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Wer hat den bunten Hund gesehen?

Ich bin anders. Wer bist du? Wir merken uns etwas dann besonders gut, wenn es sich von allem drumherum abhebt.

Kennen Sie Dennis Rodman? In den 90er Jahren war er einer der bekanntesten und erfolgreichsten Basketballspieler der USA. Aber deshalb kenne ich ihn nicht. Ich interessiere mich nämlich nicht die Bohne für Basketball – weder damals noch heute. Ich kenne ihn, weil er doch der ist mit den Piercings überall, den bunten Haaren und den vielen Tattoos. Der Typ, der damals immer Rabatz machte und heute best buddies mit Kim Jong-Un ist. Er ist bekannt wie ein bunter Hund.

Der Restorff-Effekt

Warum bleibt uns ein bunter Hund mehr im Kopf als ein straßenköterblonder? Ganz einfach, weil das Besondere unsere Aufmerksamkeit weckt. Aber noch viel wichtiger: Es bleibt im Gedächtnis. Die deutsche Psychologin Hedwig von Restorff ging 1933 der Frage nach, welche Eigenschaften eine bestimmte Information haben musste, damit sich ihre Testpersonen an diese Information besonders gut erinnern. Für ihren Aufsatz „Über die Wirkung von Bereichsbildungen im Spurenfeld“ legte sie ihren Probanden drei Reihen vor. In der ersten Reihe waren 9 willkürliche Silben und 1 Zahl, in der zweiten 1 Silbe und 9 Zahlen und in der dritten Reihe ein Mix aus Buchstaben, Silben, Zahlen, Symbolen, Fotos, Knöpfen und anderen Elementen.

Überzeugend Präsentieren: Der Restorff-Effekt

Während sich 70 Prozent der Testpersonen an die Zahl aus Reihe 1 und die Silbe aus Reihe 2 erinnern konnten, blieben die gleiche Silbe und die Zahl in Reihe 3 nur bei weniger als der Hälfte der Personen hängen. Warum? Weil die Silbe und die Zahl die bunten Hunde waren. Der „Restorff-Effekt“ zeigt, dass sich unser Gehirn besonders gerne an isolierte Dinge erinnert. Weil sie herausstechen und wir sie nicht mehr mühsam herausfiltern müssen. Oder anders gesagt: Die Nadel im Heuhaufen zu finden ist unendlich viel schwieriger als den roten Pulli im Heuhaufen zu finden.

Wenn Gorillas Ball spielen

Was aber mindestens genauso wichtig ist: Wir sind darauf programmiert, das, was wir wahrnehmen, zu sortieren, zu priorisieren und zu kategorisieren. Denn unser Gehirn wacht sehr sorgsam darüber, dass wir keinen Informations-Overload bekommen. Scheinbar unwichtiges wird ohne wenn und aber ausgeblendet. Vielleicht kennen Sie das Video-Experiment mit den Basketballspielern des amerikanischen Psychologen Daniel Simons? Falls nicht, schauen Sie es sich an und zählen Sie mit, wieviele Pässe von den Spielern in weißen Trikots gespielt werden.

In den allermeisten Fällen werden Sie von dieser Aufgabe so abgelenkt sein, dass es Ihnen gar nicht auffällt, dass da noch etwas ganz anderes, etwas viel spektakuläreres passiert. Warum nicht? Weil wir eben nicht darauf programmiert sind, mehreren Dinge gleichzeitig die gleiche intensive Aufmerksamkeit zu schenken. Damit etwas in den Vordergrund treten kann, muss anderes in den Hintergrund rutschen. Unser Gehirn filtert, ohne uns vorher zu fragen. Wenn wir damit beschäftigt sind, Pässe zu zählen, achten wir sehr wahrscheinlich auf nichts anderes. Selbst wenn es ein Gorilla ist.

Es kann nur einen geben

Es ergeben sich also zwei Erkenntnisse, die eng zusammenhängen. Erstens: Nur wenn etwas heraussticht, fällt es uns auf und wir merken es uns. Zweitens: Unsere Aufmerksamkeit darf nicht durch etwas anderes (also für unsere Botschaft unwichtiges) abgelenkt sein.

Beide Punkte sind extrem wichtig, wenn Sie eine überzeugende Präsentation halten wollen. Überfrachten Sie Ihr Publikum mit audio-visuellen Eindrücken und gleichgeschalteten Fakten, wird es überfordert sein und relativ willkürlich einen Großteil wegfiltern. Selbst, wenn sich darunter die spektakulärste Erkenntnis der Welt versteckt.

Probieren Sie das selbst mal aus. Hören Sie sich drei Minuten Nachrichten an und lesen Sie währenddessen einen kurzen Text. Schaffen Sie es, beide Informationen danach zusammenzufassen und dabei nichts auszulassen? Und viel wichtiger: Glauben Sie, dass sich jeder Mensch dieselben Fakten gemerkt hätte?

