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Die einfache Welt des Terry Gilliam

For all you lousy people out there who want to make maximum impact from minimum work.

Vergangene Woche habe ich dieses alte Video von Terry Gilliam gefunden, der die verrückten Animationen in Monty Python’s Flying Circus gestaltete. Hier gibt er in 15 min einen kleinen Einblick in seine Kunst der Cutout-Animationen, von der man auch heute, in Zeiten aufwändiger 3D-Animationen, noch einiges lernen kann.

Gilliams oberstes Prinzip ist es, mit möglichst einfachen Mitteln möglichst große Wirkung zu erzielen. Ein paar Lektionen möchte ich herausgreifen:

The whole point of animation to me is to tell a story, make a joke, express an idea. The technique itself doesn’t really matter. Whatever works is the thing to use.

Ersetzen Sie „Animation“ durch „Präsentation“ und der Satz wäre ebenso richtig. Für Terry Gilliam funktionieren Cutout-Animationen am besten. Für Sie vielleicht PowerPoint, FlipChart, Lego oder freie Rede.

The problem when you’re doing cutout is being totally aware of the limitations of cutouts. There are definite limitations. But you can use that to your advantage. You do simple story lines.

In Präsentationen haben Sie auch viele Beschränkungen. Sie sind kein Bildbearbeitungsprofi, kein Künstler am FlipChart und kein Hemingway. Nutzen Sie das zu Ihrem Vorteil. Erklären Sie Ihre Ideen so einfach wie möglich.

The thing is once you’re under the camera you can play around a lot more until you find things take on special shapes under the camera. Use them. Have fun. That’s what cutouts are about. Enjoy the fun of playing under the camera.

Haben Sie Freude, über Ihre Leidenschaft zu reden. Probieren Sie aus, was funktioniert und was nicht. Haben Sie Spaß.

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Das Internet ist ein furchtbar komplexes Gebilde. Erklärt ist es jedoch ziemlich einfach, nämlich so (spannend wird’s ab ca. 1:30 min):

Warum funktioniert dieses (zugegeben schon etwas ältere) Video der Maus so gut?

Weil es konkret ist. Weil es mit Bildern aus dem (damaligen) Alltag der Zuschauer arbeitet, mit denen sie die abstrakten Konzepte leicht in ihren Erfahrungsschatz übersetzen können. Und weil nicht alles auf einmal, sondern schön der Reihe nach erklärt wird. Dabei bleibt es bei aller Vereinfachung stets fachlich korrekt.

Experten tun sich dagegen oft schwer, über ihr Thema einfach und (für Nicht-Experten) verständlich zu sprechen. Die Angst vor zu starker Vereinfachung verführt dazu, in Fachausdrücken hängen zu bleiben und zu viele Details zu erzählen.

Wie es besser geht, macht die Sendung mit der Maus seit Jahrzehnten vor – mit Hilfe von konkreten Beispielen, Geschichten und Analogien; und mit Klardeutsch. Nicht verstanden zu werden, darf nämlich nie eine Option sein.

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… und tschüss – freie Fahrt in die Selbstverantwortung

Verhülltes Schild der Aktion

In Deutschland gibt es laut ADAC schätzungsweise 20 Millionen Schilder. Kaum eine Verkehrssiutation, die nicht geregelt wäre, kaum eine Kreuzung, die nicht abgesichert wäre. Da kann eigentlich nicht mehr viel passieren. Alles sicher, oder?

Der Rhein-Sieg-Kreis, zu dem auch meine Heimatstadt Troisdorf gehört, ist da anderer Ansicht. Gerade wieder hat er die Aktion … und tschüss verlängert, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem ADAC. Es hat sich zum Ziel gesetzt, den Schilderwald im Kreisgebiet zu lichten, um langfristig die Verkehrssicherheit zu steigern, indem ein beträchtlicher Teil der Schilder zunächst verdeckt und anschließend entfernt wird. Aber wieso sollte das die Sicherheit steigern?

