SEARCH

Search

Explore

Blog
Podcast
Free Live Event
Self-Assessment
Manifesto
Book

Work with me

Connect

SUBSCRIBE

Search
Close this search box.

Bücher lesen

Ich habe noch nie besonders viele Bücher gelesen. Weil ich für viele Bücher sehr lange brauche, um sie zu lesen.

Das liegt nicht daran, dass ich langsam lese. Ich lese sogar recht schnell. Sondern daran, dass ich so schnell abschweife. Assoziiere. Vergleiche. Ein Satz bringt mich auf eine Idee, die verfolgt werden will. Ein anderer erinnert mich an eine ähnliche Situation. Auf einer Seite begreife ich etwas, auf einer anderen widerspreche ich vehement – und begreife auch dabei etwas. Das braucht alles Zeit. Und ich vermisse etwas, wenn das nicht passiert. Deshalb versuche ich, meine Bücher mit Bedacht auszuwählen. Ich versuche, solche Bücher zu lesen, über die sich das Nachdenken lohnt und tue das dann auch ausführlich.

Im letzten Jahr bin ich – auch aus diesem Grund – wieder zu gedruckten Büchern zurückgekehrt, nachdem ich in 2015 fast ausschließlich auf dem Kindle gelesen habe. E-books schienen mir erst sehr begehrenswert und vorteilhaft für meine Art des Lesens: Ich habe sie immer dabei (notfalls auf meinem iPhone). Markierte Stellen sind nachher elektronisch durchsuchbar und daher leicht wieder zu finden. Ich kann markierte Stellen effizient durchschauen, sie kopieren und weiterverarbeiten.

Allerdings hatte ich das nicht zu Ende gedacht. Wichtiger als das, was ich mit den markierten Stellen nachher mache, ist nämlich das, was ich im Augenblick des Lesens tue. Denn ich markiere in gedruckten Büchern nicht bloß. Ich unterstreiche, kreise ein, streiche durch, unterstreiche doppelt und dreifach, setze Ausrufezeichen, verbinde mit Pfeilen, schreibe am Rand usw.

Das intensiviert das Arbeiten und erleichtert gleichzeitig die Erinnerung. Ich erinnere mich an Stellen, weil ich sie so oder so markiert habe. Mein Gedächtnis hat dadurch mehr Kontext beim Erinnern. Es erinnert sich an die Haptik, das Aussehen, das Gewicht, die ungefähre Stelle im Buch, die Art der Markierung. Gedruckte Bücher unterstützen meine Art des Nachdenkens mit und über ein Buch anscheinend noch viel besser.

Möglicherweise sehe ich das irgendwann wieder anders. Im Augenblick aber lese ich lieber gedruckte Bücher.

In den folgenden Tagen möchte ich ein paar Bücher vorstellen, die mich in 2016 besonders beschäftigt haben.

Nur zwei Bücher aus der Liste stammen auch aus 2016. Neuheit war für mich noch nie ausschlaggebend für mein Interesse an einem Buch.

Nur ein Buch ist auf Deutsch. Ich habe zwar mehr gelesen, aber hängen geblieben ist nur eines. Das ist schade. Ich würde mir mehr wünschen (und freue mich über Empfehlungen).

Interessante Bücher, die ich in 2015 gelesen habe – V. Die Macht der Gewohnheit

Die Macht der Gewohnheit: Warum wir tun, was wir tun.

Von Charles Duhigg

Die fünfte und letzte Buchempfehlung in dieser Reihe. In „Die Macht der Gewohnheit“ (im amerikanischen Original „The Power of Habit“) erklärt Charles Duhigg warum wir so handeln wie wir handeln und warum es so schwer ist, unser gelerntes Verhalten zu ändern. Im Zentrum des Buches steht diese Erkenntnis:

When a habit emerges, the brain stops fully participating in decision making.