Neulich im Supermarkt

Diesen Überladungs- und Ausblendungsprozess erleben wir jeden Tag. Beispiel: Ich möchte Tee kaufen. Und vielleicht hat der Supermarkt ein Interesse daran, mir einen bestimmten Tee zu verkaufen. Er wird dann versuchen, meine Aufmerksamkeit auf diesen Tee zu lenken. Das kann funktionieren. Das kann aber auch so aussehen:

Überzeugend Präsentieren: Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig

In diesem Fall hätte sich der Supermarkt die Hervorhebung auch sparen können. Denn sie funktioniert nur, wenn er einen oder einige wenige Artikel damit hervorhebt. Wenn mir jedes Produkt als besonders gut, billig oder exklusiv angeboten wird, sind für mich alle gleich gut, billig oder exklusiv. Weil alles besonders ist, ist nichts besonders.

 

Kürzen tut weh

Wer seine Präsentation kürzen und auf den Punkt bringen muss, findet das oft schmerzhaft. Denn dieses ist doch auch wichtig und jenes auch. Das mag stimmen. Aber es geht nicht darum, alles möglicherweise wichtige darzustellen. Es geht darum, realistisch abzuwägen, was sich Ihr Publikum innerhalb eines einzigen Vortrags merken soll und kann. Denn wenn Sie nicht gnadenlos kürzen, bis das Wichtigste, der Kern Ihrer Botschaft, klar heraussticht, wird Ihr Publikum das für Sie machen – mindestens genauso gnadenlos und mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht so, wie Sie das wollen. Wie können Sie von Ihrem Publikum erwarten, dass es weiß, was es sich merken soll, wenn Sie das noch nicht einmal selbst wissen?

Wenn Sie sich nicht vorher überlegen, was Ihr Publikum mit nach Hause nehmen soll, ist es also Zufall, was es mit nach Hause nimmt. Das ist ein bisschen so wie mit dem optischen Trick mit den zwei Gesichtern – eine junge und eine alte Frau. Nicht jeder sieht dasselbe, wenn er etwas anschaut. Das gleiche passiert bei einer Präsentation, wenn Sie Ihre Kernbotschaft nicht klar herausstellen.

Was hängen bleibt

Es ist Ihr Job, diesen Filterprozess zu steuern, so dass das hängenbleibt, was relevant ist. Und was relevant ist, müssen Sie bestimmen. Es ist Ihr Küchenzuruf. Ansonsten nimmt jeder einzelne Zuhörer genau das mit, was sich ihm zufälligerweise besser einprägt. Im schlimmsten Fall ist das gar nichts, außer dass er Ihre gelbe Krawatte ziemlich hässlich fand.

Verstecken Sie Ihren Küchenzuruf deshalb nicht hinter einer Front von Fakten. Machen Sie ihn zum bunten Hund!

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In Deckung vor Tante Gerda

Überzeugend Präsentieren: In Deckung vor Tante Gerda

Weihnachten könnte so schön sein. Duftende Plätzchen und kuschelige Abende, köstlicher Gänsebraten und … Tante Gerda. Jeder hat eine Tante Gerda in der Familie. Die Kinder nehmen vor ihren schmatzenden Küssen Reißaus, die Erwachsenen gehen ihr aus dem Weg, weil sie wissen: Wenn sie Tante Gerda einmal an der Backe haben, werden sie sie so schnell nicht mehr los. Denn Tante Gerda redet gerne und ausführlich. Zum Beispiel über ihren letzten medizinischen Eingriff oder wie ihr Dackel Waldi vor zehn Jahren mal ein Kaninchen jagte. Danach schimpft sie ausgiebig über die Jugend von heute.

Warum Tante Gerda nervt

Warum finden wir Tante Gerda eigentlich so nervig? Ganz einfach, weil sie keinerlei Notiz davon nimmt, was ihren Gesprächspartner interessiert. Sie spricht nur über sich selbst, erzählt zum hundertsten Mal altbekannte Geschichten und langweilt mit Allgemeinplätzen. Sie möchte sich nicht unterhalten, sie möchte reden. Deshalb merkt sie auch nicht, wenn ihr Gegenüber nach wenigen Minuten nur noch regelmäßig “hmmm…” sagt, weil es gedanklich schon längst abgeschaltet hat.

Und wen soll das interessieren?

Leider begegnet uns Tante Gerda nicht nur auf Familienfeiern. Sie schleicht sich auch in viele Präsentationen. Der Vortragende redet und redet und merkt nicht, dass das, was er sagt, eigentlich niemanden in seinem Publikum interessiert. Anstatt die Zuhörer mit ihren Interessen und Bedürfnissen in den Mittelpunkt seines Vortrags zu rücken, stellt er das Thema nur aus seiner Perspektive vor. Er bombardiert sein Publikum mit Fakten und Einzelheiten, die sich niemand merken kann. Deshalb hört auch ihm nach kurzer Zeit niemand mehr zu.

Da, wo der Schuh drückt

Der Unterschied zwischen Tante Gerda und einem Vortragenden ist: Tante Gerda ist zur Familienfeier gekommen, um Eierpunsch zu trinken und über sich selbst zu reden. Es ist ihr egal, dass ihr niemand richtig zuhört. Als Vortragender hingegen wollen Sie etwas bewegen, ansonsten könnten Sie sich die Präsentation direkt sparen. Und Sie können nur etwas bewegen, wenn Sie Ihren Zuhörer da packen, wo ihm der Schuh drückt und ihm zeigen, wie Ihr Produkt oder Ihre Idee ihm das Leben leichter macht.