Selbstverantwortung statt Gleichgültigkeit

Kreisdirektorin Heinze: “Die Überfrachtung des Verkehrsraumes durch zu viele unnötige Schilder führt zu einer Überforderung der Verkerhsteilnehmer, die schnell in Unachtsamkeit im fließenden Verkehr und Gleichgültigkeit gegenüber allen Verkehrszeichen und -regeln umschlagen kann.” Mit anderen Worten: Gerade die übersorgfältige Beschilderung, also der Drang, alles – wirklich alles – explizit zu kennzeichnen, führt dazu, dass die wesentlichen Informationen verloren gehen. Die wirklich wichtigen Verkehrshinweise werden offenbar ignoriert, wenn die Verkehrsteilnehmer abstumpfen und Hinweisen generell weniger Beachtung schenken.

Stattdessen zielt die Aktion darauf, die Selbstverantwortung zu stärken, wie der Vorsitzende der Unfallkommission im Rhein-Sieg-Kreis erklärt: “Weniger ist hier mehr, der Verkehrsteilnehmer wird nicht gegängelt, sondern seine Selbstverantwortung dadurch gestärkt.” So bleibt er umsichtig und erkennt gefährliche Situationen, wenn es darauf ankommt, weil er erstens selber mitdenkt und zweitens wichtige Informationen als solche wahrnimmt.

Weniger statt Mehr

Wenn Sie Ihre Präsentationen mit Fakten überladen, alles erzählen, was Ihnen zu Ihrem Thema einfällt, damit Ihre Zuhörer auch wirklich nichts übersehen, könnte das einen ähnlichen Effekt haben wie beim Schilderwald: Überforderung, die in Unachtsamkeit und Gleichgültigkeit umschlägt. Sie können Ihren Zuhörern ruhig etwas Selbstverantwortung zugestehen und ihre Aufmerksamkeit auf die wirklich wichtigen Aspekte lenken, indem Sie Ihre Botschaften prägnant auf den Punkt bringen und spannend präsentieren.

Übrigens wurde bereits 1997 das Aufstellen von Verkehrsschildern eingeschränkt, so dass heute Verkehrsbeschränkungen erst dann erlaubt sind, wenn die Gefahrenlage erheblich über dem allgemeinen Risiko liegt. Im vergangenen Jahr wurden zudem viele Verkehrsschilder für überflüssig erklärt, um den Schilderwald abzuholzen. Das Problem: Wenn ein Schild erst einmal aufgestellt ist, verschwindet es so schnell nicht mehr, meist erst bei teuren Aktionen wie der “… und tschüss”-Aktion. Bei Folien ist das oft nicht anders. Was einmal drauf steht, verschwindet so schnell nicht mehr.

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Dr. Kerstin Hoffmann: Verständlich kommt von Verstand

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Wenn ich zum Doktor gehe, dann rechne ich bereits damit, viele Fachbegriffe erst einmal nicht zu verstehen. Wenn ich allerdings den PR-Doktor auf seinem Blog besuche, dann ist das anders. Kompetent und verständlich schreibt hier Dr. Kerstin Hoffmann über Werbung, PR und Sprache.

Kerstin Hoffmann ist Kommunikationsberaterin und Text-Expertin und sorgt dafür, dass die Botschaften ihrer Kunden bei deren Kunden ankommen. Ihr Wissen teilt sie oft und gerne mit anderen und so finden sich auf ihrer Webseite u.a. ein Leitfaden für gute Werbetexte und das Handbuch Kundennutzen, wozu auch ich einen Artikel beigesteuert habe.

Ich habe die promovierte Germanistin und gelernte Journalistin gebeten, uns in verständlichen Worten zu erklären, wie man Anspruchsvolles in verständlichen Worten erklärt.
Verständlich kommt von Verstand: Wie Sie Anspruchsvolles lesbar verpacken Es ist erstaunlich: Manche Menschen sprechen im Alltag flüssig, verständlich und fesselnd. Sie können mit einfachen Worten zusammenfassen, was sie tun. Sie überzeugen mit prägnanten Formulierungen und sympathischem Wortwitz. Doch sobald sie schriftlich werden, verfallen sie in Nominalstil und erzeugen Wort-Dickichte, die man mit der Machete kaum durchdringen könnte.

Da werden „Umstellungen realisiert“ statt einfach etwas „umzustellen“. Da findet man einen “Antrag, die Bemessung der Absetzung für Abnutzung vorzunehmen” oder den “Zeitpunkt der Optionserklärung auf Berücksichtigung der fiktiven Anschaffungskosten”.

