Wir haben uns unterhalten über unterhaltsame Weltverbesserungsaktionen, wie man auf einen Bus wartet, der nie kommt, Spielraum, Freiraum und Vertrauen, Dichter und Denker, den Spaß, etwas positives zu kreieren, Sonne und Lebensfreude.
Heute zu Gast: Claudia Dalchow, Schauspielerin, Sängerin und Sprecherin aus Köln.
Wir haben uns unterhalten über Schauspieler und Versteckspieler, über den Moment, wenn man auf eine Bühne geht, atemberaubende Spannung und pure Freude, über Adrenalin und Spiegelneuronen, über das Glück, unglaublich nette Kollegen zu haben, über die perfekte Vorbereitung, die richtige Einstellung und den ersten Schritt und über das, was man einfach aushalten muss.
Wir haben uns unterhalten über Bananen, deren Schale man mitessen kann, Klettergerüste und iPads, ob Niederländer risikofreudiger sind als Deutsche, über Wetten Dass…? und das Positive an Behörden, die Lust am Scheitern, darüber, was Menschen machen, wenn sie im Flugzeug sitzen, Glaubenssätze und wo sie herkommen und eine Präsentationsrevolution von unten.
Heute zu Gast: Jonas Keller, CEO der Präsentationsagentur explain GmbH.
Wir haben uns unterhalten über „Leading by Presentation“ und den Mut, schwierige Entscheidungen persönlich zu präsentieren, über eine „New School of Presenting“ von Menschen, die Spaß haben am Präsentieren, über gestiegene Ansprüche, bessere Möglichkeiten und weniger Toleranz, über persönlich Nähe und warum „Virtual Reality“ den Weg in die Wirklichkeit nicht findet.
Heute zu Gast: Daniela Kempkes und Janina Braun von der Kölner Kreativagentur ONOGRIT.
Die beiden haben sich nach erfolgreichen Jahren mit der Agentur Are We Designer zwei Monate lang zurückgezogen, um sich darüber klar zu werden, was sie wirklich wollen. In dieser Zeit waren sie komplett offline und nur auf sich und ihre Gedanken gestellt. Im Gespräch erzählen sie, was sie dabei erlebt haben und wie die Zeit ihnen geholfen hat, die richtige Haltung gegenüber sich selbst, der Branche, den Kunden und ihrer Leidenschaft zu finden.
Wir haben uns unterhalten über den Wert von Schönheit, leere Wände, Ängste, Fairness im Umgang miteinander, Magie, Gefühle, Leidenschaft, Haltung und – ja – auch Weihnachtsmärkte.
Schönster Moment des Gesprächs: Wenn die beiden ausrufen „Fürchtet Euch nicht!“.
Wir haben uns unterhalten über Sprachmonster und Informationsabladeplätze, Folien als Sehtest, den Seriositätsvorhang, der den Weg zur Professionalität gerade nicht freigibt und den man deshalb lieber nicht durchschreitet, außerdem über lange Leinen, Angst vor Fehlern, eine Alternative dazu, nämlich Mut zum Risiko, und über die Chancen, die mehr Menschlichkeit in Vorträgen bieten.
Wir haben uns unterhalten über Duschen im Wohnzimmer, die „User Experience“ bei Präsentationen, Momente, in denen man sagt: „Boah, die verstehen mich!“, warum Nike kein Schuhverkäufer ist, wie man als UX Designer eine Präsentation optimieren würde, Jägerlatein und wie der Hase läuft, warum man sein Gehirn nicht an der Garderobe abgeben sollte, und darüber, wieviel Menschlichkeit ein Unternehmen wie Spotify braucht, damit die Hörer schöne Songs hören statt bloß nach schönen Songs zu suchen.
Wir haben uns darüber unterhalten, wie Facebook, Instagram und YouTube die Präsentationswelt beeinflussen, warum die Zuhörer heute vorformulierte Entscheidungen erwarten und weder Geduld noch Zeit zum Selberdenken und Selber-in-ein-Thema-vertiefen haben, warum deshalb Vertrauen in den Redner immer wichtiger wird, warum Prezi fernsehmäßiger als PowerPoint wirkt, ob PowerPoint oder Prezi überzeugender sind und … ach, am besten hören Sie selbst rein …
Wir müssen reden. Über Kommunikation. Denn es ist Zeit für die 2. Staffel von Let’s Talk.
Ich habe wieder spannende Gespräche mit interessanten Persönlichkeiten aus der Kommunikations- und Designwelt geführt und wieder sind dabei manche verrückte Idee, kontroverse Diskussionen, viel Meinung und noch mehr Neugier zu allem rund um das Thema Kommunikation herausgekommen: von der Vorbereitung bis zum Auftritt, von Text bis Design, von Comedy bis Drama und von Kunst bis Kommerz.