Wenn Ihnen Tante Gerda also auch in diesem Jahr wieder ein Ohr abschwatzt, nehmen Sie sich fest vor, Ihr Publikum beim nächsten Vortrag davor zu bewahren.

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Präsentieren ohne Stützräder

Überzeugend Präsentieren: Präsentieren ohne Stützräder

Hand auf’s Herz: Eine Schreibblockade hatten wir doch alle schon mal. Wir haben auf ein leeres Dokument gestarrt, während der Eingabekursor hämisch im Sekundentakt blinkte, als wollte er sagen: Na mach schon, ich warte, die Zeit läuft. Und haben einfach nicht gewußt, wie wir anfangen sollen.

Aber hatten Sie eigentlich auch schon mal eine Schreibblockade mit Powerpoint? Wahrscheinlich nicht. Denn Powerpoint macht es uns so leicht: Es gibt keine leere Seite. Wir öffnen eine neue Datei und werden sorgsam an die Hand genommen. Geben Sie einen Präsentationstitel ein, geben Sie einen Folientitel ein, füllen Sie diese Bulletpointliste. Mission accomplished, Präsentation fertig.

Präsentation gleich Folien?

Aber das ist getrickst. Stimmt, mit Powerpoint, Keynote und Co. ist es einfach, etwas zu erstellen. Irgendetwas eben. Denn Powerpoint gaukelt uns vor, dass es ein einziges Schema gibt, dem wir folgen müssen und hinten kommt dann eine gute Präsentation heraus. Was Powerpoint uns vermitteln ist: Präsentation gleich Folien. Wenn Sie Folien haben, auf denen etwas steht, ist Ihr Vortrag fertig.

Das ist genauso, also gäbe es bei Word nur bestimmte Blöcke, die man füllen dürfte, egal ob Sie einen wissenschaftlichen Artikel, einen Brief oder eine Rede schreiben wollen: Schreiben Sie hier eine Einleitung, machen Sie hier eine Aufzählung, fügen Sie hier eine Anekdote ein. Absurd, oder? Warum sollte eine solche Einheitsgröße also bei Präsentationen funktionieren?

Beginnen Sie mit dem Denken

Fangen Sie nicht mit der Technik an, sondern mit dem Denken. Denken Sie darüber nach, was die eine Botschaft ist, die Ihr Zuhörer auf jeden Fall mit nach Hause nehmen muss. Denken Sie darüber nach, wo Ihrem Publikum der Schuh drückt und wie Ihre Idee, Ihr Produkt oder Ihre Botschaft ihm das Leben leichter macht. Denken Sie darüber nach, welche spannenden Geschichten Sie erzählen könnten, mit denen sich Ihr Publikum identifiziert.

Machen Sie sich Notizen, halten Sie Stichpunkte fest, malen Sie Mindmaps, schreiben Sie Ideen auf Post-its, Schmierzettel, Whiteboards – ganz wie Sie möchten. Das sieht erst mal chaotisch aus, ist aber eher ein “kreatives Chaos”. Denn mit einer solchen Ideensammlung haben Sie eine bessere und vor allem individuellere Grundlage, Ihre Präsentation zu strukturieren, als sie Powerpoint jemals liefern könnte. Jetzt können Sie Ihre Stichpunkte und Ideen anordnen, um- oder neusortieren, Unwichtiges mutig rausschmeißen und Wichtiges ins Zentrum rücken.

Das funktioniert übrigens nicht nur bei Präsentationen, sondern eigentlich bei jeder Art von Text: Eine Schreibblockade lösen Sie am besten damit, all Ihre Ideen zu sammeln und dann solange zu sortieren, bis Ihnen Einstieg, roter Faden und Hauptaussage wie Schuppen von den Augen fallen. Damit liegt der schwierigste Teil schon hinter Ihnen, denn Sie müssen die Puzzleteile anschließend eigentlich nur noch aneinandersetzen.

In welche Richtung fahren Sie?

Präsentationen ohne Powerpoint zu erstellen, ist ein bisschen, wie zum ersten Mal ohne Stützräder Fahrrad zu fahren. Am Anfang ist es ganz schön wackelig und wir fühlen uns auch ein bisschen alleingelassen. Wir haben Angst hinzufallen oder mit voller Fahrt gegen einen Baum zu fahren. Das kann natürlich passieren. Aber wenn wir den Dreh raus haben, merken wir auf einmal, wie frei wir ohne die Stützen sind. Und in wie viele Richtungen man eigentlich fahren kann. Übrigens: Die Kinder von heute lernen nicht mehr mit Stützrädern Fahrradfahren, sondern mit Laufrädern ohne Pedale. Damit sie direkt losdüsen können. Warum benutzen Sie dann noch Stützräder?

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur “Blogparade gegen die Schreibblockade” von PR-Doktor Kerstin Hoffmann.

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Das kann ich schon ganz alleine!

Überzeugend Präsentieren: Das kann ich schon ganz alleine!

