Volkswagening beginnt im Kleinen
Mit VW ist ein ganz groĂŸer Konzern in ganz groĂŸem Stil beim BescheiĂŸen aufgeflogen. Die Empörung ist zurecht gewaltig. Aber #Volkswagening gab es vorher schon und wird es morgen wieder geben.
Die Wurzel mögen Ă¼berzogene Management-Erwartungen sein, wie Gunter Dueck vermutet, aber der Boden, auf dem Volkswagening gedeiht, ist auch achtlose Kommunikation und Bullshit, der sich nicht um die Wahrheit schert, sondern bloĂŸ um die eigenen Ziele, und der von Zuhörern und Lesern geduldet wird.
Was denkt einer, der ganz bewusst einen Computeralgorithmus entwickelt, um bei Abgastests zu täuschen? Man betitelt ihn leicht als böswillig. Aber was denkt einer, der ganz bewusst aus einer Korrelation in den Daten eine Kausalität in seiner Präsentation macht? Ist das dann nicht mehr böswillig, nur weil es kein amtlicher Test war? Und was ist mit denen, die gar nicht erst darĂ¼ber nachdenken, sondern in den Zahlen einfach das sehen, was sie sehen wollen? Oder mit denen, die es nicht besser wissen, weil sie rigorose Analyse und sorgfältiges Formulieren in ihrer Ausbildung nicht gelernt haben und weil die Kollegen es ja genauso tun?
BescheiĂŸen beginnt nicht erst bei Milliardenbeträgen, sondern im Kleinen. Es ist nur ein quantitativer, kein qualitativer Unterschied, ob man Analysewerte in einer Präsentation unzulässig verallgemeinert oder damit die Behörden täuscht.
Eine Welt, in der das nicht vorkommt, ist eine Illusion. Aber als Zuhörer sollte man es nicht hinnehmen. Kritische Fragen zu stellen, ist nicht unhöflich, sondern notwendig.