Sie ist Ausgangspunkt vieler Missverständnisse im Alltag. Multitasking zum Beispiel. Niemand kann zwei Dinge gleichzeitig aufmerksam tun. Und doch argumentieren manche, sie könnten Multitasking, z.B. kochen und sich gleichzeitig unterhalten. Was sie dabei nicht berücksichtigen: sie tun höchstens eine dieser Aktivitäten aufmerksam, bei der anderen läuft das Gehirn auf Autopilot. Wer oft Spaghetti mit Tomatensoße kocht, der muss bald nicht mehr bewusst darüber nachdenken, weil das Gehirn die gelernten Handgriffe automatisiert hat. Er kann sich also währenddessen aufmerksam unterhalten. Multitasking können wir dann, wenn eine der Aufgaben automatisch abläuft. Dass das möglich ist, dafür sorgen Gewohnheiten.

Doch wie entstehen Gewohnheiten? Jede Gewohnheit besteht laut Duhigg aus drei Phasen:

This process within our brains is a three-step loop. First, there is a cue, a trigger that tells your brain to go into automatic mode and which habit to use. Then there is the routine, which can be physical or mental or emotional. Finally, there is a reward, which helps your brain figure out if this particular loop is worth remembering for the future.

Auslöser, Routine und Belohnung, diese drei Phasen benötigt das Gehirn, um eine Gewohnheit zu etablieren. Das ist natürlich auch bei Ihrem Publikum so. Wenn es in den Vortragsraum kommt und Ihre Agendafolie sieht, ist das der Auslöser: Ah, PowerPoint-Vortrag. Also schaltet es in den Automatikmodus, die Routine, was immer es auch dann tut, z.B. Abschalten oder Facebook checken oder Mails beantworten. Und am Ende gibt es die Belohnung: Drei Mails weniger statt Zeit mit der langweiligen Präse vergeudet.

Oder Sie selbst. Sie müssen nächste Woche einen Vortrag halten (Auslöser). Also starten Sie PowerPoint, suchen sich Folien aus alten Vorträgen zusammen, sammeln Bullet Points auf ein paar neuen Folien und was nicht passt, wird passend gemacht (Routine). Die Belohnung: Rechtzeitig vor dem Vortrag 30 Folien geschafft.

Wie man da heraus kommt, erkennt man sofort, wenn man den Gewohnheitsmechanismus à la Duhigg verstanden hat. Fehlt z.B. der Trigger, startet auch der Automatikmodus gar nicht erst. Wenn Sie Ihren Vortrag überraschend anders beginnen, fällt das Publikum gar nicht erst in die schlechten PowerPoint-Zuhör-Gewohnheiten. Doch es gibt einen Haken:

The golden rule of habit change: You can’t extinguish a bad habit, you can only change it.

Mit anderen Worten: Wer sich einmal etwas angewöhnt hat, der wird es so schnell nicht mehr los. Das ist der Grund, warum Sie nicht von der Schokolade lassen können, warum Sie abends immer noch den Fernseher anschalten, obwohl Sie über das Programm schimpfen, und warum Sie doch immer wieder zuerst PowerPoint starten, obwohl Sie schon lange wissen, dass das für die Vortragsvorbereitung kontraproduktiv ist.

Ist der Trigger einmal gesetzt, möchte das Gehirn den Automatikmodus anschalten. Deswegen ist es so schwer, Verhalten zu ändern, selbst wenn Sie es wollen. Die alten Gewohnheiten sind da. Sie werden sie nicht mehr los. Sie können sie nur durch neue Gewohnheiten überdecken – Sie essen etwas anderes (leckereres) als Schokolade – oder verhindern, dass die Gewohnheit aktiviert wird – Sie kaufen erst gar keine Schokolade mehr (dazu müssen Sie allerdings erst einmal den gewohnheitsmäßigen Griff ins Schokoladenregal im Supermarkt überwinden).

Die Macht der Gewohnheit“ ist kein Ratgeber, sondern ein (populärwissenschaftliches) Sachbuch, unterhaltsam geschrieben, informativ und fundiert recherchiert. Danach sieht man vieles klarer. Nicht nur, wie man sich schlechte Gewohnheiten ab-, sondern auch, wie man sich nützliche Routinen angewöhnt.