Stellen Sie sich folgende Situation vor. Sie sitzen an Ihrem Schreibtisch, vor Ihnen der druckfrische Quartalsbericht. Sie beginnen zu lesen. Doch neben Ihnen sitzt Kollege Schmitz und sagt Ihnen, wie schnell oder langsam Sie an dieser oder jener Stelle lesen können, wie lange Sie ein Diagramm betrachten dürfen und wie schnell Sie umblättern müssen. Nervig, oder? Ich möchte wetten, nach zwei Minuten haben Sie den Bericht samt Kollegen Schmitz in die Ecke gepfeffert.

Eine Präsentation ist jedoch genau das! Fast nirgendwo müssen wir Inhalte so fremdbestimmt konsumieren, wie bei einer Präsentation. Der, der da vorne steht, hat die Hosen an, er bestimmt Tempo und Takt, Reihenfolge und roten Faden – wir als Zuhörer haben nur zwei Möglichkeiten: Zuhören oder abschalten. Friss oder stirb.

Dabei ist uns Fremdbestimmt sein von Grund auf zuwider. Schon als Dreijährige wussten wir: „Ich kann das schon ganz alleine!“ Wenn wir das Gefühl haben, jemand drängt uns seinen Willen auf, werden wir trotzig. Damit wird jede Präsentation auch zum Spagat. Sie wollen Ihre Botschaft überbringen, ohne, dass Ihr Zuhörer das Gefühl hat, dass ihm etwas aufgedrängt wird. Sie wollen, dass er eine halbe Stunde auf seinem Stuhl sitzt und Ihnen aufmerksam zuhört. Dafür müssen Sie ihm etwas bieten, dass ihn überzeugt, dass es eine gute Idee war, Ihnen eine halbe Stunde seiner Zeit zu schenken und Ihnen zuzuhören.

Präsentieren wie im Actionfilm

Seien Sie sich über eines im Klaren: Sie werden niemals alle unter einen Hut kriegen. Den einen interessiert Aspekt A ganz besonders, darüber hat er schließlich seine Abschlussarbeit geschrieben. Der andere würde Aspekt B am liebsten ganz überspringen, denn der hat ihn noch nie gejuckt. Dem einen geht es zu schnell, dem anderen zu langsam. Sie können niemandem in den Kopf gucken und selbst wenn, müssten Sie 20, 50, 100 oder noch mehr verschiedene Vorlieben, Vorwissen und Auffassungsgaben in einer einzigen Präsentation gleichzeitig bedienen. Unmöglich.

Versuchen Sie viel lieber, Ihr Publikum möglichst wenig spüren zu lassen, dass es fremdbestimmt wird. Als Beispiel: Wie oft saßen Sie schon in einem spannenden Actionfilm und fühlten sich fremdbestimmt, weil Ihnen die Kameraeinstellungen nicht passte, der Schnitt oder die Dialoge? Darauf haben Sie gar nicht geachtet? Genau. Machen Sie es genauso wie der Actionfilm. Erzählen Sie Geschichten und fesseln Sie Ihr Publikum. Denn dann denkt niemand mehr: Gähn, langweilig, nächste Folie bitte. Dann denken alle: Spannend! Und wie geht es weiter?

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Wenn Präsentieren wie Urlaub wäre

Gestern war nicht nur Bundestagswahl, gestern war auch Herbstanfang. Und auch wenn sich die Sonne diese Woche noch einmal die letzte Ehre erweist, eins steht fest: Die entspannten Sommermonate sind vorbei. Jetzt wird im Job wieder richtig rangeklotzt. Konferenzen, neue Projekte und Jahresabschlussberichte stellen unsere frisch aufgetankte Sommerenergie schnell auf die Probe. Und wir ertappen uns dabei, seufzend an den Urlaub zurückzudenken, der nur ein paar Wochen her ist, aber Lichtjahre entfernt scheint. Laue Abende am Strand scheinen im Alltag doch irgendwie verlockender als klingelnde Telefone und drängelnde Chefs.

So ist das halt im Leben, Job ist Job und Schnaps ist Schnaps.

Oder?

Was, wenn Surfen Ihr Job wäre?

So muss es nicht sein, sagte der kluge Seth Godin neulich auf seinem Blog. Ein Job ist nur dann ein Job, wenn man ihn wie einen behandelt. Selbst die schönste Urlaubsaktivität würde so zum drögen Alltag werden:

What if surfing was your job? The risk of skin cancer. The falling. Sand in your socks. The people hassling you for your spot on the wave. The pressure to do more sets. The other guys at the beach who don’t appreciate your style. The drudgery of doing it again tomorrow, when the weather sucks. And then every day, from now on, never ceasing. Where would you go on vacation?

Your drudgery is another person’s delight. It’s only a job if you treat it that way. The privilege to do our work, to be in control of the promises we make and the things we build, is something worth cherishing.

To do: Begeistert sein!

In unserer Freizeit investieren wir ohne Mühe Stunden in anstrengende Aktivitäten. Wir laufen kilometerweit oder klettern Berge hoch, wir brüten im Hobbykeller über Detailarbeiten oder vertiefen uns stundenlang in Sachbüchern. Und zwar nicht, weil es auf irgendeiner To-do-Liste steht, sondern, weil es uns entspannt und Freude bereitet. Was wäre, wenn Sie Ihren nächsten Vortrag auch wie etwas behandeln würden, das Sie auch in Ihrer Freizeit gerne tun? 