Fast noch erstaunlicher sind jedoch die Begründungen für solche Texte. Schlage ich vor, sie zu vereinfachen und Satz-Bandwürmer in einfache Substantiv-Verb-Konstruktionen aufzulösen, höre ich oft: „Unsere Leser sind anspruchsvolle Fachleute. Die erwarten auch eine anspruchsvolle Sprache.“ Das aber ist schlicht falsch.

Kompliziert ist nicht anspruchsvoll

Was leicht zu lesen ist, braucht ja deswegen nicht inhaltlich schlicht zu sein. Kompliziert ist nicht anspruchsvoll. Auch intelligente, gebildete Fachleute haben nur ein begrenztes Maß an Zeit und Geduld, sich durch kompliziert Verschachteltes oder langweilig Aufgereihtes hindurchzuarbeiten. Der perfekte Text ist genau so fachlich, wie die Zielgruppe es verstehen kann – und so leicht zu lesen, dass keine Aufmerksamkeit verbraucht wird, um Bezüge und Zusammenhänge zu entschlüsseln.

Natürlich hängen Textform und Sprache sehr stark von der Textgattung und vom Inhalt ab. Ein Werbetext kommt anders daher als eine Betriebsanleitung. Eine Doktorarbeit ist nicht geschrieben wie ein Kinderbuch. Mit allzu schlichten, kurzen Sätzen ist nicht jedem geholfen. Form, Inhalt und Vokabular sollten sich vor allem an den Lesern orientieren.

Texten wie am Mischpult

Schon in den 1970-er Jahren beschrieben Langer, Schulz von Thun und Tausch in ihrem Klassiker „Sich verständlich ausdrücken“, welche Faktoren für den Erfolg eines Textes beim Leser entscheiden. Ihr Modell ist auch heute noch überraschend modern und universell einsetzbar. Wie an einem Mischpult kann man nach diesem Modell die Parameter verschieben. So geht zum Beispiel eine allzu knappe Ausdrucksweise zu Lasten des Unterhaltungswert. Unter allzu viel abschweifendem Entertainment dagegen leiden die Prägnanz ebenso wie die Ordnung.

Gute Texte

Folgende Merkmale guter Texte habe ich vor einiger Zeit definiert. Gute Texte sind …

  • interessant. Sie machen den Leser neugierig und halten ihn im Lesefluss – bis zum Schluss.
  • nützlich. Der Leser erkennt seinen Nutzen auf den ersten Blick. (Das gilt auch für wissenschaftliche und rein informative Texte!)
  • überraschend. Sie verzichten auf Floskeln und formulieren frisch und neu.
  • verbal. Nominal-Konstruktionen wirken geschraubt und bleiben schlecht hängen.
  • aktiv. Passiv-Sätze wirken ausweichend, Aktiv-Sätze wirken dynamisch.
  • kurz und prägnant. Sie sagen mit wenigen Worten das Entscheidende, sind aber so ausführlich wie nötig.

Motivieren Sie Ihren Leser

Sie wollen, dass Ihr Text gelesen wird? Dann müssen Sie Ihren Leser motivieren. Mit sprachlichen und optischen Mitteln. Es gibt eine Reihe grundsätzlicher Merkmale, die darüber entscheiden, ob und wie aufmerksam ein Leser den Text weiterliest, wie positiv er dem Text gegenüber gestimmt ist und wie gut er die aufgenommenen Informationen behält, integriert und weiterverarbeitet.

So sollte ein guter Text aussehen:

  • flüssig geschrieben
  • übersichtlich gegliedert
  • inhaltlich dicht
  • bis zuletzt interessant: Am Schluss sollte möglichst noch ein „Highlight“ stehen, das im Gedächtnis bleibt.

Zwischenüberschriften machen neugierig, wie es weitergeht. Sie sorgen dafür, dass der Leser sich besser orientieren kann und das Gelesene im Gedächtnis behält. Überlegen Sie, wie viel Zeit Sie selbst haben, Texte gründlich zu lesen. Ihrer Zielgruppe wird es ähnlich gehen.

