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Wo sind die Ideenretter?

Herr P. steht nichtsahnend unter der Dusche, als ihm plötzlich eine großartige Idee für seine nächste Präsentation kommt: knackig, kreativ und auf den Punkt. Dass da noch niemand vor ihm drauf gekommen ist! Im Büro stürzt er sich in die Umsetzung. Er feilt stundenlang an Story und rotem Faden, sucht die richtigen Worte und Bilder, bis er findet: So und nicht anders soll meine nächste Präsentation sein.

Ich fände es aber viel besser, wenn…

Voller Stolz stellt Herr P. seine neue Präsentation dem Kollegen vor. „Ja, gefällt mir gut“, sagt der Kollege. „Aaaaaber… Ich fände es viel besser, wenn…“ Da hat er irgendwie Recht, denkt Herr P., der Kollege arbeitet schließlich schon viel länger an dem Projekt, der muss es ja wissen. Er passt seine Präsentation ein kleines bisschen an.

Dann stellt er die Idee seinem Chef vor. „Ja, gefällt mir gut“, sagt der Chef. „Aaaaaber… Ich fände es viel besser, wenn…“ Da hat er irgendwie Recht, denkt Herr P., und dem Chef kann man außerdem nicht widersprechen. Er passt seine Präsentation noch ein kleines bisschen mehr an.

Sein Chef schickt ihn zur Marketingabteilung. „Ja, gefällt uns gut“, sagen die Marketingmenschen. „Aaaaber… Wir fänden es viel besser, wenn…“ Da haben sie irgendwie Recht, denkt Herr P., man muss sich schließlich an die Unternehmensvorgaben halten. Herr P. passt seine Präsentation erneut an.

Erschöpft vom vielen Anpassen sinkt er schließlich in seinen Bürostuhl. Erst da bemerkt er, dass er jetzt zwar alle Meinungen berücksichtigt hat; von seiner ursprünglichen Idee aber, von seinem Baby, ist dabei irgendwie das meiste auf der Strecke geblieben. Übrig geblieben ist die typische seelenlose Präsentation: überladen, verkopft, klischeehaft.

Bedenkenträger, wappnet euch!

Warum musste Herrn P.s Idee sterben? Ganz einfach: Weil er nicht für sie gekämpft hat. Er hat sie einfach im Stich gelassen; geopfert, um niemandem auf die Füße zu treten. Ob Chefs, Kollegen, Bedenkenträger, eine Idee hat viele natürliche Feinde – besonders, wenn sie gut ist. Da gibt es die „So haben wir das aber noch nie gemacht“-Fraktion, die „Ich kann Ihnen nicht sagen wieso, aber so gefällt mir das nicht“-Sager und die „Das ist doch alles neumodischer Unfug“-Motzer.

Hierarchien hin oder her, eines sollte Ihnen bewusst sein: Niemand wird Ihre Idee beschützen, wenn Sie es nicht selbst tun. Klar, das wird anstrengend. Sie müssen widersprechen, argumentieren und überzeugen. Aber außer Ihnen hat Ihre Idee niemanden auf dieser Welt. Wenn Sie den Glauben an sie verlieren, hat sie keine Überlebenschance. Sie und nur Sie müssen für Ihre Idee kämpfen. Sind Sie bereit?

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Ich sehe was, was du nicht siehst

Überzeugend Präsentieren: Ich sehe was, was du nicht siehstNachmittags, halb drei in Deutschland. Es ist hochsommerlich heiß, die Spaghetti Carbonara liegen noch recht schwer im Magen und die Luft scheint still zu stehen. Denkbar schlechte Voraussetzungen, um aufmerksam zu bleiben. Das scheint auch die Vortragende zu bemerken. Gnädig zieht sie alle Jalousien herunter und knippst das Licht aus. Ihre Stimme aus dem Off lullt mich irgendwie ein, während sie ihre Folien durchklickt. Ich meine, aus den Tiefen des Raums leise Schnarchgeräusche zu hören.