Warum Sie das tun sollten? Weil Sie etwas wichtiges und spannendes zu sagen haben. Und weil es sich großartig anfühlt, andere Menschen von der eigenen Begeisterung mitzureißen. Wenn Sie auch Ihrem Vortrag diese Begeisterung schenken, statt ihn wie Arbeit zu behandeln, wird er sich auf einmal auch nicht mehr nach Arbeit anfühlen, sondern wie etwas, das Sie gerne tun.

Und das spüren dann auch die Menschen in Ihrem Publikum.

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Hat da schon mal jemand drüber nachgedacht?

Es ist Wahlkampfzeit in Deutschland. Da geht es kommunikativ um die Wurst. Ganze Städte sind bunt gepflastert mit Werbepostern aller politischen Couleur. Und alle wollen nur eines: Überzeugen. Da sollte man doch meinen, dass sich diejenigen, die jetzt Laternenpfähle, Litfaßsäulen, Plakatwände tausendfach mit Werbebotschaften pflastern, besondere Mühe gegeben haben, um ihre Botschaften glasklar auf den Punkt zu bringen. Doch denkt man nur eine Minute darüber nach, entpuppen sich viele Botschaften als kommunikative Klöpse.

Beispiel 1: Wenn alles wichtig ist, ist nichts wichtig

Seit ein paar Wochen sehe ich jeden Morgen an der Ampel dieses Plakat:

Überzeugend Präsentieren: Wenn alles wichtig ist

Ein Vater backt mit seiner Tochter Pfannkuchen. Darüber der Spruch: „Jede Familie ist anders. Und uns besonders wichtig.“ Wenn man mal beiseite nimmt, dass ein pfannkuchenbackender Vater nicht unbedingt der prägnanteste Repräsentant für unser modernes Familienbild ist (da würde mir spontan eher Multikulti/Patchwork/gleichgeschlechtlich/alleinerziehend einfallen), auch rein sprachlich ist das doch Quatsch. Wie kann mir jemand besonders wichtig sein, wenn alle besonders wichtig sind? Das führt das Wörtchen „besonders“ doch irgendwie ad absurdum. Wenn mir alles besonders wichtig ist, ist mir nichts besonders wichtig.

Nachtrag [2.9.2013] Bevor die zweite Welle an Wahlkampfplakaten gedruckt wurde, hat bei der CDU offenbar doch noch mal jemand nachgedacht. Jetzt heißt es: „Weil Jeder zählt.“ Und so ist es sprachlich auch sinnvoll.

CDU-Wahlplakat: „Weil Jeder zählt.“

Beispiel 2: Bonn an die Macht?

Überall in Bonn begegnet mir dieses Poster:

Überzeugend Präsentieren: Bonn an die Macht?

 

„Bonn in die Regierung – Das geht nur mit uns“. Wirklich? Kann der grüne, schwarze oder rote Abgeordnete für Bonn nicht in die Regierung kommen? Außerdem muss ich mich doch fragen, ob ich einem Kandidaten meine Stimme schenken soll, dessen größte Qualifikation offensichtlich ist, dass er aus der gleichen Stadt kommt wie ich. Auch hierüber hat wohl niemand länger als 30 Sekunden nachgedacht.

Sind Wahlplakate Nonsense-Poster?

Das Satiremagazin „Der Postillon“ titelte vorletzte Woche: „Parteien fassungslos: Wahlplakate von Unbekannten durch inhaltsleere Nonsens-Poster ersetzt“. Ganz so schwarz möchte ich es gar nicht sehen. Rein kommunikativ betrachtet, schlagen sich einige Parteien im Bundestagswahlkampf 2013 gar nicht schlecht. Die Kampagne der Grünen zum Beispiel: Auffällige Bilder zu pointierten Aussagen – davon könnten sich einige andere Parteien mal eine Scheibe abschneiden (übrigens ausführlich diskutiert im Blog Homo Politicus).

Wer sich für einen Blick auf die Wahlkampfplakate der Bundestagswahl 2013 aus gestalterischer Sicht interessiert, sollte übrigens einen Blick auf Achim Schaffrinnas Blog Designtagebuch werfen. In zwei Teilen diskutiert er die Plakate der Bundestagswahl: Teil 1 und Teil 2.

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Ran an das Publikum – Vier Tipps für den direkten Draht

Begeisterungsstürme lösen Sie nicht aus, wenn Sie sich hinter dem Pult verstecken. Geben Sie Ihrem Publikum das Gefühl, dass Sie den Kontakt wollen.

Man kann von Steve Jobs und seinen Produkten halten, was man will. Aber seine Präsentationen waren genial. Wenige können ihr Publikum so begeistern, wie er es konnte. Warum? Weil er selbst begeistert war und mit Herz und Seele hinter seinen Ideen stand. Und jetzt stellen Sie sich mal vor: Steve Jobs hinter einem Rednerpult, der Blick starr auf einen Punkt hinten im Raum fixiert, eintönig seinen Text herunterleiernd. Da kommen statt Begeisterung doch höchstens müde Gähner auf. Dennoch passiert genau das täglich in deutschen Meeting- und Konferenzräumen.