Sie werden häufig feststellen: Je interessanter der Leser für Sie ist – sprich: je erfolgreicher er ist – desto weniger Zeit hat er für Ihren Text. Jedes sprachliche Hindernis, jede Leerformel und jeder Satz, der nicht auf Anhieb verständlich ist, sind „Absprung-Schanzen“ für Ihren Leser. Sorgen Sie dafür, dass er Ihnen erhalten bleibt – bis zum Ende Ihrer Ausführungen.

Sonderfall: Identifikation durch gemeinsamen Code

Ehe Sie jetzt den nächsten Vortrag auf einem Mediziner-Kongress vollständig in Alltagssprache formulieren oder sämtliche Begriffe in einem Leitfaden für Ingenieure ins Deutsche übersetzen: Bedenken Sie bitte, dass das gemeinsame Vokabular einer bestimmten Fachgruppe auch identifikationsstiftend sein kann. Oft geht es darum sich abzugrenzen und als Gruppe zu definieren. Ganz gleich, wie Sie das persönlich bewerten: Es einfach zu missachten könnte für Sie selbst fatale Folgen haben und alles andere als zielführend sein.

Hinzu kommt: Bestimmte Fachausdrücke sind dann sinnvoll, wenn die Beteiligten genau wissen, was gemeint ist. Es gibt Hardliner, die wollen alles ins Deutsche übersetzen, so dass es jeder versteht. Wozu, wenn es gar nicht für jeden gedacht ist?

Doch gemeinsamer Code hin, Fachvokabular her: Auch solche Texte können gut lesbar sein. Wortbandwürmer und „Substantivitis“ sind hier ebenfalls fehl am Platze. Grundsätzlich gelten alle Regeln, die auch sonst für verständliche Texte wahr sind. 

Frohe Weihnachten mit dem Weihnachts-Tangram

Fünf von unendlich vielen Tangram-Figuren

Das Einfache übt auf uns eine besondere Faszination aus. Gerade darin steckt oft eine große Vielfalt; wie im chinesischen Tangram-Spiel, das unendliche Möglichkeiten für immer neue Bilder bietet. Doch zu diesem Kern einer Sache vorzudringen, erfordert Zeit und Ruhe. In einer oftmals hektischen Weihnachtszeit wünsche ich Ihnen genau diese Ruhe.

Frohe Weihnachten & guten Start ins neue Jahr!

Gönnen Sie sich doch eine kleine Auszeit und entfliehen dem Alltag, indem Sie den Tangram-Engel ausdrucken, die sieben Teile ausschneiden und sich von der Einfachheit dieses Spiels inspirieren lassen.

Man muss die Dinge so einfach wie möglich machen, aber nicht einfacher. – Albert Einstein

Ich wünsche all meinen Lesern eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Start in das neue Jahr. Hier geht es am 4. Januar mit neuen Artikeln weiter.

[Design u. Umsetzung des Tangram-Spiels: Volker Kurzidim Grafik & Webdesign]

Buchempfehlung: Gehirn & Erfolg von John Medina

Buchcover zu John Medinas

John Medinas lesenswertes Buch Brain Rules gibt es endlich auf Deutsch unter dem Titel Gehirn & Erfolg. Der Molekularbiologe übersetzt darin moderne Erkenntnisse über das Gehirn in Alltagssprache und erklärt ihre Bedeutung für unser tägliches Berufs- und Privatleben. Ich empfehle es Ihnen aus drei Gründen:

1. Auf den Boden der Tatsachen

Das Buch hält sich strikt an die Erkenntnisse der Hirnforschung. Mit Halbwissen der Art “90% unseres Gehirns sind ungenutzt” oder Mythen über die linke und rechte Hirnhälfte hält sich das Buch nicht auf. Stattdessen erklärt es auf solidem wissenschaftlichem Fundament, was wir über das Gehirn einigermaßen fundiert wissen (oder vermuten) und setzt es in Bezug zu unserem Alltagsleben. Dabei verschweigt Medina nicht die Grenzen der Wissenschaft:

Man kann mit Fug und Recht skeptisch gegenüber der Behauptung sein, die Hirnforschung könne uns eindeutig Auskunft daüber geben, wie wir bessere Lehrer, Eltern, Geschäftsführer oder Studenten werden.