Klappe zu, Zuhörer eingeschlafen

Ich kann Ihnen beileibe nicht mehr sagen, was die Kernaussage dieser Präsentation war oder mich gar an die Rednerin erinnern. Wie auch? Ich musste nicht nur gegen akute Schläfrigkeit ankämpfen, ich habe statt Rednerin auch nur eine Schattengestalt sehen können. Und jemanden, den ich nicht sehen kann, finde ich weder spannend noch überzeugend.

In seinem Buch “The naked presenter” warnt Präsentationsexperte Garr Reynolds eindringlich davor, sich im Dunkeln zu verstecken: “For you to make a connection with an audience, they need to be able to see you. Naked means never hiding in the dark. When the audience can actually see your eye movement and read your facial expressions, they will better understand your message. While it may be tempting to turn the lights off to make the slides look better, maintaining light on the presenter must be the priority.”

Ab ins Rampenlicht

Mit moderner Projektionstechnologie sollte natürliches oder künstliches Licht im Vortragsraum normalerweise kein Problem mehr für die Sichtbarkeit der Folien sein. Wenn es aber zum Beispiel aufgrund der speziellen Gegebenheiten im Raum dennoch notwendig ist abzudunkeln, machen Sie einen Kompromiss und dimmen Sie nur teilweise ab oder kümmern Sie sich darum, dass ein Scheinwerfer auf Sie gerichtet wird. Verschwinden Sie aber nie im Dunkeln.

Wenn Sie etwas wichtiges zu sagen haben, müssen Sie der Star Ihrer Präsentation sein. Nicht Ihre Folien oder ein anderes Hilfsmittel. Nur Sie. Denn wenn Ihre Folien Ihnen die Show stehlen, können Sie auch einen talentierten Affen an das Rednerpult stellen. Oder Ihrem Publikum ein kleines Nickerchen gönnen.

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Interessiert mich nicht die Bohne

Betriebsblindheit ist keine Ausrede Fragen Sie sich lieber: Was interessiert mein Publikum wirklich?

Eigentlich war es eine gescheite Idee: Digitale Fahrpläne in Bus und Bahn, die mir anzeigen, wo ich mich gerade befinde, wie die nächsten Haltestellen heißen und in wievielen Minuten ich dort ankomme. Weniger gescheit war jedoch die Idee, diese Anzeige flott noch zu einer betriebseigenen Werbefläche zu machen. Die Haltestellen werden einige Sekunden angezeigt, dann werden mir ausführlich Imagebilder der Stadtwerke Bonn präsentiert. Informationen, die mich dann, wenn ich dringend herausfinden will, wo ich eigentlich hin muss, herzlich wenig interessieren.

Von uns, für uns

Es zieht sich durch öffentliche Auftritte von Unternehmen, Organisationen oder Behörden gleichermaßen: Das “von uns, für uns”-Phänomen. Dabei steht nicht mehr der Informationsbedarf des Zielpublikums im Mittelpunkt. Nein, diese Medien wurden für den Chef, den Vorstand, die Kollegen oder ganz einfach sich selbst konzipiert.

Es zeigt sich in der überfrachteten Präsentation, in der es eigentlich darum geht, dem Vorgesetzten und den Kollegen mit vielen Worten, Zahlen und Schaubildern zu zeigen: Schaut her, das habe ich alles geschafft! 

Es zeigt sich im Internetauftritt, den Mitarbeiter erstellt haben, die so tief im eigenen Saft schmoren, dass sie nicht merken, dass niemand außer ihnen etwas mit den betriebsinternen Worthülsen anfangen kann. 

Und es zeigt sich in den mobilen Haltestellenanzeigen der Stadtwerke Bonn, in denen unbedingt noch die neue Imagekampagne Platz finden musste – einfach nur, weil es sie gibt und man stolz auf sie ist. Dass sie den Reisenden nicht die Bohne interessiert, bedenkt niemand.

“Von uns, für uns” eben.

Der Fluch des Wissens

Von einem gewissen Maß an Betriebsblindheit kann sich wohl niemand freisprechen, der mit Herzblut bei der Sache ist. Das ist der Fluch unseres eigenen Wissens, von dem wir uns nur schwer lösen können. Was aber an uns ist, ist das stete Bemühen, immer wieder in die Perspektive unseres Publikums zu schlüpfen und uns ganz ehrlich zu fragen “Und warum sollte das hier und jetzt jemanden interessieren?”