Augen zu und durch?

Präsentationen sind Stresssituationen, klare Sache. Wer aber mit der Einstellung „Augen zu und Text abspulen“ an seinen Vortrag herangeht, der kann es eigentlich auch direkt lassen. Denn Hand auf’s Herz: Wer von uns hört sich schon gerne monotone Monologe an? Da kann das Thema noch so spannend sein, nach ein paar Minuten beschäftigt sich auch der willigste Zuhörer gedanklich lieber mit dem nächsten Urlaub, dem anstehenden Meeting oder den neusten E-Mails.

Hier sind vier einfache Methoden, mit denen Sie eine direkte Verbindung zu Ihrem Publikum aufbauen können:

1. Die Mauer muss weg

Sie wollen keine Barrieren zwischen sich und Ihrem Publikum. Weder sprachlich, noch inhaltlich und erst recht nicht physisch. Bei Lampenfieber ist ein Rednerpult sicher ein willkommener Schutzschild. Aber wenn Sie sich verstecken, verstecken Sie auch Ihre Botschaft. Sie wollen schließlich etwas rüberbringen. Das funktioniert nicht mit einem “Ich hier oben und Ihr da unten”-Ansatz. Stehen Sie hingegen frei, können Sie sich auch frei bewegen, frei gestikulieren und im wortwörtlichen Sinne auf Ihr Publikum zugehen.

2. Schau mir in die Augen, Kleines

Was tun Sie, wenn Ihnen jemand ins Gesicht sieht und spricht? Richtig, Sie gucken zurück und hören zu. Was in einer Eins-zu-eins Unterhaltung funktioniert, funktioniert auch in einer Eins-zu-vielen Unterhaltung. Schauen Sie Ihrem Zuhörer ins Gesicht, während Sie sprechen. Das heißt nicht, dass Sie angestrengt Blickkontakt mit jedem einzelnen Zuhörer suchen müssen. Wenn Sie eine Person anschauen, überträgt sich das Gefühl des „Angesprochen werdens“ auch auf die danebensitzenden Personen. So reden Sie nicht zu Ihrem Publikum, sondern mit ihm.

3. Körpersprache lügt nie

Unsere Körpersprache können wir nicht austricksen. Anstatt krampfhaft darauf zu achten, bloß nie die Hände in die Taschen zu stecken oder eine bestimmte Geste zu machen, seien Sie lieber authentisch. Spielen Sie Ihrem Publikum nichts vor, das wird es sofort merken. Sie haben eine Botschaft, an die Sie selbst glauben. Wenn Sie sie selbstbewusst und überzeugt vortragen, macht ihr Körper oft automatisch das Richtige.

4. Wir verstehen uns schon …

Finden Sie Aufhänger, um mit Ihrem Publikum auf einer persönlichen Ebene anzuknüpfen. Das gibt Ihren Zuhörern das Gefühl, dass Sie wirklich zu ihnen sprechen und nicht nur ein übliches Programm abspulen. Binden Sie persönliche Eigenschaften Ihrer Zuhörer ein. Zum Beispiel: „Herr Meier, Sie arbeiten doch auch in diesem Bereich. Geht es Ihnen nicht auch so, dass …“ Wenn Sie niemandem im Publikum kennen, versuchen Sie vor Beginn des Vortrags ein wenig Smalltalk zu halten, um so das ein oder andere persönliche Detail aufzuschnappen. Alternativ können Sie einzelne Personen auch während des Vortrags direkt ansprechen: „Wie ist das denn eigentlich bei Ihnen?“

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Sprechen Sie Geheimsprache?

Überzeugend Präsentieren: Sprechen Sie Geheimsprache?Haben Sie schon mal im echten Leben das Wort “fernmündlich” benutzt, wenn Sie eigentlich telefonisch meinten? Oder “Augengläser”, wenn Sie Brille meinten? Oder “Wertzeichnung”, wenn Sie Briefmarke meinten? Nein? Ich auch nicht. Behörden hingegen machen das täglich.

Das wäre nicht schlimm, wenn sie das nur untereinander machen würden. Aber auch wenn sie mit uns Bürgern sprechen, tun sie dies oft in ihrer internen Sprache und denken nicht daran, dass nicht jeder diese Sprache versteht. Das gleiche kann man beispielsweise bei ITlern, Ärzten oder Marketingexperten beobachten, die sich oft hinter ihrer Geheimsprache verstecken und damit an ihrer Zielgruppe vorbeikommunizieren.

Kommunikation auf britisch

Das geht auch anders. Die britische Regierung hat den Kampf gegen unverständlichen Bürokratensprech aufgenommen. Im Oktober 2012 startete sie ihre neue offizielle Webseite gov.uk, die konsequent auf klare und verständliche Sprache setzt.

Die Logik dahinter:

“GOV.UK is focused on the needs of users, not the needs of government. It has been planned, written, organised and designed around what users need to get done, not around the ways government want them to do it – providing only the content they need and nothing superfluous.”