Patentrezepte liefert er also nicht. Stattdessen leitet er aus dem (wenigen), was wir wissen, Handlungsempfehlungen ab, die dem Potential unseres Gehirns aus heutiger Sicht besser gerecht werden. Das ist gelegentlich nahe am gesunden Menschenverstand, z.B. dass Bewegung gut tut oder dass uns langweilige Dinge (wie z.B. viele PowerPoint-Präsentationen) nicht interessieren, aber solide begründet und von Halbwissen befreit.

2. In die Sphären der Wissenschaft

Pasted Graphic

Das Buch ist daneben aber ein hervorragendes Anschauungsmaterial, wie man wissenschaftlich anspruchsvolles Material allgemeinverständlich und unterhaltsam erklären kann. An keiner Stelle gibt es einfach nur “trockenes Wissen”. Medina versucht vielmehr, Wissen anschaulich zu machen, indem er immer wieder passende Geschichten findet, überraschende Erkenntnisse als Spannungsmoment einsetzt und – natürlich – eine möglichst einfache Sprache verwendet.

Dennoch fehlen die harten wissenschaftlichen Fakten nicht. Auf der begleitenden Webseite Brain Rules liefert Medina tiefergehende Erklärungen und sehr ausführliche Quellenangaben nach, eine Methode, die ich selbst oft schon zur Trennung von Vortrag und Handout empfohlen habe.

3. Praktische Präsentationstipps

Nicht zuletzt enthält das Buch einige handfeste Tipps zum Thema Präsentation, die natürlich ebenso sorgfältig begründet werden. Die vielleicht wichtigste Botschaft lautet dabei: Das Sehen übertrifft alle anderen Sinne. Als unmittelbare Schlussfolgerung folgt daraus, dass Textwüsten auf Folien fast immer eine schlechte Idee sind. Weitere Präsentationstipps aus dem Buch fassen diese Folien von Garr Reynolds sehr schön zusammen:

Gehirn & Erfolg ist sehr gut übersetzt, Freunde des englischen Originals erhalten aber bei der gebundenen Auflage eine Begleit-DVD (ohne die man das Buch aber genausogut versteht).

Links zu dem Buch
John Medina@Google stellt sein Buch in einem Vortrag bei Google vor
Die begleitende Webseite Brain Rules mit vielen ergänzenden Informationen
Der Blog zum Buch
John Medinas Homepage
Die 1-7-7-Regel für PowerPoint-Folien (mit Medina-Zitat)

Auf der Serviette erklärt

Logo des World’s Best Presentation Contest auf slideshare

Einmal pro Jahr sucht das Unternehmen slideshare (so etwas wie YouTube für PowerPoint-Folien) die beste Präsentation der Welt. In diesem Jahr hat diesen Preis Dan Roam gewonnen, dessen hervorragendes Buch Auf der Serviette erklärt ich kürzlich hier besprochen habe. Die Präsentation ist eine gute Gelegenheit, um Roams Methode noch einmal unter die Lupe zu nehmen.

Dan Roams Siegerpräsentation

Roam gewann den Preis für seine Präsentation über die amerikanische Gesundheitsreform, die dort im Augenblick (und schon seit langem) heiß diskutiert wird. Mit seinen Folien möchte Roam einen Beitrag dazu leisten, die Diskussion zu versachlichen, indem er den Vorschlägen ein wenig auf den Grund geht und sie in verständlicher Sprache der Allgemeinheit erläutert. Drei Aspekte aus Präsentationssicht möchte ich hervorheben.

1. Einfache Diagramme

Folie aus Dan Roams Präsentation

Dan Roams wesentliche Botschaft lautet: jedes Problem wird verständlicher, indem man es durch möglichst einfache Diagramme erklärt. Im Idealfall sind die Diagramme so einfach, dass sie auf einer Serviette Platz finden.