Pitch Anything – Interessante Bücher, die ich in 2015 gelesen habe, Teil 4

Pitch Anything – An Innovative Method for Presenting, Persuading, and Winning the Deal

von Oren Klaff

Pitching is one of those business skills that depends heavily on the method you use and not how hard you try.

Pitch Anything kommt großkotzig daher. Denn natürlich glaubt der Autor, Oren Klaff, dass er die richtige Methode kennt, um jeden Pitch zu gewinnen. Und diese Methode klingt an vielen Stellen für deutsche Ohren — sagen wir mal — „unhöflich“. Pitch Anything lohnt sich trotzdem. Oder gerade deswegen.

Auch wenn es durch den Untertitel so scheint, als gehe es in dem Buch um Präsentationsmethoden und Storytelling, ist es tatsächlich ein Buch über Status und Selbstbewusstsein. Klaffs These ist, dass es in einem Pitch darauf ankommt, wer das Gespräch kontrolliert und welche der beiden Parteien der „Hauptgewinn“ ist. Wer sich rechtfertigt, macht sich angreifbar. Wer um den Auftrag buhlt, macht sich schwach. Wer sich auf all’ die kleinen „Businessspielchen“ vor, während und nach einem Meeting einlässt, hat eigentlich schon verloren:

You don’t earn status by being polite, by obeying the established power rituals of business, or buy engaging in friendly small talk before a meeting starts. What these behaviors might earn you is a reputation for being „nice“. They do nothing for your social position — except reduce it.

Aber lassen Sie sich nicht von dem großspurigen Ton Oren Klaffs täuschen. Die Tipps sind fundiert, pragmatisch und überzeugend. Er hat einen glasklaren Blick auf die Mechanismen, die zu einer Entscheidung führen. Er legt schonungslos offen, warum so viele Pitches scheitern. Und er hat Lösungen parat, die funktionieren – zumindest wenn man sie kritisch liest (manche wissenschaftliche Erkenntnis wird zu stark vereinfacht) und auf seine eigene Situation anpasst. Besonders wertvoll sind die über das Buch verstreuten Ansätze, um sich in sein Gegenüber hineinzuversetzen.

It doesn’t matter how much information you give, a lot or a little, but instead how good your theory of mind is. In other words, it’s important how well you can tune your information to the other person’s mind.

Interessante Bücher, die ich in 2015 gelesen habe – III. The Story Grid

The Story Grid, What Good Editors Know

von Shawn Coyne

You must know what your reader is expecting before you can possibly satisfy her. And yes, if you are writing a Story, you must think of your audience. A Story means nothing if it is not experienced.

Shawn Coynes Beruf ist es, Bücher zu Bestsellern zu machen. In seinem großartigen Buch „The Story Grid“ verrät er, nach welchen Kriterien er dabei vorgeht, wie er ein Buch bewertet und verbessert. Sie ahnen, dass das erheblich über die Heldenreisen-Folklore hinaus geht, die inzwischen fast schon Allgemeinbildung geworden ist.

Coyne meint es ernst. Das Buch ist unterhaltsam und gespickt mit Stammtischwissen, doch am meisten werden die profitieren, die ernsthaft ihre Stories verbessern möchten. Es ist keine Strandlektüre, sondern ein Fachbuch für Menschen, die es ebenso ernst meinen mit ihren Stories und verstehen möchten, warum manche Stories ein Millionenpublikum fesseln und manche (die eigenen?) gähnend langweilig sind. Coyne scheut sich nicht, in die Tiefe zu gehen.

Das bedeutet allerdings nicht, dass sich das Buch nur für Romanautoren lohnt. Im Gegenteil. Denn Coyne hat natürlich recht, wenn er schreibt:

If you have no sense of Story when making a documentary, you are in deep trouble.