Bye bye, Geheimsprache

Das Ergebnis ist eine transparente, nutzerorientierte Webseite, die die Sprache der Zielgruppe spricht. Und davon kann man sich einiges für die eigene Kommunikation abschauen. Der redaktionelle Leitfaden der britischen Regierungs-Website gibt Tipps für eine klare und transparente Sprache, die auch für Ihre nächste Präsentation nützlich sein könnten:

  • Seien Sie klar und präzise und nutzen Sie nicht unnötig komplizierte oder unhandliche Formulierungen. Zum Beispiel: Geht es wirklich um eine Problemstellung und eine Fragestellung? Oder ganz einfach um ein Problem und eine Frage? Und müssen Sie wirklich Niederschlag sagen, wenn Sie Regen meinen?
  • Nutzen Sie aktive Sprache. Passive Formulierungen sind unpräzise und anonym, denn sie verschleiern den Akteur. “Es wurde beschlossen, dass…” ist sehr viel weniger aussagekräftig als “Wir/Abteilung 5/Herr Müller haben beschlossen, dass…”.
  • Sprechen Sie Ihr Publikum an und machen Sie es zum Mittelpunkt Ihrer Aussage. Sagen Sie nicht: “Unsere Software sorgt für mehr Produktivität.” sagen Sie: “Mit unserer Software können Sie in weniger Zeit viel mehr erledigen.”  
  • Nutzen Sie Abkürzungen und Fachbegriffe nur, wenn Sie ganz sicher sind, dass Ihr Publikum sie versteht. Ansonsten erklären Sie sie oder lassen Sie sie ganz weg.

Wenn Sie etwas zu sagen haben, sagen Sie es in der Sprache Ihres Publikums. Und wenn ein bürokratischer Großapparat wie die britische Regierung das kann, dann können Sie es auch.

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Das will ich auch!

Jeder will ein Happy EndEin muskulöser Typ mit cooler Sonnenbrille fährt in einem schnellen Auto am Meer entlang. Eine umwerfende Frau fährt neben ihm her. Er hält an und springt von der Klippe ins kristallklare Wasser. Am Strand wartet die Traumfrau lächelnd auf ihn. Das wollen Sie auch? Können Sie haben. Kaufen Sie dafür nur den am Ende des Spots eingeblendeten Herrenduft. So einfach ist das.

Das Konzept klingt trivial, ist aber erfolgreich. Werbung funktioniert dann am besten, wenn sie Emotionen weckt. Wenn sie im Zuschauer ein “So will ich auch sein/aussehen/mich fühlen/gesehen werden”-Gefühl auslöst. Denn wer bei seinen Emotionen gepackt wird, der ist eigentlich schon so gut wie überzeugt.

Und was wollen Sie verkaufen?

Die Macht der Emotionen können Sie auch bei Ihren Vorträgen nutzen. Denn auch Sie wollen mit Ihrer Präsentation etwas verkaufen; sei es ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Idee. Sie wollen, dass sich Ihre Zuhörer mit Ihrem Produkt oder Ihrer Idee identifizieren und denken: “Das will/kann/finde ich auch!” Dabei kann es sich um ein Parfüm, aber genauso gut um ein Staubsaugermodell oder eine abstrakte Idee wie Tierschutz oder eine neue Organisationsstruktur in Ihrem Unternehmen handeln.

Die “Das will ich auch”-Geschichte

Die emotionale Identifikation Ihres Publikums mit Ihrer Botschaft geschieht idealerweise zu Anfang Ihrer Präsentation, damit es Ihnen während des gesamten Vortrags aufmerksam zuhört. Geschichten eignen sich sehr gut für einen emotionalen Einstieg, den Sie im Laufe des Vortrags dann mit Fakten und Argumenten unterfüttern können.

Für eine solche Geschichte brauchen Sie drei Zutaten:

Der Held: Mit dem Helden der Geschichte muss sich Ihr Zuhörer identifizieren. Das kann jemand sein, der ihm tatsächlich ähnlich ist und seine Probleme teilt oder der wie jemand ist, der Ihr Zuhörer gerne sein möchte (wie im Fall der Parfümwerbung). Der Held kann zum Beispiel jemand sein, der im selben Beruf arbeitet, in der selben Region lebt oder ein Prominenter ist. In jedem Fall muss es ein Protagonist sein, mit dem Ihr Zuhörer mitfühlt.

Das Problem: Das Problem Ihrer Geschichte bedroht die heile Welt des Helden. Diese Herausforderung sollte also eine relevante und reale Problematik für Ihren Zuhörer sein. Zum Beispiel etwas, das ihm regelmäßig in seinem Alltag begegnet, nach dem Motto: “Kennen Sie das nicht auch, wenn…?” Im Fall der Parfümwerbung wird das Problem übrigens nur implizit dargestellt, denn sie suggeriert: “So willst du zwar gerne sein, aber du bist es leider nicht!”

Das Happy End: Am Happy End der Geschichte sollte Ihr Produkt oder Ihre Idee maßgeblich beteiligt sein. Wie trägt Ihre Idee dazu bei, dass der Held sein Problem löst oder etwas Positives erwirkt? Wie macht Ihr Produkt dem Helden das Leben leichter? Bei der Parfümwerbung ist das Happy End natürlich, dass man mit diesem Parfüm im Handumdrehen zu einem cooleren Typen wird.