Wir haben uns unterhalten über leidenschaftliche Gründer und über Designer, die vor lauter Bild den Text nicht sehen, über verzaubernde Schüchterne, die etwas zu sagen haben, über Museumsführer, die mich durch ihre Gedanken führen, über Vorträge, die einen verführen, und Vortragende, in die man sich verliebt … und natürlich über diese wichtige Regel: „Mach’ ma’n Satz draus, Alter!“
Wenn es um Präsentationen mit Stories und großen Bildern geht, sind immer noch viele Menschen in Unternehmen, Behörden, Forschung und Entwicklung schnell mit diesem Urteil. Zu wenig Substanz, zu viel Gelaber, komm zum Punkt.
Wie kann das sein? Steht nicht in allen Präsentationsblogs, wie wichtig Storytelling ist und wie kraftvoll emotionale Bilder sind? Haben diese Meckerer es also einfach nicht verstanden? Leben sie noch im vorigen Jahrhundert, als man noch mit verkopften Präsentationen und überladenen Folien beeindrucken konnte? Werden schon sehen, wohin sie ihr Unternehmen mit dieser Präsentationskultur manövrieren, wenn links und rechts die Wettbewerber mit plakativeren Präsentationen an ihnen vorbei ziehen und die Menschen berühren.
Oder ist es gerade umgekehrt und wir Marketingleute haben nichts verstanden? Romantisieren über Emotionen, wo Wirtschaft und Wissenschaft von Zahlen und Fakten getrieben sind? Ist am Ende gar das, was vielleicht für Endkunden gilt, überhaupt nicht auf Kommunikation in und zwischen Unternehmen anwendbar? Business ist Business und da regiert der Kopf.
Ich glaube nicht. Aber ich glaube auch, dass der Ruf von Stories, Bildern, Zitaten, also allem, was dazu dient, die Präsentation „emotional aufzuladen“ zurecht so schlecht ist, wie er ist. Oft ist nämlich all das bloß aufgesetzt, über den Inhalt gestülpt als Deko, um „mehr Würze“ in eine Präsentation zu bringen, die sonst nicht schmecken würde.
Schon die Formulierung „emotional aufladen“ entsteht aber aus einem Missverständnis, genauso wie „Da muss noch mehr Würze rein“ oder „Wir brauchen noch einen Wow-Effekt“. Man kann nicht Würze zu einer Präsentation geben, wenn man mit Präsentieren bloß das Servieren meint, das Auftischen, nachdem die Suppe schon gekocht ist. Das Auge isst mit, ja, aber eine fade Suppe schmeckt trotzdem fad.
Wer mit seiner Präsentation Emotionen ansprechen möchte, der muss beim Kochen ansetzen. Der muss sich fragen, worin die Würze des Themas besteht.
Emotionalität entsteht, wenn ein Zuhörer erkennt, in welcher Weise er betroffen ist und warum gerade er gemeint ist. Ist er es nicht, hilft es auch nicht, dass es eine Story war, bei der er nicht gemeint war. Wenn ich eine schicke Illustration deswegen gestalte oder eine nette Anekdote deswegen erzähle, damit’s „nicht so langweilig“ wird, ist was faul.
Die Zuhörer sind zu recht sauer, wenn sie mir ihre Zeit schenken, weil sie mir Antworten zutrauen, die sie weiter bringen, und ich sie dann mit irgendeinem nett aussehenden Bild für dumm verkaufe. Als ob die das nicht durchschauen. Wer nur hübsch anrichtet, weil sonst auffällt, dass das Essen zu fad schmeckt, der wird von intelligenten Zuhörern durchschaut und hat ihr Misstrauen verdient.
Ich fahre immer besser, wenn ich das Publikum nicht für dämlich halte. Es ist respektlos zu glauben, man bräuchte nur ein bisschen Wow, um die Zuhörer im Sack zu haben. Substanz zählt tatsächlich. Gelaber nervt tatsächlich, auch wenn es in Stories und Bilder verpackt ist. Wenn sie Substanz haben und relevant sind, dann funktionieren Stories und Bilder. Sonst nicht.
Es geht gerade nicht darum, ein langweiliges Thema „emotional aufzuladen“. Es geht darum, sich ein emotionales Thema zu erarbeiten und dann akribisch herauszuschälen, worin genau die Emotionalität des Themas für die Zuhörer besteht. Warum glaube ich, dass die Zeit meiner Zuhörer gut investiert ist, wenn sie mir zuhören? Welches Aha-Erlebnis werden sie haben?
Wenn es um das Aha statt um das Wow geht, dann geht es automatisch um Geschichten. Dann ist die Präsentation die Story und die Zuhörer sind ihre Helden. Und sie werden nicht meckern, sondern die Story mögen, weil es ihre Story ist.