Klar ist seine Methode auf Romane und Kurzgeschichten zugeschnitten, aber sie funktioniert gleichfalls für Sachthemen, Dokumentationen oder eben Präsentationen. Auch dort weckt man die Neugier des Publikums mit einem „Inciting Incident“, einer unerwarteten Erkenntnis und führt das Publikum unerbittlich bis zum Point of no Return, dem Punkt an dem das Publikum vor der Entscheidung steht, weiter zu machen wie bisher oder den Ideen aus dem Vortrag zu folgen. Jede Story, auch Ihre Präsentation, profitiert davon, wenn sich das Publikum als Held der Story identifiziert und die inneren Konflikte und Zwiespalte nachvollziehen kann, die zu einer Entscheidung führen.

Warum dieses Prinzip funktioniert? Weil wir darauf gepolt sind, uns in andere Menschen hineinzudenken, so wie eben in die Helden guter Stories:

There is nothing more powerful in a Story than having a lead character desperately pursuing something. The reader or viewer cannot help but attach himself to that character because he has objects of desire too. If the lead character in a Story gets what he wants, our brains are wired to believe that we can too.

Story Grid ist zugleich ein sehr theoretisches wie sehr praktisches Buch. Nicht jeder wird sich durchwühlen wollen, aber wer es tut, findet darin eine praktisch sehr gut anwendbare Methode, mit der er seine Story, ob fiktional oder nicht, auf Herz und Nieren prüfen und verbessern kann.

Für mich das interessanteste Buch 2015.

Interessante Bücher, die ich in 2015 gelesen habe – II. Meaningful

Meaningful, The Story of Ideas that Fly

von Bernadette Jiwa

No business thrives unless it creates a difference for people who are willing to exchange money, time or loyalty for the value that difference brings to their lives.

Wie kann man heute als Unternehmen Kunden für sein Produkt begeistern? Bernadette Jiwa meint in ihrem Buch Meaningful, dass das bald nur noch durch Produkte geht, die den Kunden etwas bedeuten. Was meint sie damit?

Der klassische Marketingweg funktioniert heute weniger als je zuvor. Nur noch die ganz großen Unternehmen (und eigentlich selbst die immer weniger) können heute noch Massen von Kunden allein durch Werbung bewegen, ihre Produkte zu kaufen. Früher war das ein üblicher Weg: Man entwickelte seine Produkte nach bestem Wissen und Gewissen und warf anschließend einen großen Haufen Geld in Form von Werbung auf das Problem, genügend Menschen für das Produkt zu begeistern.

For several decades, while giant corporations dominated the business landscape and monopolies reigned, customers were treated like a homogenous group to be talked at and sold to.

Dieser Weg wird immer schwieriger. Einfacher hat es nach Jiwas Meinung derjenige, der genau anders herum denkt. Nicht die Kunden für die Produkte begeistern, sondern Produkte entwickeln, die die Kunden begeistern, weil diese Produkte das Leben dieser Kunden auf sinnvolle Weise verbessern. Statt Geschichten zu erfinden, die den Kunden die Produkte schmackhaft machen (das genügt nicht, liebe Möchtegern-Content-Marketer), sollten Unternehmen lieber Produkte entwickeln, die zu den Geschichten passen, die sich die Kunden selbst erzählen.

The best products and services in the world don’t simply invite people to say ‘this is awesome’; they remind people how great they themselves are.

Für viele ist das ein angsteinflößender Weg. Bedeutet er doch, dass man Prioritäten setzen muss. Dass „gut“ nicht reicht, sondern „sinnvoll“. Dass man ein tiefes Verständnis dafür braucht, wer die Kunden eigentlich sind. Wer wollen sie sein? Was ist ihnen wichtig? Woran glauben sie? Wonach streben sie? Was behindert sie? Das gelingt erst, wenn einem die Bedürfnisse der Menschen echt am Herzen liegen.

Ja, ich glaube, Jiwa hat recht, dass dieser Weg alternativlos ist.

Interessante Bücher, die ich in 2015 gelesen habe – I. Moments of Impact

Die letzte Buchempfehlung in diesem Blog ist lange her. Der Jahreswechsel ist eine gute Gelegenheit, das zu ändern. Den Anfang macht:

Moments of Impact – How to Design Strategic Conversations that Accelerate Change

von Chris Ertel und Lisa Kay Solomon

When was the last time you can recall a linear-agenda, slideshow-driven meeting that drove real progress against a tough adaptive challenge?