Der natürliche Reflex als Antwort auf diese Behauptung lautet: Geht das überhaupt? Viele Probleme sind doch viel zu kompliziert, um sie auf einer Serviette erklären zu können. Natürlich sind sie das. Aber: Wer sagt denn, dass jedes Diagramm (oder eine Folie im Allgemeinen) sämtliche Details enthalten muss, um ein Problem vollständig zu erfassen. Im Gegenteil: in einer Präsentation erläutern Sie das Problem ausführlich durch Ihren mündlichen Vortrag. Die Diagramme haben dabei die Aufgabe, das Big Picture zu verdeutlichen. So können die Zuhörer die komplexen Zusammenhänge besser ordnen, anstatt komplizierte Diagramme zusätzlich zu komplizierten Inhalten entziffern zu müssen.

2. Das Wichtigste zuerst

Ein Thema muss nicht auf einer einzigen Folie erschöpfend behandelt werden. Oft ist es einfacher, zunächst Grundlagen an einem einfachen Beispiel zu erläutern und die Komplexität schrittweise zu erhöhen. So entsteht im Laufe des Vortrags ein vollständiges Bild, jedoch haben die Zuhörer unterwegs die Möglichkeit, die Details auch nachvollziehen zu können und in das – bis dahin bereits verstandene – große Ganze einordnen zu können.

Dan Roam führt das in seiner Präsentation anschaulich vor, z.B. wenn er die grundlegende Gleichung des amerikanischen Gesundheitssystems erklärt (s.o.), um anschließend die Auswirkung auf mehreren folgenden Folien zu besprechen:

Weitere Folien aus Roams Präsentation

3. Nicht immer so ernst

Dan Roams Präsentation lebt nicht nur von den einfachen Diagrammen, sondern auch von dem informellen Charakter. Durch seine handschriftlichen Zeichnungen wirken die Erklärungen persönlicher, mehr wie in einem Gespräch als in einer formalen Präsentation. Und den Folien sieht man an, dass sie letztlich auch in solchen Situationen sehr gut funktionieren. Im Grunde genommen steht der Text nur deswegen auf den Folien, weil sie eigentlich eher ein Handout zu einem (fiktiven) Vortrag Roams sind und daher ohne gesprochene Erläuterungen funktionieren müssen.

In einer Vortragssituation könnte man den Text bedenkenlos von den Folien streichen und stattdessen mündlich erzählen. Und wahrscheinlich funktioniert das sogar noch besser, wenn Sie die Diagramme live entwickeln, während Sie sprechen, z.B. mit dem guten alten Flipchart oder alternativ mit einem digitalen Zeichenbrett. Ich selbst verwende z.B. gerne das Wacom Bamboo Tablett. Damit können Sie sehr gut auch in vorbereiteten Folien weitere Elemente während Ihres Vortrags einzeichnen – übrigens genau so wie Dan Roam selbst es mit Papier und Stift in diesem Video tut.

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Buchempfehlung: Dan Roam – The Back of the Napkin (deutsch: Auf der Serviette erklärt)
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Bobby McFerrin und die perfekte Visualisierung

Sie haben eine Idee, die ist jedoch nicht ganz einfach zu erklären. Also basteln Sie dazu eine PowerPoint-Folie mit einem Diagramm, das ihre Idee erläutern soll. Wenn Sie das gut machen, dann versteht Ihr Publikum auf Anhieb, worauf Sie hinauswollen. Und wenn Sie es richtig gut machen, dann ist Ihre Visualisierung so klar, dass das Publikum sofort Ihre Schlussfolgerungen nachvollziehen und Ihren weiteren Gedanken mühelos folgen kann.

Ein fantastisches Beispiel für solch eine gelungene Visualisierung können Sie in diesem Auftritt des Sängers Bobby McFerrin bestaunen. Das besondere: er benutzt (natürlich) nicht PowerPoint, sondern seinen Körper zur Visualisierung:

Bobby McFerrin ist ein unglaublicher Sänger. Bekannt dürfte er vielen durch seinen Hit Don’t Worry, Be Happy sein. Wer ihn einmal live erlebt hat, der kommt nicht mehr aus seinem Bann. Ganz alleine steht er auf der Bühne und füllt nur mit seiner Stimme den ganzen Saal. Weitgehend improvisiert bindet er immer wieder das Publikum in seine Songs sein. Ein virtuoser Sänger und Improvisator.

In dem Video vom diesjährigen World Science Festival demonstriert McFerrin, wie das Publikum intuitiv die pentatonische Tonleiter singen kann und leitet es zu einer Melodie an, über die McFerrin anschließend improvisiert. All das tut er ohne ein einziges Wort der Erklärung, ohne auch nur einmal von Noten oder Tönen zu sprechen.