Und welches Happy End erwartet Ihr Publikum?

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Keine Ahnung? Kein Problem!

Zur Wissenslücke stehen, statt heiße Luft zu blasen Zuzugeben, dass Sie etwas nicht wissen, stärkt Ihre Glaubwürdigkeit.

Was passiert eigentlich, wenn das Internet voll ist? Bernd Neumann, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, weiß ganz offensichtlich nicht, was er NDR-Reporterin Caro Korneli auf der CDU Mediennacht 2011 darauf antworten soll. Unbeirrt lässt er also eine ganze Bullshitlawine ab und macht sich damit wochenlang zum Gespött der digitalen Nation.

Leider ist Neumann kein Einzelfall. Sie begegnen uns jeden Tag: Dummschwätzer, Schaumschläger und Heiße-Luft-Puster, die glauben, dass sicheres Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit eine sichere Kiste ist; dass Irgendwas-sagen im Zweifel besser ist als vermeintlich Doof-dastehen. Überzeugend ist das jedoch nie.

Mut zur Lücke

Niemand kann alles wissen. Wer geradeheraus sagt, „Tut mir leid, das weiß ich nicht“ oder „Die Frage habe ich jetzt nicht verstanden, würden Sie sie noch einmal neu formulieren?“, bleibt authentisch und ehrlich. Wer um den heißen Brei herumredet, wirkt unglaubwürdig.

Natürlich sollten Sie Ihren Vortrag gut vorbereiten. Aber es kann immer die eine Frage geben, die Sie doch auf dem falschen Fuß erwischt. Wollen Sie trotzdem souverän auftreten und Ihr Publikum für sich gewinnen, ist es viel besser zuzugeben, dass Sie die Antwort nicht wissen, anstatt wild zu rudern.

Hier sind ein paar Ansätze, wie Sie sich verhalten können, wenn Sie eine Frage aus dem Publikum nicht beantworten können:

1. Antworten Sie erst, wenn Sie die Frage wirklich verstanden haben

Herr Neumann strauchelt u.a. deswegen, weil er gar nicht so genau verstanden hat, was Frau Karoli eigentlich meint. Anstatt sofort loszureden, hätte er also zuerst nachfragen sollen: „Die Frage habe ich nicht verstanden. Wie genau meinen Sie das?“ Dann hätte er erkannt, dass es eine Scherzfrage war.

Wer nicht einmal weiß, wozu er sich äußerst, kann ja nur Bullshit erzählen. Achten Sie also darauf, dass Sie die Frage richtig verstanden haben, formulieren Sie sie notfalls in Ihren eigenen Worten neu und stimmen Sie so mit dem Fragenden ab, dass Sie das gleiche meinen. Dadurch zeigen Sie Ihrem Publikum auch, dass Sie die Frage ernst nehmen. Nützlicher Nebeneffekt der Nachfrage: Sie erhalten mehr Zeit zum Nachdenken.

2. Geben Sie Fragen weiter

Halten Sie beispielsweise einen Vortrag vor Fachpublikum, spielen Sie Fragen zurück. Sagen Sie: „Mit diesem Aspekt habe ich mich bisher nicht detailliert beschäftigt, aber glücklicherweise sind wir in einem Raum voller Experten. Darf ich die Frage an das Publikum weitergeben? Wer von Ihnen kann etwas dazu sagen?“

3. Bleiben Sie dran

Manchmal kennen Sie vielleicht nicht die Antwort auf eine Frage, wissen aber, wie Sie sie bekommen können. Sagen Sie dann zum Beispiel: „Das kann ich gerade nicht beantworten. Aber das finde ich gerne für Sie heraus und komme auf Sie zurück.“ Oder: „Ich bringe Sie gerne in Kontakt mit meinem Kollegen XY, er ist ein Spezialist auf diesem Gebiet.“ Versäumen Sie dann nur auf keinen Fall, Ihr Versprechen auch tatsächlich zu halten.

4. Entwaffnen Sie Besserwisser

Lassen Sie sich nicht auf Spitzfindigkeiten und Klein-Klein-Diskussionen ein. Wenn sich ein Fragesteller daran festbeißt, dass Sie etwas nicht wissen, sagen Sie: „Leider haben wir im Moment keine Zeit, diese Frage im Detail zu diskutieren. Vielleicht können wir das gleich in der Kaffeepause weiter besprechen?“ Übrigens: Oft wird ein solcher Besserwisser gar kein Interesse mehr daran haben, das Thema weiter zu vertiefen, wenn niemand anderes zuhört.

5. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Antwort

Steve Jobs war bekannt dafür, vor einer Antwort lange nachzudenken. Je schwieriger die Frage, desto mehr Zeit nahm er sich. Er legte sich in Gedanken seine Antwort zurecht, bevor er zu sprechen begann – und nicht erst, nachdem er bereits die ersten Worte gesagt hatte. Machen Sie sich keine Sorge über die Stille, die entsteht, wenn Sie erst einmal ein paar Sekunden nach der richtigen Antwort suchen. Ihr Publikum wird es Ihnen danken, wenn die Antwort danach fundiert und wohl formuliert ist.

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