Ja, die meisten Meetings sind Zeitverschwendung. Aber es gibt sie, die wichtigen Themen, die man von Angesicht zu Angesicht besprechen muss, für die man sich mehrere Tage zurückziehen muss, um die Situation aus allen Blickwinkeln zu verstehen und von denen vielleicht sogar der zukünftige Erfolg der Abteilung oder des Unternehmens abhängt.

Um solche strategischen Meetings geht es in Moments of Impact. Chris Ertel und Lisa Kay Solomon zeigen, wie man sie so gestaltet, dass am Ende tatsächlich wichtige Einsichten und fundierte Entscheidungen stehen. Wie formuliert man die Zielsetzung so, dass man das Ziel auch wirklich erreicht? Was kommt auf die Agenda? Wen lädt man ein? Wie geht man mit firmenpolitischen Befindlichkeiten um? Wie schafft man die richtige Atmosphäre? Wie sorgt man dafür, dass die Ergebnisse am Ende nicht in der Schublade verrotten?

Klingt banal, aber wer schon einmal in einem ineffektiven Meeting voller Bla-Bla-PowerPoint-Präsentationen gesessen hat, versteht sofort, warum dieses Buch wichtig ist. Es ist voll von klugen Erkenntnissen und sinnvollen Ratschlägen, die einen zielführenden Dialog ermöglichen. Natürlich sind viele Ratschläge – Sie ahnen es – auch für „normale“ Meetings anwendbar und auch so manche Präsentation würde profitieren, nähme sich der Vortragende die Erkenntnisse der beiden Autoren, die offensichtlich etwas von ihrem Fach verstehen, zu Herzen.

Die richtigen Fragen

Computers are uselss. They can only give you answers. – Pablo Picasso

Zum Glück gibt es kreative Menschen wie den Illustrator Stefan Bucher, der nicht nur überhaupt Fragen, sondern die richtigen Fragen stellt – und das noch in einer wunderbaren Aufmachung.

In Form von Flussdiagrammen stellen Bucher und 38 Menschen, deren Werke er selbst bewundert, Fragen, die Sie weiterbringen – als Kreativer, der etwas erreichen möchte.

Stefan Bucher: 344 Questions

344 Questions liefert keine einfachen Antworten, schon gar kein Patentrezept, sondern bietet im Gegenteil Ihnen die Möglichkeit, genau die Antworten zu finden, die für Sie passen. Stefan Bucher bringt diesen Mangel vieler sogenannter Selbsthilfebücher auf den Punkt:

What can I tell you that isn’t just a good guess at what might be helpful to you? The border between „universal“ und „generic“ is not always clearly defined.

Einen Nachteil hat das Ganze: Wenn Sie das Buch und seine Fragen ernst nehmen, müssen Sie sich irgendwann dazu überwinden, hineinzuschreiben.

Ausschnitt aus Stefan Bücher – 344 Questions: Where are you now?

Ausschnitt aus Stefan Bücher – 344 Questions: Do you need inspiration?

Ausschnitt aus Stefan Buchers Buch: 344 Questions

Weitere Buchempfehlungen

Bekenntnisse eines Redners
Design für Nicht-Designer
Was bleibt
Alle Buchempfehlungen

Buchempfehlung: Bekenntnisse eines Redners

Scott Berkun: Bekenntnisse eines Redners

“Bekenntnisse eines Redners” ist anders. Es ist kein trockenes Lehrbuch über Methoden und Theorien für bessere Präsentationen. Bekenntnisse eines Redners ist der Rückblick des Bestsellerautors Scott Berkun auf viele öffentliche Vorträge und dabei vor allem eines: unterhaltsam.

Das liegt nicht zuletzt an der forschen Art, mit der Berkun dieses Thema angeht. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, scheut sich auch vor Selbstironie nicht und bringt viele Mythen und Weisheiten durch scharfe Beobachtung und klare Worte auf den Boden der Tatsachen.