Stattdessen singt er mit dem Publikum den ersten Ton und springt dabei ein paar Mal auf und ab. Anschließend springt er nach rechts und singt an dieser Stelle den zweiten, tieferen Ton mit dem Publikum. Nachdem er ein paar Mal hin- und hergesprungen ist, hat das Publikum dieses Positionsmuster verinnerlicht und folgt ihm weiter, spontan zu neuen Tönen und ganzen Melodien. Einzig seine Position auf der Bühne leitet das Publikum an, die richtigen Töne zu singen.

Dieses Ziel sollten Sie auch mit Ihren Visualisierungen anstreben: sie so klar zu machen, dass Ihr Publikum Ihren Gedanken spontan folgen kann. Ihre Diagramme sollten Ihre Ideen einfacher zu verstehen machen, nicht komplizierter.

BobbyMcFerrin bringt dem Publikum die pentatonische Tonleiter bei
Bobby McFerrin benutzt das Publikum als Instrument und improvisiert dazu

Links zu dem Artikel
Homepage von Bobby McFerrin
Die gesamte Gesprächsrunde Notes & Neurons vom World Science Festival, aus dem Bobby McFerrins Auftritt stammt
Ein weiteres Improvisationsvideo mit Bobby McFerrin, in dem er zusätzlich die Lautstärke variiert, genau so einleuchtend
Der Draht zum Publikum
Animationen sinnvoll einsetzen

Kurz aber falsch

In einem der ersten Artikel in diesem Blog schrieb ich über den 6-Wörter-Roman von Ernest Hemingway: „For sale: baby shoes, never worn.“ Damals empfahl ich als Übung, den Kern eines Vortrags in sechs Wörtern zu formulieren, eine Herausforderung, die nicht leicht, aber sehr lehrreich ist. Auf gleiche Weise kann man prägnante Texte für Folien suchen, um langweilige und überfüllte Textwüsten zu vermeiden.

Eine ähnliche Aufgabe haben übrigens Zeitungsredakteure. Artikelüberschriften sind selten länger als sechs Wörter und sollen zugleich den Kern des Artikels prägnant auf den Punkt bringen und Appetit auf den eigentlichen Artikel machen. Genau wie bei Präsentationen ist es dabei eine besondere Herausforderung, nicht zu banalisieren. Noch wichtiger aber ist es, die Fakten im Sinne einer spannenden Überschrift nicht zu verdrehen. Wie leicht so etwas passiert, zeigen zwei Artikelüberschriften des Kölner Stadt-Anzeigers, der im Köln-Bonner-Raum am weitesten verbreiteten regionalen Tageszeitung.

Kölner Stadt-Anzeiger vom 12. September:

Im ersten Beispiel vom vergangenen Samstag titelt die Zeitung auf der ersten Seite: Zu wenig Essen in Altenheimen. Das klingt sehr dramatisch und schürt sofort Bedenken gegenüber Altenheimen. Liest man jedoch weiter, so lernt man: „Die Bewohner essen und trinken nicht ausreichend, weil sie es einfach nicht mehr können, keinen Appetit haben oder schwer krank sind.“ Das klingt schon ganz anders. Während die Überschrift Missmanagement, vielleicht sogar Geiz im Unterton anklingen lässt, ist die Ursache wohl tatsächlich etwas komplizierter und liegt, wie man weiter im Artikel lernt, offenbar irgendwo zwischen fehlendem Personal, ungenügender Schulung und Selbstbestimmungsrecht der Bewohner. Im Online-Ableger der Zeitung lautet der Titel übrigens: „Senioren werden schlecht ernährt.“

Kölner Stadt-Anzeiger:

Drei Tage zuvor titelte der Stadt-Anzeiger im Wirtschaftsteil: Frauen werden schlecht bezahlt. Das kann zweierlei bedeuten. Entweder: Frauen erhalten für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer. Oder: Frauen erhalten zu wenig Geld für die Leistung, die sie erbringen. Liest man aber den Artikel, so dreht er sich um keine dieser Interpretationen. Die Aussage lautet tatsächlich nämlich ganz nüchtern: Der durchschnittliche Verdienst der Frauen ist kleiner als der durchschnittliche Verdienst der Männer. Und die Erklärung dafür ist sehr einfach: Frauen besetzen seltener – gut bezahlte – Führungspositionen, verdienen also im Durchschnitt weniger.