Leicht wird das nicht, seien Sie versichert. Es tut weh, erbarmungslos zu kürzen und rauszuschmeißen. Aber einer muss sich eben quälen: Entweder Sie oder Ihr Publikum.

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Glückliche Kühlschränke

Anleitung für glückliche Kühlschränke

Seit letztem Dienstag haben wir ein neues Familienmitglied. Wir haben uns sehr auf ihn gefreut und sind überglücklich, dass er endlich da ist. Bisher verstehen wir uns sehr gut. Er hält unsere Lebensmittel kühl und frisch, summt manchmal glücklich vor sich hin und ist ansonsten ganz zufrieden bei uns.

Woher wir das wissen? Weil unser neuer Mitbewohner mitsamt bebilderter Anleitung bei uns abgeliefert wurde. So wissen wir, was zu tun ist, wenn er seltsame Rasselgeräusche macht und was nicht stimmt, wenn er brummt wie ein Bär. Ob wir uns das alles mit einer 15-Seiten-Anleitung genauso gut gemerkt hätte? Fraglich, denn sie wäre wohl ungelesen in dem verstaubten Kasten bei all den anderen Bedienungsanleitungen gelandet.

Jetzt werd’ aber nicht albern…

Eine Botschaft in gut gemachten Comicbildern ist eindeutig – sie ist klar, einfach und verständlich, egal in welcher Sprache. Ja sicher, sagen Sie jetzt bestimmt, das funktioniert bei Kühlschränken oder Ikea-Möbelanleitungen. Aber meine Botschaft ist sehr ernsthaft und seriös, die kann ich nicht in einen Comic oder eine Animation packen.

Wirklich nicht? Der Bestseller-Autor Daniel H. Pink zeigt, dass das eben doch geht. Sein großartiger Karriereratgeber „Die Abenteuer von Johnny Bunko“ ist ein 160-Seiten Comic. Die durchaus ernsthafte und seriöse Botschaft: „Tu das, was dich bewegt. Darin wirst du großartig sein.“ Es ist über ein Jahr her, dass ich das Buch gelesen habe. Die Botschaft ist mir so präsent, als hätte ich das Buch gerade erst aus der Hand gelegt. Ob das in reiner Prosa ebenso gelungen wäre?

Comics müssen eben nicht immer nur spaßig oder albern sein. Ganz im Gegenteil, sie können auch sehr ernste Themen wirksam vermitteln. Die Entwicklungsinitiative Economics of Land Degradation beispielsweise hat den animierten Clip „The Value of Soil“ zum Thema Landverödung veröffentlicht – eines der größten Probleme für Ernährungssicherung in Entwicklungsländern. Würde ein seitenlanger Bericht die Inhalte genauso eingängig und anschaulich vermitteln wie dieser Film?

Die Botschaft ist wichtiger als das Medium

Über das richtige Medium für eine Botschaft oder eine Zielgruppe lässt sich sicher diskutieren. Fest steht aber: Die Botschaft ist wichtiger als das Medium. Denn Sie wollen erreichen, dass Ihr Publikum sich Ihre Botschaft nach Ihrem Vortrag nicht nur merkt, sondern sie auch noch nach einigen Tage, Wochen oder Monaten präsent hat – egal mit welchem Medium. Wenn Sie Ihre Idee am allerbesten in einer Animation oder einem Comic erklären können, warum sollten Sie sich mit dem zweitbesten Medium zufrieden geben?

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Spannend wird’s erst, wenn ich’s verstehe

Werden Sie anschaulich – und die Spannung steigt. Wie starten Sie das Kopfkino bei Ihrem Publikum?

Die Lage ist ernst. Vor sechzehn Stunden wurde ein Kristall aus einer Testumgebung entwendet. Er befindet sich in diesem Moment in direkter Nähe zum Präsidenten der Vereinigten Staaten. Durch ein akustisches Signal wird er explodieren. „Wieviel Sprengkraft?“ will Agent Morgan wissen. „Ein Kristall auf ein Fußballfeld,“ sagt Agent Grant. Wie gesagt, die Lage ist ernst.