Weil er das oft treffend auf den Punkt bringt, spare ich mir viele weitere Worte und lasse den Autor selbst zu Wort kommen. Diese vier Tipps fand ich besonders einprägsam.

Sie brauchen eine Meinung

“Die Fehler, die Sie machen, bevor Sie Ihr erstes Wort sagen, sind von größerer Bedeutung. Dazu zählen solche Fehler, wie keine interessante Meinung zu vertreten, nicht klar über die eigenen Argumente nachzudenken und nicht über die Möglichkeiten zu reflektieren, diese Argumente Ihrem Publikum zu vermitteln.”

“Aus einer schwachen Position heraus hört sich Ihre Rede vielleicht so an: ’Hier ist das ganze Wissen, das ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit unterbringen kann, doch weil ich nicht weiß was Sie interessiert oder was ich sagen würde, wenn ich weniger Zeit hätte, folgt jetzt ein halb garer, schwer nachvollziehbarer und schwer zu präsentierender Haufen Schrott.’”

Jeder kann präsentieren

“Solange Sie sich über eine Stunde mit Ihrer Mutter am Telefon unterhalten können oder sich die ganze Nacht mit Ihrem Freund streiten, ist Ihnen in groben Zügen klar, was man zur Kommunikation benötigt. Und Sie wissen bereits, wie man etwas darbietet. Sie wissen, wie man Ärger, Angst, Leidenschaft, Freude oder Verwirrung ausdrückt.”

Üben, üben, üben

“Wenn Sie zu faul zum Üben sind, müssen Sie damit rechnen, dass das Publikum zu faul ist, Ihnen zu folgen.”

Nutzen Sie Folien sinnvoll

“Selbst viele schlaue Menschen, die an einem Vortrag arbeiten, lassen sich so sehr von Stilfragen ablenken, dass sie das Wesentliche aus den Augen verlieren.”

“Hässliche überladene Folien sind üblich, trotz der wenigen Informationen, die sie vermitteln. Und gleichzeitig lenken sie die Redner von ihren eigentlichen Aussagen ab. … Solange Folien nicht die einfachste und klarste Möglichkeit sind, Ihre Punkte zu verdeutlichen …, sollten Sie weniger verwenden. Wenn eine Requisite Ihren Standpunkt nicht unterstützt, verschwenden Sie die Zeit des Publikums.”

Fazit

Wie gesagt, Bekenntnisse eines Redners ist kein Buch, dass Sie an die Hand nimmt und Schritt für Schritt zur perfekten Präsentation anleitet. Es ist eher ein Buch, dass Sie motivieren soll, Ihnen vielleicht auch ein wenig die Augen öffnen soll, damit Sie sich trauen, manches richtig zu machen, was viele falsch machen.

Sicher, ein paar Schwächen hat das Buch. Hier und da wird es schon mal ein bisschen dünn, die Tipps zur Strukturierung einer Rede sind eher oberflächlich und manchmal hätte man sich konkretere Tipps gewünscht.

Aber das wird locker aufgewogen durch die frische Art des Autors. Die ist übrigens noch ein bisschen überzeugender in der amerikanischen Originalausgabe. Ich habe es gerne gelesen.

Links zu dem Artikel
Kapitel 2 zum Probelesen beim O’Reilly-Verlag
Umfangreichere Leseprobe bei Google Books
Homepage von Scott Berkun
Vorträge von Scott Berkun

[Das Buch wurde mir vom O’Reilly-Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.]