Kürze ist wichtig, Spannung auch, aber sie darf nicht auf Kosten der Wahrheit gehen. Eine korrekte Wiedergabe der Fakten hat immer oberste Priorität – denn sonst setzen Sie Ihre Glaubwürdikeit aufs Spiel.

Buchempfehlung: The Back of the Napkin

Diagramme helfen, Beziehungen zwischen Zahlen sichtbar zu machen, die sonst gar nicht oder viel verschwommener sichtbar wären. So habe ich vor einiger Zeit einen Kunden überrascht, indem ich die Umsätze seiner sechs Abteilungen nicht tabellarisch, sondern grafisch den Mitarbeiterzahlen dieser Abteilungen gegenübergestellt habe. Seine Reaktion: man habe zwar aus den Zahlen irgendwie gewusst, dass es eine Diskrepanz dieser beiden Werte gebe, aber sich nicht bewusst gemacht, dass diese so drastisch ausfalle:

Beispieldiagramm

Genau darum geht es in dem Buch The Back of the Napkin von Dan Roam: Zusammenhänge, die sich in reinen Fakten schüchtern verbergen, grafisch sichtbar zu machen, im Englischen nennt man das Visual Thinking. Roam geht sogar soweit zu behaupten, man könne jedes Problem auf dem „berühmten“ Bierdeckel (oder eben auf der Rückseite einer Serviette) lösen. Etwas bodenständiger formuliert entwickelt er in seinem Buch eine reich bebilderte Methode, um mit Papier und Bleistift zu jedem Problem ein paar einfache Skizzen zu generieren, die das Problem besser verstehen helfen.

Cover von Dan Roams Buch

Zwei Dinge muss man dabei über dieses Buch wissen. Erstens: Wer eine Anleitung zum Zeichnen schicker Bilder erwartet, der wird enttäuscht, kann aber gleichzeitig erleichtert sein zu erfahren, dass nun wirklich jeder die Skizzen aus dem Buch zu Papier bringen kann (im Ernst!). Zweitens: hier gibt es keine bahnbrechenden neuen Ideen zu sehen. Wer ohnehin häufiger mit Diagrammen arbeitet, der wird vielleicht die ein oder andere Seite überspringen, lernt aber dennoch einige interessante Tipps für den kreativen Einsatz von Diagrammen.

Die größte Stärke des Buches ist es, eine wirklich einfache Methode an die Hand zu geben, wie man aus reinen Fakten aussagekräftige Diagramme generiert. Das lässt sich letzlich zurückführen auf zwei grundlegende Empfehlungen: beginne mit einer sorgfältigen Analyse („look and see“) und beantworte die richtigen Fragen. Letztere lassen sich nach Roam in der ein oder anderen Weise immer zurückführen auf die sechs grundlegenden Fragen: „Wer oder Was?“, „Wie viel?“, „Wo?“, „Wann?“, „Wie?“ und „Warum?“.

Das Buch enthält einige pragmatische Tipps und zeigt viele schöne Beispiele, wie man auf diese Weise komplexe Zusammenhänge in einfachen Diagrammen darstellt und sich auf die wesentlichen Informationen konzentriert. Das ist im Übrigen auch eine unverzichtbare Fähigkeit, um überzeugende Präsentationen zu erstellen. Roams Methode ist dabei überhaupt nicht beschränkt auf handgezeichnete Skizzen, sondern nahezu unverändert übertragbar auf computergestützte Diagramme wie PowerPoint-Zeichnungen oder Excel-Diagramme.

Wer sich in einer knappen Stunde einen ersten Überblick über die Ideen des Buches verschaffen möchte, findet in diesem Vortrag von Dan Roam bei Google einen gute Einführung:

Links zu dem Artikel
The Back of the Napkin – Homepage zum Buch
Blog zu „The Back of the Napkin
Kermit lernt Visual Thinking: 1, 2

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Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz