert werden, aber beide Redner zeigen spürbare Leidenschaft für ihr Thema und erzielen gerade durch den Einsatz vieler Bilder (ganz ohne Text) einen sehr emotionalen Zugang zu ihrem Thema.

Links zu dem Artikel
Wikipedia-Artikel über Bangkok
Die durstige Megastadt – Berliner Zeitung über Wasserprobleme in Mexiko-City
Mehr TED-Präsentationen zum Schwerpunkt The Power of Cities
Mehr TED-Präsentationen zum Thema A Greener Future?
Zahlen oder Bilder? – Zahlen emotional visualisieren
Weitere Vorher-Nachher-Vergleiche

[Fotos: Woman with Child Collecting Water von hdptcar@flickr.com unter CC-BY lizenziert,
Hot Raw Sewage von Stuck In Customs@flickr.com unter CC-BY-NC-SA lizenziert,
Assumption University Bangkok von 3dom@flickr.com unter CC-BY-NC lizenziert,
Baiyoke Bangkok von GAry.Photography@flickr.com unter CC-BY-NC-ND lizenziert]

Der Mehrabian-Mythos und die wirkliche Bedeutung der Körpersprache

Sicher kennen Sie die bekannte Regel, dass nur 7% der Wirkung eines Vortrags auf den Inhalt zurückzuführen sei, 38% dagegen auf die verbalen Signale und sogar 55% auf die Körpersprache. Diese Regel wird häufig zitiert als 7-38-55-Regel. Sie ist in dieser Auslegung schlicht falsch, eine wissenschaftlich unzulässige Verallgemeinerung. Warum?

Die Regel geht zurück auf Experimente des Psychologen Dr. Albert Mehrabian aus dem Jahr 1971. Was aber wurde in diesen Experimenten genau gemessen?

Mehrabian wollte herausfinden, inwieweit es möglich ist, anhand der Stimme und der Körpersprache zu erkennen, ob der Sprecher etwas “mag” oder “nicht mag”. Besonders interessierte ihn, ob man anhand der Stimme oder Körpersprache erkennen kann, dass der Sprecher in dieser Hinsicht “lügt”, also etwas “mag”, obwohl er sagt, er möge es nicht, und umgekehrt.

Tatsächlich fand er heraus, dass wir uns gerade in solch “inkongruenten” Situationen mehr auf stimmliche und körpersprachliche Signale verlassen, als auf den Inhalt des gesprochenen Wortes. Wir merken offenbar instinktiv, wenn jemand nicht ganz ehrlich in seiner Meinungsäußerung ist.

Was bedeutet das nun für Ihre Präsentationen? Solange Sie nicht über Ihre Gefühle oder Ihre Meinung zu einem Thema sprechen, ist die 7-38-55-Regel schlicht nicht anwendbar. Sie bezieht sich nur auf Gefühls- und Meinungsäußerungen.
Links zu diesem Artikel
Sprechen Sie flüssig oder, äh, verständlich?
Wikipedia-Artikel zur 7-38-55-Regel (engl.)
Homepage von Dr. Albert Mehrabian (engl.)

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Dr. Michael Gerharz