Drei Buchempfehlungen für den inneren Schweinehund

“Sie haben recht, aber…” ist wahrscheinlich der häufigste Satz, den ich in Gesprächen über das Thema Präsentieren höre. Es folgt eine Kette austauschbarer Entschuldigungen: “unser Chef will das so”, “wir haben keine Zeit, ein Handout zu machen”, “das erwarten unsere Kunden so”, “das haben wir immer so gemacht”, …

Mein Gesprächspartner hat gerade seinen Elefanten beruhigt. Der Elefant ist in Chip und Dan Heaths hervorragendem neuen Buch Switch so etwas wie der sprichwörtliche innere Schweinehund. Und der mag keine Veränderungen, denn die bedeuten Ungewissheit, eventuell Rückschläge, vielleicht sogar Fehlschläge. Also vermeidet er sie lieber und sucht nach Ausreden, die ihn auf seinem bisherigen, (vermeintlich) sicheren Weg bestätigen.

Buchcover zu Chip & Dan Heath: Switch

In Switch entwickeln die Heath-Brüder drei Prinzipien, die Veränderungen in praktisch allen Lebenslagen unterstützen. Die Prinzipien lauten (frei übersetzt): 1. Verhindern Sie ausgiebiges Grübeln, 2. Beruhigen Sie den Elefanten und 3. Schalten Sie Störfaktoren in der Umwelt aus. Wie auch schon in ihrem ersten Buch Made to Stick leiten die Autoren zu jedem dieser drei Prinzipien aus unzähligen Geschichten und wissenschaftlichen Studien allgemeine Strategien ab, mit denen Menschen in unterschiedlichsten Situationen erfolgreich Veränderungen gegen allerlei Widrigkeiten umgesetzt haben.

Buchcover zu Seth Godin: Linchpin

Eine etwas andere Perspektive auf den inneren Schweinehund liefert das ebenfalls empfehlenswerte Buch Linchpin von Seth Godin. Auch er begründet, warum der innere Schweinehund Risiken scheut und auf möglichst ungefährlichen Pfaden durch das Leben gehen möchte (Godin bemüht hierfür den Vergleich mit dem Reptiliengehirn). Linchpin argumentiert sehr eindrucksvoll, warum diese “Sicherheits”-Strategie, die auf Anpassung zielt, in traditionellen Karrierevorstellungen zwar ganz gut funktioniert hat, heute jedoch zum Scheitern verurteilt ist. Als einzigen Ausweg sieht Godin, sich unersetzlich zu machen, indem man Risiken auf sich nimmt, wo andere kneifen, und sich selbst als Künstler zu begreifen, der auch in seiner täglichen Arbeit immer wieder Erwartungen übertrifft.

Buchcover zu Dan Pink: Drive

Wer jetzt immer noch Platz im Bücherregal hat, dem empfehle ich auch das Buch Drive von Dan Pink, in dem er die gängigen Motivationsmittel (Zuckerbrot und Peitsche) hinterfragt und stattdessen für eine Stärkung der Eigenmotivation plädiert. Er belegt das anhand zahlreicher psychologischer Experimente, die zeigen, dass klassische Anreizsysteme (“Wenn du das Problem schneller löst, dann bekommst du eine Belohnung”) oft sogar kontraproduktiv sind. Einen Vorgeschmack auf das Buch gab Pink in seinem Vortrag auf der letztjährigen TEDGlobal-Konferenz, den ich vor einiger Zeit hier besprochen habe.

Alle drei Bücher sind übrigens auch hervorragende Beispiele dafür, wie Geschichten dabei helfen, abstrakte Ideen anschaulich zu machen, damit man sie als Leser (oder Zuhörer) besser in seinen Alltag übersetzen kann. Die Stile könnten jedoch unterschiedlicher nicht sein: während die Heath-Brüder einen ganz stringenten roten Faden spinnen, der ganz streng ihren eigenen Empfehlungen aus Made to Stick folgt, schreibt Godin sehr schlaglichtartig. Fast wirkt es, als lese man gerade mehrere Artikel in seinem (ebenfalls lesenswerten) Blog. Erst am Ende fügt sich hier alles zu einem Gesamtbild zusammen.

Vielleicht gibt Ihnen eines dieser Bücher ja auch den letzten Ruck, um bei Ihrer nächsten Präsentation noch mutiger zu sein.