Das ist eine Szene aus einem amerikanischen Actionfilm. Spannend, oder? Jetzt wollen Sie bestimmt wissen, wie es weitergeht. Würden Sie das auch wollen, wenn Agent Grant gesagt hatte: „Der Sprengkörper hat eine Sprengkraft von 2000 mbar.“? Für mich könnte er dann genauso gut sagen: Er hat eine Sprengkraft von 2000 bunten Gummimäusen. Denn die Zahl sagt mir überhaupt nichts. Und was wir uns nicht vorstellen können, fesselt uns nicht. Das ist einer der Gründe, warum wir Actionfilme im Allgemeinen auch spannender als die letzte Präsentation zu den Quartalszahlen.

Erwecken Sie Zahlen und Fakten zum Leben

Klar, nicht immer werden Sie in Ihren Präsentationen über spektakuläre Themen wie Bombenanschläge auf den amerikanischen Präsidenten reden. Das müssen Sie aber gar nicht, um Ihre Zuhörer zu fesseln. Denn auch bei alltäglichen Themen können Sie dafür sorgen, dass bei Ihren Zuhörern ein Kopfkino startet: Indem Sie nüchterne Zahlen und unpersönliche Fakten im wahrsten Sinne des Wortes vor dem inneren Auge Ihres Zuhörers „anschaulich“ machen.

Wenn Sie sagen: In unserem Projekt haben wir so und so viele tausend Bücher für einen wohltätigen Zweck verkauft, wird sich kaum ein Zuhörer am Ende des Vortrags an die genaue Zahl erinnern. Sagen Sie aber: Wir haben soviele Bücher verkauft, dass sie aufeinandergestapelt doppelt so hoch sind wie der Kölner Dom, wird das in vielen Köpfen hängenbleiben.

Wenn Sie sagen: In China lernen immer mehr Menschen Englisch, aktuell sind es so und so viele, reißt das niemanden vom Hocker. Sagen Sie aber: Es gibt mehr Chinesen in China, die Englisch sprechen, als Einwohner in den Vereinigten Staaten, kann sich jeder Zuhörer die Dimensionen der genannten Zahl vorstellen.

Und welches Kopfkino wollen Sie bei Ihren Zuschauern starten?

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Eine Klappe, zu viele Fliegen

Sie versteh‘n nur Bahnhof? Das wird als Handout nicht besser …

Vor einigen Wochen durfte ich an einem internationalen Expertentreffen zum Thema Klimawandel teilnehmen. Wichtige Menschen redeten über wichtige und interessante Themen. Leider verpasste ich eine der Diskussionen und fragte beim Veranstalter an, ob er mir die dokumentierten Ergebnisse der Diskussion zugänglich machen könne. Kein Problem, alle Präsentationen seien schon auf der Webseite verfügbar. Das Ergebnis: Ohne erklärende Worte habe ich die Präsentationen nicht verstanden und Spaß hat es auch nicht gemacht, mich durch hunderte Folien zu klicken.

Schon mal eine Präsentation gelesen?

Schon oft habe ich beobachtet, dass Veranstalter von Konferenzen es für eine kluge Idee halten, die gehaltenen Präsentationen später als Dokumentation der Inhalte zu nutzen. Dabei frage ich mich jedesmal: Was soll das eigentlich? Ist denn noch niemandem aufgefallen, dass kein Mensch Lust hat, eine Präsentation tatsächlich zu „lesen” und zu raten, was wohl die erklärenden Worte gewesen sein könnten?

Wenn ich Folien hingegen problemlos wie ein Textdokument lesen kann, ist beim Vortrag selbst sowieso etwas gründlich schiefgegangen. Denn dann hat sich der Vortragende durch seine eigenen Folien überflüssig gemacht. Er hätte genauso gut hinten im Raum sitzen können und die Präsentation kommentarlos durchlaufen lassen können. Steht ja alles drauf, was wichtig ist.

Zwei sind eine zuviel

Der Versuch mit Powerpoint und Co. sowohl eine perfekte Präsentation als auch ein perfektes Handout gestalten zu wollen, kann nur nach hinten losgehen. Folien sind dafür gedacht, einen mündlichen Vortrag visuell zu unterstützen, genauso wie ein Textverarbeitungsprogramm dafür gemacht ist, einen Fließtext darzustellen. Der Versuch, mit Folien zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, schadet entweder der Präsentation oder der Dokumentation – meistens sogar beidem.

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Wie man kinderleicht zum Punkt kommt

Als Kind fand ich Zeitung lesen immer furchtbar langweilig. Viel zu kleiner Text, viel zu wenig Farbe, viel zu wenig Bilder. Japanischen Kindern scheint es ähnlich zu gehen. Die Zeitung Tokyo Shimbun hat nämlich eine App herausgebracht, die Zeitungstexte für Kinder übersetzt. Scannt man einen Artikel ein, erscheint er kinderkompatibel auf dem Smartphone: bunter, kürzer und anschaulicher.

Um ehrlich zu sein: Eine App, die mir in kurzen, klaren Sätzen zusammenfasst, worum es bei einem langen Artikel eigentlich geht, finde ich auch als Erwachsene gar nicht so unpraktisch. Und wenn ich mir jetzt vorstelle, ich könnte bei der nächsten langatmigen Präsentation einfach heimlich mein Smartphone zücken, um eine kinderleichte Übersetzung des Wortwustes zu bekommen… Denn einem Kind erklärt man nichts in verschachtelten Sätzen mit abstrakten Formulierungen und erst recht nicht in Tabellen in Schriftgröße 8. Für ein Kind muss man eine Botschaft erbarmungslos auf den Punkt bringen. Ohne Werbeslogan, ohne Anglizismus und ohne Worthülsen.

Was würden Sie es einem Kind erklären?

Wenn Sie bei Ihrer nächsten Präsentation auf der Stelle treten und Ihre Idee oder Ihr Produkt einfach nicht auf den Punkt bringen können, stellen Sie sich vor, wie eine solche App Ihre Kernbotschaft in Kindersprache übersetzen würde. Das bedeutet natürlich nicht, dass Ihr Produkt oder Ihre Idee jede Komplexität verlieren oder Sie Ihre Botschaft in Kindersprache vortragen sollten. Aber haben Sie es einmal geschafft, Ihre Botschaft in klare, kurze Worte zu fassen, wird es Ihnen sehr viel leichter fallen, den richtigen Küchenzuruf für Ihr Publikum zu finden und zu formulieren.

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Der Zipper – Und was ist Ihre Schlagzeile?

Der Zipper beweist: Man kann jede Story in 80 Zeichen erzählen. Was wäre Ihre Schlagzeile am Times Square?

An wenigen Orten der Welt fühlt man sich so schnell so reizüberflutet wie hier: Am New Yorker Times Square mit seinen ewig blinkenden Displays und Werbebannern. Eines der Werbebanner hat dabei eine besondere Geschichte: Der Times Square Zipper am One Times Square. Die Nachrichtenlaufschrift war 1928 der erste öffentliche digitale Newsticker. Wenn es auf dem Zipper war, wussten die Menschen: Das ist jetzt wichtig!

Was wäre Ihre Zipper-Schlagzeile?

Was eine Zipper-Schlagzeile ausmacht: Ihre Botschaft muss extrem kurz und gleichzeitig extrem aussagekräftig sein, um anzukommen. Küchenzuruf in Perfektion, sozusagen.

Was wäre, wenn Sie die Botschaft Ihrer nächsten Präsentation auf dem gigantischen Zipper am One Times Square platzieren könnten? Platz für zwanzig Bulletpoints haben Sie dort nicht. Geht nicht, denken Sie, Ihre Botschaft ist zu komplex? Geht doch, sagt Evan Rudowski, der in den 1980er Jahren den 1,5 Meter hohen und knapp 270 Meter langen Zipper für die Zeitung Newsday mit Worten fütterte:

“We had 80 characters per headline — that’s about eight to 10 words, including spaces and punctuation. By comparison, Twitter users are blathering and verbose. Trust me, you can tell any story in 80 characters.”