Links zu diesem Artikel
Das erste Kapitel von Switch zum Probelesen
Squidoo-Seite zu Linchpin mit zahlreichen weiteren Links

Empfehlung: Presentation Zen Design

Buchcover

Als Garr Reynolds vor gut vier Jahren seinen Blog Presentation Zen startete, trat er damit eine regelrechte Lawine los. In einer Zeit, in der man PowerPoint-Schlachten mit Textwüsten und gelangweilten Vortragenden einfach langsam satt hatte, schrieb er über einen grundsätzlich anderen Zugang zum Präsentieren, inspiriert durch seine Begegnung mit dem japanischen Zen: Weniger statt Mehr, Natürlichkeit statt Blendwerk. Auch dieser Blog wäre wahrscheinlich ohne die Inspiration durch Reynolds nicht entstanden.

Sein erstes Buch “Presentation Zen” bildet mittlerweile, im Duett mit Nancy Duartes slide:ology, das Standardwerk für PowerPoint-Präsentationen (im Bereich Rhetorik und Körpersprache sind sicher andere zu nennen, z.B. Nick Morgan). Reynolds bemühte sich damals vor allem darum, das Bewusstsein für seine Art der Präsentation zu wecken, die mit eingefahrenen Strukturen bricht, indem sie auf überflüssigen Schnick-Schnack verzichtet und stattdessen mit glasklarer Kommunikation und schlichtem Design überzeugt. Viele Leser haben jedoch konkretere Anleitungen vermisst, mit denen Sie selbst solche Präsenationen erstellen können. Das holt Reynolds mit seinem zweiten Buch Presentation Zen Design jetzt nach – und wie!

Hatte ich damals Presenation Zen schon bedingungslos empfohlen, so gilt das nun umso mehr für dieses zweite Buch. Mit unzähligen Vorher-Nachher-Beispielen erklärt Reynolds grundlegendes Designerwissen zum sinnvollen Umgang mit Schriften, Farben, Bildern und Diagrammen. Dabei verliert er sich nicht in theoretischen Tiefen, sondern bleibt immer pragmatisch mit ganz konkreten Tipps für die Foliengestaltung. Im zweiten Teil des Buches wendet er die vier Bausteine des ersten Teils auf drei grundlegende Designprinzipien an und zeigt, wiederum mit vielen Vorher-Nachher-Beispielen, wie Folien dadurch klarer und ansprechender werden. Wie schon im ersten Buch rundet eine umfassende Reihe beispielhafter Präsentationen das Buch ab. Hier findet man noch einmal viele, viele Inspirationen für eigene Folien.

Ich kann mich nur wiederholen: Presentation Zen Design empfehle ich unbedingt. Es ist inhaltlich eine gelungene Darstellung der wichtigsten Designthemen, die Sie zur Erstellung beeindruckender Präsentationsfolien benötigen. Gleichzeitig ist es wunderbar anzuschauen und durch seine starke visuelle Prägung ein schönes Beispiel dafür, wie Reynolds selbst das lebt, was er auch predigt. Wichtig bleibt dabei aber immer: Reynolds gibt Empfehlungen und Begründungen, zwängt aber niemanden in ein festes Regelkorsett.

Wer ein vielleicht noch ein bisschen einfacheres Buch für allgemeine Designfragen sucht, dem empfehle ich nach wie vor Robin Williams’ Design & Typografie. Wer jedoch ein fundiertes Designbuch mit zahlreichen ganz konkreten Inspirationen speziell für die eigenen Präsentationen sucht, der findet im Augenblick kein besseres Buch als Presentation Zen Design (noch leider nur auf Englisch, eine deutsche Übersetzung wird aber sicher bald folgen). Update: Bei Peachpit, dem Buchverlag, der das Buch vertreibt, gibt es ein Kapitel zum Probelesen.

Weitere Buchempfehlungen
Chip & Dan Heath: Was bleibt
Nancy Duarte: slide:ology
Dan Roam: Auf der Serviette erklärt
John Medina: Gehirn & Erfolg
Nick Morgan: Give Your Speech – Change the World

Spread the Word

Dr. Michael Gerharz

Dr. Michael Gerharz