Fragen Sie sich vor Ihrer nächsten Präsentation: Was wäre Ihre Zipper-Schlagzeile? Denn erst wenn Sie sie gefunden haben, können Sie Ihrem Publikum vermitteln: Das ist jetzt wichtig!

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Edles Ross oder lahmer Gaul? Nur wenn Sie präzise sind, weiß Ihr Publikum, was Sie meinen.

Im ersten Semester hat mir mein Linguistikprofessor erklärt, wie präzise die deutsche Sprache funktioniert. Er stellte dar, dass es im Deutschen keine zwei Begriffe gibt, die komplett austauschbar sind – bis auf spezielle Fachbegriffe zum Beispiel in der Medizin. So bezeichnen beispielsweise „Pferd“, „Ross“ und „Gaul“ zwar dasselbe Tier, jedoch transportieren sie unterschiedliche Konnotationen und haben demnach unterschiedliche Bedeutungen, die unterschiedlich verwendet werden.

Sprachen variieren in ihrer Präzision. So gibt es im Deutschen einen Unterschied zwischen kennen und wissen (englisch to know), im Englischen hingegen gibt es einen Unterschied zwischen monkey und ape (deutsch Affe). Insgesamt ist Deutsch aber eine Sprache mit einer extrem hohen Präzision, auch dank ihrer Fähigkeit Komposita zu bilden. Schade, dass man in Präsentationen trotzdem oft genug über vage Oberbegriffe stolpert. Dauerbrenner ist zum Beispiel das Wort „Ding“. Neulich begegnete mir: „Mit XY können Sie Dinge erledigen, ohne Kompromisse einzugehen.“ Das ist schön, aber wenn ich nicht weiß, um welche Dinge es geht, fühle ich mich nicht angesprochen.

Werden Sie konkret – Seien Sie präzise!

Wolf Schneider bringt in seinem Buch Deutsch für junge Profis das Problem fehlender sprachlicher Präzision auf den Punkt:

Am törichsten aber verhält sich der Schreiber, wenn er alles Lesevergnügen provokant zerstört, indem er eine Erwartung erst abstrakt weckt und sie dann nicht konkret befriedigt.

Wenn ich weiß, welche Dinge ich meine, wenn ich „Dinge“ sage, sollte ich sie auch benennen. Wenn ich es nicht weiß, woher soll es dann mein Zuhörer oder Kunde wissen?

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Einfach nur föhnen. Dieser Friseur weiß, wie man auf den Punkt kommt.

New York ist ziemlich hip. Neben hippen Boutiquen und hippen Cafés mit hippen Menschen gibt es auch, wie könnte es anders sein, hippe Frisöre. Einer fiel mir bei meinem letzten Besuch besonders auf. Die Drybar bietet nämlich nur eine einzige Dienstleistung an: Föhnen. Für 40 Dollar bekommt der Kunde alles, was die Meister hinter dem Föhn zu bieten haben.

Das Konzept dahinter ist simpel und einleuchtend: “Our philosophy: Focus on one thing and be the best at it. For us that’s blowouts.” Und dieses Konzept scheint gut zu funktionieren, denn es gibt schon 26 Filialen von Drybar in den USA.

Und was können Sie besser als alle anderen?

Was für New Yorker Föhnfriseure gilt, trifft genauso auf überzeugende Vorträge zu. Wenn Sie etwas besser können als alle anderen, dann bringen Sie das auch glasklar auf den Punkt.

Zugegeben, in den meisten Fällen ist das sicherlich ein bisschen komplexer als Föhnen. Ihre Kunden oder Ihr Publikum überzeugen Sie aber mit dem gleichen Ansatz wie die Föhnexperten: Sie können etwas besser als die anderen, weil Sie sich darauf spezialisiert haben. Das ist viel authentischer als: „Egal, was Sie brauchen: Wir können alles perfekt!“ Das entlarven Ihre Kunden nämlich schnell als heiße Luft.

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Dr. Michael Gerharz

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